Centaurium

Centaurii herba

Verfasser

Kerstin Hoffmann-Bohm, Günther Heubl, Renate Seitz

Übersicht

C > Centaurium > Centaurium erythraea RAFN > Centaurii herba

Gliederung

G Centaurium

A Centaurium chilense (PERS.)

D Canchalagua hom. HAB 34

A Centaurium erythraea RAFN

D Centaurii herba

Synonyme

Herba Centaurii; Herba Centaurii minoris; Herba Chironiae; Herba Erythraeae centaurii; Herba Felis terrae; Summitates Centaurii; Summitates Centaurii minoris

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Bitterkraut, Erdgalle, Erdgallenkraut, Fieberkraut, Roter Aurin, Tausendgüldenkraut, Tausendguldenkraut; Centaury, Centaury tops, Herb of centaurium; Petite centaurée, Herbe de petite centaurée; Centaurea minore.

Offizinell

Centaurii herba (Tausendgüldenkraut) – PhEur 5; DAB 10; Helv VII; Centaurée (petite) – PF X; Herba Centaurii – ÖAB 90; Centaurium – BHP 83; Centaury – Mar 29

Die ganzen oder geschnittenen, getrockneten, oberirdischen Teile blühender Pflanzen PhEur 5. Die getrockneten, oberirdischen Teile blühender Pflanzen DAB 10, BHP 83; die getrockneten, blühenden Zweigspitzen PF X, Mar 29; die zur Blütezeit gesammelten und getrockneten oberirdischen Teile ÖAB 90; die getrockneten, blütentragenden oberirdischen Teile oder die beblätterten, blütentragenden Stengel ohne die Grundblätter Helv VII.

Stammpflanzen: Alle Monographiesammlungen nennen als Stammpflanze Centaurium erythraea RAFN; Mar 29läßt auch noch andere Centaurium-Arten zu, ohne diese genauer zu benennen. Hinweis: Für die weitverbreitete und polymorphe Art C. erythraea existieren zahlreiche Synonyme, die als Stammpflanzen für die Droge „Centaurii herba“ aufgeführt werden: Centaurium minus MOENCH DAB 10, ÖAB 90; Centaurium erythraea RAFN. PF X bzw. C. erythraea RAFIN. Helv VII, BHP 83. (Der Name des botanischen Autors ist in Wirklichkeit RAFN und nicht RAFIN. = RAFINESQUE-SCHMALZ.) In früheren Pharmakopöen findet sich auch oft das Synonym C. umbellatum GILIBERT. In einigen Pharmakopöen waren neben C. erythraea RAFN auch andere Centaurium-Arten zugelassen, so z. B. nachRoss 9 Centaurium pulchellum (SW.) DRUCE, nach Hung VI C. pulchellum und C. uliginosum (W. et K.) BECK (Syn. C. littorale subsp. uliginosum (W. et K.) MELDERIS).

Herkunft: Die Droge wird aus Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und Marokko importiert [17].

Gewinnung: Das Kraut wird zur Blütezeit gesammelt und zur Erhaltung der schönen Blütenfarbe rasch getrocknet[17], [23].

Ganzdroge: Aussehen. Stengel hohl, rundlich, mit schwachen Längsleisten, nur im oberen Teil verzweigt. Laubblätter gegenständig, sitzend, eiförmig bis lanzettlich, bis ca. 3 cm lang, ganzrandig, beiderseits kahl. Blütenstand diaxial verzweigt. Kelch grün, mit 5 lanzettlichen, zugespitzten Zähnen. Blumenkrone aus 5 rosaroten, länglich-elliptischen, ca. 5 bis 8 mm langen Zipfeln und einer weißlichen, die Kelchzipfel überragenden Kronröhre, in der die 5 Staubblätter inseriert sind. Fruchtknoten oberständig, mit kurzem Griffel, 2lappiger, breiter Narbe und zahlreichen Samenanlagen. Häufig sind bereits zylindrische, ca. 7 bis 10 mm lange Kapseln mit kleinen braunen Samen entwickelt [24].

