miscellanea philologica (1)

Udeis? Odysseus? Niemand? - Wie etymologisch ist das denn?

Zwei fiktive Altphilologen und ein echter

Sebastiano Timpanaro in memoriam

Ein entfernter Verwandter Serenus Zeitbloms aus Thomas Manns Doktor Faustus ist Friedrich Becker aus Alfred Döblins Trilogie November 1918.

Hält es Zeitblom mit Adrian Leverkühns Schönbergmusik, so Becker mit Sophokles' Antigone.

Ein ungleich entfernterer Verwandter Zeitbloms,Thomas Backhuys, hält es mit der Dialektik der Aufklärung (T. Backhuys, Dialektik der Aufklärung und Odyssee. Bemerkungen zu einem Fehlzitat. In: Rheinisches Museum für Philologie. Band 160 Heft 2 2017 S. 223ff.) und macht deutlich, was seit einer Fußnote Gadamers deutlich genug, ja prinzipiell deutlicher war:

Horkheimer und Adorno scheinen mir mit ihrer Analyse der 'Dialektik der Aufklärung' durchaus recht zu haben (wenn ich auch in der Anwendung soziologischer Begriffe wie 'bürgerlich' auf Odysseus einen Mangel an historischer Reflexion, wenn nicht gar eine Verwechslung Homers mit Johann Heinrich Voss sehen muß. Wie sie schon Goethe kritisiert hat). Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeutik 4. Auflage Tübingen, 1975 S.258 Fußnote 2.

Backhuys nennt in seiner philologischen Etüde „Fehlzitat“, was besser wohl als „lucus a non lucendo“ zu charakterisieren gewesen wäre: Odysseus ist bekanntlich etymologisch nicht von Udeis herzuleiten - nur philosophisch.

Ralf Frodermann X 2017