Prof. Bobby Holunder, Rektor der Universität Bockwurst, betreut im Rahmen der Exzellenzinitiative "Dicke Bertha, Big Data und Falling Out" u.a. das nachfolgend skizzierte Dissertationsprojekt eines chinesischen Studenten.
Aus Gründen der inneren und äußeren Sicherheit bleibt er auf eigenen Wunsch bis auf weiteres bzw. bis zur Verleihung des Nobelpreises an ihn ungenannt.
Seine Vorüberlegungen zur "Kritik der Naturgesetze" platzieren ihn bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt an die Seite des russischen Mathematikers Perelman.
Büro Holunder Allerheiligen / Allerseelen 2014
in commemoratione omnium fidelium defunctorum
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Dissertationsvorhaben cand. rer. silv. Hørman N. N. Beatentow – Vorwort
Wir werden beweisen, dass es sich bei zwei exemplarisch zu analysierenden Lehrgebäuden der sog. »Naturwissenschaften« weder um gesicherte Erkenntnisse noch um bloß als Theorien akzeptable Konzepte handelt, sondern vielmehr um verkehrte Ontologien, die auf falscher Rückprojektion der schon ideologischen Internalisierung der ökonomischen »zweiten Natur« durch den Menschen unter den Bedingungen kapitaler Wertverwertung und Warenwirtschaft auf eine mythisch konstituierte »erste Natur« beruhen.
Namentlich die kosmologischen Behauptungen der Astro- und Quantenphysik, insbesondere eines »Urknalls« als »Anfang der Zeit und des Universums«, sowie der Evolutionsbiologie, hier insbesondere der Konzepte »Zufall« und »Selektion«, sollen als ideologische Abbildungen gegenwärtiger Realabstraktionen wie »Wert« und »Geld« abgeleitet werden, denen als Manifestationen einer quasireligiösen Totalität widerum kein positiver ontischer Status zukommen kann.
Die »Kopenhagener Deutung« sowie die als »Unschärferelation« bekannten logischen und ontischen Spekulationen werden als auf einem eklatanten Mangel der Wissenschaftler an Sprachverständnis beruhend dargestellt; Evolutionstheorien von der »Auswahl der Stärkeren« bis zum »Egoismus der Gene« werden als wesentlich religiöse Wahnvorstellungen bestimmt, die über gegenwärtige menschliche Gesellschaften alles, über den »Natur« genannten Rest des Universums jedoch nichts aussagen können.
Diese »Zurückkehrung« erfolgt sowohl zunächst bezüglich der kritisierten Theorien immanent, d. h. es wird bewiesen, dass die theoretischen Gebilde logisch ihre eigenen Gültigkeitsbedingungen widerlegen, als auch weitergehend erkenntnis-, sprach- und methodenkritisch, d. h. es wird beschrieben, warum diese Theorien schlicht Unsinn sind und mit untauglichen Werkzeugen Spekulationen formulieren, deren ontischer Gehalt a priori außerhalb des Beschreibbaren oder gar Erklärbaren liegen muss.
Die Ideologiekritik wird sodann ausgeweitet auf scheinbar selbstverständliche »Tatsachen« und »Naturgesetze«; ebenfalls exemplarisch werden die Konzepte »Raum«, »Zeit« und »Schwerkraft« unter Zuhilfenahme psychologischer Perspektiven einer strengen Prüfung hinsichtlich ihres ontischen Statusses unterzogen.
In diesem Zusammenhang wird auf die wenigen Versuche von Autoren in der Tradition der Marxschen und Kritischen Theorie Bezug genommen, eine Kritik der Konstitution des notwendig homozentrischen Naturbegriffes vorzunehmen.
Die vulgärontologische, positivistische, jede Erkenntniskritik ignorierende Regression der Naturwissenschaften auf einen populistischen Behauptungskatalog volkstümlicher Vorstellungen wird als ideologische Verdoppelung eines primär antisemischen Alltagsbewusstseins und dessen ökonomischer Bedingungen beschrieben: Geistfeindschaft, Hass auf jede Vielfalt und auf individuelles menschliches Leben erscheinen hier als reduktionistischer Fetisch des Exemplars, des Gens und des Atoms, dessen deterministischer Prädestinationsfuror zwischen die notorischen Pole A: »Mensch, Gegenwart, Wirtschaftswachstum« und B: einem durch bloße maximale negative Approximation konstruierten »Ursprung« einen rein mechanischen, immer aber mit dem impliziten, stets jedoch in der Beweisführung unterschlagenen Telos der »Verbesserung« unterlegten Ablauf unterstellt, in dem Freiheit und Individuum nicht mehr vorkommen.
