Verweigerte Dummheit
PEANUTS, SIMPSONS, BIG BANG THEORY
Familienaufstellungen einer bestimmten Sorte amerikanischer TV-Serien folgen einem Muster, das als dumm- oder dämlichkeitsaversiv charakterisiert werden kann. In ihnen dominiert, anders als in der Wirklichkeit, die Dummheit immer nur zum Schein, zum Spaß oder für kurze Zeit. Sie dient als Brennstoff, der nie ausgehen kann, oder ist gleich zweiter Ordnung und darum nicht leichthin konsumierbar. Betschwestern, Eiferer und Frömmler lehnen sie ohnehin ab, weil „Gott“ in ihnen allenfalls als Variable oder Verhandlungssache vorkommt bzw. ihr Sendeort denen und jenen sogleich als „verrufene Stelle“ (Schumann) gilt. (vergl.: M. Kellner, Kritik der Religion und Esoterik. Außer sich sein und zu sich kommen. 2010)
Das Erzählprinzip solcher Serien ist nicht linear, sondern schleifenartig. Ihre Protagonisten erfahren an sich keine Bildungsromane oder andere Progressionen, vielmehr rücken sie ihre Filmwirklichkeit wie die ihrer Zuschauer ständig in ein neues Licht. Sie lernen nicht aus Erfahrungen, weil sie keine machen.
Typologie und Machart sind klar und durchsichtig, dennoch umgibt den Zuschauer jederzeit ein hoher, dynamischer Damm gegen die Sturmfluten der Langweile und des Vorherwissens. (Wie oft treiben uns derartige Widerwärtigkeiten in die niemals trocken zu legenden Depressionssümpfe!)
Ironische Selbstreferenz ist ein Stilmittel – „das Produzierende mit dem Produkt darstellen“ (F. Schlegel) – wie die Technik des anarchischen Zitierens, die, zum Unterschied des in normativen Diensten stehenden, wissenschaftlichen Zitierens, eine genuin schöpferische Geste ist.
Das Lachen über Schröder, Bart oder Dr. Dr. Cooper ist zumeist das Kinderlachen des Erwachsenen, der der Besserwisserei, der Häme und dem üblen Vergnügen an Vulgarität und Zotenhaftigkeit für die Augenblicke aufmerksamen Zuschauens enthoben ist. Es endet darin, worin alle Philosophie nach antiker Vorstellung ihren Anfang nahm: im Staunen.
Nochmals Schlegel::“… als dieses Erstaunen des denkenden Geistes über sich selbst, was sich oft in ein leises Lächeln auflöst.“
BAZINGA
Ralf Frodermann V 2013