Norbert Brand
E > Eucalyptus > Eucalyptus globulus LABILL. > Eucalypti folium (Eucalyptusblätter)
D Eucalypti aetheroleum (Eucalyptusöl)
D Eucalypti folium (Eucalyptusblätter)
D Eucalyptus globulus hom. HAB 1
D Eucalyptus globulus hom. HPUS 88
A Eucalyptus polybractea R.T. BAKER
A Eucalyptus smithii R.T. BAKER
Folia Eucalypti
dt.:Blaugummibaumblätter, Fieberbaumblätter; Blue-gum-leaves, Eucalyptus-leaves, Fever-tree-leaves; Feuilles d'Eucalyptus; Foglia di eucalipto, foglie di eucalitto; Filodio de eucalipto, Hoja de eucalipto; port.:Folhas de eucalipto; rum.:Frunzele de eucalipt.
Eucalypti folium – DAB 10, Belg IV; Eucalyptus – PF X; Eucalypti filodium – Hisp IX; Eucalypti folia [51].
Die getrockneten Laubblätter (Folgeblätter) von älteren Bäumen DAB 10; die getrockneten Blätter PF X; die getrockneten isolateralen Blätter älterer Bäume Hisp IX; die Blätter Belg IV. Nach PF X, Belg IV sind somit beide morphologischen Blatt-Typen offizinell.
Stammpflanzen: Eucalyptus globulus LABILL.
Herkunft: Australische Wildvorkommen sind bedeutungslos. Kulturen von der Mittelmeer- und Schwarzmeerküste liefern den Großteil des Drogenbedarfs. Derzeitige Hauptlieferländer sind Spanien, Marokko und in der GUS der Kaukasus.
Gewinnung: Zum besseren Abernten der Blätter werden die Eucalyptusbäume zumeist gefällt. Die Trocknung erfolgt zur Vermeidung von Ölverlusten zweckmäßigerweise im Schatten.
Ganzdroge: Aussehen. Blätter zumeist graugrün, relativ dick, ledrig, steif, länglich-elliptisch und schwach sichelförmig gebogen, 25 cm, seltener bis zu 40 cm lang und ca. 5 cm breit, allmählich zu einer langgezogenen Spitze auslaufend, am Grunde schief abgerundet und stielwärts etwas zusammengezogen, ganzrandig, kahl. Mittelnerv besonders an der Blattunterseite deutlich hervortretend; abzweigende Sekundärnerven zart, nahezu parallel angeordnet, beidseitig in einen deutlichen, sich entlang des Blattrandes hinziehenden Randnerv mündend. Blattrand glatt, gewellt und knorpelig verdickt. Beide Blattseiten mit kleinen punktförmigen, dunkelbraunen, ungleichmäßig verstreuten „Korkwarzen“ sowie farblosen, mit der Lupe im durchscheinenden Licht als helle Punkte erkennbaren Ölbehältern. Blattstiel 2 bis 3 cm, selten 5 cm lang, in sich gedreht und stark gerunzelt [83], [86].
sichelförmige Blätter
Schnittdroge: Geschmack. Zunächst würzig, dann leicht zusammenziehend und schwach bitter; [83] aromatisch, harzig, scharf, etwas bitter, später ausgeprägt und angenehm frisch [60]. Geruch. Besonders beim Zerreiben stark würzig-aromatisch nach Cineol; [83] kräftig, balsamisch, beim Zerreiben sich steigernd [60]. Aussehen.Blattstückchen graugrün, matt schimmernd, steif, faserig-brüchig; dunkelbraune Korkwarzen auf der Oberfläche; einzelne Stückchen mit dem gelblichen, kräftigen Mittelnerv und/oder dem etwas feiner gebauten Randnerv am knorpelig verdickten Blattrand. Nur wenige dicke, stark gerunzelte, in sich gedrehte, hell- bis braungrüne Stielteile sowie sehr wenige vierkantige kleinere Zweigstückchen [86].
Mikroskopisches Bild: Im Querschnitt äquifacialer Blattaufbau; Cuticula sehr dick, Palisadenparenchym jeweils 2- bis 3reihig; Schwammparenchym dem Palisadenparenchym ähnelnd und mehrschichtig, Palisaden- und Schwammparenchymzellen in gleicher Richtung verlaufend; Mesophyll mit großen, ovalen bis kugeligen Ölbehältern, Calciumoxalatdrusen und Einzelkristallen; braune Korkwarzen aus zehn und mehr Zellagen. In der Aufsicht bzw. im Flächenschnitt kleine, dickwandige, polyedrische Epidermiszellen; Cuticularstreifung eingerollt, schwach; zahlreiche große Spaltöffnungen mit Wachskörnchen enthaltenden Vorhöfen, ohne besondere Anordnung der Nebenzellen; Zellen der Korkwarzen radial konturiert; s. a. Lit. [83] Die französische Pharmakopöe [60]beschreibt nur den bifacialen Blattquerschnitt der Primärblätter. Da die Drogendefinition die äquifacialen Folgeblätter aber nicht ausschließt, entsteht ein Widerspruch.