Gegenwärtige Naturwissenschaften werden somit als gegenaufklärerische Normierungen sowie als antisemitische Formatierungen von Denken und Handeln denunziert, die keinerlei sinnvolle Forschung mehr zulässt. Diese Diagnose zur deutschen Aufklärungs-, Erkenntnis- und Wissenschaftsgeschichte mündet in die wissenschaftspolitische Forderung einer Neuausrichtung, d. h. hier: Abschaffung der bestehenden Naturwissenschaften sowie einer Renaissance der philosophischen Erkenntniskritik als Grundlage naturwissenschaftlicher Theoriebildung.
Das Dissertationsprojekt wird als einzügige, grundständige Promotion vom Dekan der Fakultät Humanoide Hermeneutik betreut, die zweite Lesung wird Herr Prof. (emer.) Dres. Wieland Lunden von der Stege besorgen.
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sic estar esse cogo esse estar no sic
Pseudo-Augustinus
Das will doch keine Sau wissen!
Unter der irreführenden Headline »Delphine mit besonderer Spürnase« fragen sich die Naturburschenschaftler der FAZ-Sachkunde-Redaktion am 30.10.2014 mal wieder unbefugt Sachen wie »Orientieren sich die Großen Tümmler am Erdfeld?« und »Haben Delfine auch einen Magnetsinn wie Vögel?«
Unser scheinbar überqualifizierter, hier am Institut für Notfallchirugie des Universitätshospitals Schwarzwurst nur subalternen Blödsinn verantwortender, mit rein regenerativen Löscharbeiten betrauter »Zeitzeuge« E. Bohn fragt sich diesbezüglich und belegbar zu Recht: »Warum fragt mich eigentlich keiner? Die Frage ist doch längst empirisch geklärt.« – Im Folgenden dokumentieren wir Auszüge seiner Lesungen vom 18.10.2014 (julianisch) – zwischen 03.30 Uhr und 07.00 Uhr MEW – seinerzeit 53° 56′ Nord , 10° 19′ Ooost.
Ob sich Große Tümmler an Magnetfeldern bei der Navigation orientieren, weiß ich nicht, das kann man auch getrost ihnen überlassen. Wenn es sinnvoll ist, mögen sie es tun, aber vermutlich finden sie den Weg zur Latüchte auch ohne Magnetnavi. Deutsche Säufer geht das jedenfalls nichts an.
Kleine Tümmler und Seehunde wie ich einer bin können Magnetfelder nur in Kiel und auch erst knapp zwei Stunden nach der Einnahme von vielen, vielen starken Keksen wahrnehmen. Zur Orientierung taugen starke Magnetfelder nicht, sie beeinträchtigen den Geradeauslauf quantitativ um mindestens dreieinhalb Zehnerpotenzen stärker als die Schwerkraft des Mondes die Nordsee. Schwache Magnetfelder wie das der Erde sind für Menschen nicht spürbar, da der elektromagnetische Smog im Innenstadtbereich oder auch in der Nähe rustikaler Trafostationen, insbesondere aber des Magnetmonsters, das in den Kieler Bahnhofs- und Gleisanlagen wohnt, lokal annähernd Pi hoch Triangel stärker wirkt als alle Kraftemissionen des Planeten insgesamt, jedenfalls am Brandherd vor Ort.
Der negativ teleologische Zusammenhang zwischen Schwerkraft, Magnetismus, starker und schwacher Fernwirkung, Quarkverklebung und Einsteinscher Raumzeit sowie die ontischen Spezifikationen eines jeden möglichen apriotischen Siebenten sind übrigens offensichtlich und ich habe bereits mit einigen schüchternen Studentinnen darüber gesprochen. Ich hatte den Eindruck von z. B. der Psychologie-Doktorandin Lourdes Vucetic (leider inzwischen für die Friedrich-Ebert-Stiftung in Montevideo missionarisch tätig), sie könne diesen Gegenstand noch zu ihren Lebzeiten recht weitgehend begreifen.
Das magnetsensitive Organ, das die im Wasser lebenden Säuger aktivieren, ist selbstverständlich das Großhirn. Der resultierende Kommunikationskanal ist vielfältig nutzbar, u. a. zur Sinneswahrnehmung, zum Denken, zur Wahrnehmung von Schwerkraft, Magnetismus und Atom-U-Booten sowie zur Herstellung interpersoneller Gleichzeitigkeit (»Telepathie«) und raumzeitlicher Ungleichzeitigkeit (»Traum«). Von allen genannten Möglichkeiten machen Menschen seit mindestens sechs normalisierten Generationen kaum noch Gebrauch, Tendenz hyperbolisch negativ, prognostizierter Grenzwert bereits weit unter Normal-Null, Tidenhub nur noch in dänischen Küstengewässern sowie (nur bei Orkanböen N bis NNW ab Stärke 13 und schlechter Sicht) Vorhersagegebiete Dogger und Utsira.
