Calluna

Callunae herba (Heidekraut)

Verfasser

Ljubomir Kraus, Beatrice Gehrmann, Renate Seitz

Übersicht

C > Calluna > Calluna vulgaris (L.) HULL > Callunae herba (Heidekraut)

Gliederung

G Calluna

A Calluna vulgaris (L.) HULL

D Calluna vulgaris hom. HAB 1

D Callunae flos

D Callunae herba (Heidekraut)

Synonyme

Callunae vulgaris herba; Herba Callunae; Herba Callunae cum floribus; Herba Ericae; Herba Ericae cum floribus

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Besenheidekraut, Brandheide; Common heather; Herbe de bruyère commune.

Offizinell

Herba Callunae – EB 6

Definition der Droge

Das getrocknete während der Blütezeit gesammelte Kraut, bestehend aus den Sprossen, Zweigen, Blättern und Blüten EB 6.

Charakteristik

Stammpflanzen: Calluna vulgaris (L.) HULL

Herkunft: Vgl. → Callunae flos.

Gewinnung: Die blühenden, beblätterten Triebspitzen werden während der Blütezeit Juli, August bis September, Oktober gesammelt, die Droge soll gut getrocknet sein [2].

Ganzdroge: Vgl. → Botanische Beschreibung der Art Calluna vulgaris.

Schnittdroge: Geschmack. Herb, bitterlich. Geruch. Schwach aromatisch.

Mikroskopisches Bild: Droge gekennzeichnet durch die violettrosaroten, seidig glänzenden Blüten, deren 4 blumenblattartige Kelchblätter nach innen umgeschlagen sind und die kleine, rosarote, glockenförmige Blumenkrone verdecken; durch die kleinen Zweigstückchen mit den grünen, kreuzgegenständigen, schuppenförmigen Blätter und durch vereinzelte, schwarzbraune, verholzte Aststückchen [34]. Ausgesprochen xeromorpher Blattbau. Bifaciales Blatt mit eingerollten Blatträndern. Die harte Cuticula ist an den Blattseiten am dicksten, am Blattgrund finden sich vermehrt Calciumoxalatdrusen. Die obere Epidermis zeigt in der Flächenansicht wellige, der Länge nach gestreckte Zellen mit stellenweise verschleimter Innenwand, die untere Epidermis ist dachrinnenförmig eingestülpt und trägt neben Spaltöffnungen einzellige, dickwandige, spitzkegelförmige, glatte, etwas geschlängelte Haare. Nicht unähnlich sind die Haare am Rand der Kelchblätter, lediglich etwas gestreckt. Die Antheren besitzen ein kleines blättchenförmiges Anhängsel und dreiteilige, eingekerbte Pollenkörner mit körniger Exine [2], [5].

Pulverdroge: Aussehen. Rötlichgrün. Mikroskopisches Bild. Gekennzeichnet durch die langen, einzelligen, dickwandigen, spitzen Haare von Hochblatt- und Laubblattstückchen, durch Kelch- und Kronblattstückchen mit papillösen Epidermiszellen, durch Blattstückchen mit großen Calciumoxalatdrusen, durch die im Chloralhydratpräparat sich rot färbenden Antheren mit 2 auswärts gekrümmten Hörnchen, am Grunde mit 2 gezähnten Anhängseln, und durch 35 bis 45 μm große, weißliche, unregelmäßige, dicht warzig gestrichelte Pollenkörner mit körneliger Exine und 3 Austrittsstellen. Blattepidermisfetzen zeigen Spaltöffnungen auf der Unterseite [2], [5]. Die Pollenkörner neigen dazu, zu dritt oder zu viert zu verkleben [22].

Verfälschungen/Verwechslungen: Mit Erica tetralix L. (Glockenheide): Quirlig angeordnete Blätter, weiter vgl. → Callunae flos.