Pulverdroge: Mikroskopisches Bild. Hellgrünes Pulver. Äquifaciale Querschnittsbruchstücke mit sehr dicker Cuticula dominieren. Mesophyllfragmente mit schizogenen Ölbehältern und braunen Korkwarzen. Blattflächenbruchstücke mit kleinen, dickwandigen Epidermiszellen und großen Spaltöffnungen. Parenchymzellen mit zahlreichen Calciumoxalatdrusen und Einzelkristallen [86]. Deck- und Drüsenhaare fehlen. Die cutinisierte Epidermisschicht und die Ätherisch-Öl-Tröpfchen werden anhand ihrer Orangefärbung histochemisch nachgewiesen[60].
Verfälschungen/Verwechslungen: Aufgrund der charakteristischen Morphologie der Droge sind gattungsfremde Verfälschungen ohne Relevanz. Bifacial gebaute Jugendblätter/Primärblätter gelten je nach Drogendefinition als Verfälschung [83]. Auf Verfälschungen mit anderen Eucalyptusarten wird mit DC geprüft (s. → Identität/Reinheit).
Minderqualitäten: Größere Stengelbeimengungen mindern den Gehalt an ätherischem Öl. Sie werden makroskopisch sowie mikroskopisch anhand dickwandiger Fasern und spaltöffnungsfreier Epidermisfragmente erkannt.
Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl [4], [8], [79], [80] . Frische beblätterte Zweige enthalten je nach Herkunft 0,45 bis 1,65 % äth. Öl. Für eine Blattdroge ist somit ein Ölgehalt von ca. 1 bis über 3 % zu erwarten. Handelsdroge enthält in der Regel 1,8 bis 2,5 % äth. Öl. Ware von der GUS-Schwarzmeerküste und aus Brasilien erscheint ölreicher als mediterrane Herkünfte. Das Öl besteht zu 45 bis 75 % aus 1,8-Cineol. Als Nebenkomponenten werden Myrtenol, α-Pinen, β-Pinen, Pinocarvon, γ-Terpinen, einige Aldehyde, z. B. Butyr-, Capron- und Valerenylaldehyd, sowie die Sesquiterpene Alloaromadendren, Aromadendren, Globulol und α-Grujunen beschrieben. Neuere Untersuchungen an E.-globulus-Blättern fehlen. V. a. die Angaben bezüglich der Nebenkomponenten im nativen äth. Öl bedürfen dringend der Überprüfung.
Myrtenol
Aromadendren
Tritriacontan-16,18-dion
Für die häufig zitierten Gerbstoffvorkommen in der Droge gibt die Originalliteratur keine Hinweise; s. → Inhaltsstoffe von → E. globulus.
Identitaet: DC des ätherischen Öles nach DAB 10, PF X: Untersuchungslösung: Dichlormethanauszug 1:5 aus gepulverter Droge DAB 10 bzw. Verdünnung 1:100 des bei der Gehaltsbestimmung erhaltenen Wasserdampfdestillates PF X; Vergleichssubstanzen: Cineol und Guajazulen DAB 10 bzw. Cineol PF X; Sorptionsmittel: Kieselgel G DAB 10, PF X; Fließmittel: Zweifachentwicklung mit Hexan-Ethylacetat (93+7) DAB 10bzw. Toluol-Ethylacetat (90+10) PF X; Detektion: Anisaldehyd-Reagenz und Erhitzen auf 100 °C; Direktauswertung im Tageslicht DAB 10, PF X und im UV-Licht bei 365 nm PF X; Auswertung: Die Chromatogramme von Untersuchungs- und Vergleichslösung zeigen Cineol-Zonen vergleichbarer Intensität DAB 10,PF X. Wenig oberhalb des Guajazulen-Vergleichs eluiert die violette Zone der Terpenkohlenwasserstoffe. Eine intensive gelbe bis orangefarbene Zone (Piperiton) im unteren Plattendrittel darf nicht vorhanden sein DAB 10. Im oberen Plattendrittel muß die braunrote (Tageslicht) bzw. grünlichbraune (365 nm) Citronellal-Zone fehlen PF X.
