Verbena
Verbenae herba
Verfasser
Joseph Burghart, Günter Henkler
Übersicht
V > Verbena > Verbena officinalis L. > Verbenae herba
Gliederung
G Verbena
D Verbena hastata hom. HPUS 88
D Verbena officinalis hom. HAB 34
D Verbena officinalis hom. HPUS 88
D Verbena officinalis, flos hom. HPUS 88
D Verbena urticaefolia hom. HAB 34
Synonyme
Herba Columbariae; Herba Sanguinalis; Herba Verbenae (florens)
Sonstige Bezeichnungen
dt.:Eisenkraut; Common vervain, European vervain, verbena, vervein herb; Herbe sacrée, verveine (officinale); Berbena, erba di San Giovanni, verbena (commune); Verbena medicinal, yerba de verbena; chinesisch:Mabiancao[37]; port.:Verbena.
Offizinell
Herba Verbenae – EB 6; Verbena – BHP 83; Herba Verbenae – ChinP IX
Definition der Droge
Die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten, oberirdischen Teile BHP 83; die getrockneten, während der Blütezeit (Juli bis September) gesammelten Blätter und oberen Stengelabschnitte EB 6; die getrockneten Blätter und blühenden Spitzen [38].
Ganzdroge: Aussehen. Die Ganzdroge besteht aus Blättern, Stengelteilen sowie Blüten und Früchten. Der Stengel ist graugrün bis braungrün, stellenweise violett überlaufen, 4kantig, oft einseitig rinnig vertieft, im Infloreszenzbereich verzweigt, im unteren Teil kahl, oberwärts mit zahlreichen Borsten und Stieldrüsen besetzt. Die Blätter stehen am Sproß, der eine Höhe von 30 bis 70 cm erreicht, in gegenständiger Anordnung; sie sind mattgrün, runzelig und rauh; die unteren Stengelblätter sind gestielt, im Umriß länglich-eiförmig, grob gekerbt bis fiederspaltig, zur Blütezeit oft schon vertrocknet; die mittleren Stengelblätter sind kurz gestielt, dreispaltig bis fiederlappig, die seitlichen Blattzipfel lineal-länglich, ungleich gekerbt oder gesägt, der Endzipfel deutlich verlängert, (70) 60 bis 30 mm × 15 bis 25 (30) mm, am Grund keilförmig; die oberen Stengelblätter sind im Bereich der Infloreszenz sitzend, länglich-lanzettlich, ungeteilt, ganzrandig bis schwach gekerbt bis gesägt. Der Blütenstand ist eine endständige, vielblütige, stark drüsig behaarte Ähre. Die Blüten sind klein, achselständig, sitzend; der Kelch ist kurzröhrig, mit 4 bis 5 Zähnen und dicht drüsig behaart; die Krone ist blaß lila, 3 bis 5 mm lang, mit kurzer Röhre und 5 Kronblattlappen, schwach zweilippig; Staubblätter 4, 2 längere und 2 kürzere, mit kurzen Staubfäden. Die Frucht zerfällt in 4 länglich-walzliche, hellbraune, nußartige Teilfrüchte (Klausen), die auf der Innenseite warzig und auf der Außenseite netzig strukturiert sind [17].
Schnittdroge: Geschmack. Krautig herb und deutlich bitter. Geruch. Nahezu geruchlos. Aussehen. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch graugrüne, steif borstig behaarte, netznervige Blattfragmente, durch grau- bis braungrüne, 4kantige, längsgeriefte Stengelstücke, durch dicht drüsig behaarte Blütenähren mit blaßlila Blüten sowie durch blattachselständige Früchte, die aus je 4 hellbraunen, nußartigen Teilfrüchten (Klausen) bestehen [25].
