W. Kreis C. Theurer
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A Xysmalobium undulatum (L.) R. BR.
Xysmalobii radix.
dt.:Uzarawurzel; South African thornbush root, uzara root; Racine de l'Uzara; holl.:Bitterwortel.
Die getrockneten unterirdischen Teile zwei- bis dreijähriger Pflanzen [28].
Stammpflanzen: Xysmalobium undulatum (L.) R. BR. Uzara stammt aus der südafrikanischen Ethnomedizin. Über die Stammpflanze herrschte lange Zeit Unklarheit, diskutiert wurden neben der Asteracee Dicoma anomala SOND.die nah verwandten Asclepiadaceen Schizoglossum shirenze N. E. BR., Pachycarpus schinzianus (SCHLTR.) N. E. BR., Calotropis- sowie verschiedene Gomphocarpus-Arten. Diese Problematik ist bei der Bewertung früher pharmakologischer Untersuchungen zu berücksichtigen.
Herkunft: Bis 1952 aus Wildsammlungen, seither aus Kulturen in Transvaal nördlich von Pretoria (Südafrika) [12].
Gewinnung: Aussaat Oktober bis November. Ernte der Fruchtkapseln zur Samengewinnung am Ende des ersten Wachstumsjahres. Nach Abmähen der oberirdischen Teile treibt die Pflanze erneut aus. Ernte der zweijährigen Wurzel im Mai des folgenden Jahres. Zerkleinern der Wurzel in 2 bis 3 cm lange Stücke im frischen Zustand und Lufttrocknung auf Drahthorden [12].
Ganzdroge: Geruch. Schwach, charakteristisch. Geschmack. Stark bitter. Makroskopische Beschreibung. Die Droge besteht aus bis zu 10 cm langen und 0,5 bis 3 cm dicken zylindrischen Stücken, deren Oberfläche in Längsrichtung größere Trocknungswülste und in Querrichtung kleinere Trocknungsfurchen aufweist. Die sonst graubraune Oberfläche der Wurzel kann durch anhaftende Erdreste ein braunrötliches Aussehen annehmen. Der in aufgeweichtem Zustand nahezu weiß erscheinende Querschnitt läßt einen dunkleren Kambiumring und verstreut liegende gelbliche Gefäßbündel erkennen [12].
Mikroskopisches Bild: Die Wurzel wird von außen von 2 bis 3, selten mehr Lagen dünnwandiger, tafelförmiger Korkzellen begrenzt. Das mit Interzellularen durchsetzte Rindenparenchym besteht aus rundlichen bis tangential gestreckten Zellen mit mehr oder weniger deutlich getüpfelten Wänden. Zum Kambium hin, das wenig ausgeprägt ist, werden die Zellen kleiner. Häufig liegen am Kambiumring großlumige Gefäße, deren verdickte Zellwände spaltenförmige, behöfte Tüpfel aufweisen, die besonders im Längsschnitt gut erkennbar sind. Die stark entwickelten Parenchymzellen des Holzteils gleichen im allgemeinen den Rindenparenchymzellen, sind aber etwas derber. Ferner erscheinen die Zellwände reichlicher getüpfelt. Über die ganze Fläche des Holzteils sind weitere Gruppen von Gefäßen unregelmäßig verteilt. Der Durchmesser der Gefäße, deren verdickte Zellwände behöfte Tüpfel mit rundlichem bis rundlich-polygonal begrenztem Hof und spaltenförmiger Ausgangsöffnung aufweisen, beträgt 30 bis 40 μm, wobei die weitlumigen Gefäße überwiegen. Holzfasern fehlen. In allen Parenchymzellen der Wurzel finden sich zahlreiche Stärkekörner verschiedener Form und Größe: Rundliche oder länglich-ovale bis 40 μm große Einzelkörner, die oft einen y-förmigen oder strahligen Spalt aufweisen. Etwa zwei Drittel der Stärke bestehen aus zusammengesetzten Körnern, die am häufigsten paarweise, öfter in Dreier- und seltener in Vierergruppen vorkommen. In der Größe und im Aussehen gleichen die Teilkörner den Einzelkörnern. Sowohl die Rinde als auch der Holzteil führen Calciumoxalatdrusen, die teilweise reihen- oder gruppenförmig angeordnet sind. Ihre Größe schwankt zwischen 5 und 40 μm. Die kleineren Oxalatdrusen sind aus größeren Kristallen, die größeren Drusen aus kleineren Kristallen zusammengesetzt; die letzteren zeigen im Zentrum teilweise Auflösungserscheinungen. Befeuchtet man die Bruchfläche der Wurzel mit Nitrobenzoesäure-Lösung und sofort darauf mit 0,5 M Natronlauge, so färben sich einzelne Teile tiefviolett [12].
Pulverdroge: Das grau- bis gelbbraune Pulver ist gekennzeichnet durch zahlreiche einfache oder zusammengesetzte Stärkekörner, Fragmente von meistens 60 bis 100 μm weiten Netzgefäßen mit reichlich Parenchym und vielen bis zu 40 μm großen Oxalatdrusen [12], [14].