Reinheit: Fremde Bestandteile: Höchstenss 2 % Eucalyptusblüten, -früchte oder -zweige, höchstens 3 % dunkle und braune Blätter, höchstens 5 % Stengelanteile DAB 10; höchstens 2 % fremde Bestandteile PF X. Trocknungsverlust: Höchstens 10 % DAB 10. Asche: Höchstens 6 % DAB 10. Andere Eucalyptusarten: Das Identitäts-DC würde größere Beimengungen nicht offizineller cineolarmer Arten erkennen lassen:DAB 10 prüft auf piperitonreiche Arten, z. B. E. dives SCHAU.,E. numerosa MAIDEN, E. piperita SM., während PF X citronellalreiche Drogen, z. B. E. citriodora HOOK., ausschließt.
Gehalt: Mindestens 2 % ätherisches Öl, das überwiegend aus 1,8-Cineol besteht DAB 10; mindestens 2 % ätherisches Öl PF X; mindestens 1 % ätherisches Öl [51].
Gehaltsbestimmung: Volumetrische Bestimmung des Gesamtgehaltes an ätherischem Öl durch Wasserdampfdestillation mit Xylolvorlage DAB 10 bzw. durch Wasserdampfdestillation PF X und Lit. [51]
Lagerung: Droge: Vor Licht geschützt DAB 10, Hisp IX. Tinktur: Dicht verschlossen, vor Licht geschützt, nicht in Kunststoffbehältern PF X.
Zubereitungen: Tinctura Eucalypti (Eukalyptustinktur) 1:5 EB 6: Auszugsmittel EtOH 70 % (V/V); Teinture d'Eucalyptus 1:5 PF X: Auszugsmittel EtOH 80 % (V/V), Trockenrückstand 4,0 bis 5,0 %, EtOH-Gehalt 74,0 bis 78,0 % (V/V), ca. 0,1 % Cineol DC-semiquant.; Eucalypti tinctura (Teinture d'Eucalyptus) 1:5 Belg V: Auszugsmittel EtOH 80 % (V/V), Trockenrückstand mind. 4 %. Als nichtoffizinelle Zubereitungen sind im Handel erhältlich: Extractum Eucalypti fluidum (60 %) 1:1; [57] Extractum Eucalypti fluidum 1:2 [58]. Letzterer wird aus 1 T Droge durch Perkolation mit EtOH 35 % (V/V) so hergestellt, daß 2 T Fluidextrakt erhalten werden. Herstellung von Eucalyptussirup: 100 g Schnittdroge werden mit 1.500 mL kochendem Wasser übergossen und sechs Stunden ziehen gelassen. Danach wird koliert. Auf je 100 mL Infus werden 180 g Zucker zugesetzt, zum Sieden erhitzt und dann filtriert [42].
Verwendung: Aufgrund ihrer Unbedenklichkeit werden Eucalyptusblätter von der amerikanischen Food and Drug Administration als geschmacksgebender Bestandteil in Lebensmitteln generell erlaubt und deshalb in der GRAS-Liste aufgeführt.
Gesetzliche Bestimmungen: Eucalyptusblätter, Nr. 9299.99.99 [37]. Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Eucalypti folium (Eucalyptusblätter)“ [36].