Schnittdroge: Geschmack. Stark bitter. Geruch. Schwach, eigenartig. Aussehen. Fragmente des Stengels, rosarote Blüten und deren Teile, Blattfragmente. Da die Blätter bei der Trocknung stark schrumpfen und leicht zerbrechen, treten in der Schnittdroge überwiegend Stengelstücke und verhältnismäßig wenig Blattbruchstücke auf[17].

Mikroskopisches Bild: Blätter in der Aufsicht beiderseits mit welligbuchtigen Epidermiszellen und zahlreichen anomocytischen Spaltöffnungen; Haare fehlen. Im Querschnitt Mesophyll schwach dorsiventral, aus meist 2 Lagen relativ breiter, kurzer Palisadenzellen und mehrschichtigem, dichtem Schwammparenchym; Mesophyllzellen meist mit je einem Calciumoxalatkristall unterschiedlicher Form. Stengelepidermis in der Aufsicht aus langgestreckten, geradwandigen Zellen mit längsgestreifter Cuticula und anomocytischen Spaltöffnungen; Rindenparenchym aus rundlichen, axial gestreckten, chlorophyllführenden Zellen. Holzkörper einen kompakten, geschlossenen Ring aus englumigen Spiral-, Netz- und Hoftüpfeltracheiden und -tracheen, derbwandigen getüpfelten Fasern und Holzparenchym bildend; großes Mark aus rechteckigen, axial gestreckten, getüpfelten Zellen [24].

Pulverdroge: Pulver grünlichgelb bis bräunlich. Zahlreiche Stengelstücke mit Sklerenchymfasern und englumigen Spiral-, Netz- und Hoftüpfelgefäße sowie rechteckigen, getüpfelten Markzellen; Blattfragmente mit welligbuchtigen Epidermiszellen, anomocytischen Spaltöffnungen und Mesophyllzellen mit Calciumoxalatkristallen verschiedener Form; Bruchstücke von Kelch und Blumenkrone mit stumpfpapillösen Epidermiszellen und radiärstreifiger Cuticula; Teile des Endotheziums mit netz- oder leistenförmigen Wandverdickungen; gelbe, ca. 30 μm große, dreieckig abgerundete bis elliptische Pollenkörner mit 3 Keimporen in der feinpunktierten Exine; Fragmente der Fruchtkapselwand mit gekreuzten Lagen faserähnlicher Zellen; kleine gelbbraune Samen mit dunkelbrauner erhabener Netzstruktur, die von den derben Seitenwänden ihrer Epidermis gebildet wird [24].

Verfälschungen/Verwechslungen: Es kommen gelegentlich Verwechslungen oder Verfälschungen mit anderen Centaurium-Arten vor, z. B. mit Centaurium pulchellum (SW.) DRUCE, das deutlich gestielte Blüten besitzt, oder mitC. uliginosum (W. et K.) BECK (Syn. C. littorale subsp. uliginosum (W. et K.) MELDERIS), das 3nervige Blätter aufweist. Früher gab es Verschnitte der Droge mit Brombeerkraut, Johanniskraut und Klatschmohnblüten; als Verfälschungen traten ferner die Blätter von Chamaenerion angustifolium (L.) SCOP. (Syn. Epilobium angustifoliumL.) (Onagraceae), mit spärlichen einzelligen Haaren, auf. Es wird auch von einer Verwechslung des Saatgutes vonC. erythraea mit den Samen von Silene armeria L., Caryophyllaceae, berichtet [17], [23].

Minderqualitäten: In den letzten Jahren traten mitunter stark verunreinigte Drogenpartien auf, so daß der absiebbare Anteil begrenzt werden sollte [17].

Inhaltsstoffe: S. a. → Inhaltsstoffgruppen der Gattung Centaurium. Bitterstoffe (Iridoide/Secoiridoide). Die Droge enthält als Hauptiridoid das Secoiridoidglucosid Swertiamarin (75 % der gesamten Iridoidmenge), neben geringeren Mengen an Gentiopikrin und Swerosid; daneben konnten auch das Secoiridoid Gentioflavosid und das Iridoid Dihydrocornin aufgefunden werden (genaue Gehaltsangaben fehlen) [4], [25], [26]. Der Bitterwert der Droge (s. → Gehalt) wird vor allem bestimmt durch die zwar nur in kleinen Mengen vorhandenen (keine genauen Angaben), aber intensiv bitterschmeckenden Swerosidester Centapikrin und Desacetylcentapikrin, die fast ausschließlich im Fruchtknoten lokalisiert sind [16], [17].

