Zweireiher
Zwei Reiher hatten sich entzweit,
Beiden tat’s unendlich leid.
Doch beide war’n auch unversöhnlich
Und nahmen die Malaise persönlich.
Bald war der Streit in aller Munde
Und auch zum König drang die Kunde,
Wonach der Segen hänge schief
Im Haus der Reiher, hoch wie tief.
Jener riet zum Friedensschluss,
Wenn enden soll‘ der Großverdruss.
So lenkte Reiher 2 denn ein
Und streckte elegant sein Bein,
Um seine Langmut zu erweisen,
Und Reiher 1 eifrig zu preisen.
Dieser dann, ganz undurchtrieben,
Brauch aus in Tränen, begann zu lieben
Den Bruder, den er vormals hasste,
Zumindest nicht mehr gern anfasste.
Ralf Frodermann VI 2012