Rossini in Wildbad 2018 / Fringe
Ein Geistergespräch zwischen Maestro Rossini und Fozzo / Baden Baden
Hotel Brenners / Oleanderbar // Frühling 2018
Fozzo:
Damit machte er sich sogleich
in den tiefsten Schwarzwald auf.
Da errang dieser wahre Mensch
in tiefer Frömmigkeit
nach all diesem Leid das ewige Leben.
Das möge er auch uns schenken,
der Wasser aus dem Fels hat fließen lassen
und auch in Wein verwandelt hat. - Amen
Rossini:
Heute scheiß' ich auf den Schwan von Pesaro, Mr. Fozzo, habe Champagner-Cocktails für uns bestellt, n'est-ce pas? 15o Jahre tot, das muss begossen werden!
Fozzo:
Danke vielmals, Maestro. Wie ist das werte Befinden, wenn ich fragen darf?
Rossini:
Wenn ich an die Kurruine Wildbad denke, die auch in diesem Sommer wieder meinen Namen schändet, wird mir speiübel. Mein Festival , mein Intendant, mein Theater!
Wertes Befinden? Man ist doch froh, dass man hier lebt, nachdem man alles überstanden hat.
Fozzo:
Sie sind gefragt, Maestro!
Rossini:
Wie immer von den falschen!
Fozzo:
Sie werden aufgeführt!
Rossini:
Hat sich mein Intendant Jochen Leberschön wieder über fette Mezzoärsche und wurmstichige Soprane verbreitet oder steht in dieser Saison #Metoo-Fettnapfen auf seinem Festivalprogramm?
Fozzo:
Der Mann heisst Schönleber und hat meines Wissens kein derartiges Programm.
Rossini:
Noch ein Tröpfchen? Ich denke ja.
Fozzo:
Verbindlichen Dank.
Rossini:
Auf das ewige Leben in Baden Baden!
Zur Hölle mit Wildbad! Prosit!
Fozzo:
Auf Sie, einen Wunderbaren! Der Musik in Frohsinn verwandelt hat, und in Hunger und Durst nach demselben.
Hector Berlioz betritt die Szenerie, nimmt an der Bar Platz
Rossini:
Was will die Kanaille hier? Mir reichen seine Invektiven gegen mich. - Micio!
Ralf Frodermann 2018 (Fortsetzung folgt)