Denn während früher die klassischen Dramen der Gymnasiasten in der Schublade des Tisches verstaubten, auf dem sie entstanden waren, liefern die unmündigen Nachfahren heutiger Feuillitonchefs Druckfähiges und werden so zu dem verzeihlichen Irrtum verleitet, das Verkäufliche habe auch schon schriftstellerischen Wert.
Rudolf Arnheim, Die Schreibschule (in: Die Weltbühne 23 / 1929)
Die Sense der Frau / Inkongruenz von Anschauung und Begriff
Psyche Zenobia ist wieder da. Alle paar Sonntage darf sie in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung unter dem Namen Antonia Baum einen Wie man einen Frankfurter Allgemeinen Sontagsezitung-Artikel schreibt – Artikel von sich lesen.
Ihre Obsession nennt sie die schreibende Frau, die amerikanische Autorin Ercia Jong* „eine Provokation.“ (FAS 3. April 2016).
Die Unterhaltungsschriftstellerin Erica Jong ist nun eben keine Provokation, sondern eine ungemein erfolgreiche Unternehmerin im Dienstleistungsbereich „Ratgeber- und Trostliteratur“ für distinktionsbedürftige, ehemüde oder ganz allgemein ängstliche, mit ihrem Selbstbild hadernde Frauen usw.. Ob ausgerechnet sie als role-model für zeitgemässen Anti-Schopenhauerismus (vgl. A. Schopenhauers Über die Weiber §362ff. Parerga und Paralipomena seines Hauptwerks) tauglich ist, wird Zenobia hoffentlich in weiteren Artikeln zu untersuchen unternehmen.
*amerikanische Vorläuferin Svende Merians mit Schwerpunkt "Angst/keine Angst". Ihr Buch Angst vorm Fliegen inspirierte den deutschen Autorenfilmer Franz Josef Gottlieb (Tante Trude aus Buxtehude 1971) zu seinem Film Freude am Fliegen (Sylvia - Im Reich der Wollust) (1977).
Ralf Frodermann 3. April 2016