Spielmannsepik, picardisch etc.
Der Tod ist ein Arschloch aus Strehlen
hebt des Dichters Marcel Beyers Gedicht
Ginster an - es ist dem neuesten Werk
Herrn Beyers, dem Lyrikband
Dämonenräumdienst (Suhrkamp 2020)
entnommen,
sein Rezensent A. Platthaus
lässt es in der FAZ 15. VIII. 2020 in toto
abdrucken / Was passiert hier? fragt sich
der Schmock, sich erstaunt gebend ob der
verwegenen Chuzpe des Autors, die
Celansche Todesfuge aufs dämlichste
zu kohobieren.
Nein, der Tod ist kein Arschloch aus
Dresden-Strehlen, der nicht.
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Ich schicke dies alles deshalb voraus,
damit ihr um so besser auf die Geschichte achtet,
die ich euch jetzt erzählen will.
Herzog Ernst
Gewäschkunde 1: Marcel Beyer ("Kein Himmel oben. Zwei" M. B.: Graphit/Gedichte 2014 S.20)
„Eigentlich will ich eine Brücke schlagen. Ich habe mir vorgenommen nachzuweisen, dass der Erzähler in Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ als Kind kein Mensch, sondern eine Biene oder ein Bienenvolk ist. Also beschäftige ich mich mit der Geschichte der Bienenforschung, mit Imkereibüchern und auch mit gegenwärtigen Theorien über Bienen, um das alles auf Proust anzuwenden.“
Marcel Beyer FAZ 15. Mai 2008
Den Job hatte schon vor Jahrzehnten bereits die Proust- Forschung gemacht, indem sie auf die mittlerweile berühmten Erinnerungen Fabres* hinwies, Prousts diesbezügliche Rezeption auswies und überholte Standpunkte dadurch verließ.
*Jean-Henri Fabre: „Erinnerungen eines Insektenforschers I“ (1879-1907) dt. Berlin 2009
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Gewäschkunde 2: Bobby Holunders Parodieversuch
„Eigentlich will ich einen Bogen bauen. Ich habe mir vorgenommen nachzuweisen, dass der Pianist Dodo Marmarosa kein Pianist, sondern Giordano Bruno ist. Also beschäftige ich mich mit der Geschichte der Päpste und dem Vergessen der Ketzerverbrennungen, um das alles auf Marmarosa anzuwenden.“
Bobby Holunder: PARKBANK. Obdachlosenzeitung für Braunschweig 4/2012
Bobby Holunders Parodie des Beyerschen Unsinns zündet nicht.
Sein Versuch, den wenig verschlungenen Unfug Beyers satirisch zu überbieten, verendet in schalem Schalk.
Holunder weiß nicht, dass die Satire dort nicht mehr verfängt, wo sie selbst als Ohrfeige jederzeit willkommen ist.
Dr. Holden Caulfield
Watermouth University
Dept. for German Literature