(Απο τις Φιλοσοφικες Ερευνες)
246
inwiefern sind nun meine empfidungen /privat/? - nun, nur ich kann wissen, ob ich wirklich schmerzen habe; der andere kann es nur vermuten. - das ist in einer weise falsch, in einer andern unsinnig. wenn wir das wort 'wissen' gebrauchen, wie es normalerweise gebraucht wird (und wie sollen wir es gebrauchen!), dann wissen es andre sehr haeufig, wenn ich schmerzen habe, - ja, aber doch nicht mit der sicherheit, mit der ich selbst es weiss! - von mir kann ich ueberhaupt nicht sagen (ausser etwa im spass), ich wisse, dass ich schmerzen habe. was soll es denn heissen - ausser etwa, dass ich schmerzen /habe/?
man kann nicht sagen, die andern lernen meine empfindung /nur/ durch mein benehmen, - denn von mir kann man nicht sagen, ich lernte sie. ich /habe sie/.
das ist richtig: es hat sinn, von andern zu sagen, sie seien im zweifel darueber, ob ich schmerzen habe; aber nicht, es von mir selbst zu sagen.
248
der satz 'empfindungen sind privat' ist vergleichbar dem: 'patience spielt man allein.'
250
warum kann ein hund nicht schmerzen heucheln? ist er zu ehrlich? koennte man einen hund schmerzen heucheln lehren? man kann ihm vielleicht beibringen, bei bestimmten begebenheiten wie im schmerz aufzuheulen, ohne dass er schmerzen hat. aber zum eigentlichen heucheln fehlte diesem benehmen noch immer die richtige umgebung.
253
'der andre kann nicht meine schmerzen haben.' - welches sind /meine/ schmerzen? was gilt hier als kriterium der identitaet? ueberlege, was es moeglich macht, im falle physikalischer gegenstaende von 'zwei genau gleichen' zu sprechen. z.b. zu sagen: 'dieser sessel ist nicht derselbe, den du gestern hier gesehen hast, aber er ist ein genau gleicher.'
soweit es /sinn/ hat, zu sagen, mein schmerz sei der gleiche wie seiner, soweit koennen wir auch beide den gleichen schmerz haben. (ja, es waere auch denkbar, dass zwei menschen an der gleichen - nicht nur homologen - stelle schmerz empfaenden. bei siamesischen zwillingen z.b., koennte das der fall sein.)
ich habe gesehen, wie jemand in einer diskussion ueber diesen gegenstand sich an die brust schlug und sagte: 'aber der andre kann doch nicht DIESEN schmerz haben!' - die antwort darauf ist, dass man durch das emphatische betonen des wortes 'diesen' kein kriterium der identitaet definiert. die emphase spiegelt uns vielmehr nur den fall vor, dass ein solches kriterium uns gelaeufig ist, wir aber daran erinnert werden muessen.
254
auch das ersetzen des wortes 'gleich' durch 'identisch' (z.b.) ist ein typisches auskunftsmittel in der philosophie. als redeten wir von abschattungen der bedeutung und es handle sich nur darum, mit unsren worten die richtige nuance zu treffen. und darum handelt sich's beim philosophieren nur dort, wo unsere aufgabe ist, die versuchung, eine bestimmte ausdrucksweise zu gebrauchen, psychologisch genau darzustellen. was wir in so einem fall 'zu sagen versucht sind', ist natuerlich nicht philosophie; sondern es ist ihrrohmaterial. was also ein mathematiker, z.b., ueber objektivitaet und realitaet der mathematischen tatsachen zu sagen geneigt ist, ist nicht eine philosophie der mathematik, sondern etwas, was philosophie zu /behandeln/ haette.
255
der philosoph behandelt eine frage: wie eine krankheit.
