Gummitwist VI

Antonia Baum schweigt nicht

Eine Medisance

Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung veröffentlicht in ihrer Ausgabe vom 21. Februar als Vorabdruck einen Auszug aus „Tony Soprano stirbt nicht“ ihrer Redakteurin Antonias Baum.

In prätentiöser Manier derer, die etwas zu erzählen zu haben meint, schildert Frau Baum darin, wie eine Art Frau Baum auf die Nachricht vom Unfall ihres Vaters reagiert, wie gern sie den Alten immer umarmt hat, wie Papa der Beste geworden ist, kurz: wie es zugeht, wenn jeder banale Furz nach seiner Literarisierung strebt, jedes Alltagsereignis nach seinem Goldrand und jedes Untalent nach ihrem Parnass.

Um den öden Stoff ein wenig auf Touren zu bringen, überblendet die Autorin ihren traurigen Privatschwank mit einem ihrer Ansicht zufolge wohl thematisch ähnlichen Schnipsel aus der TV_Serie „Die Sopranos“. (Es handelt sich um die erste Folge der sechsten Staffel, Members Only, in der Tony von seinem Onkel angeschossen wird.)

Die Zeitung gibt dem Baumschen Unfug zu allem Überfluss eine nicht anders als grauenhafte Illustration von Kat Menschik bei, die laut Untertitel Tony im Krankenhaus zeigen soll. In Wahrheit ist diese Komposition genauso mißraten wie das, was sie illustrieren soll. Ihr Enstehen verdankt sich offenkundig der redaktionellen Weigerung, ein solides Szenenfoto einzukaufen bzw. guter Beziehungen bzw. beidem.

Nachsatz

Ein Kollegin Frau Baums, Frau Adorjan, wird in der gleichen Zeitungsausgabe mit dem auszugsweisen Vorabdruck ihres Romans "Geteiltes Vergnügen" bedacht.

Was für Frau Baum die Sopranos, ist der Frau Adorjan THE NEW YORKER.

Auch bei ihr ist alles Gratisgesabbel nur Pose; sei es, dass sie von einer Einladung zum Dreier erzählt, eine weibliche Projektionsfläche namens Jill Bachner Natanson halluziniert oder irgendeinen Geigenvirtuosen anhimmelt als sei er Andre Rieu/David Garrett persönlich.

Frau Adorjan kann so wenig schreiben wie Antonia Baum. Sie gehören zum großen Ensemble der Ventilatoren des schlechten Allgemeinen (Hanni-und- Nanni-Bobos). Ihr Ort ist der Berliner Reichskindergarten, in der die Journaille gern auf Romanautor/in macht und aus allgemeinem Unwohlsein eine miserable Schreibübung.

Ralf Frodermann 21. 2. 2016