PHILOGELOS - Institut

"Es gibt keine Komik außerhalb dessen, was wahrhaft menschlich ist."

Henri Bergson, Das Lachen (dt. Hamburg, 2011)

Historische Gelotologie

Ein antiker Splitter „Heiterer Ernst“

Im dritten Buch seiner Choreographia berichtet Pomponius Mela, ein römischer Lieblingsautor Dr. Johnsons und auch sonst heute in Vergessenheit geraten, von zwei wundersamen Quellen auf den „Glücklichen Inseln“, den Kanaren:

„Wer aus der einen kostet, lacht sich zu Tode; für die davon betroffenen dient als Heilmittel, aus der anderen zu trinken.“ ( De choreographia libri tres III,102 Übs. Kai Brodersen)

Sokrates „Kriton, wir schulden dem Asklepios einen Hahn. Opfert ihm den und versäume es nicht.“

Der Tod, nach Nietzsches Deutung dieser Stelle in Platos Apologie, stellt also die wirksamste Remedur gegen die Krankheit dar, die das Leben in Wahrheit ist.

Melas Wunderquellen auf den Kanaren sind in diesem Licht sowohl als ein Moment kulinarischer „Buntschriftstellerei“ a la Aulus Gellius und Appian zu verstehen - was hinlänglich bekannt ist -, wie aber auch als quasi- platonische Allegorie von Leben und Tod a la Sokrates.

Dr. Ludger Lachfreund

Juni 2014