Tolle lege
'...ja nicht einmal das Bad der Taufe kann das Stückchen Vorhaut wieder wachsen machen, das man uns am 8. Tage unsres Lebens raubte: und wer nicht am 9. Tage an der Operation verblutet, dem blutet sie das ganze Leben n a c h , bis nach dem Tode noch.' (Giacomo Meyerbeer an Heinrich Heine 29. August 1839
(aus: Bobby Holunder, Harzreise 2000 ; unveröffentlicht)
Ohne Antragsprosa und Beamtenlyrik:
Über William Zinssers (1976) und Steven Pinkers (2014) Guides to Writing
Arbeitsgruppe "Kombinat Schreibschrift" 2015
Prof. Heinz Breitenbauchs Vorlesung
„Scito te ipsum:
Ulrich von Strassburgs Engelslehre und Dionysius der Kartäuser im Weinfass“
wurde zur 'Vorlesung des Semesters' (SS 2014) gewählt.
Im Zitationskartell: „Wenn du mein Buch besprichst, besprech' ich deins.“
Akademisches Netzwerken, symbiotische Arschkriecherei und trockene Schwarmintelligenz in Fleischtopfreichweite.
Tagungsakten #bockpress# 2015 (Hrsg. Erwin Aberfett)
M & H 18. Mai 2015
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Subsumtion der Literatur unter ihre Wissenschaft
Generalabnehmer der Ware Literatur ist seit einige Jahrzehnten die Literaturwissenschaft. Auf diese Weise erhält sich ein gewisser Schein dessen, was einmal 'literarisches Leben' hieß.
(Analog liegen die Dinge im Verhältnis Arbeitskraft zu ihrem staatlichen Generalabnehmer. Mit dem bevorstehenden Austritt Griechenlands aus der Eurounion – dem sog. Grexit – wird der ökonomische Schein freilich schwerer zu gewährleisten sein. Die Lügenrepatur ist dann vor neue Herausforderungen gestellt und wird schweres Gerät heranschaffen müssen.)
Produzent und Konsument literarischer Konfektion werden identisch, d.h. zum Beispiel, dass Literaturdozenten ihre Gedichtbände selbst verfassen, untereinander besprechen, in Lesekreisen lancieren und so, indem Autorschaft und Publikum verschmelzen, ein schwarzes Loch ästhetischer Anti-Materie bilden.
Dieser ganze inverse Simulationsbetrieb aus reflektierten Zeitgeistsekundanten (s.u.), bestallten oder unbestallten Berufsästheten dieser Zeit (P. H. Neumann, H. Detering, J. V. Röhnert, Dirk von Petersdorff e tutti quanti) und anderen, von sich selbst überwältigten Narren mit Legitimationsbedarf (s.o.) ähnelt seinem geistigen Zuschnitt nach am ehesten jenem denkwürdigen Typ Musikfreund, der daheim zur Schallpallte dirigiert, sich zuweilen selber lächerlich dünkend, doch wattiert in einen Ernst und einen Willen zur Erbauung und bescheidenen Selbstanmaßung, der neben Schweigen nur noch die Preisung seines Werks gebietet.
„Nur ein paar Fingerzeige, einige zerstreute schwache Anhaltspunkte auf weiten Umwegen
Suche ich hier für mich selbst zu entdecken.“
Walt Whitman
M & H 19. April 2015
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Was Erfahrung alles lehrt
Ein pedantisierendes Literaten- und Musikantentum ist selbstgefällig am Werk.
In Gegenwart seiner Geschäftsträger wird das Anhören einer Mozart-Sonate zur schalen Erfahrung.
Der unverblümte Hass des Geistfernen aufs Geistige absorbiert die Aura des Kunstwerks im Nu.
(Der Kunstmarkt, sofern von geldwerter Relevanz, ist zu einer Kolonie des Finanzkapitalismus geworden und untersteht seiner Verwaltung mittels Anlageberatern und Börsentrotteln.)
M & H April 2015