Wirkungen: Sekretomotorische Wirkung, expektorierende Wirkung, schwache spasmolytische Wirkung [36] .Diese Wirkungen beruhen auf dem in der Droge enthaltenen ätherischen Öl (s. → Eucalypti aetheroleum). Antidiabetische Wirkung. Im In-vivo-Versuch an Mäusen mit streptozotozininduziertem Diabetes wird der Einfluß auf diabetesassoziierte Parameter untersucht. Die Futtermischung der Tiere enthält 6,25 % Droge, eine Abkochung von 1 g Droge/400 mL Wasser wird als Trinkflüssigkeit gegeben. Nach fünf Tagen sinkt der Blutzuckerspiegel um ca. 50 %. Nach 13 Tagen trinkt die Verumgruppe nur halb soviel wie die Kontrollgruppe. Nach 20 Tagen beträgt der Gewichtsverlust 8 % in der Verumgruppe, aber 18 % bei den Kontrollen. Das Plasma-Insulin bleibt unbeeinflußt[61]. Mäuse mit alloxaninduziertem Diabetes erhalten einen wäßrigen Extrakt aus 50 g Droge/250 mL Wasser p. o. und i. p. verabreicht. Fünf Stunden nach Applikation sinkt der Blutzuckerspiegel in der p. o.-Gruppe um ca. 36 %, in der i. p.-Gruppe um ca. 25 % [62]. Nähere Angaben zu Dosierung und Dauer der Anwendung fehlen. Antimikrobielle Wirkung. Ein ethanolisches Mazerat zeigt im In-vitro-Reihenverdünnungstest starke Hemmwirkung gegenMycobacterium tuberculosis [63]. Der Extrakt wird nicht charakterisiert. Angaben zur MHK fehlen. 0,03 mL Tinktur 1:10 (Auszugsmittel EtOH 50 %) sind im In-vitro-Hemmhoftest schwach wirksam gegen E. coli und Candida albicans [64]. Mit einer Referenzsubstanz wird nicht verglichen. Diuretische Wirkung. Die intragastrale Verabreichung von 1 g Droge/kg KG in Form einer 10 %igen wäßrigen Abkochung steigert bei Mäusen die Harnausscheidung um 150 %. Bei Hydrochlorothiazid in einer Dosierung von 25 mg/kg KG resultiert in diesem Testsystem eine Mehrausscheidung von 286 % [65]. Untersuchungen zu den Euglobalen. Die Euglobale E-Ia bis E-VII sollen im Hühnerembryo-Granulationstest antiinflammatorisch und antiproliferativ wirksam sein. Testsystem: Eine kleine Filterscheibe wird mit Testsubstanz behandelt und in einem bereits neun Tage bebrüteten Hühnerei in die Nähe des Embryos plaziert. Nach vier Tagen Inkubation wird das gebildete Granulationsgewebe mitsamt der Filterscheibe entnommen und die Trockenmasse ermittelt. Eine niedrigere Trockenmasse als diejenige unbehandelter Kontrollen wird als Hemmung der Granulation und somit als antiinflammatorische und antiproliferative Wirkung interpretiert. 12,5 μg Indometacin zeigen 27 % Hemmung. Alle Euglobale sind wirksamer. Bei 12,5 μg Euglobal-III resultiert mit 52 % die stärkste Hemmung [66], [67]. Einige Euglobale hemmen in vitro die TPA-induzierte EBV-EA-Aktivierung. Testsystem: In sog. Raji-Zellen, menschlichen Lymphoblasten, die das ruhende Genom des Epstein-Barr-Virus (EBV) tragen, kann durch Zugabe von 12-O-Tetradecanoylphorbol-13-acetat (TPA) und n-Buttersäure das Virus über sein Frühantigen (EBV-EA) aktiviert werden. Die resultierende überschießende Zellproliferation könnte den Startpunkt einer Tumorpromotion simulieren. Die Hemmung der Virusaktivierung durch die Euglobale E-Ia bis E-VII wird untersucht. Zellzahl: 106/mL, Dosis: 0,2 bis 20 μg/mL, Einwirkungsdauer: 48 h, Quantifizierung der aktivierten Zellen immunfluorimetrisch nach Zugabe von EBV-EA-Antikörpern aus Serum von Patienten mit Nasopharynxcarcinom. Euglobal-III zeigt die stärksten Effekte: Bei mäßiger Cytotoxizität wird die EBV-EA-Aktivierung durch 20 μg vollständig, durch 2 μg um 92 % gehemmt [68], [69]. Mit beiden Testsystemen beabsichtigen die Autoren ein Screening auf mögliche Antitumorwirkungen.
Bei Einnahme und inhalativer Anwendung: Erkältungskrankheiten der oberen Luftwege [36], [37].
Tagesdosis 4 bis 6 g Droge für Aufgüsse zur Einnahme [36]. Mittlere Einzelgabe 2 g Droge; [87] Einzeldosis 1,5 g Droge [39]. Zur Inhalation werden die Dämpfe des noch heißen Teeaufgusses tief eingeatmet [37]. Teebereitung: Ca. ein halber Teelöffel (2 bis 3 g Droge) wird mit ca. 150 mL heißem Wasser übergossen, bedeckt stehengelassen und nach etwa 10 min durch ein Teesieb gegeben. Wenn nicht anders verordnet, wird 3mal täglich 1 Tasse frisch bereiteter Aufguß langsam getrunken [37]. 10 g geschnittene Eucalyptusblätter werden mit 1 L kochendem Wasser überbrüht und 1 min am Sieden gehalten. Danach wird 15 min ziehengelassen, anschließend koliert und nach Belieben mit Zucker gesüßt. Alle drei Stunden werden 200 mL getrunken [42]. Belegte Tagesdosis: 3 bis 9 g Tinctura Eucalypti [36]. Empfohlene Einzelgaben: 2,5 g Tinctura Eucalypti [86], 1,5 g Extractum Eucalypti fluidum[39]. 2 bis 5 Eßlöffel Eucalyptussirup tgl. einnehmen [42].
