Curcuma

Curcumae xanthorrhizae rhizoma (Javanische Gelbwurz)

Verfasser

Karin Staesche, Hildegard Schleinitz; aktualisiert V. Schulz

Übersicht

C > Curcuma > Curcuma xanthorrhiza ROXB. > Curcumae xanthorrhizae rhizoma (Javanische Gelbwurz)

Gliederung

G Curcuma

A Curcuma aromatica SALISB.

D Curcuma-aromatica-Wurzelstock

A Curcuma domestica VAL.

D Curcumae rhizoma (Curcumawurzelstock)

A Curcuma xanthorrhiza ROXB.

D Curcumae xanthorrhizae rhizoma (Javanische Gelbwurz)

A Curcuma zedoaria (BERG).ROSC.

D Zedoariae rhizoma (Zitwerwurzel)

Synonyme

Curcumae amarae rhizoma; Rhizoma Curcumae javanicae; Rhizoma Curcumae xanthorrhizae

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Javanische Gelbwurz, Javanischer Gelbwurzelstock, Javanische Kurkumawurzel; Temoé Lawaq; holl.:Bittere Curcumawortel, Temoe Lawak; indones.:Temu Labak, Tennu Lawak; jap.:Kusuri Ukon; malay.:Temu Raya, Tennu Lawas.

Offizinell

Javanische Gelbwurz – PhEur 5; Curcumae xanthorrhizae rhizoma – DAB 10; Curcumae amarae rhizoma – Ned 6; Rhizoma Curcumae xanthorrhizae – AB-DDR, Mar 29

Definition der Droge

Die in Scheiben geschnittenen, getrockneten, knolligen Wurzelstöcke PhEur 5, DAB 10, Ned 6. Getrocknete, grob zerkleinerte Wurzelstöcke AB-DDR.

Stammpflanzen: Curcuma xanthorrhiza ROXB.

Herkunft: Aus Kulturen. Hauptlieferland ist Indonesien.

Gewinnung: Die feldmäßige Kultur mit ausschließlich vegetativer Vermehrung ist der der C. domestica ähnlich. Im Gegensatz zu letzterer werden hier nur knospentragende Stücke der viel größeren, knolligen Hauptrhizome im April bis Mai in einem Abstand von 60 × 60 cm in den Boden gepflanzt. Da Curcuma xanthorrhiza eine Schattenpflanze ist, wird sie oft unter Bäumen oder zusammen mit dem Baum Albizia falcata (L.) BAKER, Fabaceae, dessen Laub zugleich als Stickstofflieferant dient, kultiviert. Die Ernte der Rhizome erfolgt gewöhnlich erst im 2. Vegetationsjahr, da erst dann die Blätter welken und die Rhizome ausgereift sind. Sofort nach der Ernte werden die Rhizome sorgfältig gewaschen und von Blattresten, Wurzeln und Nebenrhizomen befreit. Nur die knollig verdickten Hauptrhizome liefern die offizinelle Droge. Nach Abschneiden der knospentragenden Stücke, die zur Weiterkultur dienen, werden die Rhizome oft geschält und in Scheiben, seltener in Längsviertel geschnitten, die in dünner Schicht bei Temperaturen von maximal 50 bis 55 °C getrocknet werden [96].

Ganzdroge: Aussehen. Scheiben unregelmäßig verbogen, ca. 2 bis 6 mm dick; Durchmesser ca. 1,5 bis 5, zuweilen bis 7 cm, orangegelb bis gelbbraun oder graubraun, häufig geschält, stellenweise noch mit bräunlichgrauem Kork. Querschnitt gelb oder gelbgrau, im Zentrum etwas heller mit dunklen Flecken. Bruch stäubend, hell orangegelb bis orangebraun, glatt und feinkörnig.

Schnittdroge: Geschmack. Bitter, etwas brennend; beim Kauen färbt sich der Speichel gelb. Geruch. Aromatisch.Aussehen. Etwas bemehlte gelbe, gelbbraune oder graubraune Stücke zuweilen mit Resten des bräunlichgrauen Korkes.