Schulungskurse für andere Primaten sind in Vorbereitung, aber kostenintensiv. Erste Versuchsanordnungen der Experimentalredaktion zeigten im Evaluationsprozess schwer kategorisierbare Nebenwirkungen bei den Probanden, u. a. wuchs einem Gorilla ein knochenloser Genitalfortsatz auf der Stirn. Gegenüber Bildnissen unbekleideter weiblicher Menschenkörper mit schwarzer Hautpigmentierung zeigte er sich desinteressiert (vgl. »Bilderverbot« des AT, insbes. Genesis; sowie vertiefend: »Quando le donne avevano la coda«, Italien: 1970, in der weiblichen Hauptrolle: Senta Berger).
Hinsichtlich einer etwaigen Renaissance der prähistorischen Versuche, einige Spezies der Großhirnfauna auf dem Planeten durch Gabe von endogenerativen Beschleunigungsmitteln in die Lage zu versetzen, autonom Geist zu entfalten, werden Dosierung und Kandidatenauswahl noch diskutiert. Entsprechende Dossiers erdnaher Agenten unterliegen jedoch noch einer hiesigen Maßstäben nach unabsehbaren Sperrfrist.
Im Rahmen des ihm gemäß Dienstvertrag Erlaubten und unter strikter Ablehnung jeder Verantwortung für ggfs. dadurch evtl. angeblich begründete Humanreaktionen wird Brandwachprozessmeister Eddy Bohn (Feuerwache West im Nordturm der Fakultät für Astrokausalistik und Tiermedizin) voraussichtlich noch im laufenden Erdjahr 5775 an dieser Stelle weitere Hinweise publizieren.
Das Transkript der diesem Bericht zu Grunde liegenden Babyphone-Mitschnitte stellte uns freundlicherweise unsere trilinguale Raumpflegerin Frau Sladjana Revollar Paredes zur Verfügung.
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Folgendes Gespräch wurde nach der Sylvesterparty des Fachbereiches Kultuswissenschaften 2012/13 im Heizungskeller des Nordturmes belauscht.
»Und, was macht Ihr über Ostern?«
»Nichts Besonderes. Sybille hat Yoga-Wochenende und ich flieg ein paar Tage nach Beteigeuze, Golfen und Rotwein, einfach mal Pause.«
»Schön. Naja. Ich muss wohl hierbleiben, Urlaubssperre, sagt der Alte.«
»Was? Wieso das denn? Ist doch alles abgearbeitet, soweit ich weiß. Luna tickt wieder einwandfrei, die kriegen die andere Seite nie zu sehen, Gott sei Dank, höhö. Und Norwegen ist auch fertig, so eine Küste muss Dir erst mal einer nachmachen. Was will er denn noch von Dir?«
»Die wollen wieder zum Mars. Bemannt, eine Russin soll auch mit.«
»Scheiße. Da reicht kein Multiplex-Schlauch wie bei den Rover-Missionen. Da musst Du Dir richtig was einfallen lassen.«
»Geht so. Die sind ja schlechtes Fernsehen gewohnt, vielleicht reicht sogar schwarz-weiß für die meisten Sachen. Aber wenn wir die zurückfliegen lassen, muss ich extra für die drei Spinner in ihrer klimaneutralen Elektrorakete eine Vollsimulation entwerfen. Schwerkraft, Atmo, Nasenbluten, das volle Programm. Und ich kann ja nicht einfach was aus dem Archiv nehmen, das sind Profis, die kennen das Material. Ist praktisch derselbe Aufwand wie ein ganzer neuer Planet, und alles für die Katz, kein Mensch wird das jemals bewohnen. Aber den ganzen Schäfchenwölkchenkitsch auf der Erde wissen die ja auch nicht zu schätzen. Wochenlang hab ich mich mit den Blümchen und dem ganzen Gemüsequatsch abgequält, und die spekulieren auf Urknall und sowas. Scheißvolk.«
»Hoffentlich krieg ich nicht auch noch Sonderschicht über die Feiertage.«
»Glaub ich nicht. Wäre zwar machbar mit Deinen Raumkrümmungsgeschichten, aber zu energieintensiv, das lohnt sich doch nicht wegen drei Leuten da.«
»Oder sprich mal mit Roger, kann der die nicht einfach umprogrammieren, dann kannst Du Dir die Reality-Effekte sparen. Roger ist echt gut in sowas, der pumpt die mit ihrem eigenen Mist voll, Roland Emmerich und sowas, und dann löscht er einfach den Rest.«
»Früher ging das nicht, aber inzwischen dürften die das fressen.«
Der Ohrenzeuge ist uns namentlich bekannt, möchte aber nicht genannt werden. Für die Wahrheit des Vorgangs verbürgt sich jedoch uneingeschränkt der Lehrstuhl für Drittmittelsimulation und Fernsteuerung.