In seltenen Fällen sowie bei empfindlichen Personen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall [36], [37].
Entzündliche Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich und im Bereich der Gallenwege, schwere Lebererkrankungen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sollten Eucalyptuszubereitungen nicht im Bereich des Gesichts, speziell der Nase, aufgetragen werden [36]. Nicht bei Kindern unter 2 Jahren anwenden [37].
Keine bekannt [36]. Da die Induktion mikrosomaler Enzyme die akute Toxizität von Pyrrolizidinalkaloiden (PA) steigern kann, wird der Einfluß der gleichzeitigen Einnahme von Eucalyptusblättern und PA auf die LD50 bei Ratten untersucht. Zur Inkubation erhalten die Tiere zunächst Futter mit 10 % pulv. Eucalyptus. Nach 8 Tagen wird zusätzlich eine Einmaldosis von 40, 80, 160 oder 320 mg PA/kg KG p. o. in Form des kristallinen PA-Isolates ausSenecio longilobus gegeben. Bei den Kontrollen entfällt die Eucalyptusvorbehandlung. Nach Erfassung der Mortalitätsrate bei 72, 144 und 168 h werden daraus näherungsweise die jeweiligen LD50-Werte berechnet. Sie betragen für die Kontrollgruppe 320 mg (72 h), 190 mg (144 h) und 160 mg (168 h). Für die Verum-Gruppe werden mit 127 mg (72 h) und 113 mg (144 und 168 h) niedrigere Werte gefunden. Der Unterschied ist jedoch nur bei 72 h statistisch wahrscheinlich. Es kann nicht beantwortet werden, ob die geringere LD50 der mit Eucalyptus vorbehandelten Tiere auf der gesteigerten Produktion toxischer PA-Metaboliten oder auf dem bereits vor PA-Verabreichung schlechten Allgemeinzustand der Tiere beruht [76]. Da die gleichzeitige Anwendung von Eucalyptusblättern und PA, z. B. als Huflattich in Hustenteemischungen, durchaus realistisch ist, sollte die praktische Relevanz dieser Untersuchungsergebnisse überprüft werden.
Eucalyptusblätter werden weltweit bei Erkältung mit Erkrankungen der Luftwege eingesetzt. Diese Anwendungen stehen in Einklang mit den belegten Anwendungsgebieten [36], [37]. Darüberhinaus sind im mitteleuropäischen und Spanisch sprechenden Raum folgende Anwendungen bekannt: Innerlich bei Asthma, Fieber, Grippe und Keuchhusten, bei Appetitlosigkeit, verdorbenem Magen u. a. dyspeptischen Beschwerden, bei Leber- und Gallenleiden, bei entzündlichen und infektiösen Erkrankungen von Niere und Blase, bei Diabetes, bei rheumatischen Beschwerden sowie bei nicht näher bezeichneten Spasmen. Als äußere Anwendungen werden genannt: Wunden, Akne, Pusteln und schlecht heilende Geschwüre, Stomatitis, Zahnfleischbluten und Zahnfleischschmerzen, Erkrankungen mit Gelenkschmerzen, Rheuma und Neuralgien sowie Ausfluß und Gonorrhöe [40], [41], [64], [70],[71]. In Spanien und Indien bei Malaria; [40], [41] in Australien und Spanien bei Krebs; in Australien bei Kopfschmerzen; [78] im südlichen Afrika bei Bauchschmerzen; [72] in der GUS zur gynäkologischen Anwendung bei entzündlichen Erkrankungen der Genitalorgane [73], [74]. Viele dieser Anwendungen sind lediglich ethnomedizinisch abgesichert. Einige basieren auf Fallberichten einiger weniger