Gentioflavosid

Dihydrocornin

Secoiridoidalkaloide. Gentianin (0,3 % isoliert) und Gentianidin [8], [27]. Xanthone. 1,6,8-Trihydroxy-3,5,7-trimethoxyxanthon [28], 1,2,3-Trihydroxy-5-methoxyxanthon [29], 1,8-Dihydroxy-3,5,6,7-tetramethoxyxanthon [4],[30] und 1,4-Dihydroxy-3,5-dimethoxyxanthon (keine Gehaltsangaben) [31]. Triterpene. Aus der Droge konnte 0,7 % Oleanolsäure isoliert werden; [32] außerdem enthält die Droge β-Sitosterol, Oleanolsäurelacton, Maslinsäure, Erythrodiol, β-Amyrin [33], α-Amyrin, Erythrodiol-3-palmitat [34], Stigmasterol, Campesterol, Brassicasterol und δ-7-Stigmasterol (keine Gehaltsangaben) [35]. Organische Säuren. Monohydroxyterephthalsäure, 2,5-Dihydroxyterephthalsäure [36]. Als freie und gebundene Phenolcarbonsäuren (136 mg/L wäßriger Extrakt): Protocatechusäure, m-Hydroxybenzoesäure und p-Hydroxybenzoesäure, Vanillinsäure, Syringasäure, p-Cumarsäure, Ferulasäure, 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure, Sinapinsäure, Kaffeesäure [37], Pyrocatechusäure, Gentisinsäure, p-Hydroxyphenylbrenztraubensäure [38]. Sonstiges. Die Droge soll außerdem Flavonverbindungen und Anthocyane enthalten [5], [17].

Identitaet: Nach PF X zeigt ein mit Ethanol 60 % (V/V) hergestellter Drogenauszug auf Zugabe von konz. Salzsäure und Magnesiumspänen eine rotbraune Färbung (Shinodatest zum Flavonoid-Nachweis) und auf Zusatz von Eisen(III)chloridlösung eine grünlich braune Färbung (Polyphenolnachweis). DC-Prüfung eines methanolischen Drogenauszuges nach DAB 10: Referenzsubstanz: Rutosid. Sorptionsmittel: Kieselgel GF254. FM: Ethylacetat-wasserfreie Essigsäure-Wasser (69+16+16), 2malige Entwicklung. Detektion: Direktauswertung im UV 254 nm; Besprühen mit Anisaldehyd-Reagenz und Erhitzen auf 100 bis 105 °C 5 bis 10 min lang, Auswertung im Vis und UV 365 nm. Auswertung: Bei der Direktauswertung im UV 254 nm erscheint das Swertiamarin auf der Höhe der Vergleichssubstanz Rutosid als stark fluoreszenzmindernde Hauptzone; nach Besprühen mit dem Anisaldehyd-Reagenz färbt sich das Swertiamarin im Vis braun und erscheint als stark braun bis braungelb fluoreszierende Zone im UV 365 nm. Zur sicheren Identifizierung der Droge werden noch weitere Zonen im Chromatogramm des Drogenauszuges beschrieben, denen aber keine definierten Inhaltsstoffe zugeordnet sind [17]. DC-Prüfung eines methanolischen Drogenauszuges nach Helv VII: Referenzsubstanz: Ein methanolischer Auszug aus pulv. Enzianwurzel. Sorptionsmittel: Kieselgel GF254. FM: Aceton-Chloroform-Wasser (70+30+2). Detektion: Direktauswertung im UV 254 nm. Auswertung: Im Chromatogramm des Tausendgüldenkrautauszuges Nachweis der stark fluoreszenzmindernden Zone des Swertiamarins, das einen leicht niedrigeren Rf-Wert aufweist als die Hauptzone (= Gentiopikrin) des Enzianwurzelauszuges. Weitere Bestimmungsmethoden: Dünnschichtchromatographie mit anderem Sorptionsmittel, FM oder Detektionsreagenz als in den o. a. Pharmakopöen beschrieben; [4], [26], [41] HPLC-Methoden [26], [42].