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Positionspapier des interdisziplinären Rigorosums der Kandidaten der Fachbereiche Physiotherapie und Randbegehung zur anstehenden Neuwahl des Studentenrates sowie zur Bundestagswahl in Österreich:
1. Kosmologie
Am Anfang war alles wüst und leer. So ein Tohuwabohu mochte sich der stellvertretende Vorsitzende des Bundeswahlprüfungsausschusses aber auch nicht länger angucken und bestellte einen neuen Bildschirmschoner. Auf seinem »SimWorld 2.0« lief das Applet »Bipolare Störung« am besten – wenn er nicht gerade vergaß, seine skills regelmäßig unter »paradise_now.dat« abzuspeichern. Abends, wenn er vom leidigen Bewerbungstraining nach Hause kam, bastelte er im Keller seiner traurigen Etagenwohnung zusammen mit anderen arbeitslosen Göttern gerne an billigen Rechtschreibhilfeprogrammen, die sich jeder leisten kann: jenen »kleinen Helfern«, ohne die heute keine Demokratie mehr auskommt, die zu Lebzeiten Gottes aber an den Kinokassen floppten. Erst posthum konnte er, nach vielen Jahren der Armut und der Verzweiflung, mit der Systemerweiterung »snake.exe« endlich das Interesse seines ARGE-Sachbearbeiters wecken und wurde mit einem Praktikum beim führenden Anbieter werbefinanzierter terraforming-tools belohnt. Natürlich packte er die einmalige Chance beim Schopfe und war fürderhin so sehr mit carreer engineering und networking beschäftigt, dass er die eigene Systempflege sträflich vernachlässigte: Seine Sims smsten unkontrolliert herum wie die Karnickel. Heute wissen wir, dass erst die Implementierung restriktiver Laufzeitparameter in die DNS-Firmware zumindest der offiziell registrierten Tamagotchis die Welt vor den Folgen des Klimawandels rettete. Bis dahin aber nervte die Öko-Schlange ohne Ende mit ihren veganen Ernährungsratschlägen (»Apfel anstatt«): Adam und Eva machten tatsächlich drei Kreuze, als ihnen endlich die Flucht gelang – diese erste Wahlfälschung wurde später als »Ursünde« legendär. Parteien gab es zu Zeiten des Alten Bundes aber keine – die wurden erst viel später im Neuen Testament erfunden, vermutlich als Rache für Babel. Seitdem hat jeder sein Kreuz zu tragen.
2. Archäologie
Die Vor- und Frühgeschichte ist geprägt von der Willkür und Schlamperei ihrer Programmierer. Jura, Devon und Karbon waren als konkurrierende Parteien untauglich, weil man sie nur nacheinander wählen konnte. Die Dinosaurier schüttelten nur ratlos den Kopf und starben aus. Bis zur ausgehenden Bronzezeit scheiterten auch alle Versuche, die Menschen zu willfährigen Ethnien zu separieren, am eindimensionalen Zeitpfeil oder an zuviel Speicherplatz. Immerhin entwickelten sich aus den nomadisierenden Jagd- und Brutgemeinschaften nach Errichtung der ersten Mauer (»Artenschranke«) vereinzelt lokale Banden (»Familien«) und eskapistische Gangs (»Krabbelgottesdienste«), doch zu den bodenständigen Clans und apokalyptischen Rackets der Neuzeit mit ihren typischen Vereinsstrukturen fehlten ihnen noch Hass und Gier, die einstweilen Teil dessen blieben, was wir seit seiner Abschaffung »Natur« nennen. Parteien hatten sich immer noch keine gegründet – es gab auch ohne sie genug Hunger, Angst, Feuer und Gebet. Dagegen half nur Wein, Weib und Gesang.
3. Der Rest der Geschichte
In der Antike gab es Hausherren und Frauen sowie Sklaven und Wölfe. Wahlen fanden im Freibad statt, bis die Kriegselefanten einfielen. Dann kamen die Hunnen über die zugefrorene Nordsee und Karl der Große besiegte Napoleon. Alles ganz ohne Parteien – es gab Herr und Knecht. Unter Ackerfeudalen bedeutete »Politik« schlicht Ehe, während ihre Leibeigenen weder vom Tod noch vom Ich gelesen hatten und folglich einfach starben und dann arbeiteten wie blöd, ohne sich den Kopf des Herrn zu zerbrechen.