257
'wie waere es, wenn die menschen ihre schmerzen nicht aeusserten (nicht stoehnten, das gesicht nicht verzoegen, etc.)? dann koennte man einem kind nicht den gebrauch des wortes 'zahnschmerzen' beibringen.' - nun, nehmen wir an, das kind sei ein genie und erfinde selbst einen namen fuer die empfidung! - aber /nun/ koennte es sich freilich mit diesem wort nicht verstaendlich machen. - also versteht es den namen, kann aber seine bedeutung niemand erklaeren? - aber was heisst es denn, dass er 'seinen schmerz benannt hat'? - wie hat erdas gemacht: den schmerz benennen?! und, was immer er getan hat, was hat es fuer einen zweck? - wenn man sagt: 'er hat der empfindung einen namen gegeben', so vergisst man, dass schon viel in der sprache vorbereitet sein muss, damit das blosse benennen einen sinn hat. und wenn wir davon reden, dass einer dem schmerz einen namen gibt, so ist die grammatik des wortes 'schmerz' hier das vorbereitete. sie zeigt den postenan, an den das neue wort gestellt wird.
263
'ich kann mir (im innern) doch vornehmen, in zukunft DAS 'schmerz' zu nennen.' - 'aber hast du es dir auch gewiss vorgenommen? bist du sicher, dass es dazu genug war, die aufmerksamkeit auf dein gefuehl zu konzentrieren?' - seltsame frage. -
264
'wenn du einmal weisst, /was/ das wort bezeichnet, verstehst du es, kennst seine ganze anwendung.'
281
'aber kommt es, was du sagst, nicht darauf hinaus, es gebe, z.b., keinen schmerz ohne /schmerzbenehmen?/' - es kommt darauf hinaus: man koenne nur vom lebenden menschen, und was ihm aehnlich ist (sich aehnlich benimmt) sagen, es habe empfindungen; es saehe; sei blind; hoere; sei taub; sei bei bewusstsein, oder bewusstlos.
282
'aber im maerchen kann auch der topf sehen und hoeren!' (gewiss: aber er /kann/ auch sprechen.)
'aber das maerchen erdichtet doch nur, was nicht der fall ist; es spricht doch nicht /unsinn/.' - so einfach ist es nicht. ist es unwahrheit, oder unsinn, zu sagen, ein topf rede? macht man sich ein klares bild davon, unter welchen umstaenden wir von einem topf sagen wuerden, er rede? (auch ein unsinn-gedicht ist nicht unsinn in der weise, wie etwa das lallen eines kindes.)
ja; wir sagen von leblosem, es habe schmerzen: im spiel mit puppen z.b. aber diese verwendung des schmerzbegriffs ist eine sekundaere. stellen wir uns doch den fall vor, leute sagten /nur/ von leblosem, es habe schmerzen; bedauerten /nur/ puppen! (wenn kinder eisenbahn spielen, haengt ihr spiel mit ihrer kenntnis der eisenbahn zusammen. es koennten aber kinder eines volksstammes, dem die eisenbahn unbekannt ist, dies spiel von andern uebernommen haben, und es spielen, ohne zu wissen, dass damit etwas nachgeahmt wird. man koennte sagen, das spiel habe fuer sie nicht den gleichen /sinn/ wie fuer uns.)
283
woher kommt uns /auch nur der gedanke/: wesen, gegenstaende, koennten etwas fuehlen?
meine erziehung hatte mich darauf gefuehrt, indem sie mich auf die gefuehle in mir aufmerksam machte, und nun uebertrage ich die idee auf objekte ausser mir? ich erkenne, es ist da (in mir) etwas, was ich, ohne mit dem wortgebrauch der andern in widerspruch zu geraten, 'schmerzen' nennen kann? - auf steine und pflanzen, etc. uebertrage ich meine idee nicht.
koennte ich mir nicht denken, ich haette fuerchterliche schmerzen und wuerde, waehrend sie andauern, zu einem stein? ja, wie weiss ich, wenn ich die augen schliesse, ob ich nicht zu einem stein geworden bin? - und wenn das nun geschehen ist, inwiefern wird /der stein/ schmerzen haben? inwiefern wird man es vom stein aussagen koennen? ja warum soll der schmerz hier ueberhaupt einen traeger haben?
und kann man von dem stein sagen, er habe eine seele und /die/ hat schmerzen? was hat eine seele, was haben schmerzen, mit einem stein zu tun?
nur von dem, was sich benimmt wie ein mensch, kann man sagen, dass es schmerzen /hat/.
denn man muss es von einem koerper sagen, oder, wenn du wilst, von einer seele, die ein koerper /hat/. und wie kann ein koerper eine seele /haben/?