Inhaltsstoffe: Analysen, vergleichbar denen, wie sie mit Wurzeln und frischen Schößlingen durchgeführt wurden[10], fehlen für die Droge. Polyphenole. Die folgenden phenolischen Verbindungen kommen vor (Mengenangaben fehlen in der Regel): Flavone: Kämpferol [23], Quercetin [23], [24], Myricetin [5], Herbacetin (frei und glykosidisch)[25], Dihydroherbacetin (frei und glykosidisch) [24], -26 Taxifolin (glykosidisch) [24], 3-Methylgalangin; [24]Catechine: (+)-Catechin; [7] Oligomere Procanthocyanidine: Procyanidin D-1; [27], [31] 3 bis 7 % Catechingerbstoffe; [28] Phenolcarbonsäuren: Chlorogensäure, p-Cumarsäure, Protocatechussäure, Syringasäure und Vanillinsäure [23]. Triterpene und Steroide. 2,5 % Ursolsäure [5], ß-Sitosterol [29].

Identitaet: Es wird empfohlen, die HAB 1-Methode (vgl. → Calluna vulgaris hom. HAB 1) sinngemäß anzuwenden. Anstelle der Urtinktur verwendet man die folgende Prüflsg.: 1 g pulverisierte Droge wird 5 min lang mit 10 mL Ethanol 60 % auf dem Wasserbad bei 65 °C geschüttelt. Die abgekühlte, filtrierte Lsg. dient als Untersuchungslsg. Auf der Bahn der Prüflsg. dürfen nach Detektion mit Dichlorchinonchlorimidlsg. und Ammoniakdampf die für Hydrochinon und Arbutin charakteristischen Zonen nicht sichtbar sein. Das HAB 1 beschreibt die Positionen zahlreicher blaugrauer, graublauer, blauvioletter und blaugrüner Zonen relativ zu den 3 Referenzsubstanzen Arbutin, Hydrochinon und Chlorogensäure. Anhand der bloßen Beschreibung wird eine sichere Identifizierung oft nur schwer möglich sein; das Mitlaufenlassen einer aus einer authentischen Drogenprobe hergestellten Untersuchungslsg. ist empfehlenswert (vergleichendes Fingerprint DC).

Reinheit: Maximaler Aschegehalt 4 % EB 6.

Gehalt: Bisher sind keine speziellen Methoden ausgearbeitet worden. Wünschenswert erscheint eine Gesamtproanthocyanidin-Bestimmung, beispielsweise: [30] Extraktion der Proanthocyanidine mit Aceton-Wasser (70+30), Behandlung mit n-Butanol-Salzsäure 37 % (95+5) und photometrische Bestimmung der bei der säurekatalysierten Spaltung entstehenden Anthocyanidine. Auch eine Gesamtphenolbestimmung, mit der Phenolcarbonsäuren, Flavone, Catechine und Proanthocyanidine erfaßt werden, sollte nach dem Vorbild der Weißdornblätter mit Blüten ( → Crataegus) durchführbar sein. Die phenolischen Extraktivstoffe werden mit Folin-Ciocalteus Phenolreagenz umgesetzt. Als Bezugsgrundlage dient die unter gleichen Bedingungen erhaltene Extinktion von (+)-Catechin.

Lagerung, Stabilität, Verwendung, u. a.

Lagerung: Gut getrocknet in verschlossenen Behältnissen aufbewahren EB 6.

Verwendung: Als Schmuckdroge in Teemischungen [21].

Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Callunae vulgaris herba (Heidekraut)/ Callunae vulgaris flos (Heideblüten)“ [21].

Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Niere und der ableitenden Harnwege, bei Vergrößerung der Vorsteherdrüse, zur Vorbeugung bei Steinleiden, Weißfluß; bei Erkrankungen und Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes, Durchfall, Magen-Darm-Krämpfe, Koliken, Leber- und Galleerkrankungen; bei Gicht, Rheuma; Erkrankungen und Beschwerden im Bereich der Atemwege, Husten, Erkältungskrankheiten; bei Schlafstörungen, Unruhezuständen [21]. Äußerlich zur Wundbehandlung [21]. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Innerlich als Dekokt 1,5 g Droge auf 1/4 L Wasser, ca. 3 min lang kochen; 3 Tassen täglich zwischen den Mahlzeiten. Fluidextrakt (1:1): 1 oder 2 Teelöffel voll pro Tag [32]. Äußerlich: Für ein Ganzbad 500 g Droge mit einigen Litern Wasser auskochen; nach dem Abseihen dem Badewasser zusetzen; für ein Teilbad entsprechend weniger Dekokt ansetzen.

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21. BAz Nr. 101 vom 1.6.1990

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33. BAz Nr. 213 vom 11.11.1989

34. EB 6

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Datenstand

15.08.2010