„Wenn die Lehrer selbst keinen andern als den echten Geist um sich verbreiten, und keine anderen Rücksichten als die des Wissens und seiner Vervollkommnung gelten, wenn die Ausbrüche der Pöbelhaftigkeit unwürdiger, den Beruf der Lehrer schändender Menschen nicht durch die Niedrigkeit der jeweiligen gemeinen Wesens selbst geduldet werden, so werden von selbst aus der Reihe der studierenden Jünglinge diejenigen verschwinden, die sich nicht anders als durch Rohheit auszuzeichnen vermögen.“
F.W.J. Schelling: Vorlesungen über die Methode des akademischen Studiums. ( 1803 2.Vorlesung )
„Wie schnell werde ich diese Rebellenarbeit verstecken, damit sie nur niemand sieht – sie könnte mir ja entsetzlich schaden in meiner Laufbahn als ...Lateinlehrer, Kommentator, als braver, abgekühlter Philologe!...und sollten sich meine kühnsten Zukunftspläne verwirklichen, sogar als Direktor eines Gymnasiums...man stelle sich das nur so recht vor...eines ganzen Gymnaaaasiums!“
Ludwig Hatvany: Die Wissenschaft des Nicht Wissenswerten. Ein Kollegienheft. 2. Auflage München, 1914 S.114
Pauker/In heute
Über Lehrerberuf und Lehrer sind keinerlei Tabus mehr in Kraft.
In Deutschland gilt dieser mittlerweile als gut alimentierter Auf- Nummer- sicher- Geher mit Airbag, d.h. Pensionsberechtigung nebst ähnlich ausgestattetem Ehegespons.
Die genießen aber nicht mehr alle ausnahmslos, denn der angestellte Lehrer ist nur Gastbeamter.
Lehrerzimmer sind nicht mehr selten Schlangengruben, in denen allenthalben Unverzeihliches geschieht, weshalb viele ihrer Bewohner dahinsiechen oder auf Klagewegen umherirren.
Wer kann, flieht in die Frühpensionierung, nimmt damit verbundene, finanzielle Einbußen gern in den Kauf, um sich fortan der Ordnung seiner Dinge zu widmen.
An Lehrergräbern tauchen einstige Schüler kaum mehr auf; in den psychiatrischen Einrichtungen bleiben die unmäßig pädagogisierten, pädagogischen Wracks ohnehin unter sich wie Klageweiber.
Die Unfähigkeit vieler Lehrer kongruiert mit der vieler ihrer Schüler; das garantiert in aller Regel das Erreichen sogenannter „Lernziele“.
Die zwischen 1955 und 1965 geborene und gegenwärtig zum Teil noch tätige, pädagogische Exekutive (die letzte Eigenheimkohorte dieser Spielart) hatte das Pech, auf dem biographischen Höhepunkt ihres Wirkens zwischen die Torpedos Amok, IT und Big Data usw. zu geraten und damit ihren alten Götzen „Bildung“ (smart bullshit, „Vermittlung als Gott“ Türcke) nicht mehr, wie vom Hörensagen gewohnt, an Mädchen und Jungen bringen zu können.
Unter Lehrerkindern ist die Ansicht verbreitet, dass vom Lehrerberuf nicht viel zu halten und von seinem Ergreifen abzuraten sei.
Von keinen „Verwirrungen des Zöglings Törleß“ oder Fangspielen im Roggen irgend mehr angekränkelt, schickt sich eine zwischen 1970 und 1990 geborene Lehrerschaft an, sich in zweibeinige Service- Apps ihrer Klientel zu verwandeln.
Noch schwerer als einen guten Arzt wird sich unter solchen Umständen bald ein gutes Gespräch finden lassen.
Wenig tröstlich, dass an der Abschaffung des Geistes, der ein solches zu suchen sich noch meint befleißigen zu sollen, nach Kräften geforscht und bereits mit allen pädagogischen Mitteln gearbeitet wird.
Ralf Frodermann März 2014