Der Rüssel 1 / 2014

Der Rüssel spricht heute mit Frau Prof.’in Gudrun Schimmelong.

Sie ist seit 1955 ordentliche Professorin für Orientalistik und Islamwissenschaften an der Universität Bockwurst.

Seit April 1987 im Ruhestand, wird sie aber noch immer schon im Vorfeld jeder Fachtagung vergebens vermisst.

Wir treffen sie vor der Universitätsmoschee.

DR:

Gehen Sie oft in die Moschee?

GS:

Als Islamwissenschaftlerin bin ich ja in erster Linie Wissenschaftlerin, so wie Brauer ja auch in erster Linie Brauer sind und nicht jeden Tag besoffen.

Oder nehmen Sie Brauereitechnologen, überhaupt Prozesswissenschaftler.

DR:

Sind Sie, nach einem so langen Gelehrtendasein wie Ihrem, Frau geblieben?

GS:

Liebes Kind, was soll ich dazu sagen! Frau sein kostet so schrecklich viel Zeit. Der liebenswürdige Jules Michelet sagte ‚Ich bin ein vollständiger Mensch, der die beiden Geschlechter des Geistes besitzt.’

Dies tiefsinnige Wort ist zugleich das Motto von Roland Barthes’ Buch über ihn. – Nächste Frage, bitte!

DR:

Lesen Sie überhaupt noch Bücher?

GS:

Ausschließlich Bücher.

DR:

Geben Sie uns einen sneak peek?

GS:

Das Zwergen- Zerwürfnis von Mr. Morton finde ich immer noch großartiger als jeden Orgasmus.

Die Schriften des Privatgelehrte Robert Davidsohn – ich liebe Florenz - und

viel Lessing natürlich, immer wieder Nathan, seit der Schule in Oberhof.

DR:

Erinnern Sie Ihre Schulzeit noch gut?

GS:

Sowohl als auch: ich erinnere mich gut an eine gute Schulzeit.

Als ich ein noch dümmeres und vielleicht auch gescheiteres Mädchen war als heute, ging ich einmal ganz aufgeregt und in bedingungsloser Angeberlaune zu meiner Deutschlehrerin auf dem Mädchengymnasium und fragte sie, ob das Wort „Händel“ - in einer Erzählung der Droste, glaube ich, - ob das Wort „Händel“ den Komponisten beträfe und wie dann die ganze Stelle zu verstehen sei.

Ich erhielt den Bescheid, demzufolge mit „Händel“ nicht der Komponisten, sondern der „Streit“ gemeint sei.

So blamierte die Dame sehr hilfreich meine Eitelkeit, indem sie Platz für eitlere schuf.

Ihr seht, ich hatte eine gute Zeit auf der hohen Schule.

DR:

Was raten Sie jungen Frauen von heute?

GS:

Den Nathan habe ich erwähnt. An einer Stelle heißt da „Es sind nicht alle frei, die ihrer Kette spotten“.

DR: Und was raten Sie ihnen nun?

GS:

Möge dich deine große Stupidität weniger am Genuss deines Lebens hindern, als meine kleine Klugheit mich an dem Meinem gehindert hat.

DR:

Wir danken Ihnen für das Gespräch.

Universität Bockwurst Sommersemester 2014 DER RÜSSEL / Euer Campsorgan