Lythrum

Lythrum-salicaria-Blütentriebe

Verfasser

Göckeritz

Übersicht

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Gliederung

G Lythrum

A Lythrum salicaria L

D Lythrum salicaria hom. HAB 34

D Lythrum-salicaria-Blütentriebe

Synonyme

Lysimachiae purpureae herba [1], Salicariae herba

Sonstige Bezeichnungen

Salicaire PF X.

Offizinell

Salicaire – PF X

Definition der Droge

Die getrockneten, blühenden Zweigspitzen PF X ; Blütentriebe [5].

Charakteristik

Stammpflanzen: Lythrum salicaria L

Gewinnung: Die Blütentriebe werden im Sommer, bei Beginn der Blüte geerntet [5].

Ganzdroge: s. botanische Beschreibung der Art.

Inhaltsstoffe: Gerbstoffe. In den getrockneten Pflanzen wurde ein Tanningehalt von 12 % (Blätter), 10,5 % (Stengel) und 14 % (Blüte) gefunden [2]. Andere Untersuchungen ergaben 24 % (Blätter), 6 % (Stengel) und 23 % (Blütenstände) [6]. In Blättern und Blüten liegen hauptsächlich Gallotannine vor. Nachweisbar sind Gallussäure, Ellagsäure, p–Cumarsäure und Spuren von Chlorogensäure [2], [7]-[8]. Vor, während und nach der Blüte schwankt der Tanningehalt nur gering [2]. Für Salicaire PF X wird ein Tanningehalt von mindestens 10 % gefordert. Flavonoide. Im Kraut sind Vitexin, Isovitexin, Orientin und Isoorientin enthalten [2], [6]. C–Flavonoide liegen hauptsächlich in den Blättern und in Spuren auch in den Blüten vor. Der Nachweis der Substanzen erfolgte hauptsächlich über Papierchromatographie, DC sowie GC der Trimethylsilylderivate [3]. Von Anthocyanen werden im Kraut vorwiegend das 3,5–Diglucosid von Malvidin und in geringer Menge das 3–Monogalactosid von Cyanidin gefunden. Alkaloide. In den Blättern sollen Alkaloide vorkommen [7], [23]. Weitere Inhaltsstoffe. Der Methanolextrakt des Krautes enthält Diisobutyl-, Butyl- und Isobutyl- sowie Dibutylphthalat, β-Sitosterin und Loliolid, weiterhin Dioctylphthalat, Diheptylphthalat und Dinonylphthalat [9]. In den Blättern findet man noch Ascorbinsäure [10], Pektin [1], Harz [1], Schleim [1], [12], [22], Stärke [1] und wenig ätherisches Öl [1].

Lagerung, Stabilität, Verwendung, u. a.

Lagerung: Aufbewahrung der im Schatten getrockneten Pflanzen in Säckchen, trocken und staubgeschützt [5]. Geschützt vor Licht und Feuchtigkeit PF X

Verwendung: In einem Gesichtskosmetikum sind 4 % eines alkoholischen Extraktes enthalten [21].

