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Hassliebe auf den ersten Blick / Drei Ständchen

Nun muß ich schliessen, wie es auch so ist, denn ich bin noch nicht angezogen, und wir essen iezt gleich, damit wir hernach wieder scheissen, wie es auch so ist;

Mozart an seine Base, 13. November 1777

Austria, koprophil

Peter Handkes aktuellen Einlassungen zum sozial- und psychohistorischen Weg vom Kloster zum Klo ist zuzustimmen, wie man einem eigenen Furz zustimmt. Seine Meditationen über das Scheißhaus gehen den Dingen gehörig auf den Grund. Fast ungehörig anzumerken, dass Betrachtungen zum homo defaecans (Arschloch auf Kackstelzen) notwendig irreführend sein müssen.

Seit dem legendären Streifen TAXI ZUM KLO jedenfalls erfreute sich der Donnerbalken und sein sanctuarium nicht mehr solch wertschätzender Aufmerksamkeit in den Seifenhäusern popkultureller Apokalyptiken.

„’I don’t believe in anything, I do believe in you.’ I wrote that.”

F. Seidel (Paris Review – The Art of Poetry No. 95)

Ungestört bleibt ungern einer;

Die Rechnung wittert ihre

Bezahlung; das Ausbleiben der

Bezahlung erzwingt die Mahnung;

Die Mahnung ist keine Lösung.

Wieder weinen die Männer am

Monatsende, weil sie statt Lohn

Einen Tritt erhalten und ihre

Kinder vor den Monitoren hungern.

Vor ihren Displays hungern sie und

Ihre Augen essen die essenden Schauspieler.

Einer sagt mampfend: „Positive

Diskriminierung ist geboten, weil

Man sich sonst leicht dem Vorwurf

Der negativen ausgesetzt sähe.“

Einer, der das Gespräch abschneidet, indem er unwillkürlich sagt „Das ist meine Privatsache!“, gleicht dem, von dem man unter keinen Umständen in der Schule abschreiben durfte.

Die autoritäre Illusion einer Privatsphäre wird von denen am entschiedensten genährt, die weder eine haben noch irgendwas in ihr anzufangen wüssten. Sie wünschen, in ihrer bornierten Nullität unentdeckt zu bleiben und empfinden noch die zivile Distinktion in bourgeois und citoyen als Zumutung.

Gleichen sie etwa jenen, die andauernd nach dem Leben haschen, es aber nicht leben können?

Privatleben ist, wie networking, purer Aberglaube.

(Über neueste Fotoaspekte der Post- Privacy- Welt unterrichtet aktuell eine Ausstellung in der Frankfurter Schirn)

Ralf Frodermann XI 2012