Verfälschungen/Verwechslungen: Uzarae radix wird heute ausschließlich aus kultivierten Xysmalobium-undulatum-Pflanzen gewonnen, so daß Verfälschungen ausgeschlossen sein dürften. Ob das vor 1952 wild gesammelte Drogenmaterial ausschließlich von Xysmalobium undulatum stammte, ist stark zu bezweifeln.
Inhaltsstoffe: Cardenolidglykoside. Allo-Uzarin [18], Allo-Xysmalorin, Ascleposid, Glucoascleposid, [15] Urezin, Uzarin, [16] Uzarosid, Xysmalorin. [17] Hierbei sind die Genine mit Ausnahme des Ascleposids, einem Uzarigenin-3-O-β-D-allomethylosid, mit einem bis 3 Molekülen Glucose verknüpft. Für die Diglucoside (Sophoroside) Allo-Xysmalorin, Allo-Uzarin, Xysmalorin und Uzarin wird eine 1″→2′-Verknüpfung angegeben [18]. Cardenolidaglykone. Allo-Uzarigenin (17α-Uzarigenin), Coroglaucigenin (= 19-Hydroxyuzarigenin), Pachygenol (= 19-Hydroxyxysmalogenin), Smalogenin, Urezigenin (= 3-epi-Uzarigenin), Uzarigenin (= 3β,14β-Dihydroxy-5α-card-20(22)-enolid), Xysmalogenin (= Δ5-Dehydro-Uzarigenin) machen nur einen geringen Teil der Gesamtcardenolide aus. Möglicherweise entstehen sie erst nach der Ernte unter der Einwirkung von Glucosidasen. Die Identifizierung von Urezigenin als 3-epi-Uzarigenin [19] ist unsicher [15], Smalogenin wurde nach Acetylierung identifiziert, der Strukturvorschlag ist vorläufig [19]. Die HPLC-Analyse eines methanolisch-wäßrigen Extraktes aus Uzarawurzel ergab 5,55 % Uzarin, 1,44 % Xysmalorin, 0,38 % Allo-Uzarin und 0,13 % Allo-Xysmalorin. Weitere Glykoside wurden nicht detektiert und müssen als Nebenglykoside angesehen werden [18].
Coroglaucigenin
Pachygenol
Smalogenin
Pregnanglykoside. Δ5-Pregnen-3β-ol-20-on-glucosid und 5α-Pregnan-3β-ol-20-on-glucosid [20].
Identitaet: DC eines Chloroformextraktes: [12] Referenzsubstanzen: Uzarin und Uzarigenin; Sorptionsmittel: Kieselgel G; FM: Ethylmethylketon-Toluol-Methanol-Wasser-Essigsäure 98 % (80+10+6+5+2); Detektion: Besprühen mit einer Mischung von 2 Vol.-T einer frisch bereiteten 3 %igen Lösung (m/V) von Chloramin-T und 8 Vol.-T einer 25 %igen Lösung (m/V) von Trichloressigsäure in Ethanol 96 %. Erhitzen unter Beobachtung auf 100 bis 105 °C, Auswertung im UV 365 nm; Auswertung: Das Chromatogramm der Referenzlösung zeigt wenig über der Startlinie im Rf-Bereich von 0,1 bis 0,2 die gelb fluoreszierende Zone des Uzarins, die auch im Chromatogramm der Untersuchungslösung sichtbar ist. Im Rf-Bereich von 0,6 bis 0,7 des Chromatogramms der Referenzlösung liegt die gelb fluoreszierende Zone des Uzarigenins. Im Chromatogramm der Untersuchungslösung findet sich im gleichen Rf-Bereich ebenfalls diese Zone. Eine weitere gelb fluoreszierende Zone ist im Rf-Bereich von 0,3 bis 0,4 des Chromatogramms der Untersuchungslösung zu erkennen. Darüber liegt eine schwach gelb fluoreszierende Zone. Über jener des Uzarigenins können weitere fluoreszierende Zonen auftreten. 2. DC des Trockenextraktes in einem Standardfließmittelsystem für Herzglykoside: [21] Referenzsubstanzen: Uzarin, Uzarigenin, Xysmalorin, 3-O-Acetylxysmalogenin, Lanatosid B; Sorptionsmittel: Kieselgel G; FM: Ethylacetat-Methanol-Wasser (81+11+8); Detektion: Chloramin-T/Trichloressigsäure, Auswertung im UV 365 nm; Antimon(III)-chlorid-Reagenz, Auswertung im Tageslicht; Auswertung: Nach Behandeln mit Chloramin-T/Trichloressigsäure mindestens 7 hellgelb bis blaugrün fluoreszierende Zonen. Im Rf-Bereich 0,1 überlagern sich die Zonen von Uzarin und Xysmalorin, im Rf-Bereich 0,3 die der entsprechenden Monoglucoside Uzarigeninmonoglucosid und Xysmalogeninmonoglucosid. Im oberen Rf-Bereich ist Uzarigenin zu erkennen. Mit Antimon(III)-chlorid-Reagenz erscheinen Uzarin und Xysmalorin in blauvioletter Farbe. 3. HPLC: [18] Stationäre Phase: Nucleosil RP 18; Mobile Phase: Methanol-Wasser-Mischungen, linearer Gradient von 40 % Methanol auf 70 % Methanol in 30 min; Flußrate: 2,0 mL/min; Detektion: UV 225 nm.