Mikroskopisches Bild: Die Blattfragmente sind mikroskopisch wie folgt gekennzeichnet: Die Blattoberseiten sind durch geradwandige bis schwach wellig-buchtige Epidermiszellen charakterisiert, die von einer dünnen meist glatten Cuticula überzogen sind. Der Mittelnerv tritt oberseits kaum hervor, während die netzartig verbundenen Seitennerven sich deutlich abheben. Auffallend sind die zahlreichen, 200 bis 500 μm, langen, einzelligen, zugespitzten, dickwandigen und körnig strukturierten Langborsten, die auf großen Basalhöckern aus 4 bis 8 abgerundeten, mitunter konzentrisch geschichteten Epidermiszellen sitzen; dazwischen stehen 40 bis 100 μm lange Kurzborsten sowie zahlreiche, 25 bis 35 μm große Drüsenköpfchen; Stomata sind oberseits vorhanden (amphistomatischer Blattyp); die Länge der Schließzellen beträgt 25 bis 32 μm, wobei jede Spaltöffnung von 3 oder 4 Epidermiszellen umgeben ist (teilweise anisocytischer Typ). Auch die Epidermis der Blattunterseite weist stark wellig-buchtige Epidermiszellen auf. Die Cuticula ist wenig strukturiert. Der Mittelnerv tritt stark hervor. Gleiches gilt für die Seitennerven die im spitzen Winkel vom Hauptnerv abgehen, unregelmäßig verzweigt sind und stark anastomosieren. Einzellige Langborsten sind bevorzugt auf den kräftigen Nerven zu finden, treten zerstreut aber auch auf der übrigen Blattfläche auf, wo sie auf 4- bis 8zelligen Basalhöckern sitzen. Zwischen den Netznerven stehen zudem 40 bis 120 μm lange, spitz konisch zulaufende Kurzborsten, deren Epidermiszellkranz nur schwach ausgeprägt ist. Charakteristisch sind neben den 4teiligen Drüsenköpfchen, die einen Durchmesser von 20 bis 27 μm erreichen und deren Stielzelle kaum erkennbar in die Epidermis eingesenkt ist, vor allem die Stieldrüsen, deren Köpfchenzelle vertikal geteilt ist, von einer kleinen Halszelle und einer langgestreckten, 75 bis 200 μm Stielzelle getragen wird. Die Stomata sind wie oberseits sehr zahlreich, die Länge der Schließzellen beträgt 23 bis 30 μm, wobei auch hier die Schließzellen von 3 bis 4 stark buchtigen Epidermiszellen umgeben sind [17].
Pulverdroge: Aussehen. Braungrünes Pulver. Mikroskopisches Bild. Stengelfragmente mit großen ovalen Markzellen, Bündeln enger, verholzter Ringgefäße, begleitet von schmalen Fasern; Bruchstücke der von braunen, regelmäßigen Korkzellen bedeckten Epidermis aus dickwandigen, rechteckigen Zellen mit zahlreichen Spaltöffnungen. Epidermis der Blattstücke aus leicht welligen Zellen, Epidermiszellen über den Nerven geradwandig, langgestreckt. Auf der Blattoberseite zahlreiche anomocytische Spaltöffnungen, einzellige zugespitzte Deckhaare mit breiter Basis. Epidermis der Blumenkrone ähnlich der der Blätter, bedeckt von einem dichten Geflecht langer Deckhaare. Pollenkörner oval, 2 bis 5 μm im Durchmesser mit fein getüpfelter Exine und einer Keimpore. Hochblätter mit der gleichen Epidermis wie die der Blätter, Deckhaare zahlreicher. Fasern von Hochblättern und Blumenkrone lang, schmal, begleitet von Kristallzellreihen. Einige Samenstrukturen kommen vor: Epidermis der Samenschale mit vereinzelten Deckhaaren; eine dichte, 5 bis 6 Zellen dicke Schicht verholzter ovaler Steinzellen und mit Proteinpartikeln gefüllter Parenchymzellen [43].
Verfälschungen/Verwechslungen: Absichtliche Verfälschungen wurden bisher im Drogenhandel nicht registriert[39]. Verwechslungen mit Verbenenkraut, das ist Lippiae triphyllae folium, sind auf Grund der Namensgleichheit vorgekommen [17], [44].
Inhaltsstoffe: Iridoide. Verbenalin (= Cornin) (0,15 %, isoliert) [29], Hastatosid (0,08 %, isoliert) [29], Dihydroverbenalin (= Dihydrocornin) (0,01 %, mittels HPLC bestimmt) [45]. Eine Angabe zum Vorkommen von Aucubin [33] bedarf der Bestätigung. Flavone. Glykoside des 6-Hydroxyapigenins und des 6-Hydroxyluteolins [15]neben Methoxyflavonolen wie Artemitin (= 5-Hydroxy-3,6,7,3′,4′-pentamethoxyflavon), Sorbifolin (= 5,6,4′-Trihydroxy-7-methoxyflavon), Pedalitin (= 5,6,3′,4′-Tetrahydroxy-7-methoxyflavon) und Nepetin (= Eupafolin = 5,7,3′,4′-Tetrahydroxy-6-methoxyflavon) [14]. Die aufgezählten Flavone liegen in nur geringen Konzentrationen vor, genaue Mengenangaben fehlen. Hydroxyzimtsäurederivate. 0,8 % Verbascosid (= 3,4-Dihydroxy-β-phenylethoxy-α-L-rhamnopyranosyl-(1 → 3)-4-O-caffeoyl-β-D-glucopyranosid) (mittels HPLC bestimmt) [46], [47] und geringe Mengen (0,006 %, isoliert) Eukovosid, das ist der 3-O-Monomethylether des Verbascosids [21], [22], ein Derivat der Ferulasäure. Sonstige Inhaltsstoffe. Geringe Mengen Adenosin (isoliert) und β-Carotin (isoliert) [48]. Nach älteren Angaben [25] Schleim, Tannine und Spuren ätherisches Öl. Ausführliche Angaben zur Zus. des äth. Öls [80]beruhen z. T. offensichtlich auf einer Verwechslung mit Verbenaöl (s. → Lippia). Bei den „Bitterstoffen“ dürfte es sich um die bereits erwähnten Iridoidglykoside handeln.