Ärzte und sind schlecht dokumentiert. Folglich müssen alle o. a. Anwendungsgebiete derzeit als nicht ausreichend belegt gelten. Bei Grippe und Bronchialkatarrh: TD 4 bis 16 g gepulverte Droge, in abgeteilten Dosen alle 3 bis 4 Stunden einnehmen [40]. Mehrmals tagsüber einen heißen Aufguß aus 2 Teelöffeln, entsprechend ca. 2,2 g geschnittener Droge auf ein Teeglas Wasser trinken. In dieser Dosierung kann der Tee auch kalt bereitet werden [40]. Bei Erkältung: Für ein Kopfdampfbad zerkleinerte Droge mit heißem Wasser übergießen, die aufsteigenden Dämpfe inhalieren [71]. In Spanien bei Erkältung und Bronchitis: 30 g Droge mit 1 L Wasser überbrühen, 10 min ziehen lassen, vom Aufguß tgl. 3 bis 4 Tassen trinken [41]. Daneben wird in Spanien bei Erkältung und Bronchitis, aber auch bei Fieber und Magenbeschwerden, das Decoct genommen: Methode 1: 20 g Droge in 0,5 L Wasser 3 min kochen, mit Honig süßen, 3mal tgl. 1 Tasse trinken. Methode 2: 25 g Droge in 1 L Wasser 20 min lang kochen, den erhaltenen Auszug über den Tag verteilt trinken [41]. Offensichtlich zielt die Teebereitung in der Volksmedizin nicht nur auf das ätherische Öl ab. Bei Stomatitis: 20 g Droge 2 min mit 1 L Wasser aufkochen, mit dem Decoct spülen [41]. Bei Wunden und Geschwüren: Mit einem Infus aus 100 g Droge und 1 L Wasser werden zur Desinfizierung und Wundheilung Waschungen durchgeführt [41]. In Südamerika wird der erkaltete Teeaufguß als Gurgelwasser empfohlen. Bei chronischen rheumatischen Beschwerden werden dort warme Bäder mit Eucalyptus sehr geschätzt[70]. Bei Entzündungen der weiblichen Genitalorgane: In der GUS lokale Anwendung eines 15 %igen Decocts bei Trichomonaden-Kolpitis [73], [74]. Frische Blätter werden in Australien zur Krebsprophylaxe und bei Kopfschmerzen gegessen [40], [78]. Bei Bronchitis, Keuchhusten und Asthma: Mehrmals tgl. Einnahme von 1 Teelöffel Eucalyptussirup, hergestellt aus 64 g Zucker und 36 g eines heißen Aufgusses aus 2 g Droge [40]. Bei Asthma: 10 Tr. Tinktur 1:5, hergestellt durch fünftägige Mazeration von frischen Blättern mit EtOH 60 %, werden zur Linderung des Anfalls eingenommen [41]. In Spanien und Algerien werden tgl. 2 bis 3 Medizinalzigaretten aus fein geschnittener Droge empfohlen [41], [75]. Bei Nieren- und Blasenleiden, Magenbeschwerden und Appetitlosigkeit: 3mal tgl. 10 bis 20 Tr. Tinktur einnehmen [40]. Bei Dyspepsie: In Spanien läßt man 500 mL wäßriges Drogenmazerat mit 600 g Zucker und 100 g Cognac verfeinern. Ein Gläschen dieses Elixiers wird vor bzw. zu den Mahlzeiten getrunken [41]. Bei Malaria: In Indien wird die Tinktur 1:3, abends 1 Teelöffel, eingenommen [40]. In Spanien bevorzugt man den Medizinalwein. Hierzu werden 100 g getrocknete gepulverte Droge mit 0,75 L Weißwein 10 Tage mazeriert. Zur Prophylaxe von Fieberanfällen werden tgl. 50 g dieses Weines getrunken [41]. Bei Zahnfleischbluten: Pinselungen mit der Tinktur [40]. Bei Gonorrhöe: Spülungen mit der Tinktur [40]. Bei Krebsgeschwüren: In Spanien wird ein in flüssigem Paraffin aufgenommener Eucalyptusextrakt s. c. appliziert [40].
