Maschinenbau/Verfahrenstechnik

Reibungsverluste durch Gottesbeweis und Untergangsgewissheit

Tribologisches Fragment

Mit Kants „Kritik aller Theologie aus spekulativen Prinzipien der Vernunft“, die er gegen Ende des großen ersten Teils seiner Kritik der reinen Vernunft, der „Transzendentalen Elementarlehre“, entfaltet, ist für ihn das Thema nicht-immanenter , d.h. erfahrungsloser Erkenntnis, mit Gründen erledigt.

Probleme aber, deren Haltbarkeitsdaten abgelaufen sind, sorgen, bei fortwährender Gärung, für intellektuelles Faulfieber.

Um alle zukünftigen Freunde von Gottesbeweisen und ähnlichem Allotria auf Abstand und möglichst fern zu halten (cordon sanitaire), vermerkt Kant, der sich zeitlebens allen theoretischen und praktischen Unsinn vom Leib zu halten suchte, vorsorglich im o.a. Abschnitt seines Hauptwerks ebenso nüchtern wie bestimmt: „Mit neuen Beweisen oder ausgebesserter Arbeit alter Beweise würde ich bitten mich zu verschonen.“

Seine Bitte blieb unerfüllt. Theologie wurde zum akademischen Pflegefall, „Gott“ zum Generalabnehmer der Ware Hokuspokus.

(„Ich gestehe indessen, dass ich eine augenblickliche Traurigkeit empfinden würde, wenn wir die Entdeckung machen sollten, dass ich, nach diesem Leben, nicht mehr zu dem Weltall, wovon ich itzt Theil bin, gehöre,- mit einem Wort, dass ich vernichtet werden würde;“

aus: Vermischte philosophische Schriften des H. Hemsterhuis. 2. Teil dt. Leipzig, 1782)

rf IX 2013