Mikroskopisches Bild: An ungeschälten Stücken mehrschichtiger Kork aus dünnwandigen, gelbbraunen Zellen. Darüber zuweilen polygonale Epidermiszellen mit dicken, vorgewölbten Außenwänden. Reste dickwandiger, lang zugespitzter, einzelliger Haare können vorkommen. Endodermis aus verkorkten, unverdickten, stärkefreien Zellen. Kollaterale Leitbündel unregelmäßig über den Querschnitt verteilt, vor allem im Zentralzylinder, dort unter der Endodermis zu einem unregelmäßigen Ring gehäuft. Gefäße mit treppenförmigen oder spiraligen Wandverdickungen, werden beim Schneiden oft als lange Fäden herausgezogen (Gegensatz zu C. domestica) [70]. Im Parenchym von Rinde und Zentralzylinder zahlreiche orangegelbe bis gelbbraune Exkretzellen mit ätherischem Öl, Harz und Curcumin. Im Chloralhydratpräparat färben sich Exkretzellen z. T. olivgrün, das ganze Präparat schmutzig-grünlich bis oliv-gelblich, bei C. domestica dagegen orangegelb bis tomatenrot [70]. Im Wasserpräparat sehr zahlreiche, exzentrisch geschichtete, flache Stärkekörner, ca. 30 bis 50 μm lang und ca. 10 bis 30 μm breit[99].

Pulverdroge: Mikroskopisches Bild. Gelbes bis gelbbraunes Pulver, im Chloralhydratpräparat schmutzig grünlich bis oliv-gelblich. Reichlich Parenchymfragmente aus großen polygonalen, dünnwandigen Zellen mit zahlreichen kleineren orangegelben bis gelbbraunen, durch Chloralhydrat z. T. olivgrün gefärbten Exkretzellen. Bruchstücke breiter Netz-Treppen- und Spiralgefäße; gelbbraunes Korkgewebe zuweilen mit Epidermiszellen und vereinzelten Bruchstücken dickwandiger einzelliger Haare. Im Wasserpräparat sehr zahlreiche etwa eiförmige Stärkekörner, oft aneinander geklebt, mit exzentrischer, parallel laufender Schichtung; ca. 30 bis 50 μm lang und ca. 10 bis 30 μm breit [99].

Verfälschungen/Verwechslungen: Verwechslungen mit dem Rhizom von Curcuma domestica werden beobachtet. Die Verwechslung erfolgt wahrscheinlich erst im Drogenhandel [71]. Erkennung a) mikroskopisch nach Lit. [70] und vor allem an den gelben Klumpen verkleisterter Stärke in dem gebrühten C.-domestica-Rhizom. b) dünnschichtchromatographisch nach DAC 86 am Auftreten eines 3. gelben Fleckes von Di-p-cumaroylmethan, das in C. xanthorrhiza fehlt, s. → Analytik v. Curcuma domestica VAL. c) UV-Prüfung s. → Prüfung auf IdentitätDAB 10.

Inhaltsstoffe: Die Droge enthält 3 bis 12 % ätherisches Öl, für das (+)-α-Phellandren, Borneol, Campher, Cineol (zusammen 10 %), 30 % Zingiberen, α-Curcumen, die Ketone β-Atlanton [72], Turmeron, ar-Turmeron [72], [73] und Isofuranogermacren [95] als Inhaltsstoffe angegeben werden. Bei den früher beschriebenen Inhaltsstoffen Cycloisoprenmyrcen und p-Tolylmethylcarbinol [74] handelt es sich um Artefakte, die bei der Wasserdampfdestillation und vor allem beim Fraktionieren des Öls bei höherer Temperatur auftreten [72], [95]. Das phenolische Sesquiterpen Xanthorrhizol ist artspezifisch [75] und dient zur Unterscheidung der Droge von C. domesticae rhizoma. In neuerer Literatur werden ar-Curcumen (23,3 %), Xanthorrhizol (20,3 %), β-Curcumen (16,5 %), Germacren (10,1 %), Furanodienon (5 %), Furanodien (4 %), Campher (3,3 %), Germacren B (3,3 %), Germacral (2,0 %) beschrieben; ar-Turmeron, und β-Turmeron sollen C. xanthorrhiza fehlen [76]. C. xanthorrhizae rhizoma enthält 0,8 bis 2 % Curcuminoide, hauptsächlich Curcumin und p-Cumaroylferuloylmethan [26], und einige hydrierte Curcumine [6]. Das Fehlen von Di-p-cumaroylmethan wird zur Unterscheidung von C. domesticae rhizoma genutzt; allerdings wird neuerdings über C. domesticae rhizoma mit extrem geringen Di-p-cumaroylmethangehalten berichtet [77]. Daneben enthält die Droge 30 bis 40 % Stärke [27]. Da C. xanthorrhiza erhizoma üblicherweise nicht gebrüht wird, kann der Nachweis unverkleisterter Stärke zur Drogenidentifizierung beitragen.

