Abraham Gotthelf Kästner

Auf den Taback

O Pflanze voller Trefflichkeiten!

Kraut, dessen Kenntniß nie das Alterthum beglückt,

Das uns, zur Ehre neuer Zeiten,

Die neuentdeckte Welt, wie Peru's Gold, geschickt.

Dein Rauch, durch hohlen Thon gesogen,

Ergötzt, wem männlich Blut in seinen Adern fließt;

Die Schönen selbst sind dir gewogen,

Und öfters hat dein Rohr ein zarter Mund geküßt.

Durch kurzen Weg nicht sehr geläutert,

Verleiht dein grober Theil dem Arbeitsmanne Kraft;

Manch weises Hirn hast du erheitert,

Wenn dir ein längrer Zug mehr Reinigkeit verschafft.

Zu wenig, wärst du zum Ergötzen

In einerley Gestalt, im Dampfe nur bereit;

Du bist gedoppelt mehr zu schätzen,

Da uns zugleich dein Staub, dein edler Staub erfreut.

Ihm ein Behältniß zu bereiten,

Sind kostbares Metall und theurer Stein bestimmt;

Er zeigt des Stutzers Artigkeiten,

Der mit geschickter Hand ihn giebet oder nimmt.

Viel Dichter haben dich erhoben,

Von Canitz führt die Reih', des Sättlers Bauherr1 schließt

Doch ich kann unparteyisch loben,

Der selten deinen Staub, nie deinen Rauch genießt.

So singt, vom Phöbus unterwiesen,

Mein Schlegel einer Jagd ihm nie gesehne Pracht.2

So hab ich dich, Taback, gepriesen,

Kraut, dessen Dampf und Staub gelehrt und artig macht.