Identitaet: Eine DC-Prüfung (Kieselgel) basiert auf dem Nachweis von Verbenalin und Verbascosid: [46], [47]Prüflsg.: 1 g gepulverte Droge wird mit 50 mL Wasser 10 min lang zum Sieden erhitzt; Filtrat nach dem Erkalten mit 3mal 50 mL Ethylacetat ausschütteln, über Natriumsulfat trocknen und im Vak. einengen. Rückstand in 1 mL Methanol lösen; Referenzsubstanzen: Je 2 mg Chlorogen- und Kaffeesäure in 10 mL Methanol lösen; FM: Butanol-Wasser-Eisessig (40+50+1), Oberphase; Detektion: Fluoreszenzminderung im UV 254 nm; Besprühen mit Diphenylboryloxyethylamin in Ethanol (1 %, V/V), Nachsprühen mit Macrogel in Methanol (5 %); Auswertung im UV 365 nm; Auswertung: UV 254 nm: In Höhe der Chlorogensäurezone sieht man auf der Bahn der Untersuchungslsg. eine dunkle Zone (Verbenalin) und eine weitere, dem Verbascosid zuzuordnende Zone, in der Mitte zwischen den beiden Referenzsubstanzen. Betrachtet man diese beiden Zonen im UV 365 nm, so fallen sie durch eine weißlich-violette Fluoreszenz auf. Nach dem Besprühen zeigt die dem Verbascosid zugeordnete Zone der Prüflsg. eine grün-gelbliche Fluoreszenz, ebenso die beiden Referenzsubstanzen.
Reinheit: Fremde pflanzliche Bestandteile: Nicht mehr als 2 % BHP 83. Asche: Höchstens 12 % EB 6; nicht mehr als 10 % BHP 83. Säureunlösliche Asche: Nicht mehr als 2 % BHP 83.
Gehalt: Konkrete Gehaltsanforderungen in Pharmakopöen oder Monographiesammlungen bestehen nicht. Hinweis: Der niedrigste exp. gefundene Gehalt an Verbenalin beträgt nach Lit. [49] 0,12 %, der an Verbascosid nach Lit. [47]0,7 % (bestimmt mittels HPLC). Drogen mit noch geringeren Gehalten sollten vorerst für arzneiliche Zwecke nicht verwendet werden.
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Gehaltsbestimmung: Bestimmung von Verbenalin. Prinzip des Verfahrens: [49] Verbenalin wird mittels DC abgetrennt; die Verbenalinzone wird extrahiert und spektralphotometrisch gemessen. DC: FM: Ethylacetat-Ethanol (96 %) (30+10); Sorptionsmittel: Kieselgel G oder H; Auswertung: Rf des Verbenalins ca. 0,5. Die UV-Messung erfolgt bei λ = 238 nm in Ethanol; es wird der Berechnung der Konzentration ein ε = 9600 zugrunde gelegt. Ferner liegt eine orientierende HPLC-Untersuchung vor: [50] Stationäre Phase: Säule mit RP-8; Mobile Phase: (A) H2O/H3PO4 (pH 2,8); (B) CH3CN; Gradientenprogramm: 7 bis 25 % B für 10 min; dann 30 % B für 5 min, Flußrate: 1 mL/min. Hinweis: Die Angaben zur Detektion in Lit. [50] (UV/Vis 350 nm) scheinen für Verbenalin nicht geeignet. Die eindeutige Zuordnung von Verbenalin erfolgte mit LC-MS-Kopplung. Verbenalin: UV max.: 238, 290 nm (ε=9600, 100) [49]. Bestimmung von Verbascosid [46], [47] . Prinzip des Verfahrens: Das Drogenpulver wird mit Methanol-Wasser (70+30; V/V) bei Raum-Temp. extrahiert; nach Zentrifugieren 10 bis 20 μL zur HPLC: Stationäre Phase: Säule mit RP-18; Mobile Phase: Methanol : Wasser mit 0,5 % H3PO4; Gradient: Start 35:65, Steigung 2 %/min, Flußrate 2 mL/min; Externer Standard: Rosmarinsäure; Detektion: UV 315 nm; Auswertung: Automatische Flächenintegration und Berechnung unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Molmassen von Verbascosid und Rosmarinsäure (Faktor = 1,73).