284
schau einen stein an und denk dir, er hat empfindungen! - man sagt sich: wie konnte man nur auf die idee kommen, einem /ding/ eine /empfindung/ zuzuschreiben! - und nun schau auf eine zappelnde fliege, und sofort ist diese schwierigkeit verschwunden und der schmerz scheint hier /angreifen/ zu koennen, wo vorher alles gegen ihn, sozusagen /glatt/ war.
und so scheint uns auch ein leichnam dem schmerz gaenzlich unzugaenglich. - unsre einstellung zum lebenden ist nicht die zum toten. alle unsre reaktionen sind verschieden. - sagt einer: 'das kann nicht einfach daran liegen, dass das lebendige sich so und so bewegt und das tote nicht' - so will ich ihm bedeuten, hier liege ein fall des uebergangs 'von der quantitaet zur qualitaet' vor.
286
aber ist es nicht absurd, von einem /koerper/ zu sagen, er habe schmerzen? - und warum fuehlt man hier eine absurditaet? inwiefern fuehlt meine hand nicht schmerzen; sondern ich in meiner hand?
was ist das fuer eine streitfrage: ist es der /koerper/, der schmerzen fuehlt? - wie ist sie zu entscheiden? wie macht es sich geltend, dass es /nicht/ der koerper ist? - nun, etwa so: wenn einer in der hand schmerzen hat, so sagt's die /hand/ nicht (ausser sie schreibt's),und man spricht nicht der hand trost zu, sondern dem leidenden; man sieht ihm in die augen.
287
wie bin ich von mitleid /fuer diesen menschen/ erfuellt? wie zeigt es sich, welches objekt das mitleid hat? (das mitleid, kann man sagen, ist eine form der ueberzeugung, dass ein anderer schmerzen hat.)
288
ich erstarre zu stein und meine schmerzen dauern an. - und wenn ich mich nun irrte und es nicht mehr /schmerzen/ waeren! - aber ich kann mich doch hier nicht irren; es heisst doch nichts, zu zweifeln, ob ich schmerzen habe! - d.h.: wenn einer sagte 'ich weiss nicht, ist das ein schmerz, was ich habe, oder ist es etwas anderes?', so daechten wir etwa, er wisse nicht, was das deutsche wort 'schmerz' bedeute und wuerden's ihm erklaeren. - wie? vielleicht durch gebaerden, oder indem wir ihn mit einer nadel staechen und sagten, 'siehstdu, das ist schmerz'. er koennte diese worterklaerung, wie jede andere, richtig, falsch, odergarnicht verstehen. und welches er tut, wird er im gebrauch des wortes zeigen, wie es auch sonst geschieht.
wenn er nun z.b. sagt: 'o, ich weiss, was 'schmerz' heisst, aber ob /das/ schmerzen sind, was ich jetzt hier habe, das weiss ich nicht' - da wuerden wir bloss die koepfe schuetteln und muessten seine worte fuer eine seltsame reaktion ansehen, mit der wir nichts anzufangen wissen. (es waere etwa, wie wenn wir jemand im ernste sagen hoerten: 'ich erinnere mich deutlich, einige zeit vor meiner geburt geglaubt zu haben ...')
jener ausdruck des zweifels gehoert nicht zu dem sprachspiel; aber wenn nun der ausdruck der empfindung, das menschliche benehmen, ausgeschlossen ist, dann scheint es, ich /duerfe/ wieder zweifeln. dass ich hier versucht bin, zu sagen, man koenne die empfindung fuer etwas andres halten, als was sie ist, kommt daher: wenn ich das normale sprachspiel mit dem ausdruck der empfindung abgeschafft denke, brauche ich nun ein kriterium der identitaet fuer sie; und dann bestuende auch die moeglichkeit des irrtums.
289
'wenn ich sage 'ich habe schmerzen', bin ich jedenfalls /vor mir selbst/ gerechtfertigt.' - was heisst das? heisst es: 'wenn ein anderer wissen koennte, was ich 'schmerzen' nenne, wuerde er zugeben, dass ich das wort richtig verwende'?
ein wort ohne rechtfertigung gebrauchen, heisst nicht, es zu unrecht gebrauchen.