Wirkungen: Antibakterielle Wirkung. Im Plättchentest (400 μg eingetrockneter Extrakt pro Scheibe) waren Extrakte aus dem Kraut bei Mycobacterium smegmatis und Escherichia coli sowie Extrakte aus den Blüten beiStaphylococcus aureus wirksam. Die Extrakte wurden aus getrocknetem (50 °C) und zerkleinertem (3 bis 5 mm) Pflanzenmaterial durch Mazeration (1:5, 70 % Ethonl, 10 Tage, 25 °C) gewonnen. Wirkung auf den Blutzucker. Etherextrakte aus Stengeln und Blüten wurden an normalglykämischen Ratten geprüft. Sie senkten nach 4 h signifikant den Blutzuckerspiegel um 19 % bzw. 10 % (Dosierung 10 g, bezogen auf das getrocknete pflanzliche Ausgangsmaterial/kg KG, p.o.). Die zirkulierende Insulinmenge wurde gesteigert, ebenso der Glykogengehalt in der Leber. Ein Einfluß auf den Muskelglykogengehalt konnte nicht nachgewiesen werden [11]. Etherextrakte induzierten an isolierten Langerhans-Zellen von Ratten bei 50 mg/mL, jedoch nicht bei 100 mg/mL und 200 mg/mL, eine Insulinfreisetzung [1]. Eine hypoglykämische Wirkung durch Etherextrakte (Dosierung 10 g, bezogen auf das getrocknete pflanzliche Ausgangsmaterial/kg KG, p.o.) war auch an Ratten mit Hyperglykämie (durch Glucose oder Epinephrin induziert, Alloxan- und Streptozotocin-Diabetes) nachweisbar [13]. Die erhöhte Aktivität der γ-Glutamyl-Transpeptidase wurde gesenkt [13]. Übersicht in Lit. [14]-[16] Wirkung auf den Lipidstoffwechsel. Etherextrakte aus Stengel bzw. Blüte senken bei normalglykämischen Ratten nach 4 h den Triglycerid-Serumspiegel (Dosierung 10 g, bezogen auf das getrocknete pflanzliche Ausgangsmaterial/kg KG, p.o.). Prüfwert für Stengelextrakt/Kontrollwert: 59/94 mg%. Es traten vermehrt freie Fettsäuren auf. Die Cholesterolkonzentration blieb unverändert [11]. Wirkungen auf den Blutdruck. Mit nicht näher definierten Extrakten aus Blüten und Blättern wurde bei Ratten eine hypotensive Wirkung beschrieben [17]. In der Literatur finden sich Hinweise auf adstringierende, hämostyptische und stopfende Wirkungen ohne weitere experimentelle Daten [1], [5], [12], [22].

Beschrieben wird die Anwendung bei Durchfall, Blutungen, z.B. auch Gebärmutterblutungen [5], [12], [22], Amenorrhoe [19], Fieber [20], Stomatitis, Kolitis [18] und Diabetes mellitus [13]. Für die äußerliche Anwendung werden Scheidenentzündungen, Juckreiz in der Scheide, offene Krampfadern und Hautkrankheiten wie Ekzeme genannt [5], [12], [22]. Die Wirksamkeit der Droge bei den genannten Anwendungsgebieten ist gegenwärtig nicht oder nicht ausreichend belegt. Pulver. Getrocknete Blüten werden in einem Mörser zerstoßen. 2 bis 3 Kaffeelöffel voll werden auf einer Oblate oder mit Honig bzw. Marmelade über den Tag eingenommen [5]. Äußerlich zum Einpudern [5]. Tee. Eine handvoll getrocknete und zerkleinerte Blüten wird mit 1 L kochendem Wasser übergossen. Man deckt ab und läßt 30 min ziehen. Bei hartnäckigem Durchfall und Leibschmerzen werden 4 bis 5 Tassen am Tag empfohlen [5]. Fluidextrakt. Bei Diabetes mellitus werden 4 bis 5 g pro Tag empfohlen [11]-[13], [22]. Tinktur. 20 g getrocknete und zerkleinerte Blätter läßt man in 80 g 60 %igem Ethanol 19 Tage lang ziehen. Eingenommen werden 30 bis 40 Tropfen am Tag in Wasser oder Tee [5]. Sirup. 150 g getrocknete und zerkleinerte Blüten werden mit einer ausreichenden Menge Wasser versetzt. Man läßt 24 h ziehen, drückt die Pflanzenmasse aus und fügt der abgesiebten Flüssigkeit 1000 g Zuckersirup hinzu. Der Ansatz wird durch Erhitzen auf die richtige Sirup-Konsistenz eingeengt [5], [12]. Abkochung. Zwei handvoll getrocknete Pflanzen werden mit Wasser übergossen. Man kocht 20 bis 30 min bei milder Hitze. Zur äußerlichen Anwendung für Umschläge, Waschungen und Kompressen [5], [12],[22].

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Copyright

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Datenstand

15.08.2010