Lackaffenlyrik 15 (Pappmaché / Im lyrischen Laufhaus)

Die Furie des Entleerens ist die Göttin der medialen Diskurse.

Wolfgang Schneider in der FAZ vom 20. April 2017 über Kurt Drawerts

"Der Körper meiner Zeit" Gedicht

Die Sonne bricht durch die Wolken, wie ein perforierter

Blinddarm sich in den Bauchraum ergießt.

Kurt Drawert, "Der Körper meiner Zeit" Gedicht München, 2016

Zur melatenblonden Quasi-Verskunst Kurt Drawerts und seines kongenialen Rezensenten Wolfgang Schneider

Nebst einem Appendix zu Gerhard Falkners antikisierendem Mumpitz Asteria.

Weswegen rühmt denn unbedenklich

der Kuckuck wohl den Hahn?

Deswegen, weil so überschwengkich

der Hahn auch rühmt den Kuckuck Lobesan. (Iwan Krylow, Der Kuckuck und der Hahn.

in: I. Krylow, Fabeln. Reclam Leipzig, 8. Auflage 1988 S. 100)

Abendlich pickte die Uhr, und schnob die Eul' in dem Kirchthurm;

J. H. Voß, Luise. Erste Idylle. ("Das Fest im Walde")

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Corpora Critica

Und nun schwillt das dumpfe Gröhlen

Zum Radau bei Alt und Jung,

Und aus einer Männerkehle

Wälzt sich die Begeisterung. (nach Frank Wedekind, Tingel-Tangel)

Ganz elende Schriften haben mit ganz vorzüglichen dies gemein, ihr Wesen im Sprachlichen vollkommen offenkundig und präsent zu haben.

W. Benjamin, Baudelaire unterm Stahlhelm

um das helle Wasser der Sintflut / bittet der Pinsel.

Z. Herbert

Das entdeckte Geheimniss der Cryptogamie (in dem er spekulative und wenig fundierte Vermutungen über die Sexualität der Pilze anstellt), der J. G. Kölreuter.

Wer Hörner hat, stößt viel leichter mit ihnen an als mit dem Schwanz.

(aus Angelo Polizianos Tagebuch)

Verhallen mag unser Gesang,

Wie Flötenhauch schwinden das Leben:

Mit Jubel und Seufzern verschweben

Des Daseins zerfließender Klang!

Der Geist wird verklärt sich erheben,

Wenn Lethe sein Fahrzeug verschlang.

aus:

Johann Gaudenz von Salis-Seewis, Lied zu singen bei einer Wasserfahrt