293
wenn ich von mir selbst sage, ich wisse nur vom eigenen fall, was das wort 'schmerz' bedeutet, - muss ich /das/ nicht auch von den andern sagen? und wie kann ich denn den /einen/ fall in so unverantwortlicher weise verallgemeinern?
nun, ein jeder sagt es mir von sich, er wisse nur von sich selbst, was schmerzen seien! - angenommen, es haette jeder eine schachtel, darin waere etwas, was wir 'kaefer' nennen. niemand kann je in die schachtel des andern schaun; und jeder sagt, er wisse nur vom anblick /seines/ kaefers, was ein kaefer ist. - da koennte es ja sein, dass jeder ein anderes ding in seiner schachtel haette. ja, man koennte sich vorstellen, dass sich ein solches ding fortwaehrend veraenderte. - aber wenn nun das wort 'kaefer' dieser leute doch einen gebrauch haette? - so waere er nicht der der bezeichnung eines dings. das ding in der schachtel gehoert ueberhaupt nicht zum sprachspiel; auch nicht einmal als ein /etwas:/ denn die schachtel koennte auch leer sein. - nein, durch dieses ding in der schachtel kann 'gekuerzt werden'; es hebt sich weg, was immer es ist.
das heisst: wenn man die grammatik des ausdrucks der empfindung nach dem muster von 'gegenstand und bezeichnung' konstruiert, dann faellt der gegenstand als irrelevant aus der betrachtung heraus.
295
und was soll 'ich weiss nur vom /eigenen/ fall ...' ueberhaupt fuer ein satz sein? ein erfahrungssatz? nein. - ein grammatischer?
ich denke mir also: jeder sage von sich selbst, er wissenur vom eigenen schmerz, was schmerz sei. - nicht, dass die menschen das wirklich sagen, oder auch nur bereit sind zu sagen. aber /wenn nun/ jeder es sagte - es koennte eine art ausruf sein. und wenn er auch als mitteilung nichtssagend ist, so ist er doch ein bild; und warum sollten wir uns so ein bild nicht vor die seele rufen wollen? denke dir statt der worte ein gemaltes allegorisches bild.
ja, wenn wir beim philosophieren in uns schauen, bekommen wir oft gerade so ein bild zu sehen. foermlich, eine bildliche darstellung unserer grammatik. nicht fakten, sondern gleichsam illustrierte redewendungen.
296
'ja, aber es ist doch da ein etwas, was meinen ausruf des schmerzes begleitet! und um dessentwillen ich ihn mache. und dieses etwas ist das, was wichtig ist, - und schrecklich.' - wem teilen wir das nur mit? und bei welcher gelegenheit?
297
freilich, wenn das wasser im topf kocht, so steigt der dampf aus dem topf und auch das bild des dampfes aus dem bild des topfes. aber wie, wenn man sagen wollte, im bild des topfes muesse auch etwas kochen?
298
dass wir so gerne sagen moechten 'das wichtige ist /das/' - indem wir fuer uns selbst auf die empfindung deuten, - zeigt schon, wie sehr wir geneigt sind, etwas zu sagen, was keine mitteilung ist.
299
nicht umhin koennen - wenn wir uns philosophischen gedanken hingeben - das und das zu sagen, unwiderstehlich dazu neigen, dies zu sagen, heisst nicht, zu einer /annahme/ gezwungen sein, oder einen sachverhalt unmittelbar einsehen, oder wissen.
300
zu dem sprachspiel mit den worten 'er hat schmerzen' gehoert - moechte man sagen - nicht nur das bild des benehmens, sondern auch das bild des schmerzes. oder: nicht nur das paradigma des benehmens, sondern auch das des schmerzes. - zu sagen 'das bild des schmerzes tritt ins sprachspiel mit dem worte 'schmerz' ein', ist ein missverstaendnis. die vorstellung des schmerzes ist kein bild, und /diese/ vorstellung ist im sprachspiel auch nicht durch etwas ersetzbar, was wir ein bild nennen wuerden. - wohl tritt die vorstellung des schmerzes in einem sinn im sprachspiel ein; nur nicht als bild.
301
eine vorstellung ist kein bild, aber ein bild kann ihr entsprechen.