4. Die beste aller Welten
Großadel meuchelt Kleinadel, schnappt sich verbliebenes Kirchengut, leiht sich Geld und macht in Handel und Manufaktur, ändert den Namen und wird Industrieller, dazu plappern der Papst in Rom und die Zunft auf der Wartburg, bis alles genügend akkumuliert und monopolisiert ist. Übrig bleiben landlose, vogelfreie Arbeiter, die niemandem mehr gehören und sich nun selbst verkaufen müssen. Statt an Donner und Blitz, an Herrgott und Herrn von und zu, statt an Kaiser und Kirche und Opfer und Erlösung glauben sie jetzt an Arbeit und Geld und dass sie als Deutsche ein Recht drauf haben. Davon können sie sich aber auch nichts kaufen, das Kapital wird sein Zeugs nur noch in Übersee los, irgendwann ist die Kugel rund und es gibt es eine Finanzmarktkrise. Großes Kapital frisst kleines, bis das Fass überläuft, die Maschine hohldreht, heißläuft, wozu das alles, Ochsen ins Meer, Zoll auf Fisch, Tausendmilliarden für die Banken, hilft alles nichts, Kapitalismus geht auch nicht. Nicht ohne Parteien.
5. Hättewas
Eigentlich hätte man nun ja anfangen können mit dem Menschensein. Es gab interessante Bücher von Freud und liebreizende Musiken von Bach, es gab Männer und Frauen, Kindheit und Gewissen, Ich und Du und andere Fälle und einen prima himmelblauen Planeten mit Wiesen und Hügeln und Meeren und Winden und nachts beschien ihn der wundersame Mond. Das Sachenmachen und Essenhaben war weitgehend automatisiert, die meisten waren fast schon Individuen, konnten lesen und schreiben und lieben und lachen und hätten vielleicht auch gerne Klavier gespielt. Kaufwahn und Arbeitspflicht hätte man sich dann zwar austreiben müssen und das wäre nicht ohne Blutvergießen gegangen, aber das geht es ja nie, auch nicht, wenn man nichts ändert.
6. Die Partei
Da, wo das Kapital zuerst nicht mehr ging, auch nicht mit Kolonien für die Extraprofite und ‘nem Willem für das Plebsgemüt, fand eine Änderung auch zuerst nicht statt und das bis zum Schluss und das kam so: Die Leute hatten gar keine Lust, Menschen zu werden, denn es ging ihnen zwar schlecht, aber sie waren ja Deutsche und weil sie dumm waren und faul und das auch gar nicht so schlimm fanden, solange es irgendwem noch schlechter ging, hassten sie alle, die nicht so dumm und so faul waren und wollten, dass es denen erst so richtig schlecht geht. Wahrscheinlich waren die nämlich sowieso Schuld dran an der Krise, weil sie sich nicht damit abfinden wollten, das sagt schließlich auch die Partei, unsere Partei, die SPD, wer anständig arbeitet und bei seinem Leisten bleibt, soll sein gerechtes Auskommen haben in Deutschland, wie kaputt alles im Ausland ist, hat man ja im Krieg gesehen, die können ja nichtmal Kapitalismus, weil sie faul sind und dumm und verschlagen auch, zum Glück haben wir Arbeit und Geld, oder jedenfalls hätten wir eigentlich genug, wenn die nicht... – Eine dumme Ausrede musste her, wenn man zu dumm und zu faul bleiben wollte, Mensch zu werden, und ein Schuldiger, und man wollte nie wieder was hören vom Menschenwerden, man müsste ihnen ein für allemal das Maul stopfen, und waren sie nicht immer schon, das sagt schließlich auch die Partei, die NSDAP, alle totschlagen, alles vernichten die ganze Krise, und Dank Volk und Reich und Führer lebten sie glücklich bis an ihr Ende. Fast alle Juden waren tot, es herrschte Frieden in Deutschland. – Jetzt ist die Krise trotzdem wiedergekommen, es ist eine Seuche. Zum Glück haben wir aber nicht nur wieder eine Partei, sondern sogar gleich mehrere. Alles wird gut.
Das Dekanat hat in seiner laufenden Sitzung einstimmig beschlossen, das Rigorosum nicht anzuerkennen. Eine formal korrekte Begründung kann nach Ablauf der Sperrfrist im Archiv eingesehen werden.
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Das trostlose Rektorat der Jahre 1989 – 1997 muss wohl als das unproduktivste der wechselhaften Geschichte unserer Alma Mater angesehen werden. Der damalige Amtsinhaber Regnerius Regius Siemß hat es fertiggebracht, aus acht Jahren Forschung und Lehre lediglich gezählte fünf schmuddelige Zettel zu verfertigen. Die nachfolgende, vollständige Veröffentlichung dieses Großwerkes erfolgt nur aus Respekt für seine Witwe. Siemß hinterließ die zur Not als »Methodenkritik« durchgehenden Splitter seiner halbwachen Existenz unter dem Indexeintrag »Notizen und Schimmer« in einer kaum benutzten Abstellkammer unseres digitalen Augias-Archives.