1. Pryor LD, Johnson LAS (1971) A Classification of the Eucalyptus, The Australian National University, Canberra
2. Hoppe HA (1975) Drogenkunde, 8. Aufl., Bd. 1: Angiospermen, Walter de Gruyter, Berlin New York, S. 474
3. Formácek V, Kubeczka KH (1982) Essential Oils Analysis by Capillary Gas Chromatography and Carbon-13 NMR Spectroscopy, 1. Aufl., John Whiley & Sons, Chichester New York Brisbane Toronto Singapore, S. 87–91
4. Penfold AR, Willis JL (1961) The Eucalyptus – Botany, Cultivation, Chemistry and Utilization, Interscience Publishers Inc., New York
5. Skene DS (1965) Aust J Bot 13:367–378
6. Hillis WE (1966) Phytochemistry 5:541–566
7. Dash JA, Jenness R, Hume ID (1984) Comp Biochem Physiol B 77:391–397 [PubMed]
8. Nishimura H, Calvin M (1979) J Agric Food Chem 27:432–435
9. Satwalekar SS, Gupta TR, Narasimha R (1957) J Indian Inst Sci A and B 39:195–211, zit. nach Biol Abstr 31:39466
10. Morton JF (1977) Major Medicinal Plants/ Botany, Culture and Uses, Charles C Thomas, Springfield (Illinois), S. 379
11. Brieskorn CH, Fröhlich HH (1977) Chem Ber 105:3.676–3.685
12. Brieskorn CH, Schlicht W (1976) Pharm Acta Helv 51:133–137 [PubMed]
13. Glasl H, Wagner H (1974) Dtsch Apoth Ztg 114:146–151
14. Goodwin CL, Squillace AE (1976) Phytochemistry 15:1.771–1.773
15. Soares MIV, Pereira PGS (1969) Rev Port Quim 11:26–33, zit. nach CA 73:69726
16. Maruzzella JC, Sicurella NA (1960) J Am Pharm Assoc 49:692–694
17. Ross SA, El-Keltawi NE, Megalla SE (1980) Fitoterapia 4:201–205
18. Maruzzella JC, Liguori L (1958) J Am Pharm Assoc 47:250–253
19. Müller A (1951) Die physiologischen und pharmakologischen Wirkungen ätherischer Öle, Riechstoffe und verwandter Produkte, 1. Aufl., Dr. Alfred Hüthig Verlag, Heidelberg
20. Wagner H, Wierer M, Bauer R (1986) Planta Med 52:184–187 [PubMed]
21. Wagner H, Wierer M (1988) Z Phytother 9:11–13
22. Hänsel R (1991) Phytopharmaka, Grundlagen und Praxis, 2. Aufl., Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest, S. 114
23. Burrow A, Eccles R, Jones SA (1983) Acta Otolaryngol 96:157–161 [PubMed]
24. Boyd EM, Sheppard EP (1968) J Pharmacol Exp Ther 163:250–256 [PubMed]
25. Boyd EM (1970) Int J Clin Pharmacol Ther Tox 3:55–60
26. Misawa M, Kizawa M (1990) Pharmacometrics 39:81–87
27. Zänker KS, Tölle W, Blümel G, Probst J (1980) Respiration 39:150–157 [PubMed]
28. Jarosch E, Madreiter H, Richter H, Berger H (1977) Paediatrie Paedologie 12:19–24
29. Meyer F, Meyer E (1959) Arzneim Forsch 9:516–519
30. Weyers W, Brodbeck R (1989) Pharm Unserer Zeit 18:82–86 [PubMed]
31. Römmelt H, Schnitzer W, Swoboda M, Senn E (1988) Z Phytother 9:14–16
32. Kovar KA, Gropper B, Friess D, Ammon HPT (1987) Planta Med 53:315–318 [PubMed]
33. Grisk A, Fischer W (1969) Z Aerztl Fortbild 63:233–236
34. Jori A, Briatico G (1973) Biochem Pharmacol 22:543–544 [PubMed]
35. Southwell IA, Flynn TM, Degabriele R (1980) Xenobiotica 10:17–23 [PubMed]
36. BAz Nr. 177a vom 24.09.1986 in der Fassung vom BAz Nr. 50 vom 13.03.1990
37. Standard-Zulassungen für Fertigarzneimittel (1987/ 1989) Govi Verlag, Pharmazeutischer Verlag, Deutscher Apotheker Verlag, Frankfurt/Main
38. Morse DR, Wilcko JM (1980) Gen Dent 28:24–32 [PubMed]
39. Schultz OE, Schmid W (1984) Haffner, Schultz, Schmid: Normdosen der gebräuchlichen Arzneistoffe und Drogen, 7. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, S. 136
40. Madaus G (1938) Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Abteilung 1: Heilpflanzen, Bd. II, Georg Thieme, Leipzig, S. 1.302–1.309
41. Cecchini T (1990) Enciclopedia de las Hierbas y de las Plantas Medicinales, Editorial De Vecchi, Barcelona, S. 184–188