Identitaet: Die Behandlung pulverisierter Droge mit Acetanhydrid/Schwefelsäure lässt neben der Identifizierung vor allem auch eine Unterscheidung zwischen C. xanthorrhizae rhizoma und C. domesticae rhizoma zu. Die in C. xanthorrhizae rhizoma enthaltenen Curcuminoide Curcumin und p-Cumaroyl-feruloylmethan verursachen im UV-Licht bei 365 nm eine schwach graue bis gelbliche Fluoreszenz, während das in C. domesticae rhizoma zusätzlich enthaltene Di-p-cumaroylmethan eine rote Fluoreszenz bedingt DAB 10. Dünnschichtchromatographischer Nachweis der Curcuminoide: s. → C. domesticae rhizoma. Beim Besprühen des Chromatogramms mit Dichlorchinonchlorimid-Lösung und Bedampfen mit Ammoniak wird in Höhe des als Vergleich aufgetragenen Thymols die blaue Zone des Xanthorrhizols sichtbar DAB 10. Der dünnschichtchromatographische Nachweis der Curcuminoide in einem Extrakt der Droge ist auch auf Kieselgelplatten nach Entwicklung mit Chloroform-Essigsäure 98 % (90+10) und Besprühen mit Acetanhydrid/Schwefelsäure möglich. Es zeigen sich zwei rotviolette, im ultravioletten Licht (366 nm) rotbraun fluoreszierende Zonen mit Rf-Wert ca. 0,35 und Rf-Wert ca. 0,75 AB-DDR.

Reinheit: Droge. Fremde Beimengungen: Höchstens 2 %. Stücke des Rhizoms von Curcuma domestica VAL. (Syn. Curcuma longa L.) dürfen nicht vorhanden sein DAB 10. Höchstens 1,0 % unschädliche Beimengungen:C. domestica darf im Dünnschichtchromatogramm nicht nachweisbar sein AB-DDR. Trocknungsverlust: Höchstens 18,0 % DAB 10. Asche: Höchstens 8,0 % DAB 10; höchstens 7,0 % AB-DDR.

Gehalt: Mindestens 5,0 % (V/m) ätherisches Öl; mindestens 1,0 % Dicinnamoylmethan-Derivate, berechnet als Curcumin (C21H20O6; Mr: 368,4) PhEur 5, DAB 10; 1,0 bis 1,5 % Diferuloylmethanderivate, berechnet als Curcumin und auf die wasserfreie Substanz; 6,0 bis 12,0 % (V/m) ätherisches Öl, berechnet auf die wasserfreie Substanz AB-DDR.

Gehaltsbestimmung: S. → Curcumae longae rhizoma.

Lagerung, Stabilität, Verwendung, u. a.

Stabilität: Höchstens 18 Monate AB-DDR. Gepulverte Substanz: Höchstens 24 h AB-DDR. Das ätherische Öl ist sehr unbeständig, es verharzt beim Lagern [95].

Lagerung: Vor Licht geschützt DAB 10.

Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E des BGA „Curcumae xanthorrhizae rhizoma“ (Javanische Gelbwurz) [68].