302
wenn man sich den schmerz des andern nach dem vorbild des eigenen vorstellen muss, dann ist das keine so leichte sache: da ich mir nach den schmerzen, die ich /fuehle/, schmerzen vorstellen soll, die ich /nicht fuehle/. ich habe naemlich in der vorstellung nicht einfach einen uebergang von einem ort des schmerzes zu einem andern zu machen. wie von schmerzen in der hand zu schmerzen im arm. denn ich soll mir nicht vorstellen, dass ich an einer stelle seines koerpers schmerz empfinde. (was auch moeglich waere.)
das schmerzbenehmen kann auf eine schmerzhafte stelle deuten, - aber die leidende person ist die, welche schmerz aeussert.
303
'ich kann nur /glauben/, dass der andre schmerzen hat, aber ich /weiss/ es, wenn ich sie habe.' - ja: man kann sich dazu entschliessen zu sagen 'ich glaube, er hat schmerzen' statt 'er hat schmerzen'. - was hier wie eine erklaerung oder aussage ueber die seelischen vorgaenge ausschaut, ist in wahrheit ein vertauschen einer redeweise fuer eine andere, die, waehrend wir philosophieren, und die treffendere scheint.
versuch einmal - in einem wirklichen fall - die angst, die schmerzen des andern zu bezweifeln.
304
'aber du wirst doch zugeben, dass ein unterschied ist, zwischen schmerzbenehmen mit schmerzen und schmerzbenehmen ohne schmerzen.' - zugeben? welcher unterschied koennte groesser sein! - und doch gelangst du immer wieder zum ergebnis, die empfindung selbst sei ein nichts.' - nicht doch. sie ist kein etwas,aber auch nicht ein nichts! das ergebnis war nur, ob ein nichts die gleichen dienste taete wie ein etwas, worueber sich nichts aussagen laesst. wir verwarfen nur die grammatik, die sich uns hier aufdraengen will.
das paradox verschwindet nur dann, wenn wir radikal mit der idee brechen. die sprache funktioniere immer auf /eine/ weise, diene immer dem gleichen zweck: gedanken zu uebertragen - seien diese nun gedanken ueber haeuser, schmerzen, gut und boese,oder was immer.
305
'aber du kannst nicht leugnen, dass, z.b., beim erinnern ein innerer vorgang stattfindet.' - warum macht es denn den eindruck, als wollten wir etwas leugnen? wenn man sagt: 'es findet doch dabei ein innerer vorgang statt' - so will man fortsetzen: 'du /siehst/ es doch.' und es ist doch dieser innere vorgang, den man mit dem wort 'sich erinnern' meint. - der eindruck, als wollten wir etwas leugnen, ruehrt daher, dass wir uns gegen das bild vom 'innern vorgang' wenden. was wir leugnen, ist, dass das bild vom innern vorgang uns die richtige idee von der verwendung des wortes 'erinnern' gibt. ja wir sagen, dass dieses bild mit seinen ramifikationen uns verhindert, die verwendung des wortes zu sehen, wie sie ist.
306
warum soll ich denn leugnen, dass ein geistiger vorgang da ist?! nur heisst 'es hat jetzt in mir der geistige vorgang der erinnerung an ... stattgefunden' nichts andres als 'ich habe mich jetzt an ... erinnert'. den geistigen vorgang leugnen, hiesse, das erinnern leugnen; leugnen, dass irgend jemand sich je an etwas erinnert.
307
'bist du nicht doch ein verkappter behaviourist? sagst du nicht doch, im grunde, dass alles fiktion ist, ausser dem menschlichen benehmen?' - wenn ich von einer fiktion rede, dann von einer /grammatischen/ fiktion.
308
wie kommt es nur zum philosophischen problem der seelischen vorgaenge und zustaende und des behaviourism? - der erste schritt ist der ganz unauffaellige. wir reden von vorgaengen und zustaenden, und lassen ihre natur unentschieden! wir werden vielleicht einmal mehr ueber sie wissen - meinen wir. aber eben dadurch haben wir uns auf eine bestimmte betrachtungsweise festgelegt. denn wir haben einen bestimmten begriff davon, was es heisst: einen vorgang naeher kennen zu lernen. (der entscheidende schritt m tachenspielerkunststueck ist getan, und gerade er schien uns unschuldig.) - und nun zerfaellt der vergleich, der uns unsere gedanken haette begreilich machen sollen. wir muessen also den noch unverstandenen prozess im noch unerforschtem medium leugnen. und so scheinen wir also die geistigen vorgaenge geleugnet zu haben. und wollen sie doch natuerlich nicht leugnen!