Warum ich keine Kritik der Naturgesetze schreiben werde.
Im Hinblick auf Fragen zu Anfang und Ende, Ursache, Wesen und Sinn sowie Alter und ontischem Status des Universums ist nur eines gesichert: dass es sich bei allen gegebenen Antworten notwenig um reine Spekulation handelt.
Auffällig an einschlägigen Debatten – die heute die anmaßende Gestalt eines offensichtlich ernstgemeinten Wissenschaftsbetriebes angenommen haben – ist jedoch, dass aller Anfang – Urknall, Affen, Adam und Eva – stets auf einen als außerhistorisch weit zurückliegend verstandenen Zeitpunkt gelegt werden. Dies könnte man als reflexhaften Lügenreparaturversuch deuten, der auch die jüngere Singularität von Auschwitz aus der Gegenwart und damit der Wirklichkeit zu räumen trachtet.
Wo Geschichte nur als Müll verstanden wird und die Gegenwart des Mordes geleugnet wird, obwohl die Getöteten bis heute tot bleiben, ist keine Wissenschaft von der Zeit und somit keinerlei Wissenschaft, erst recht keine Naturwissenschaft oder gar Kosmologie möglich. Diesbezügliche Versuche können nur Rechtfertigungen des Mordens sein.
Empirische Beweisführung
– der hund muss weg.
– warum?
– der ist zu laut.
– der macht doch nichts.
– wart mal. (tritt den hund. der jault auf.) siehste?
– oh.
Kollateralschäden
An die Namen blöder Schauspieler konnte ich mich ja noch nie gut erinnern. Oft vergesse ich Worte oder finde eines nicht, obwohl ich genau weiß, wo es liegt, wie es riecht und welche Worte nebenan liegen. Wenn z. B. von Darm-Blut im Stuhl die Rede wäre, würde mir das korrekte Fachwort nicht einfallen. Der Begriff jedoch ist vollständig und präzise präsent, wenn ich vorschlage: »Diskreter Stuhl«? »Obskurer Stuhl«? »Sakrosankter Stuhl«? »Samisdatstuhl«? – Naja, wahrscheinlich einfach »Heiliger Stuhl«. – Komisch nur, dass ich mich erinnere, dass, wenn ich, wie so oft, den Namen der Schlagersängerin Trude Herr nicht finde, mir immer nur »Torte« einfällt.
Evolutionstheorie ist Blödsinn. Als pure Ideologie bildet sie den »Tauschwert« des kapitalistischen Warenwahns erstklassig ab, wenn sie den Arten, Genen oder Atomen einen »Willen« unterstellt und von einer Zielgerichtetheit der Entwicklung ausgeht, gleichzeitig aber bestreitet, dieses Ziel sei von irgendwem gesetzt. Die Frage nach Schöpfung, Schöpfer, Sinn und Ziel und Leben beantwortet sie nicht, sondern erklärt sie für irrelevant, wenn sie Statistik zum Gott macht. Im Übrigen sind alle kleinen Mutationen, die angeblich zu einem Konkurrenzvorteil des betroffenen Individuums führen sollen, schicht nicht lebensfähig. Ein Auge oder was auch immer ist so komplex, dass es nicht durch eine, sondern unendlich viele – zufällig zielgerichtete? – Mutationsschritte entstehen könnte. Zwischenformen sind jedoch nicht vorhanden, weder versteinert noch aktuell lebend.
Die Frage, was Leben und Welt sind, beantworten Naturwissenschaften nicht. Sie drücken sich vor dieser Frage. Schwerkraft ist bloß Geld.
Kommunismus ist nur mehr vorstellbar als Aufwachen. Du wachst einfach auf und er ist da. Alles andere ist Blödsinn. Du erkennst ihn daran, dass Du fliegen kannst, dass die Menschen schweben. Vermutlich wird die Bodenkleberei nicht einfach aufgehoben sein – das Gegenteil eines komplexen und vielfach vermittelten, zu Wirkungsmacht gelangten Wahnsystems ist niemals Null –, vielmehr werden sich die Naturkräfte vielfach anders als bisher bekannt auswirken. Die Wahrscheinlichkeit von Schwerkraft im engeren Sinne ist jedoch gering.
Hierin (in der selbstverständlichen Autolevitation) ist auch die Minimalvoraussetzung jeder kommunististischen Bewegung zu sehen. Beibehaltung des bestehenden, tonnenschweren Wertwahns verunmöglicht Bewegung oder gar freie Association angstfrei verschiedener Individuen. Solange Schwerkraft als Erscheinung im Alltag herrscht, ist Wertfetisch als ursächlich wirkliches Unwesen anzunehmen und Kommunismus ergo noch nicht da.
