Geselle, Meister, Aspirant

5 Nagelproben

„Sachen, die man nicht im Bett machen kann, lohnen gar nicht, gemacht zu werden.“

Groucho Marx

David Gelernter, Internetnerd und Computerwissenschaftler an der Yale University, plädiert in der FAZ vom 19.10.2012 für „mehr Spiritualität“. Diesbezügliche Angebote der SiFi- Industrie lassen ihn ebenso kalt wie die postmodernen Okkultismen um viele Ichs in vielen Welten und umgekehrt etc. Stattdessen plädiert er für Religion, zum Beispiel für einen frommen Atheismus im Christen- und Judentum:

„So oder so- wenn atheistische Gläubige sich ihrer Existenz bewusst werden, muss dies zu einem Wandel in der westlichen Welt führen“. (Gelernter, FAZ)

Gelernters Naivität ist eine typische deformation professionelle seines Metiers.

Philosophisch irrelevant und kaum auf der Höhe monadologischer Spekulationen Leibniz’ oder subjektphilosophischer Meditationen Descartes’, mutet sein Plädoyer so an, als wollte man denen, die schon mit Messer, Gabel, Schere, Licht , Löffeln und Fischbesteck zu essen, aber nicht satt zu werden gelernt haben, die Vorzüge des Mit- den- Finger-Essens gegenüber dem bloßen Maulfressen der Tiere erläutern.

„Der Staat kann es brauchen, aber die Welt hat nichts davon.“

Karl Kraus

Freuds „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“ findet ausgerechnet sich bei Schiller vorgebildet.

In dessen religionshistoriographischem Notat unter dem Titel „ Die Sendung Moses“ heißt es:

„Zwei Religionen, welche den größten Teil der bewohnten Erde beherrschen, das Christentum und der Islamismus stützen sich beide auf die Religion der Hebräer, und ohne diese würde es niemals weder ein Christentum noch einen Koran gegeben haben.“

Vermutlich ist die sogenannte deutsche Klassik moderner gewesen als man ihr in rasch kleiner werdenden Kreisen nachzusagen bereit ist.

Der amerikanische Komödiant und Alkoholiker W. C. Fields („Wer Kinder und Hunde nicht mag, kann kein ganz schlechter Mensch sein.“) ist der jetzigen Jugend weiter entfernt als es Aristophanes meiner war.

Das Lachen hat die Züge allmählich zur Grimasse verzerrt, und wer sich lachend noch richtig zu freuen vermag, macht sich leicht zum Gespött der Leute.

Ralf Frodermann X 2012