309
was ist dein ziel in der philosophie? - der fliege den ausweg aus dem fliegenglas zeigen.
310
ich sage jemandem, ich habe schmerzen. seine einstellung zu mir wird nun die des glaubens sein; des unglaubens; des misstrauens; usw.
nehmen wir an, er sagt: 'es wird nicht so schlimm sein.' - ist das nicht der beweis dafuer, dass er an etwas glaubt, das hinter der schmerzaeusserung steht? - seine einstellung ist ein beweis seiner einstellung. denke dir nicht nur den satz 'ich habe schmerzen', sondern auch die antwort 'es wird nicht so schlimm sein' durch naturlaute und gebaerden ersetzt!
311
'welcher unterschied koennte groesser sein!' - im falle der schmerzen glaube ich, ich koenne mir diesen unterschied privatim vorfuehren. den unterschied aber zwischen einem abgebrochenen und einem nicht angebrochenen zahn kann ich jedem vorfuehren. - aber zu der privaten vorfuehrung brauchst du garnicht schmerzen hervorzurufen, sondern es genuegt, wenn du dir sie /vorstellst/, - z.b. ein wenig das gesicht verziehst. und weisst du, dass, was du dir so vorfuehrst, schmerzen sind, und nicht z.b. ein gesichtsausdruck? wie weisst du auch, was du dir vorfuehren sollst, ehe du dir's vorfuehrst? diese /private/ vorfuehrung ist eine illusion.
312
aber sind die faelle des zahnes und der schmerzen nicht doch wieder aehnlich? denn der gesichtsempfindung im einen entspricht die schmerzempfindung im anderen. die gesichtsempfindung kann ich mir so wenig vorfuehren, oder so gut, wie die schmerzempfindung.
denken wir uns diesen fall: die oberflaechen der dinge unserer umgebung (steine, pflanzen, etc. etc.) haetten flecken und zonen, die unsrer haut bei der beruehrung schmerz verursachten. (etwa durch die chemische beschaffenheit dieser oberflaechen. aber das brauchen wir nicht zu wissen.) wir wuerden nun, wie heute von einem rotgefleckten blatt einer bestimmten pflanze, von einem blatt mit schmerzflecken reden. ich denke mir, dass die wahrnehmung dieser flecken und ihrer gestalt fuer uns von nutzen waere, dass wir aus ihr schluesse auf wichtige eigenschaften der dinge ziehen koennten.
313
ich kann schmerzen vorfuehren, wie ich rot vorfuehre, und wie ich gerade und krumm und baum und stein vorfuehre. - das /nennen/ wir eben 'vorfuehren'.
314
es zeigt ein fundamentales missverstaendnis an, wenn ich meinen gegenwaertigen zustand der kopfschmerzen zu betrachten geneigt bin, um ueber das philosophische problem der empfindung ins klare zu kommen.
315
koennte der das wort 'schmerzen' verstehen, der /nie/ schmerz gefuehlt hat? - soll die erfahrung mich lehren, ob es so ist oder nicht? - und wenn wir sagen 'einer kann sich schmerzen nicht vorstellen, ausser er hat sie einmal gefuehlt' - woher wissen wir das? wie laesst sich entscheiden, ob das wahr ist?
316
um ueber die bedeutung des wortes 'denken' klar zu werden, schauen wir uns selbst beim denken zu: was wir da beobachten, werde das sein, was das wort bedeutet! - aber so wird dieser begriff eben nicht gebraucht. (es waere aehnlich, wenn ich, ohne kenntnis des schachspiels, durch genaues beobachten des letzten zuges einer schachpartie herausbringen wollte, was das wort 'mattsetzen' bedeutet.)
317
irrefuehrende parallele: der schrei, ein ausdruck des schmerzes - der satz, ein ausdruck des gedankens!
als waere es der zweck des satzes, einen wissen zu lassen, wie es dem andern zu mute ist: nur, sozusagen, im denkapparat und nicht im magen.