Ach so: Wer nicht sehen kann, warum das Weltall der Atomphysiker und Astrokausalisten nichts ist als eine wirkungsmächtige, aber unwahre Totalisierung des Wert- und Geldfetisch, wer in den geltenden Naturgesetzen nicht erkennen kann die Resultante einer »Einfühlung in die dicke Bertha«, wem sich die haarsträubende Blödsinnigkeit einer schöpfungsresistenten Evolutionsideologie nicht auf den spätestens zweiten, also vierten Blick zu einer spontanen Gotteserkenntnis klärt, der vertraue sich einfach ein paar Lesejahre (Mond: ca. 8 Leseminuten, Orion: auch nicht viel weniger) den Klassikern an.
Siemßsches Gesetz der hierarchischen Komplexität (materialistischer Gottesbeweis)
(a1) Kein Ding (oder Wesen oder Struktur oder generische Funktionalität) kann Dinge erschaffen (oder erfinden oder konstruieren oder beschreiben), die komplexer (oder intelligenter oder geistreicher oder wahrer) sind als es selbst ist.
(a2) Kein Text (auch wenn es sich um Handlungsanweisungen handelt) ist komplexer als sein Autor (auch das etwaige Ergebnis der ausgeführten Handlungsanweisung nicht).
(a3) Jeder Schöpfer erschafft (oder bearbeitet) ausschließlich Dinge, die sich auf einem niedrigeren Komplexitätsniveau bewegen.
(a1–3=b) Die Existenz eines Dings bedingt notwendig die Existenz eines komplexeren Dings, das es schuf: Es gibt immer eine Ursache.
(c) Instrumentarien (generische Algorhythmen, Makros) können formal atomisiert werden, so dass als Operanden nur noch Binärdaten erscheinen. Die Genese komplexer Strukturen wird so als Operationskette »zufälliger« Mutationen und pragmatischer Selektionen beschreibbar, deren Länge in exponentiellem Verhältnis zur Komplexität des Produkts steht. Die Beschreibung der Struktur des Menschen wäre auf diese Art ein infinitesimaler Vorgang. Keineswegs kann eine komplexe Struktur lediglich aus NULL und EINS (JA und NEIN) automatisch entstehen, denn die notwendige Länge der Mutations- / Selektionskette muss als teleologische Informationseinschreibung berücksichtigt werden: »Zufall« ist lediglich ein Synonym für das Ignorieren ausgelagerter Implizitismen. Der Informationsgehalt (Komplexitätsgrad) der Basisoperanden wäre als unendlich anzunehmen, wenn diese zur Beschreibung einer Struktur unendliche Permutationsbildung und -verwerfung erfordern und somit auf externe Komplexitäten verweisen, die erklärungsbedürftig sind und nicht vernachlässigt werden können, da ihr Komplexitätsgrad notwendig in logarhythmisch reziprokem Verhältnis zur Simplizität der Basisoperationen steht.
(b*c=d1) Die Existenz des Menschen setzt einen Schöpfer voraus, der von komplexerer Struktur (höherer Intelligenz) ist als der Mensch. Die der Evolutionstheorie entsprechende Konstruktion eines generischen Prinzips, das die komplexe Struktur des Menschen aus binären Operanden erklärbar machen will, verlagert den notwendigen Informationsgehalt der Operanden in die Unendlichkeit der Operationskette. Diese ist aber mindestens ebenso komplex wie ein individueller Schöpfer. NULL und EINS mögen als dumm (informationsleer, intentionslos, zufällig) definiert werden – die Struktur höherer Komplexität, die hier den Schöpfer gibt, bleibt vorhanden, wird jedoch im Unendlichen versteckt. Alle atomisierenden Kausalalgorythmen (Mutation / Selektion, Gene, Makros) erzeugen komplexe Produkte nur durch die von ihnen implizierten externen Setzungen, die anderswo abgelegt sein müssen (Subroutinen, Zukunft der Operationskette). Vermutlich ist bei binären Algorhythmen die Beschreibung ihrer Implizitismen notwendig komplexer als ein individueller Schöpfer es sein muss. Die behauptete Ableitung komplexer Strukturen aus einfachen ist Scharlatanerie, denn die formal einfachen Algorhythmen sind nur einfach, wenn die extern abgelegten Makrodefinitionen unterschlagen werden: Am Informationserhaltungssatz kommt auch Herr Darwin nicht wirklich vorbei.