Lagerung: Trocken [37]. Bei feuchter Lagerung kommt es zu Verlusten durch hydrolytischen Verbenalinabbau [41],[42].
Verwendung: Aceton/Petrolether-Extrakte zeigten gegen den Tabakkäfer (Spondoptera litura F.) fraßabweisende Wirkung: Als ED50 wurden Konzentrationen von 0,018 % ermittelt, die relative Aktivität im Vergleich zu Cimicifuga foetida betrug 489 [81].
Gesetzliche Bestimmungen: Die Droge ist unter deutscher Bezeichnung nach § 44 Abs. 2 AMG freiverkäuflich; Zubereitungen nur, sofern die Voraussetzungen nach § 44 Abs. 1 AMG gegeben sind (s. → Volkstümliche Anwendung) [82]. Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Verbenae herba (Eisenkraut)“ [70]. Weitere Empfehlungen zur traditionellen Verwendung durch die französischen [73] und deutschen [82]Zulassungsbehörden.
Wirkungen: Ergebnisse pharmakologischer Untersuchungen liegen außer zur Droge bzw. zu Extrakten bisher zu deren Bestandteilen Verbascosid und Verbenalin vor. Deren Anteil an der Gesamtwirkung der Droge ist aber nicht beurteilbar, da der Gehalt dieser Inhaltsstoffe in Abhängigkeit von der Herkunft und evtl. auch der Aufarbeitung der Droge mehr oder weniger stark variieren kann. Antimikrobielle Wirkung. Im Agarplattentest sollen nicht näher definierte Extrakte mit Methanol oder Chloroform bis zu einer Konzentration von 1 g/L gegenüber Candida albicans,Klebsiella pneumonia, Mycobacterium phlei und Staphylococcus aureus nicht antimikrobiell wirken [52]. Andererseits soll in nicht näher beschriebenen Versuchen ein Hexan-Extrakt (H) aus den getrockneten oberirdischen Teilen von Verbena officinalis gegenüber Escherichia coli schwach, der ethanolische (95 %) Extrakt (A) aus dem Rückstand dieses H-Extraktes soll gegenüber Shigella dysenteria schwach, jedoch gegenüber Bacillus subtilis und Salmonella typhi deutlich wachstumshemmend wirken, ebenso wie der Chloroform-Extrakt (B) des in Wasser aufgenommenen A-Rückstandes gegenüber allen drei Stämmen. Extrakte A und B sollen gegenüberEscherichia coli ohne Hemmwirkung sein [53]. Wegen fehlender Angaben, insbesondere zur Dosierung, sind diese Versuche nicht abschließend bewertbar. Antivirale Wirkung. Nicht näher definierte Zubereitungen sollen cytopathogene Effekte des Herpes simplex Virus Typ 2 in einer Verdünnung von bis zu 1:200 (Versuchsanordnung nicht beschrieben) verhindert haben, ohne selbst cytotoxisch zu wirken [54]. Lösungen in 95 %igem Ethanol eines nach erschöpfender Perkolation mit 90 %igem Ethanol aus getrockneter Ganzpflanze (chinesischer Herkunft) gewonnenen Trockenextraktes hemmen an Mäusefibroblasten den cytopathogenen Effekt des Cytomegalievirus der Maus (Doppelstrangvirus aus der Herpesvirengruppe) ab 65 μg/mL (MHK) und des Sindbis-Virus der Maus (Einzelstrang-RNA-Virus) ab 30 μg/mL; in Vorversuchen wirkten Konzentrationen bis 100 mg/mL nicht cytotoxisch[55]. Wegen fehlender Daten lassen die Versuche eine abschließende Bewertung der antiviralen Aktivität der Droge nicht zu. Wirkungen auf das Immunsystem. Wäßrige Zubereitungen aus der Ganzpflanze (wahrscheinlich Extrakte, keine näheren Angaben) hemmen in vitro in hohen Konzentrationen die Phagocytose von 32P-markiertemStaphylococcus aureus durch Neutrophile aus Rinderblut oder -milch, während niedrige Konzentrationen diese erhöhen: 2 g/mL bzw. 0,2 g/mL (für 1 h bei 37 °C inkubiert mit 1 × 108/0,5 mL Staphylococcus aureus und einer Suspension mit 1,25 × 107/0,5 mL Neutrophilen) hemmen die Phagocytose durch Neutrophile aus Blut gegenüber der Kontrolle (phosphatgepufferte NaCl-Lösung) um 85,5 % bzw. 34,8 % und durch Neutrophile aus Milch um 26,9 % bzw. 48,2 %, während 0,02 g/mL die Phagocytose um 46,1 % bzw. 32,2 % steigern [77]. 