350
'aber wenn ich annehme, einer habe schmerzen, so nehme ich einfach an, er habe dasselbe, was ich so oft gehabt habe.' - das fuehrt uns nicht weiter. es ist, als sagte ich: 'du weisst doch, was es heisst 'es ist hier 5 uhr'; dann weisst du auch, was es heisst, es sei 5 uhr auf der sonne. es heisst eben, es sei dort ebensoviel uhr wie hier, wenn es hier 5 uhr ist.' - die erklaerung mittels der /gleichheit/ funktioniert hier nicht. weil ich zwar weiss, dass man 5 uhr hier 'die gleiche zeit' nennen kann, wie 5 uhr dort, aber eben nicht weiss, in welchem falle man von zeitgleichheit hier und dort sprechen soll.
geradeso ist es keine erklaerung, zu sagen: die annahme, er habe schmerzen, sei eben die annahme, er habe das gleiche wie ich. denn /dieser/ teil der grammatik ist mir wohl klar: dass man naemlich sagen werde, der ofen habe das gleiche erlebnis wie ich, /wenn/ man sagt: er habe schmerzen und ich habe schmerzen.
351
wir moechten doch immer sagen: 'schmerzgefuehl ist schmerzgefuehl - ob /er/ es hat oder ob /ich/ es habe; und wie immer ich erfahre, ob er eines hat oder nicht.' - damit koennte ich mich einverstanden erklaeren. - und wenn du mich fragst: 'weiss du denn nicht, was ich meine, wenn ich sage, der ofen habe schmerzen?' - so kann ich antworten: diese worte koennen mich zu allerlei vorstellungen fuehren; aber weiter geht ihr nutzen nicht. und ich kann mir auch etwas bei den worten vorstellen 'es war gerade 5 uhr nachmittag auf der sonne' - naemlich etwa eine pendeluhr, die auf 5 zeigt. - noch besser waere aber das beispiel der anwendung von 'oben' und 'unten' auf die erdkugel. hier haben wir alle eine ganz deutliche vorstellung davon, was 'oben' und 'unten' bedeutet. ich sehe doch, dass ich oben bin; die erde ist doch unter mir! (laechle ja nicht ueber dieses beispiel. es wird uns zwar schon in der volksschule beigebracht, dass es dumm ist, so etwas zu sagen. aber es ist eben viel leichter, ein problem zuzuschuetten, als e zu loesen.) und erst eine ueberlegung zeigt uns, dass in diesem fall 'oben' und 'unten' nicht auf die gewohnte weise zu gebrauchen sind. (dass wir z.b. von den antipoden als den menschen 'unter' unserem erdteil reden koennen, es aber fuer richtig anerkennen muessen, wenn sie auf uns den gleichen ausdruck anwenden.)
383
wir analysieren nicht ein phaenomen (z.b. das denken), sondern einen begriff (z.b. den des denkens), und also die anwendung eines worts. so kann es scheinen, als waere, was wir treiben, nominalismus. nominalisten machen den fehler, dass sie alle woerter als /namen/ deuten, also ihre verwendung nicht wirklich beschreiben, sondern sozusagen nur eine papierene anweisung auf so eine beschreibung geben.
384
den /begriff/ schmerz hast du mit der sprache gelernt.
402
'ich sage zwar 'ich habe jetzt die und die vorstellung', aber die worte 'ich habe' sind nur ein zeichen fuer den /andern/; die vorstellungswelt ist /ganz/ in der beschreibung der vorstellung dargestellt.' - du meinst: das 'ich habe' ist wie ein 'jetzt achtung!' du bist geneigt zu sagen, es sollte eigentlich anders ausgedrueckt werden. etwa, einfach, indem man mit der hand ein zeichen gibt und dann beschreibt. - wenn man, wie hier, mit den ausdruecken unsrer gewoehnlichen sprache (die doch ihre schuldigkeit tun) nicht einverstanden ist, so sitzt uns ein bild im kopf, das mit dem der gewoehnlichen ausdrucksweise streitet. waehrend wir versucht sind, zu sagen, unsre ausdrucksweise beschreibe die tatsachen nicht so, wie sie wirklich sind. als ob (z.b.) der satz 'er hat schmerzen' noch auf andre weise falsch sein koennte als dadurch, dass dieser mensch /nicht/ schmerzen hat. als sage die ausdrucksform etwas falsches, auch wenn der satz, zur not, etwas richtiges behauptet.
denn so sehen ja die streitigkeiten zwischen idealisten, solipsisten und realisten aus. die einen greifen die normale ausdrucksform an, so als griffen sie einebehauptung an; die andern verteidigen sie, als konstatierten sie tatsachen, die jeder vernuenftige mensch anerkennt.