Reinheit: Droge. Fremde Bestandteile: Höchst. 3 % DAB 10, Helv VII; höchst. 2,0 % PF X; höchst. 1 % ÖAB 90,BHP 83. Trocknungsverlust: Höchst. 10,0 % DAB 10, PF X. Asche: Höchst. 6,0 % DAB 10; höchst. 8,0 % PF X; höchst. 4,0 % ÖAB 90; höchst. 10 % BHP 83. Sulfatasche: Höchst. 3 % BHP 83. DC-Chromatographie eines mit 60 % Ethanol (V/V) hergestellten Drogenauszuges nach PF X: Referenzsubstanz: Loganin. Sorptionsmittel: Kieselgel GF254. FM: Ethylacetat-Methanol-Wasser (77+15+8). Detektion: Direktauswertung im UV 254 nm; Besprühen mit Vanillin/Schwefelsäure-Reagenz, Auswertung im Vis. Auswertung: Nachweis der fluoreszenzmindernden Zone des Swertiamarins, das etwa auf gleicher Höhe wie die Referenzsubstanz Loganin liegt. Nach Besprühen mit dem Vanillin/Schwefelsäure-Reagenz färbt sich das Swertiamarin braun.

Gehalt: Droge. Bitterwert: Mind. 2000 DAB 10, ÖAB 90. Bitterwirkung: Mind. 100 Ph. Helv.-Einheiten Helv VII. Hinweis: Helv VII gibt den Bitterwert in Ph. Helv.-Einheiten/g Droge, wobei 1 Ph. Helv.-Einheit/g einem Bitterwert von 100 entspricht. Der o. a. geforderte Ph. Helv.-Wert entspricht also einem Bitterwert von 10.000 [43].

Wirkwertbestimmung: Bitterwertbestimmung. Nach DAB 10 und ÖAB 90 wird eine Grenzwertbestimmung durchgeführt; ein wäßriger Drogenauszug wird auf die Konzentration verdünnt, die dem als Mindestanforderung genannten Bitterwert entspricht; diese Verdünnung muß noch deutlich bitter schmecken. Nach Helv VII wird aus der Droge eine wäßrige Stammlösung zur direkten Bestimmung der Bitterwirkung hergestellt; 1 mL der Stammlösung entspr. 0,1 mg Droge.

Lagerung: Vor Licht geschützt DAB 10, Mar 29; vor Licht und Feuchtigkeit geschützt PF X; vor Licht geschützt, in gut schließenden Behältnissen ÖAB 90, Helv VII.

Zubereitungen: Extractum Centaurii (Tausendgüldenkrautextrakt) EB 6: Herstellung durch Auszug von 1 Teil Droge mit 10 Teilen Wasser und 1 Teil Ethanol 98 % und Eindampfen zum Dickextrakt; Eigenschaften: Der Extrakt ist dunkelbraun und in Wasser trübe löslich. Fluidextrakt (1:1) mit Ethanol 25 % (V/V) nach BHP 83 oder mit Ethanol 30 % (V/V), die meisten Handelsextrakte. Für Fertigarzneimittel und für sofortlösliche Tees werden, soweit sie Tausendgüldenkraut enthalten, am häufigsten Sprühtrockenextrakte verarbeitet.

Verwendung: Die Droge wurde früher zum Färben der Haare verwendet [5], [49].

Gesetzliche Bestimmungen: Standardzulassung Nr.1319.99.99 „Tausendgüldenkraut“ [46]. Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Tausendgüldenkraut“ [44]. Alle wildlebenden, heimischen Centaurium-Arten stehen unter Artenschutz.

