Vorschule des Unglücks / Kleiner Hoquetus

Uwe Moldenhauer gewidmet

Vier elfjährige Mädchen verabreden sich zum Schwimmen. Drei von ihnen führen

im Schilde, was man einmal "Böses" nannte.

Das Böse ist ist das allgemeine Schlechte ("Triumph der Habsucht über die Genußsucht", Marx,

Akzeptanz evidenter Lügen, selbstverständliche Affirmation kleinster wie größter Niedertracht,

erwartete Bereitschaft bedingungslosen Komplizentums, Austauschbarkeit von Moral und Unmoral nach Maßgabe von Vorteilskalkülen, usw.usw.)

Die Mädchen gehen sich umkleiden, doch nur eine kleidet sich um.

Die drei anderen verlassen stante pede das Freibad in der Absicht, der vierten, wie geplant, eine Lektion in Leid zu erteilen.

Arglos kommt das vierte Mädchen aus der Umkleide, findet ihre Begleiterinnen nicht.

Beklommen kleidet sie sich wieder an und geht nach Hause.

locus classicus 1:

"Will aber einer behaupten, daß die Seelen böse seien? Wenn etwa aus dem Grunde, weil sie mit den Bösen fürsorglich und rettend verkehren, so ist das nichts Böses, sondern etwas Gutes und stammt aus dem Guten, das auch Böses gutzumachen vermag. Sagen wir aber, daß die Seelen böse gemacht werden, worin werden sie dann böse, wenn nicht in dem Defekt der guten Eigenschaften und Tätigkeiten und wegen einer eigentümlichen Schwäche durch Abirren und Ausgleiten (vom Ziele)? Sagen wir doch auch von der uns umgebenden Luft, daß sie durch Minderung und Abwesenheit des Lichtes verdunkelt werde. Das Licht selbst aber ist immer Licht, das auch die Finsternis erleuchtet. Weder in den Dämonen also noch in uns ist das Böse, so daß es ein Sein hätte, sondern es ist da als ein Minus und als eine Abwesenheit des vollkommenen Zustandes der entsprechenden Güter."

Ps. Dionysius Areopagita: "Über Göttliche Namen"

locus classicus 2:

The bad Seet (Film 1956), Lord of the Flies (Film 1963)

Ralf Frodermann Juni 2015