"Schreiben Sie kurz über Heloise und de Pizan wie Ernst Bloch über Avicenna"

Gott als Übermann und weibliche Verschlusssache im frühen und späten Mittelalter:

Heloise und Christine de Pizan

„Wenn ich Dich verliere, dann habe ich nichts mehr zu hoffen. Wozu soll ich dann noch hier meine Pilgerschaft fortsetzen? Ich habe in dieser Welt nur einen Trost – Dich!“

Heloisa an Abaerlad (Vierter Brief)

„...- in den heiligen Legenden und Geschichten um Jesus Christus und seine Apostel wirst du selten auf Frauentadel stoßen. Ähnliches gilt, wie du selbst sehen kannst, für die Geschichte der Heiligen; dort findest du vielmehr Beispiele erstaunlicher Standhaftigkeit und unzähliger Tugenden, mit denen die Frauen dank der Gnade Gottes gesegnet sind.“

Christine de Pizan, Das Buch von der Stadt der Frauen (3. Buch)

Die utopische Allegorie Christine de Pizans ist keineswegs die anachronistische Antwort einer empörten Nonne auf Otto Weininger oder Federico Fellini.

Ihr sapphisches Nova Atlantis ist ein Ort der Frömmigkeit und Bildung, die sogar die Lektüre des Boccaccio und anderer Sensualisten nicht verschmäht.

Ebenso wenig ist Heloise als Ehebrecherin anzusprechen, die ihrem Jesus Christus, der jene zu seiner Zeit nicht tadelte, das ihm gegebene Versprechen besudelte.

De Pizan und Heloise waren zwei Frauen, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten des Mittelalters „mittelalterlich“ waren und deren beider Gelübde die Liebe zu Gott und der Vernunft eignete, was ihnen eins war.

Ihre primordiale Erledigung aller späteren geschlechterspezifischen Vernunftkonzeptionen Bildungsferner im theologischen Dispositiv machte sie zu frühen Repräsentanten von Diskursen ohne Kriegsschauplatz.

Man hätte sie – avant la lettre- „Philosophinnen“ nennen müssen.

Suchen wir nach einer Vorstellung ihrer Mägede und Zofen, so denken wir unwillkürlich an einen bestimmten Schauspielerinnen-Typus dieser Zeit. der halb-hübsche Typus nämlicher der Franka Potentes, Kirsten Dunsts usw., die in aller Regel ihre Karrieren schon hinter sich, bevor sie noch eine vor sich haben.

April 2014