"Mir hat aber mein Erzieher beigebracht, auf dem Weg zur Schule die Augen auf den Boden zu heften."
Julian Apostata, Der Barthasser (ed. Giebel Reclam 1999, S.24)
echo hinterm spiegel
zu Jan Wagners Gedicht lamento vorm spiegel
FAZ 6. November 2020
nur knilche beweinen ihr bartloses
visagenerbe, über welches zu lamentieren dürftigkeit
bezeugt und stumpfheit und blindheit
der spiegel, der wasserspiegel dito,
und dem einfältigen narziss ist
nichts heiliger und profaner als
sein morscher stammbaum, aus
blut, wasser, boden und angst,
eingepfercht in den allmählich
beredter werdenden zwang zur rasur
der verhältnisse, um die zu beneiden niemand
und keiner, die zu verklären blasphemischer,
atavistischer wäre als gütigerweisse nötig,
als ob eine brut auserwählt (vereidigt auf)
für den weidenkorb der wellen sein könnte,
die gar nicht berufen war.
Ralf Frodermann 6. November 2020