Ein Pasquill

„Der Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens, er ist die Tugend selbst, wie ein reichbegabtes Herz sie lehrend übt, weil es sie nicht übend lehren darf. Der Humorist ist der Hofnarr des Königs der Tiere in einer schlechten Zeit, wo die Wahrheit nicht tönen darf wie eine heilige Glocke, wo man ihr nur ihr Schellengeläute vergibt, weil man es verachtet, weil man es belächelt. … Einst war eine schönere Zeit, wo man den Humor nicht kannte, weil man nicht die Trauer und nicht die Sehnsucht kannte.“

Ludwig Börne (Gedenkrede auf Jean Paul 1825)

"Je trockner Du, so lieber bist Du ihnen"

aus: Karl Immermann, Verdächtiger Ruhm

("Der im Irrgarten der Metrik umhertaumelnde Cavalier" 1829)

Ein Pasquill

An der Eisdiele, hinter den Blitzen rot,

Da wurmte es mächtig den schwarzen Tod;

War doch die Pest ausgestorben,

Für die er so lange geworben.

So fing er von neuem zu werben an,

Bestellte auch wieder den stygischen Kahn,

Doch gar nichts wollte gelingen!

Nicht einer wollte ja verdingen

Sich beim Ladenhüter Hein,

Der Ende macht so gern dem Schein.

Insonders nicht bei dem von gestern!

So rief er schluchzend seine Schwestern;

Die bat er herzlich, es war so Mode,

Um neue Kraft zu neuem Tode.

Doch diese Eiseshexen wiesen ihn drauf hin,

Es hieße Tod nicht, vielmehr Todin.

Ralf Frodermann IX 2013