50 mg/kg KG i. p. des Trockenrückstands eines Extraktes (1:10) mit Ethanol (95 %), 24 h vor Infektion mit Escherichia coli appliziert, hat an der Maus keinen Einfluß auf die Mortalität (weniger als 3 von 5 Tieren überlebten) [56]. Wirkung auf Tumorzellen. Verbascosid (hier isoliert aus Castillejae linariae folia) soll in vitro an P-388-Leukämie-Zellen der Maus mit einer EC50 von 2,6 μg/mL schwach cytotoxisch wirken (Versuch nicht näher beschrieben) [57]. In einem Parallelversuch wird die Wirkung mit einer Hemmung der Ca2 +/Phospholipid-abhängigen Proteinkinase C aus Rattenhirn in Verbindung gebracht. (IC50 für aus Lantana camara isoliertes Verbascosid = 25 μM/L) [58]. Anti-Tumor-Wirkung: Nicht näher definierte Zubereitungen sollen 7 Tage nach Zellinokulation das Wachstum des soliden Yoshida-Sarkoms an Ratten um 20,1 % gehemmt haben, jedoch gegenüber dem Ehrlich-Ascites-Tumor der DDD-Maus oder der L-1210-Leukämie der BDF1-Maus unwirksam sein [54]. Verbascosid (hier aus Lantana camaraisoliert) andererseits soll in letzterem Modell bei Inkubation über 48 h dosisabhängig antiproliferativ gewirkt haben. Als IC50 werden 13 μM/L angegeben [58]. Da genauere Angaben im erstgenannten Versuch fehlen, sind die differierenden Ergebnisse nicht erklärbar. Erhöhung der Harnmenge. Eine nicht genannte Menge wäßriger Verbenalin-Lösung (25 mg/ 100 mL; wahrscheinlich p. o.) erhöht an Ratten das Harnvolumen gegenüber dem Ausgangswert um 84,5 bis 98,5 % und gleichzeitig die Chloridausscheidung um 79,2 %. Durch nicht genannte Mengen eines 5 %igen Infuses, eines Decoctes (keine näheren Angaben) aus Verbena officinalis soll die Harnmenge um 67,2 %, 54,3 % bzw. 20,3 % gesteigert werden [59]. Auch ein Extrakt mit EtOH 50 % (Ganzpflanze indischer Herkunft, p. o., sonst keine weiteren Angaben) soll bei männlichen Ratten das Harnvolumen über 4 h stärker erhöhen als Harnstoff (5 Tiere in der Kontrollgruppe). Eine abschließende Bewertung der Ergebnisse [60] ist wegen fehlender Angaben nicht möglich. Antitussive Wirkung. 15 g/kg KG nicht näher definierter wäßriger Extrakte sollen an der Maus bei i. p. Applikation nach 20 min, bei p. o. Applikation nach 60 oder 90 min die Zeit bis zum Auftreten von durch Ammoniak-Spray provozierten Hustenstößen um 16 bis 44 % verlängert haben (nicht nach Applikationsart dififerenziert, absolute Zahlen nicht genannt), während (vermutlich aus der Droge isoliertes) Verbenalin in diesen Versuchen in einer Dosierung von 0,2 g/kg KG eine Verlängerung um 21 bis 30 % bewirkt haben soll [61]. In einer klinischen Prüfung an 29 Bronchitispatienten soll die p. o. Gabe von Verbenalin in 2 Fällen Heilung, in 9 Fällen eine deutliche und in 11 Fällen eine leichte Besserung der Beschwerden bewirkt haben. Nähere Angaben, speziell zur Dosis sowie zu den Ein- und Ausschlußkriterien fehlen [62]. Eine therapeutische Wirksamkeit ist aus der Arbeit nicht ableitbar. Sekretolytische Wirkung. In älteren Versuchen war festgestellt worden, daß bei Applikation von Verbenalin (wahrscheinlich in wäßriger Lösung) in den Bauchlymphsack von Fröschen (Rana japonica) 2 bis 5 mg/10 g KG für 30 bis 60 min und 10 bis 50 mg/10 g KG für 10 bis 30 min zu einem Anschwellen der Schleimdrüsen der Haut sowie einer in höherer Dosierung starken Schleimbildung führten, während 10 mg/10 g KG die Schleimbildung reduzierten. Die Erhöhung der Schleimsekretion durch 5 mg/10 g KG wurde auch an Fröschen, die mit 1 mg/10 g KG Atropin vorbehandelt wurden, beobachtet [63]. Bei Appl. in den Rückenlymphsack sollen bereits 0,9 bis 1,2 mg Verbenalin/10 g KG (in wäßriger Lösung) zu mehr oder weniger starker Schleimabsonderung geführt haben [42]. 