Die Eitelkeit, der Neid selbst, sie
Begünstigten die Industrie,
Die Sucht, die Mode mitzumachen
In Kleidung, Wohnung und andern Sachen.
Bernard Mandeville, Die Bienenfabel
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Alles diese Manche sind nach dem Urteil des großen Metaphysikers Butler: Instrumente, deren sich Schurken zur Erreichung ihrer Absichten bedienen, d.h. Narren.
Salomon Maimon, Lebensgeschichte. Von ihm selbst geschrieben. (Vorrede)
Manche
Maxim Biller ist nicht Arthur Cravan oder Woody Allen. Biller ist weder komisch noch kann er schreiben. Um sich nicht dem gegenteiligen Verdacht ausgesetzt zu sehen, hat er den Roman Biografie (Köln, 2016) verfasst. Es ist der Anschlag eines Verkrachten auf Verkorkstes und in seiner ubiquitären Mangelhaftigkeit , epischer Öde und urbaner Phantasielosigkeit nur mit dem missratenen "Roman" Der neue Hudibras (#bockpress# 2009) des selbsternannten Dichterphilosophen und Rektors der Universität Bockwurst, Bobby Holunder, vergleichbar.
Ralf Frodermann März 2016
Judith Kuckarts "Kein Sturm, nur Wetter". Roman. (2019) dito.
Ralf Frodermann August 2019
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Aber nicht allzu selten sind Wahrheiten von höchster Klarheit, von welchen man ganz durchdrungen sein sollte, verkannt worden.
A. Manzoni, Geschichte der Schandsäule (Einleitung)
Hannes Steins Roman Der Komet (Berlin, 2013) ist ein veritables Produkt aus den Produktionsstätten des Unfugbedarfs (Journaille, Quasselindustrie etc.). Weil dort der Arbeitsanfall immer gleichmäßig hoch ist, müssen in Spitzenzeiten auch Hilfskräfte wie Stein ran. Obwohl seine Leistungen niederschmetternd sind, s. Der Komet (offenbar inspiriert durch Otto Basils Wenn das der Führer wüsste! von 1966 oder Robert Harris' Roman Fatherland aus dem Jahr 1992 bzw. durch die TV-Serie The Man in the High Castle), darf auch ein solcher Klinkenputzer den Autor mimen, indem er dem Zeitgeist seine Synchronstimme leiht und dem allgemeinen Unsinn noch seinen individuellen souffliert.
Als Gegengift sei Band 592 aus dem Leipziger Verlag Reclam empfohlen: Pierre Bayles Verschiedene Gedanken über einen Kometen. (Leipzig, 1975)
Ralf Frodermann März 2016
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,...und das Bild gewinnt auch nicht, wenn sich über die verschimmelten Grabsteine und trübseligen Baumschatten ein schwerer, nasser, wenig erquickender Schnee gelegt hat.
Henry James, Die Europäer
Dämlich kohärent
"Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" von Clemens J. Setz, Tausend-Seiten-Diarrhö einer approbierten Betriebsnudel, ist einzig unter Marketingsgesichtspunkten, die der Verlag Suhrkamp verwaltet, einzuordnen.
An die Stelle der Literaturkritk kann folgerichtig das Kohärenz gewährleistende Pendant zum Quasselmumpitz a la Setz treten: Social reading.
Betreutes Lesen als zeitgemässe Form des sozialen Konzepts "Being moron together and in public", "Public Moroning", d.h. Gruppendynamik als Selbstzweck.
Ralf Frodermann IX 2015
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6 Thesen zu Daniel Kehlmann anlässlich seines Romans „F“ (for Fuck)
Nach Stefan Zweig, Jakob Wassermann, Lion Feuchtwanger, Franz Werfel, Bruno Frank, Johannes Mario Simmel, Henry Jaeger und durchaus vielen anderen gibt dieser Krisenzeit nur noch Daniel Kehlmann - der Donna Leon des Literaturbetriebs dieser Zeit - den gediegenen Unterhaltungsschriftsteller mit nennenswerter Leserschaft, gleichermaßen zuständig für das Bildungsparkett wie für die Kulturloge ohne Tiefdruckbeilage.
Weil ein Schriftsteller heute alles können muss außer schreiben, geht einer wie Kehlmann, dessen Efflationen als literarisch gelten, anstandslos als Autor durch.
Seine Drögheit und Mehligkeit, kurz: sein mangelndes Talent, vereitelte nicht seinen Ruhm, sondern war dessen notwendige und zugleich hinreichende Bedingung.
Dass Erfolg nicht mehr sexy macht, beweist Kehlmann überflüssigerweise so gut wie die noch angestellten Aufsteiger allenthalben, von deren geistigen Aromen seine Sachen ein sterbliches Zeugnis ablegen. Vor ihm hatte es einer wie Patrick Süsskind schon bewiesen, der immerhin nach einem parfümierten Roman den Bettel hinwarf.
Die Magenschmerzen der gängigen Literaturkritik, die Kehlmanns „F“ natürlich so gut degoutiert wie jeder, der noch halbwegs bei Sinnen ist und schon einmal einen richtigen Roman gelesen hat, sind Teil des Betriebs. Ein Verriss der Kehlmannschen Produktion ist schlechterdings unmöglich.
Kehlmann ist der primus inter pares, die Niete der Nieten, unter den deutschen Romanciers seiner Sprache.
F (for Frodermann) IX 2013
Nachtrag:
https://jungle.world/artikel/2018/51/daniel-kehlmann