(d2+exk.) Die Evolutionstheorie will jedes Telos, jede Zielgerichtetheit, jeden »Willen« ausklammern, indem sie den Vorgang unter ausschließlicher Verwendung atomarer Basisoperationen beschreibt, die nur mit den »zufälligen« Grundzuständen JA und NEIN arbeiten. Die hier intendierte Negation des Individuums zugunsten eines paradoxen »automatischen Willens«, der je nach Bedarf in Genen oder gar Nullen und Einsen sein Subjekt finden soll, gelingt Darwin und sämtlichem Biologismus (ebenso wie auch jeder anderen lokal infinitesimalen Modellrechnung zur Wettervorhersage, zum Klimawandel oder zur quantenmechanischen Erklärung des Weltenlaufs) nur, indem das Telos von der Ebene der Einzelentscheidung auf die des Gesamtprozesses verlagert und letzere ignoriert wird. Die so versuchte Abschaffung irgendwelcher Qualitäten zugunsten purer Quantität bestreitet nicht nur die Existenz göttlicher, sondern auch menschlicher Individualität. Zum Glück ist dieser Versuch sinnlos, denn rein quantitative Erwägungen setzen qualitative Definitionen voraus: die Existenz letzterer kann nicht dementiert werden, vielmehr wächst dieser extern abgespeicherte Schatz ins Unendliche, je totaler seine Inhalte aus den atomisierenden Modellrechnungen der Quantitätsfetischisten ausgeklammert werden. Der Modellrechner, bemüht, Gott zu negieren, erschafft ihn mit seinen Qualität exkludierenden Modellrechnungen geradezu ex negativo, denn die komplexe Struktur (Qualität) akkumuliert sich notwendig anderseitig, wo sie mit Gewalt aus den positiven Rechnungen gestrichen wird.
(e) Nach der Evolutionstheorie entstehen komplexe Strukturen dadurch, dass atomare Mutationen durch pragmatische Selektion (Überlebens- und Vermehrungsvorteil) Verbesserungen befördern. Der Vorteil ergibt sich jedoch erst, wenn eine Verbesserung vollendet und funktionabel ist. Alle Zwischenstufen sind als Energieverschwendung und überflüssiges (hinderliches) Anhängsel ein Selektionsnachteil. Ein Auge wäre ein Vorteil für ehemals blinde Wesen, doch die Genese einer so komplexen Struktur wie eines Auges erforderte eine so unwahrscheinlich lange Kette zufälliger Mutationen, dass unmöglich genug Individuen in endlicher Zeit zur Verfügung stünden, um das »Ziel« zu erreichen – allein ihre Masse und Ausdehnung überträfe die des Universums. Selektionsvorteilhafte Funktionalität ist zudem evolutionär unmöglich, da Zwischenstufen Selektionsnachteil bringen – und übrigens auch nie beobachtet wurden und werden. Mutationen auf Makroebene, die schneller zu funktionalen Strukturen führten und Selektionsvorteil ermöglichten, bedingen das Vorliegen von Makrodefinitionen. Die Unwahrscheinlichkeit des evolutionären Konzeptes wird auch hier nur scheinbar umgangen, indem der Informationsgehalt der Makros und damit die Komplexität der basalen Entscheidungsinstanz in Gegebenes oder Zukünftiges ausgelagert und dann ignoriert wird. Die zur Evolution der Makrodefinitionen erforderlichen Operationen müssen jedoch in die Wahrscheinlichkeits- und Zeitrechnung einbezogen werden. Auch hier ist der individuelle Schöpfer das informationssparendere, damit effektivere und nach der Evolutionstheorie auch immanent wahrscheinlichere Konzept.
(f) Die Evolutionstheorie widerlegt die Bedingungen ihrer Möglichkeit. Wenn sie wahr ist, bildet sie selbst eine annähernd unendlich komplexe Struktur (beschreibt einen annähernd unendlich komplexen Vorgang), was die Frage nach dem Schöpfer dieser Struktur aufwirft. Die Formel des Lebens mag in der Welt gefunden werden, aber ihre Entstehung durch Evolution wäre komplexer (unwahrscheinlicher) als die Welt selbst, die Frage nach dem Programmierer würde nur verschoben.
(g) Entweder hat ein Schöpfer die vielfältige Welt und die lebenden Wesen geschaffen, was eine komplexe Leistung wäre. Oder jemand hat die evolutionäre Formel geschrieben, nach der Welt und Wesen erzeugt werden. Diese Formel wäre jedoch mindestens so komplex und ihre zufällige Entstehung mindestens so unwahrscheinlich wie ein individueller Schöpfer.
Wenn man der Evolutionstheorie folgt, hat das Konzept Gott einen massiven Selektionsvorteil gegenüber dem umständlichen und verschwenderischen Konzept Mutation / Selektion, denn letzteres muss neben der fertigen Formel ja auch noch die unendliche Anzahl an Schrottalgorhythmen mit sich herumschleppen.
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November 2014 /(Survey via Fagusa)