10malige intragastrale Applikation eines ethanolischen Extraktes (19 %, V/V) entsprechend je 13 mg Droge/kg KG innerhalb 80 h (entsprechend 6,5 mL/kg/Tag) erhöhten im Sekretolyse-Modell nach Lit. [64] im Vergleich zu 0,9 %iger NaCl-Lösung an 6 tracheotomierten, spontan atmenden Kaninchen die Menge des Bronchialsekrets um durchschnittlich 107,6 % auf 2,18 mL/3 h, wobei durch die drogenfreie ethanolische Zubereitung bereits ein Zugewinn von 47,6 % auf 1,55 mL/3 h erzielt wurde [65]. Da die im Tierversuch verabreichten Mengen nach Angaben der Autoren der 50fachen Humandosis für ein Verbena-officinalis-enthaltendes Kombinationspräparat entsprachen, kann daraus eine sekretolytische Wirkung beim Menschen nicht ohne Vorbehalte abgeleitet werden. Wirkung auf die Speichelsekretion. 10 bis 50 mg/kg KG i. v. Verbenalin erhöhten am Kaninchen mit kanülierter Submaxillardrüse die Speichelmenge. Der Effekt wurde durch vorherige Gabe von s. c. 10 mg Atropin/kg KG nicht antagonisiert. 100 mg/kg KG i. v. Verbenalin reduzierten die Speichelsekretion. Dieser Effekt war durch 0,2 mg Pilocarpin/kg KG (wahrscheinlich i. v.) antagonisierbar [63]. Aufgrund der vergleichsweise hohen Dosierung sind diese Befunde ohne klinische Relevanz. Wirkung auf die Milchsekretion. 10 und 50 mg/kg KG i. v. Verbenalin erhöhen an Kaninchen, 2 Wochen nach dem Wurf, das durch Melken abnehmbare Milchvolumen. Die Milchmenge wurde nach 10 mg/kg KG im täglichen Mittel (5 Tiere) um etwa 24 %, nach 50 mg/kg KG um etwa 71 % gegenüber dem Ausgangswert gesteigert. Nach s. c. und p. o. Gabe soll eine ähnliche, aber verzögert einsetzende Wirkung beobachtet worden sein. Die Qualität der Milch erscheint unverändert geblieben zu sein: Die nephelometrische Trübungsmessung und die Bestimmung der Trockensubstanz ergab keine wesentlichen Unterschiede zu den Ausgangswerten [63]. Da eine statistische Auswertung der Versuche nicht vorliegt, und der Autor auf erhebliche interindividuelle Schwankungen hinweist, bedürfen die Ergebnisse einer Überprüfung. Wirkung in Entzündungsmodellen. Ein Extrakt mit EtOH 50 % aus der Ganzpflanze (p. o.) soll beim Carrageenin-Ödem an der Rattenpfote schwach wirksam sein [60]. Die Angaben sind wegen fehlender Daten nicht abschließend bewertbar. Sonstige Wirkungen. Verbenalin soll nach älteren Untersuchungen bei Dosierungen von 13,5 mg/kg KG und 26 mg/kg KG (wahrscheinlich i. v.) die Gerinnung von Kaninchenblut dosisabhängig, insgesamt aber nur geringfügig beschleunigen (Hohlperlenkapillarmethode nach Schultz) [42].10 bis 100 mg/kg KG i. v. Verbenalin hatten beim weiblichen Kaninchen in Ethernarkose keinen Einfluß auf Blutdruck und Dünndarmmotilität [63]. Am anästhesierten Hund soll durch 50 bis 200 mg/kg KG Verbenalin (wahrscheinlich i. v.) die Atemfrequenz in nicht näher spezifizierter Weise verlangsamt und die Amplitude erhöht sowie der Blutdruck gesenkt werden. Diese Wirkungen sollen durch Atropin antagonisierbar gewesen sein [66]. Am isolierten Froschauge erweitern 0,01 % Verbenalin im Organbad (Ringer-Lösung) geringfügig die Pupille. Nach Zusatz von Pilocarpin 1:10.000 tritt eine starke Verengung auf [63]. Aufgrund der vergleichsweise hohen Dosierung sind diese Befunde ohne klinische Relevanz. Ein mit Wasser bei Zimmertemperatur gewonnener, gefriergetrockneter Extrakt aus der Droge hat in vitro bis zu einer Konzentration von 1 mg/mL (in Tris-BSA-Puffer) weder einen Einfluß auf die Bindung von 125I-markiertem Rinder-TSH an Plasmamembranen menschlicher Schilddrüsen noch auf die Bindung 125I-markierten menschlichen Choriongonadotropins an Membranen aus Rattenhoden [68].
