Aegopodium

Aegopodii podagrariae herba

Verfasser

Bertold Hohmann

Übersicht

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Gliederung

G Aegopodium

A Aegopodium podagraria L.

D Aegopodii podagrariae herba

D Aegopodium Podagraria hom. HAB 34

Synonyme

Herba Aegopodii podagrariae; Herba Gerhardi; Herba Podagrariae [6]

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Dreiblatt, Geißfuß, Podagrakraut; Common Ashweed; Pied de chèvre [6].

Definition der Droge

Das getrocknete Kraut [6].

Charakteristik

Stammpflanzen: Aegopodium podagraria L.

Herkunft: Europa; das aus Wildbeständen gesammelte Kraut.

Ganzdroge: Aussehen. Lange, hohle, kantig gefurchte Stengel; meist gestielte Blätter, dreizählig; doldige Blütenstände, die kleinen, weißlichen Dolden-Blüten meist abgefallen; Früchte (wenn vorhanden) kümmel-ähnlich.

Schnittdroge: Aussehen. Teile des hohlen, kantig gefurchten Stengels; Teile der länglich-eiförmigen, am Rande gesägten Blätter, Blattrand und Blattunterseite zerstreut borstig behaart; Fragmente der doldigen Blütenstände; Blütenblätter meist abgefallen.

Mikroskopisches Bild: Blatt: Epidermiszellen oberseits leicht gewellt bis geradwandig; unterseits wellig-buchtig, die Cuticula gestreift. Stomata nur unterseits, mit 2 bis 4 Nebenzellen. Im Palisadengewebe langgestreckte Sekreträume. Nur die größeren Nerven mit Kollenchymbelag. Sekretkanäle ober- und unterhalb der größeren Gefäßbündel und nur unterhalb der kleineren. Behaarung: Am Blattrand ein- bis vierzellige, dickwandige Kegelhaare; Haare auf dem Hauptnerv entweder papillenartig oder ein- bis zweizellig [6]. Stengelquerschnitt: Unterhalb der Epidermis lockeres Rindengewebe mit eingestreuten, meist einen Exkretgang führenden Kollenchym-Inseln; Leitbündel kreisförmig angeordnet, Phloem und Xylem von einem Sklerenchymring getrennt, der kreisförmig geschlossen den gesamten Querschnitt durchzieht. Xylem ins Mark hineinragend, die größeren Bündel auch im Mark von einer Sklerenchymhaube bedeckt. Mark meist großen Hohlraum enthaltend; Markzellen locker, mit einzelnen Exkretbehältern. Stengelepidermis in Flächenansicht geradwandig gestreckt, mit Stomata und einzelnen, meist kurzen Haaren [6].

Pulverdroge: Mikroskopisches Bild. Flächenansichten der Blattoberseite mit gewellten bis geradwandigen Epidermiszellen, der Blattunterseite mit wellig-buchtigen Epidermiszellen und Stomata; Sekreträume im Palisadengewebe sichtbar; Blattrand mit ein- bis vierzelligen zugespitzten, derbwandigen Haaren, Hauptnerven der Blattunterseite mit Papillen oder kurzen ein- bis zweizelligen stumpfen Haaren. Stengelfragmente mit Kollenchym- und Sklerenchym-Elementen, sowie Exkretbehältern.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl. Inhaltsstoffe bisher nicht erforscht. Flavonolglykoside. Hyperosid, Isoquercitrin; [9],[10] Kämpferolrhamnoglucosid [20]. Phenolcarbonsäuren. Kaffeesäure, Chlorogensäure [20]. Sonstige. β-Sitosterin;[11] Umbelliferose (eine Isoraffinose); [12], [13] Ascorbinsäure; [14] Cumarine [15].

Lagerung, Stabilität, Verwendung, u. a.

Verwendung:

Sonstige Verwendungen: Auch als Suppenkraut oder Gemüse verwendet [19].

Als Teeaufguß innerlich bei Rheumatismus und Gicht (hiervon leitet sich der Name Padagrariakraut ab; Podagra = Gicht der großen Zehe); äußerlich das zerquetschte Kraut zu Umschlägen und Bädern bei Hämorrhoiden[6], [16], [17], [18]. Klinische Studien oder dokumentierte Erfahrungsberichte zur Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten liegen nicht vor, so daß die Wirksamkeit der Droge und ihrer Zubereitungen nicht belegt ist. Genaue Dosierungsangaben fehlen. Vom Frischpflanzenpreßsaft wird als Tagesdosis die Menge von 1 bis 2 Eßlöffeln (ca. 30 mL) empfohlen [16], woraus sich eine Tagesdosis, bezogen auf die Droge, von 1 bis 3 g abschätzen läßt.

1. Hegi G (1965 und 1975) Illustrierte Flora von Mitteleuropa, 2. Aufl., Bd. V, Teil 2, Parey, Berlin Hamburg, S. 1.212–1.216

2. Ashraf M, Ahmad R, Bhatty MK (1979) Pak J Sci Ind Res 22(6):318–319

3. Kemp MS (1978) Phytochemistry 17:1.002

4. Schulte KE (1976) Pharm Ztg 121:26

5. Schulte KE, Wulfhorst G (1977) Arch Pharm 310(4):285–298

6. Hag, Bd. 2, S. 1.109–1.110

7. Fischer FC, Svendsen, Baerheim A (1976) Phytochemistry 15(6):1.079–1.080, zit. nach CA 85(13):90223g

8. Peumans WJ, Nsimba-Lubaki M, Peeters B, Broeckaert WF (1985) Planta 164(1):75–82, zit. nach CA 102(25):218436t

9. Akhtardzhiev K, Nakov N, Nikolow V (1975) Farmatsiya (Sofia) 25(1):24–27, zit. nach CA 83(17):144522h

10. Harborne JB, Williams CA (1972) Phytochemistry 11(5):1.741–1.750

11. Bodalski T, Noculak A (1972) Diss Pharm Pharmacol 24(2):177–179, zit. nach CA 77(9):58775n

12. Hopf W, Kandler O (1976) Bioch Physiol Pflanz 169(1–2):5–36

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14. Schneider V (1984) Ernähr-Umschau 31(2):54–57, zit. nach CA 101(1):5740e

15. Florya VN, Kretsu LG (1980) Izv Akad Nauk Mold SSR, Ser Biol Khim Nauk (2):89–91, zit. nach CA 93(7):66069f

16. Karl J (1983) Phytotherapie, 4. Aufl., Verlag Tibor Marczell, München

17. Pahlow M (1988) Dtsch Apoth Ztg 128:416–418

18. Schönfelder P, Schönfelder I (1988) Der Kosmos-Heilpflanzenführer, Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart

19. Uphof JCT (1968) Dictionary of Economic Plants, 2. Aufl., Verlag Cramer, Lehre

20. Hgn, Bd. VI, S. 569, 574

Copyright

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Springer Medizin Verlags GmbH, Berlin, Heidelberg, New York

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Datenstand

15.08.2010