Roef-Dingelam-Haus für Ökonomie

Ehem. Karl-Polanyi-Waage

Ob Ihnen das gefällt oder nicht, es geht immer und überall nur darum, aus Geld mehr Geld zu machen.

Hilmar Kopper, DER SPIEGEL (52 / 2011)

Mit dem lieben Gotte ist es wie mit dem Kommunismus: es wäre nicht verkehrt, wenn es ihn gäbe.

Bobby Holunder, Monologe im Rektorat (2011)

"The Good, the Bad and the Praxeologe: Plurale Ökonomik"

(Ex-Reihe "Prozessierende Widersprüche" / eingestellt 2015)

Prof. Bobby Holunders Abendvortrag vom 27. Oktober 2012 im Rahmen des studium generale wird hier aus aktuellem Anlass veröffentlicht. Die Werbeeinblendungen sind heute obligatorisch auch in akademischen Sternstunden wie der vorliegenden.

Plurale Ökonomik

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„Sturm in der Petrischale oder wo?“ oder „Mit Goethe zum Fangschuss ausholen?“

Fragen Sie Professor Pniower

Im Finale seiner Studie „Jargon der Eigentlichkeit / Zur deutschen Ideologie“ aus dem Jahr 1964 holt Adorno mit Schiller zum Fangschuss aus:

„Wenn man auf Theatern oder Ballsälen Gelegenheit hat, die affektirte Anmuth zu beobachten, so kann man oft in den Kabinetten der Minister, und in den Studierzimmern der Gelehrten (auf hohen Schulen besonders) die falsche Würde studiren.“

(Schiller, Über Anmuth und Würde)

Mit affektiertem Kleinmut dagegen und null Würde appellieren „40 Studierenden-Vereinigungen aus insgesamt 19 Ländern in einem Aufruf für eine ‚Plurale Ökonomik.’“. (FAZ 6. Mai 2014)

Das ist ungefähr so, als wollte eine Vereinigung von Narren für ein „Plurales Narrentum“ sich aussprechen.

Man könnte den Studenten und ihren Wortführern immerhin zugute halten, dass sie auf die Dauer von der vulgärökonomischen Quarkspeise, die sie verabreicht bekommen, nicht satt werden und nach neuen Nahrungsquellen suchen.

Doch damit täte man den angehenden Volkswirten, Bankern und Buchmachern etc. nur ein nobles Unrecht an, das sie mit Recht zurückwiesen würden.

Zwar hängt ihnen das Aberglaubenalgebra der Ökonomik zum Hals heraus wie dem fahrenden Scholar aus dem Faust alles positive Wissen, aber gegen die Ersetzung von

Utopien durch nach wie vor wirkungsmächtige Illusionen (Vollbeschäftigung statt Abschaffung der Arbeit) haben sie in der Regel nichts einzuwenden; zwar durchschauen die Cleveren unter ihnen den elaborierten Hokuspokus, den man ihnen als „Wissenschaft“ verkauft, doch greift ihre Kritik immer zu kurz und bleibt daher nichtig; zwar suchen diese Königsmacher, im Land der Blinden umherirrend, den Einäugigen, doch finden sie immer nur mehr oder weniger gut- gecastete Leithammel: vor zehn Jahr hieß so einer Alex Callinicos („Ein Anti- Kapitalistisches Manifest“ dt. Hamburg, 2004), heute heißt der entsprechende Stelleninhaber Thomas Piketty. Sein neues Curriculum ist das alte: Keine Einseitigkeiten!

Statt zum Beispiel die einschlägigen Wälzer dieser Zeit, von H. G. Backhaus und F. Engster etwa, müßig zu durchmustern, bilden die noch nicht Angemusterten eine aufgeregte Streberbande, die um mehr „Theorienvielfalt“ bittet wie der Tofufreund um mehr Rezepte, ja im Grunde ihr Lehrpersonal um Messer, Gabel, Schere und Licht anbettelt.

Ja wissen denn diese Leute gar nicht, dass man Kindern so etwas gar nicht geben darf!

Ihre Professoren sähen sich nicht grundlos dem Vorwurf des Kartenhausabrisses ausgesetzt!

Alle Menschen groß und klein

Spinnen sich ein Gewebe fein,

Wo sie mit ihrer Scheeren Spitzen

Gar zierlich in der Mitte sitzen.

Wenn nun darein ein Besen fährt,

Sagen sie es sey unerhört,

Man habe den größten Pallast zerstört.

Goethe, West- östlicher Diwan (X, 8)

Prof. Dr. nat. Dr. oec. Rupert Pniower Universität Bockwurst

Mai 2014