„11.01.2011 12 : 58
Zur gleichen Zeit durchströmt mich diffuses Glücksgefühl, wenn eine Boulevardschlagzeile den Tod eines im Eis ertrunkenen Zweijährigen vermeldet. Es dauert ein paar Sekunden, bis mir einfällt, wie schlimm es für die Eltern ist. Aber für das Kind ist es das Beste“
W. Herrndorf „Arbeit und Struktur“ Rowohlt 2013
Beruht die Apotheose Wolfgang Herrndorfs auf einem interessierten Missverständnis?
Ein Exekution post mortem
Dass ein zu früher, zu später oder weder zu früher noch zu später Tod das Werk des Verstorbenen nicht adelt, ist seit Karl Kraus keine Neuigkeit mehr.
Dass aber ein erkranktes „Sein zum Tode“ präventiv als Geschäftsmodell taugt, indem seine Thanatosthermik zur absatzfördernden Maßnahme genutzt wird, ist im Hinblick auf den verstorbenen Herrndorf erstmals wieder von dem Krimiforscher Heiko E. Dohrendorf seiner kleinen Leserschaft, nämlich uns, will sagen mir, deutlich gemacht worden.
Zur gleichen Zeit durchströmt mich präzises Glücksgefühl, wenn eine Schmockschlagzeile den Tod eines durch eigene Hand ad patres gegangenen Salinger-Epigonen und Schmocks vermeldet. Es dauert ein paar Jahre, bis mir einfällt, wie schlimm es für die anderen Schmocks ist. Aber für den Schmock ist es das Beste.
Ralf Frodermann März 2014