Wirkungen: Choleretische Wirkung. 75 mg eines ethanolischen Extraktes aus dem Rhizom von C. xanthorrhiza(Trockenextrakt standardisiert auf 9,6 % Curcumin) suspendiert in 10 mL Wasser wurden über eine Magenverweilsonde leberkranken Patienten verabreicht. Die Untersuchung des Duodenalsekretes vor und 10 bis 100 min nach der Curcumaapplikation zeigte eine statistisch signifikante Zunahme des Bilirubins zwischen + 148 % und + 411 %, sowie des Cholesterols zwischen + 109 % und + 206 % gegenüber der Ruhesekretion 20 bis 70 min nach der Curcumagabe [78]. Dass Curcumin für die choleretische und cholekinetische Wirkung vor allem verantwortlich ist, geht aus den Untersuchungen mit reinem Curcumin und Natriumcurcuminat [25]-[32] hervor, s. bei → Curcuma domestica. Da der Javanischen Gelbwurz im Curcuminspektrum das choleresehemmende Di-p-cumaroylmethan fehlt [26], wird sie gewöhnlich der C. domestica vorgezogen. Die vorhandene Untersuchung reicht allerdings für eine Begründung dieser Auffassung nicht aus. Die choleretische Wirkung des ätherischen Öles der Javanischen Gelbwurz wurde in verschiedenen älteren Arbeiten im Tierexperiment wie auch durch klinische Beobachtungen festgestellt (zit. bei Lit. [79]). Der deutliche choleretische Effekt des ätherischen Öls wurde dem p-Tolylmethylcarbinol zugeschrieben [80]. Dieses war zwar im Reinzustand außerordentlich wirksam, kann aber nicht die Wirksubstanz sein, da es als Artefakt bei der Ölgewinnung erkannt wurde [72], und selbst im äth. Öl nicht vorkommt. Neuere Untersuchungen über die choleretische oder cholekinetische Wirkung des ätherischen Öles derC. xanthorrhiza liegen nicht vor. Antitumor Wirkung. Die wässrige Lösung des methanolischen Extraktes ausC. xanthorrhiza zeigte deutlich antitumorale Wirkung gegen den Sarkom-180-Aszites bei Mäusen. Die Wirkung beruht auf den nach Fraktionierung und Chromatographie isolierten Sesquiterpenderivaten α-Curcumen, ar-Turmeron, β-Atlanton und Xanthorrhizol. Die stärkste dosisabhängige Wirkung hatte α-Curcumen: 20 mg/kg KG i. p. reduzierten das Tumorwachstum um 32 %, 50 mg/kg KG hemmten es vollständig. Die Wirkung von β-Atlanton und Xanthorrhizol war nur etwa halb so groß. Andererseits hatte α-Curcumen in Dosen von 50 bis 200 mg/kg KG keine signifikante Wirkung gegen P 388-Lymphocytische Leukämie bei Mäusen [81].

Resorption: Sie wurde bisher nur für das isolierte Curcumin untersucht, s. bei → Curcuma domestica.

Distribution: S. → Curcuma domestica.

Elimination: S. → Curcuma domestica.

Anwendungsgebiete

Dyspeptische Beschwerden [68].

Dosierung & Art der Anwendung

Mittlere Tagesdosis 2 g Droge, Zubereitungen entsprechend [68]. Tee-Aufguss: 1/2 Teelöffel gepulverte Javanische Gelbwurz mit 1 Tasse kochendem Wasser (ca. 150 mL) übergießen und nach 5 bis 10 min abseihen. 2 bis 3 Tassen täglich in Verdauungsruhe zwischen den Mahlzeiten [57].

Unerwünschte Wirkungen

Bei längerem Gebrauch bzw. Überdosierung Magenbeschwerden [68].

Gegenanzeigen/

Anwendungsbeschränkungen

Verschluss der Gallenwege. Bei Gallensteinleiden nur nach Rücksprache mit einem Arzt anzuwenden [68].

Volkstümliche Anwendungen &

andere Anwendungsgebiete

In Indonesien wird die Droge schon seit Jahrhunderten bei Leber- und Gallebeschwerden verwendet.

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Datenstand

24.01.2013