Carl Schmitt auf vertikaler Streckbank
Eine alte Plettenbergerin, Frau Emmy Mecking, erzählte uns die nachfolgende Anekdote über den berühmten Nationalsozialisten Carl Schmitt.
„Einmal, es muss wohl in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, waren wir wieder einmal, wie so oft, zu Gast bei Professor Schmitt, dem berühmt-berüchtigten Plettenberger.
Wie gewöhnlich hatte seine Haushälterin uns empfangen und in das Wohnzimmer geführt. Doch wir trafen ihn hier nicht an. Waren wir zu früh?
Durch das Fenster sah ich den alten, wie immer tadellos gekleideten Mann ganz ruhig und mit beiden Armen am Ast eines Baumes hängen, kaum berührten seine beschuhten Füße den Boden; wer wollte nicht verwundert darüber gewesen sein!
Die gute Seele des Hauses erklärte uns sichtbar Verblüfften, dass der Professor, der von kleinem Wuchs war, den Wunsch geäußert habe, seine Körpergestalt zu verlängern, und sich deshalb zu jenen, für einen Greis, der er damals bereits war, seltsamen Freiübungen am Kirschbaum in seinem Garten entschlossen hatte.
Diese Exzentrik hinterließ bei uns gemischte Gefühle, aber bald wurde Wein kredenzt und Schmitt gab wieder abwechselnd den leutseligen Hausvater und gekränkten Exilfürst, d.h. faschistischen Großwesir a.D..“
Ralf Frodermann VII 2013