Distribution: An Kaninchen wurde nach 50 mg/kg KG i. v. Verbenalin ein Übergang in die Muttermilch ausgeschlossen, da keine bitter schmeckenden oder ammoniakalische Silbernitratlösung reduzierenden Verbindungen isoliert werden konnten [63].
Elimination: An Kaninchen wurde nach 50 mg/kg KG i. v. Verbenalin eine renale Ausscheidung von unverändertem Verbenalin ausgeschlossen, da im 24-h-Sammelurin keine bitter schmeckenden oder ammoniakalische Silbernitratlösung reduzierenden Verbindungen isoliert werden konnten [63]. Nach anderen Autoren [69] soll die Ausscheidung vollständig über die Nieren erfolgen.
Innerlich. Nach Lit. [70] werden Zubereitungen aus der Droge bei Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut wie Angina, Halsschmerzen, bei Erkrankungen der Atemwege wie Husten, Asthma, Keuchhusten, ferner bei Schmerzen, Krämpfen, Erschöpfungszuständen, nervösen Störungen, Verdauungsstörungen, Leber- und Gallenerkrankungen, Gelbsucht, Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Niere und ableitenden Harnwege, bei Beschwerden im Klimakterium, unregelmäßiger Periode, zur Förderung der Milchsekretion bei Stillenden, weiterhin bei rheumatischen Erkrankungen, Gicht, Stoffwechselstörungen, „Bleichsucht“ und „Wassersucht“ angewendet. In Frankreich gelten als Indikationen für die innerliche Anwendung:[71] Magenschmerzen, Migräne, Rheumatismus, Neuralgien, Einschlafstörungen und Milchmangel bei Wöchnerinnen. In England [43] nimmt man die Droge zur Behandlung depressiver und melancholischer Zustände, vor allem auch gegen Verstimmung und Schwächegefühl nach einer überstandenen fieberhaften Krankheit, daneben auch bei Gelbsucht und bei Gallenleiden. Entsprechend der Arzneimittellehre der traditionellen chinesischen Medizin wird Eisenkraut (als Mabianco) u. a. bei „Verwachsungen“ (concretiones) und bei „Kälteerkrankungen“ (congelationes) im Unterleib angewendet; ferner bei Amenorrhoe und schmerzhafter Regel, bei schmerzhaftem und geschwollenem Rachen sowie bei Karbunkeln; auch Malaria wird als Indikation genannt [37]. Aufgrund der tierexperimentell nachgewiesenen sekretolytischen Wirkung ist ein Beitrag zur symptomatischen Behandlung von Erkältungskrankheiten denkbar [70], bei Berücksichtigung der sich um den Faktor 50 unterscheidenden Dosierungen [65] aber eher unwahrscheinlich. Zu den übrigen Anwendungsgebieten liegen keine wissenschaftlich auswertbaren Erfahrungsberichte vor, die eine Wirksamkeit erkennen lassen. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationsgebieten ist nicht belegt [70]. Äußerlich. Als Gurgelmittel bei Erkältungen [72] sowie bei verschiedenen Erkrankungen im Mund- und Rachenraum [40]. In Frankreich traditionell verwendet zur lindernden und juckreizstillenden Behandlung nicht näher definierter Hautleiden; ferner zur Behandlung von Sonnenbrand, kleineren oberflächlichen Verbrennungen und bei Windelausschlag [73], [74]. Als weitere Indikationen werden chronische Ekzeme und Flechten [40], Arthritis und Rheumatismus [75], Verrenkungen und Quetschungen genannt [71]. Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Indikationsgebieten ist nicht belegt [70]. 1,5 g Droge als Aufguß (EB 6), 2 bis 4 g bis zu 3mal tgl.; [43] in Frankreich 5 bis 20 g Droge auf 1 L Wasser als Infus, verteilt auf 2 bis 5 Tassen täglich; [73] 4,5 bis 9 g in der chinesischen Medizin [37]. Fluidextrakt (1:1) in 25 % EtOH 2 bis 4 mL, Tinktur in 40 % EtOH 5 bis 10 mL bis 3mal tgl [43]. Nach den französischen Zulassungsrichtlinien darf bei Zubereitungen mit hohem Wasseranteil wie Instanttees, hydroalkoholischen Auszügen mit einem EtOH-Gehalt kleiner 30 % die Tagesdosis ein Drogenäquivalent von 10 g nicht überschreiten. Bei der Pulverdroge und Tinkturen mit mehr als 30 % EtOH gilt eine Obergrenze von 5 g Droge täglich [73], [74].
