Lieber geizig als arm, lieber arm als tot
Deutscher Kontoauszug (A)
„Geiz ist ja eines der verlässlichsten Anzeichen tiefen Unglücklichseins“ (Kafka), und deshalb in der Krise eine eher lässliche, eher unsichtbare Sünde, da ja die allermeisten unglücklich sind, ob sie sich nun Geiz leisten können oder nicht, geizig sind oder nicht.
Denn Krisen machen unglücklich und geizig. Die oft beschworene Chance der Krise besteht nun darin, immerfort geiziger und unglücklicher werden zu können.
Geiz ist die ebenso begründete wie erwünschte Aussicht auf das auskömmliche Ende meines In- der- Welt- Seins durch eine entsprechende Tathandlung, die der Geizige gern „Sparsamkeit“ nennt und die in Wahrheit eine gelebte Absage an Genuss, Geist und ewiges Leben- Wollen, aber noch nicht der Tod ist.
Arbeitszeit ist vertane Zeit oder: Laborkoller
Deutscher Kontoauszug (B)
‚Innere Kündigung’ gilt heute als verbreitetes Arbeitsethos. Nach der Einsicht des Kölner Kabarettisten Jürgen Becker wollen viele Menschen, die Arbeit haben, gar nicht arbeiten. Mangelnde Produktivität durch faktische Sabotage und zweifelhafte Arbeitsqualität infolge inkompetenter Arbeitsoperationen machen allerorten einem professionellen Qualitätsmanagement- das Dioskurenpaar Controlling und Compliance- die Evaluationsarbeit zur Hölle.
Arbeit ist ineffektiv geworden; wer sie noch vor den Karren seiner nationalökonomischen Einfalt und obskuren Menschenfreundlichkeit zu spannen versucht, hat mit Beifall von der immer falschen Seite kaum zu rechnen.
Je verwaister die Spielfelder und Ränge in den Arbeitsarenen werden, desto rasender toben die verbleibenden Mehrwertmehrzeller nach ihrer Verwertung im sozialen Pustekuchenteig.
Eskalation der Geduld
Deutscher Kontoauszug (C)
Dem, dem nicht mehr zu helfen ist,
Dem hilft allein der Quietist.
Der wird das Zünglein ihm polier’n,
Der wird ihr hübsch den Mund einfrier’n;
Der wird für alles Sorge tragen,
Und ferne halten alle Fragen;
Denn ihm obliegt die stille Pflicht,
Zu halten dichter noch als dicht. (Heinz Erhardt in memoriam)
Ralf Frodermann I 2013