Wie ich mir einmal ein Schandtat vormachte
um 1985, während meines sog. und ganz überflüssigen studiums im widerwärtigen giessen an der lahn, kam ich auf den gedanken, ein konvulut mit bettelbriefen deutscher und anderer schriftsteller, musiker und künstler zu erstellen.
der frankfurter insel-verlag biss sofort an, und ich dachte schon, bald dafür den nobelpreis zu bekommen.
da ich selber genauso klamm war wie meine protagonisten, kam ich, wie gewöhnlich, nicht sehr weit, immerhin gab es einen arbeitstitel GESTEN DER VERLEGENHEIT, eine vorläufige einführung und viele kopien aus der UB.
dem lektor in frankfurt (Insel Verlag), dr. franz heinrich hackel, wurde es bald zu blöd, vorschuss wollte er auch nicht rausrücken und das ding schlief ein...
1990 im august las ich dann im SPIEGEL 34 1990 eine besprechung zu:
Birgit Vanderbeke (Hg.): „Fresse schon meine Fingerspitzen wie Spargelköpfe“. Bettel und Brandbriefe.
Frankfurt a M. 1990
nahm an, dass dr. h. der vanderbeke zwischen zwei schnäpsen die idee verhobelt hat, da fallen immer späne.
vielleicht tat ich ihr und ihm aber auch unrecht und die ganze sache lag einfach in der luft.
"jedenfalls" eins: gelang es mir, das halb unfertige manuskript im jahr des heils für ein paar emmchen einem braunschweiger kleinverleger ans herz zu legen, wo es verstarb.
"jedenfalls" zwei: ein schönes beispiel für die alte diagnose, wonach ich bereits mit dem rasenmäher um die ecke kam, nachdem der rasensamen gerade ein bisschen aufgegangen waren.
„Horche nicht hinter die Dinge. Zergrüble dich nicht! Suche nicht nach dir selbst.
Du bist nicht!“
Arno Holz PHANTASUS Zweites Heft 1899
Arthur Cohen:
Die geistige Arbeit und ihre Vergeltung: zur Theorie und Politik der geistigen Arbeit ... Erweiterter Abdruck eines im Sozialwissenschaftlichen Verein der Universität München gehaltenen Vortrags.
München, 1910
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Watzumer Weheklagen (Bündel 1 Iden des März 2014) Fortsetzung folgt
Ralf Frodermann