42. Penso G (1984) Pianti Medicinali Nella Terapia Medica, Compendio di farmacognosia pratica per medici e farmacisti, 2. Aufl., Organizzazione Editoriale Medico Farmaceutica, Mailand, S. 68
43. Hänsel R (1991) s. Lit. [22] ,S. 101–102
44. Jori A, Bianchetti A, Prestini PE, Garattini S (1970) Eur J Pharmacol 9:362–366 [PubMed]
45. Spoerke DG, Vandenberg SA, Smolinske SC, Kulig K, Rumack BH (1989) Vet Hum Toxicol 31:166–168[PubMed]
46. Gurr FW, Scroggie JG (1965) Aust Ann Med 14:238–249 [PubMed] [PubMed]
47. Patel S, Wiggins J (1980) Arch Dis Child 55:405–406 [PubMed]
48. Roe FJC, Field WEH (1965) Food Cosmet Tox 3:311–324
49. Pages N, Fournier G, Le Luyer F, Marques MC (1990) Plant Méd Phytothér 24:21–26
50. Opdyke DLJ (1975) Food Cosmet Toxicol 13:107–108
51. Griechische Pharmakopöe 1974
52. Amano T, Komiya T, Hori M, Goto M, Kozuka M, Sawada T (1981) J Chromatogr 208:347–355
53. Kozuka M, Sawada T, Mizuta E, Kasahara F, Amano T, Komiya T, Goto M (1982) Chem Pharm Bull 30:1.964–1.973
54. Boukef K, Balansard G, Lallemand M, Bernard P (1976) Plant Méd Phytothér 10:30–35
55. Horn DHS, Kranz ZH, Lamberton JA (1964) Aust J Chem 17:464–476
56. Horn DHS, Lamberton JA (1964) Aust J Chem 17:477–480
57. Caesar und Loretz GmbH, Sortiments- und Preisliste 1991/1992, Hilden, S. 55
58. Chemische Fabrik Dr. Hetterich, Preisliste 1987, Fürth/Bayern, S. 10
59. BAz Nr. 217a vom 22.11.1985
60. PF X
61. Swanston-Flatt SK, Bailey CJ, Flatt PR (1990) Diabetologia 33:462–464 [PubMed]
62. Pérez RM, Ocegueda A, Munoz JL, Morrow WW (1984) J Ethnopharmacol 12:253–262 [PubMed]
63. Gottshall RY, Lucas EH, Lickfeldt A, Roberts JM (1949) J Clin Invest 28:920–923
64. Caceres A, Giron LM, Alvarado SR, Miguel F (1987) J Ethnopharmacol 20:223–237 [PubMed]
65. Caceres A, Giron LM, Martinez A (1987) J Ethnopharmacol 19:223–245
66. Otsuka H, Fujioka S, Komiya T, Goto M, Hiramatsu Y, Fujimura H (1981) Chem Pharm Bull 29:3.099 [PubMed]
67. Kokumai-Takasaki M (1991) persönliche Mitteilung
68. Takasaki M, Konoshima T, Shingu T, Tokuda H, Nishino H, Iwashima A, Kozuka M (1990) Chem Pharm Bull 38:1.444–1.446 [PubMed]
69. Takasaki M, Konoshima T, Fujitani K, Yoshida S, Nishimura H, Tokuda H, Nishino H, Iwashima A, Kozuka M (1990) Chem Pharm Bull 38:2.737–2.739 [PubMed]
70. Leo M (1958) Siete Mil Recetas Botanicas a Base de Mil Trescientas Plantas Medicinales, Editorial Kier, Buenos Aires, S. 266–267
71. Martinez M (1959) Las Plantas Medicinales de México, Ediciones Botas, Mexiko, S. 135–136
72. Chinemana F, Drummond RB, Mavi S, De Zoysa I (1985) J Ethnopharmacol 14:159–172 [PubMed]
73. Müller-Dietz H, Kraus EM, Rintelen K (1965) Eucalyptus globulus Labill. In: Arzneipflanzen in der Sowjetunion, 3. Lieferung, Berlin, S. 45–47
74. Spaich W (1978) Moderne Phytotherapie, 1. Aufl., Haug Verlag, Heidelberg, S. 209–211
75. Lacroix R, Merad R, Lacroix J, Schoebel MF Tun Méd 51:285–292
76. White RD, Swick RA, Cheeke PR (1983) J Tox Environ Health 12:633–640 [PubMed]
77. Blakely WF (1965) A Key to the Eucalypts, 3. Aufl., Forestry and Timber Brueau, Canberra
78. Heg (1975) Bd. V, Teil 2, S. 774–786
79. Hgn, Bd. V, S. 163–195
80. GHo, Bd. VI, S. 131–287
81. Morse DR, Esposito JV, Pike C, Furst ML (1983) Oral Surg Oral Med Oral Pathol 55:607–610 [PubMed]
82. Morse DR, Esposito JV, Furst ML (1983) Oral Surg Oral Med Oral Pathol 56:89–96 [PubMed]
83. DAB 10
84. Mar 29
85. AB-DDR
86. EB 6
Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Springer Medizin Verlags GmbH, Berlin, Heidelberg, New York
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Birkenwaldstraße 44, 70191 Stuttgart
24.01.2013