Schrapnelle

Schrapnelle 1 - 5

1

Inklusion als Gott: Die „Eiswüste der Abstraktion“ hat sich erwärmt.

2

Harmlose Bösewichter wie der Daniel Quilp aus Charles Dickens’ Raritätenladen sind fast nur noch ulkig. In ihrem, high- end- Stadium konvergiert die Bosheit sowohl mit dem Schrecken wie mit dem Gelächter.

3

Der Verdacht, den man nicht los wird, ist nicht selten der unbegründete Verdacht.

4

Heut oder morgen oder den übernächsten Tag.

Hab ich mir’s denn nicht vorgesagt?

Das alles kommt halt über jede Frau.

Hab ich’s denn nicht gewusst?

Bis hierhin ist die heutige Klimaktierende noch einig mit der Marschallin aus Strauss’ Rosenkavalier.

Doch dann macht es ihr der nicht nur in Stadt und Land herrschende Berufsjugendlichenjakobinismus unmöglich, an der Seite der Marschallin zu bleiben, die fortfährt:

Hab ich nicht ein Gelübde tan,

dass ich mit einem ganz gefassten Herzen

ertragen werd...

Heut oder morgen oder den übernächsten Tag.

So hat halt Gott die Welt geschaffen

und anders hat er’s halt nicht können machen.

Ein Gran Defaitismus, zu verwechseln allzu leicht nur mit Wehmut, ist jeder Einsicht in die Notwendigkeit mittlerweile allenthalben beigemischt.

5

Aussterbende Floskeln

Zu einer Zeit, da man wohl nicht einmal mehr genau wusste, welche Bedeutung das Wörtchen „geflissentlich“ genau haben mochte, es aber dennoch benutzte, also als Floskel oder Füllsel, legte man sich zugleich mit großem Ernst Rechenschaft übers eigene, geistige Tun ab, man war „skrupulös“, d.h. voll argwöhnenden Selbstvertrauens.

„Es (sc. das Passagenwerk) gestattet Konzessionen nach keiner Seite und wenn ich überhaupt etwas von ihm weiß, so dies, dass keine Schule sich beeilen wird, es für sich zu beanspruchen.“

Walter Benjamin an Gershom Scholem 20. Mai 1935

August 2014 Ralf Frodermann