Acute Toxizität:
Tier. Bei Fröschen führen Dosen ab 100 mg/10 g KG Verbenalin (wahrscheinlich in wäßriger Lösung), in den Bauchlymphsack injiziert, zu einer Abschwächung der Atmung, Dosen von 300 mg/10 g KG zu Atemstillstand [63]. Bei Applikation einer wäßrigen Lösung von Verbenalin in den Rückenlymphsack sollen 12,5 mg/10 g KG zu klonischen Krämpfen über mehrere Tage und 37,5 mg/10 g KG zu vollständiger Lähmung geführt haben [42]. An der Maus führten 100 mg/10 g KG s. c. (wahrscheinlich in wäßriger Lösung) zu einer leichten Atemverflachung, sowie zu einer motorischen Lähmung mit Bauchlage. Nach 3 bis 4 h erholten sich die Tiere vollständig. 200 mg/10 g KG s. c. führten zum Tod durch Atemstillstand. Kaninchen erhielten 1 g/kg KG i. v. Verbenalin ohne Intoxikationssymptome [63]. Verbenalin wird in Lit. [63] als Verbenin bezeichnet [48], mit unbestimmter Identität und Reinheit (angeblich zwei Kristallmodifikationen mit Smp. 179 bzw. 177 °C).
Mutagen:
Reproduktion: Nach 2mal täglicher Verabreichung von jeweils 0,05 bis 0,2 mL eines wäßrigen Extraktes, entsprechend 0,02 bis 0,08 g eines getrockneten, sonst aber nicht näher definierten Rohmaterials, s. c. über 5 Tage an weibliche Mäuse (30 bis 35 g, für jeweils 3 bis 5 weibliche Tiere ein Männchen für mindestens 3,5 Tage anwesend) soll keine fertilitätshemmende Wirkung aufgetreten sein (Zahl der Würfe und der Nachkommen entspricht der unbehandelter Tiere) [76]. Durch einen Extrakt aus der Ganzpflanze (2 g Droge/100 g EtOH 50 %) wird die Motilität von Rattenspermien in vitro nicht beeinflußt, aber auch nicht die Implantationsrate bei weiblichen Ratten, wenn dieser Extrakt als Suspension an den Tagen 1 bis 7 post coitum in nicht näher charakterisierter Weise appliziert wird [60]. Am isolierten Meerschweinchenuterus erhöht die Zugabe von 5 mg Verbenalin zu 70 mL bzw. 10 mg eines nicht näher definierten „Rohglykosids“ zu 80 mL Badflüssigkeit (Ringer-Lösung) Tonus und rhythmische Kontraktion [42]. Der Effekt soll am graviden Uterus besonders ausgeprägt sein und am senilen Uterus ausbleiben [67]. 10 mg/kg KG Verbenalin i. v. hatten am anästhesierten, nicht trächtigen Kaninchen keinen Einfluß auf Tonus und rhythmische Bewegungen des Uterus in situ. 20 mg/kg KG i. v. vergrößerten die Kontraktionsamplitude, während 50 bis 100 mg/kg KG den Tonus erhöhten und die Amplitude verringerten, ohne eine Dauerkontraktion hervorzurufen. Am isolierten Kaninchenuterus wurden nach Zugabe von 10 mg bis 100 mg/100 mL Badflüssigkeit analoge Effekte beobachtet. Die Wirkung in vitro blieb durch vorherige Zugabe von 1 mg Atropin unbeeinflußt und wurde durch Vorbehandlung mit 1 mg Ergotoxin weitgehend antagonisiert [63]. Nach In-vitro-Versuchen am Myometrium der Ratte sollen nicht näher definierte Drogenzubereitungen die Wirkung von Prostaglandin E2 überadditiv, die von Prostaglandin F2α additiv verstärken. Die Autoren halten es für möglich, daßin vivo durch Zusätze der Droge die abortive Wirkung von Prostaglandin E2 verstärkt und gleichzeitig dessen Nebenwirkungen verringert werden können [78]. Die Ergebnisse sind wegen fehlender Angaben nicht abschließend bewertbar. Ein 10 %iger lyophilisierter wäßriger Extrakt, entsprechend 200 mg Blattdroge, zeigte an infantilen weiblichen Ratten keinen antigonadotropen Effekt (Inkubation des Pflanzenextraktes mit Gonadotropin aus dem Serum trächtiger Stuten bzw. aus humaner Placenta, s. c. Applikation an 5 aufeinanderfolgenden Tagen, Wägung und histologische Untersuchung von Ovarien und Uteri) [79].
Toxikologische Daten:
LD-Werte. Gesamtpflanze: LD50, Maus (vermutlich p. o.) 9 g/kg KG; [69] nicht näher spezifizierter Extrakt aus der Gesamtpflanze mit EtOH 50 %: LD50, Maus, i. p., 250 mg/kg KG [60].
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Datenstand
15.08.2010