Wirkungen: Steigerung der Speichel- und Magensaftsekretion. Tausendgüldenkraut ist eine typische Bitterstoffdroge, die reflektorisch die Speichel- und Magensaftsekretion anzuregen vermag [17], [44], [45]. Antiphlogistische und antipyretische Effekte. Pharmakologische Untersuchungen des Trockenrückstandes eines wäßrigen Auszuges (3,8:1) erbrachten folgende Resultate: [39] Die tägliche topische Applikation von jeweils 200 mg Salbe mit 1 bis 10 % Extrakt/Tier/Tag bewirkt an der Ratte (200 bis 300 g KG) nach 8 Tagen im „air pouch granuloma-test“ mit Crotonöl eine dosisabhängige Reduktion der Exsudatmenge um 16 bis 47 %, bezogen auf die unbehandelte Kontrolle. Die Salbengrundlage führte zu einer Verringerung um 0,5 %, Etofenamat (50 mg/g) Gel, 100 mg/Tier/Tag, zu einer Reduktion um 56 %. Die p. o. Applikation von 1, 5, 10, 50, 100 und 500 mg Extrakt/Tier/Tag führt nach 16 Tagen an der Rattenpfote ab einer Dosis von 5 mg/Tier zu einer dosisabhängigen, signifikanten Reduktion des durch intradermal appliziertes Freund'sches Adjuvans hervorgerufenen Ödems um 3,9 bis 29,9 %. Indometacin (1 mg/kg KG/Tag) führte zu einer 70,5 %igen Hemmung. Weder im Writhing-Test noch im Heizplatten-Test wurde bei Mäusen (20 bis 30 g KG) nach i. p. Applikation von 1 bis 100 mg Extrakt/Tier ein analgetischer Effekt gefunden. 100 mg Extrakt/Tier p. o. führen an der Ratte zu einer Senkung des durch s. c. Hefeinjektion erzeugten Fiebers. Eine fiebersenkende Wirkung von 50 mg und 100 mg Extrakt/Tier i. p. bei durch 20 mg/kg KG 2,4-Dinitrophenol oder durch 10 mg/kg KG d-Amphetaminsulfat erzeugtem Fieber wird ebenfalls mitgeteilt. Die normale Körpertemperatur von mit Extrakt behandelten Kontrolltieren bliebt unverändert [39].

Anwendungsgebiete

Appetitlosigkeit; dyspeptische Beschwerden [44]. Bei Magenbeschwerden, z. B. durch mangelhafte Magensaftbildung; zur Appetitanregung [46]. Die Anwendung ist aufgrund der in Tausendgüldenkraut enthaltenen Bitterstoffe (s. → Inhaltsstoffe) plausibel.

Einzeldosis: [51] 1,0 g. Um die von der Kommission E am BGA [44] empfohlene „mittlere Tagesdosis“ von 6 g einzunehmen, müßten somit 6 Einzeldosen eingenommen werden, was allerdings nicht den Angaben des therapeutischen Schrifttums entspricht. Einnahme als Pulver: Von der im Mörser pulverisierten Droge nimmt man 3mal am Tag je 1/2 g auf einer Oblate oder mit Marmelade oder Honig gemischt [52]. Nach Lit. [53] nimmt man 0,25 g Pulver auf Oblaten 2- bis 4mal täglich, jeweils zu den Mahlzeiten. Gebräuchliche Einzeldosis als Aufguß oder Abkochung: 1,0 g auf 1 Tasse Tee [47]. Teezubereitung: [46] „1 bis 2 Teelöffel voll (2 bis 3 g) Tausendgüldenkraut werden mit siedendem Wasser (ca. 150 mL) übergossen und nach 15 min durch ein Teesieb gegeben.“ Etwa 1/2 h vor den Mahlzeiten 1 Tasse frisch bereiteten Tee, mäßig warm, trinken. Tinktur (5:1) hergestellt mit Ethanol 70 % (V/V): 2 bis 5 g pro Tag [52]. Extractum Centaurii fluidum, ethanolisch 25 % (V/V) = Tausendgüldenkrautextrakt: Tagesdosis 2 bis 4 mL [48]. Extractum Centaurii spissum: Tausendgüldenkrautextrakt EB 6: Einzeldosis 0,2 g [51], Tagesdosis 1 bis 2 g [44].

Gegenanzeigen/

Anwendungsbeschränkungen

Magen- und Darmgeschwüre [46].

Volkstümliche Anwendungen &

andere Anwendungsgebiete

Gegen Fieber, bei intestinalem Wurmbefall, äußerlich zur Wundbehandlung [49], [50]. Auf Mallorca sehr geschätzt bei Diabetes [54]. In der Volksmedizin Ägyptens zur Behandlung von Bluthochdruck und zum „Austreiben von Nierensteinen“ [40]. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.

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Datenstand

24.01.2013