403
wenn ich das wort 'schmerz' ganz fuer dasjenige in anspruch naehme, was ich bis dahin 'meinen schmerz' genannt habe, und was andre 'den schmerz des l.w.' genannt haben, so geschaehe den andern damit kein unrecht, solange nur eine notation vorgesehen waere, in der der ausfall des wortes 'schmerz' in anderen verbindungen irgendwie ersetzt wuerde. die andern werden dann dennoch bedauert, vom arzt behandelt,usw. es waere natuerlich auch /kein/ einwand gegen diese ausdrucksweise zu sagen: 'aber die andern haben ja genau dasselbe, was du hast!'
aber was haette ich dann von dieser neuen art der darstellung? nichts. aber der solopsist /will/ ja auch keine praktischen vorteile, wenn er seine anschauung vertritt!
404
'wenn ich sage 'ich habe schmerzen' weise ich nicht auf eine person, die die schmerzen hat, da ich in gewissem sinne garnicht weiss, /wer/ sie hat.' und das laesst sich rechtfertigen. denn vor allem: ich sage ja nicht, die und die person habe schmerzen, sondern 'ich habe ...' nun, damit nenne ich ja keine person. so wenig wie dadurch, dass ich vor schmerz /stoehne/. obwohl der andre aus dem stoehnen ersieht, wer schmerzen hat.
was heisst es denn: wissen, /wer/ schmerzen hat? es heisst, z.b., wissen, welcher mensch in diesem zimmer schmerzen hat: also, der dort sitzt, oder, der in dieser ecke steht, der lange mit den blonden haarendort, etc. - worauf will ich hinaus? darauf, dass es sehr verschiedene kriterien der /'identitaet'/ der person gibt.
nun, welches ist es, das mich bestimmt, zu sagen, /'ich'/ habe schmerzen? gar keins.
405
'aber du willst doch jedenfalls, wenn du sagst 'ich habe schmerzen', die aufmerksamkeit der andern auf eine bestimmte person lenken.' - die antwort koennte sein: nein, ich will sie nur auf /mich/ lenken ...
406
'aber du willst doch durch die worte 'ich habe...' zwischen /dir/ und den /andern/ unterscheiden.' - kann man das in allen faellen sagen? auch, wenn ich bloss stoehne? und auch wenn ich zwischen mir und den andern unterscheiden will - will ich damit zwischen den personen l.w. und n.n. unterscheiden?
407
man koennte sich denken, dass jemand stoehnte: 'irgend jemand hat schmerzen - ich weiss nicht wer!' - worauf man ihm, dem stoehnenden, zu hilfe eilte.
408
'du zweifelst doch nicht, ob du die schmerzen, oder der andere sie hat!' - der satz 'ich weiss nicht, ob ich, oder der andre schmerzen hat' waere ein logisches produkt, und einer seiner faktoren: 'ich weiss nicht, ob ich schmerzen habe oder nicht' - und dies ist kein sinnvoller satz.
666
denke, du habest schmerzen und zugleich hoerst du, wie nebenan klavier gestimmt wird. du sagst: 'es wird bald aufhoeren.' es ist doch wohl ein unterschied, ob du den schmerz meinst, oder das klavierstimmen! - freilich; aber worin besteht dieser unterschied? ich gebe zu: es wird in vielen faellen der meinung eine richtung der aufmerksamkeit entsprechen, sowie auch oft ein blick, eine geste, oder ein schliessen der augen, das man ein 'nach - innen - blicken' nennen koennte.
667
denke, es simuliert einer schmerzen und sagt nun: 'es wird bald nachlassen.' kann man nicht sagen, er meine den schmerz? und doch konzentriert er seine aufmerksamkeit auf keinen schmerz. - und wie, wenn ich endlich sage 'er hat schon aufgehoert'?
668
aber kann man nicht auch so luegen, indem man sagt 'es wird bald aufhoeren' und den schmerz meint, - aber auf die frage 'was hast du gemeint?' zur antwort gibt: 'den laerm im nebenzimmer'? in faellen dieser art sagt man etwa: 'ich wollte antworten ... habe mir's aber ueberlegt und geantwortet ...'