Neues aus der Sägemühle

Soziologisches Stegreiftheater 1 und 2

Wie gesagt gibt es Leute, die schon lügen, wenn sie und sagen:

"In den letzten Jahren hat sich die Soziologie zunehmend mit Grundlagenfragen auseinandergesetzt und in diesem Zuge auch nach Personen und (sic!) Menschen gefragt."

Laura Völkle:

Die Existenzweisen eines Fötus. Eine Einzelfallanalyse zu Prozessen der De/Personalisierung und De/Humanisierung bei Totgeborenen.

(in: Zeitschrift für Soziologie Bd 50 Heft 2 April 2021)

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Andere soziologische Nevensägen bevorzugen das Sägen dünnster Bretter und bringen noch sonntags dann das Sägemehl unter die Leute.

In der heutigen Sonntagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen darf es einmal wieder aus Boris Holzer rieseln, der, einen soziologischen Artikel zustimmend referierend, seine Leserschaft

an die wohlfeile Einsicht heranführt, die "soziale Homogenität in Organisationen" sei weniger stabil als man "vielleicht denkt".

Im Jahr 2017 hatte Clemens Nachtmann in einer zweiteiligen "Übung in dialektischer Anthropologie" unter dem Titel

"Die feine Gesellschaft und ihre Freunde " (BAHAMAS Heft 76 und 77 / Sommer und Herbst 2017) unter anderem solchen Vielleicht-Scharfsinn einzuordnen und zu denunzieren gewusst.

In Zeiten da alle Welt von Haltung und Befindlichkeit redet, scheint es angeraten an das schlechte alte Interesse zu erinnern, das Familien, Clans, Rackets, Kollegen, Gottsucher usw. doch wohl mehr zusammenschweißt als der herrschende Gender-, Klima-, Digital- und Integrationspofel, mit dem die einschlägige akademische Sphäre aufs Unguteste heute paktiert :

"Die ehrwürdige Einheit des Gewordenen, das natürliche Recht der Hierarchien in der als Organismus vorgestellten Gesellschaft schon zeigt sich als Einheit von Interessenten."

Adorno, Reflexionen zur Klassentheorie (GS Band 8 S. 373)

Ralf Frodermann 2. Mai 2021