aus: Idyll (von Frank Wedekind) Zum Kellner sprach die Kellnerin: Mir wird so sonderbar zu Sinn, Ich finde mich ganz verändert. Wie bin ich Ärmste doch bisher Empfindungsbar, gedankenleer Durchs Gastlokal geschlendert!

Ich halte etwas vom Augenscheine

Rudolf Borchardt (Bild der Geliebten)

Sprachmaschinisten

'Neue Rundschau', 'Sinn und Form',

'Akzente' sind in etwa Norm,

Da mag sich der Dichter lösen,

einerseits weit weg vom Bösen,

andererseits erpicht auf Kosung

seiner eitrig-gelben Losung.

Den Dreck – man nennt es Dichtung -

taugt andern zur Verrichtung

ihrer Notdurft coram publico,

im Feuilleton, ihr wisst schon wo.

„Dein Lob beglückt mich!

Ist es auch unverdient, ich bin so froh.“

„Dann zeig' mir deinen Nabel, dein Büro.“

„Da du mich lobst, lob' ich dich gern,

seit altersher tun's so die Herrn.

Weil auch die Weiber dies längst wissen,

sind sie genau so angeschissen

emanzipiert wie aller Müll,

in der

„Wirtschaftskrise als Idyll“.

Ralf Frodermann 1. Mai 2015