Reinheit: Nach einem Monographie-Entwurf: [12] Fremde Bestandteile: Höchstens 2 %. Salzsäurelösliche Asche: Höchstens 1,0 %, mit 1,00 g pulv. Droge bestimmt.
Gehalt: Nach einem Monographie-Entwurf: [12] ca. 5 bis 6,5 % Cardenolide.
Gehaltsbestimmung: Nach einem Monographie-Entwurf: [12] Spektralphotometrische Bestimmung der Cardenolide nach Umsetzung mit Kedde-Reagenz. Die gepulverte Droge wird mit 50 mL Methanol 30 min lang unter Rückfluß zum Sieden erhitzt. Die Mischung wird noch heiß abfiltriert und der Rückstand zweimal mit je 5 mL Methanol gewaschen. Die vereinigten methanolischen Lösungen werden in einem 100-mL-Rundkolben bei einem Druck von 30 mbar zur Trockene eingeengt. Der Rückstand wird mit Ethanol 50 % (V/V) quantitativ in einen 200,0-mL-Meßkolben überführt und mit Ethanol 50 % (V/V) zu 200,0 mL verdünnt. 5,00 mL dieser Lösung werden nacheinander mit 2,00 mL Dinitrobenzoesäure-Lösung und 1,00 mL 1 N Natronlauge versetzt. Unter gleichen Bedingungen wird eine Referenzlösung mit 30,0 mg Uzarin, in Ethanol 96 % zu 50,0 mL gelöst, hergestellt. 5,0 mL der Lösung werden mit Ethanol 50 % (V/V) zu 50,0 mL verdünnt. 5,0 mL dieser Lösung werden, wie vorstehend beschrieben, weiterbehandelt. Die Absorption der beiden Lösungen wird bei 540 nm gemessen, bis das Maximum erreicht ist. Als Kompensationsflüssigkeit wird eine Mischung von 7,0 mL Ethanol 50 % (V/V), 2,0 mL Dinitrobenzoesäurelösung und 1,0 mL 1 N Natronlauge verwendet. Der Prozentgehalt an Gesamtglykosiden, berechnet als Uzarin, errechnet sich nach folgender Formel: Gesamt-Glykosidgehalt in % = ((A1 × m2) / (A2 × m1)) × 40 A1: Absorption der Untersuchungslösung; A2: Absorption der Referenzlösung; m1: Einwaage der Droge in Gramm; m2: Einwaage von Uzarin in Gramm.
Zubereitungen: Die heute auf dem Markt befindlichen Zubereitungen enthalten alkoholisch-wäßrigen Trockenextrakt (5,3:1) in Dragees und Lösung (Extrakt 1). Ältere pharmakologische und toxikologische Untersuchungen wurden mit einem alkoholisch-wäßrigen Trockenextrakt (4:1) durchgeführt, der z. T. auch irreführend als 25 %iger Extrakt bezeichnet wird (Extrakt 2). Liquor Uzara: Eine 5 %ige wäßrig-alkoholische Lösung von Extrakt 2 [43]. Für die pharmakologischen Untersuchungen in Lit. [18] wurde ein Spissum-Extrakt verwendet, der mindestens 22,5 % Gesamtglykoside, berechnet als Uzarin, enthält (Extrakt 3).
Alte Rezepturen: Liquor Uzara, Tinctura Cinnamomi zu gleichen Teilen; bei Durchfällen im Kindesalter, Dosierung dreimal täglich 12 bis 20 Tropfen [38]. Liquor Uzara 2,0; Emulsio oleosa 40,0; Sirupus simplex 8,0; bei Durchfällen von Säuglingen [43].
Gesetzliche Bestimmungen: Ja. Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BfArM „Uzarae radix“ [28]. Stark giftig [55].
Wirkungen: Alle Angaben zur Wirksamkeit beruhen entweder auf experimentell-pharmakologischen Untersuchungen oder ärztlichen Erfahrungsberichten. Placebokontrollierte klinische Studien fehlen. Bei der Beurteilung der Daten ist darüber hinaus die unklare Identität der verwendeten Drogen zu berücksichtigen (s. Stammpflanze sowie Verfälschungen). Weiterhin ist zu beachten, daß in älteren Untersuchungen ein Extrakt anderer Zusammensetzung (Extrakt 2, s. Zubereitungen) verwendet wurde. Wirkung auf glattmuskuläre Organe.Extrakt 2 soll in vitro an Kalt- und Warmblütlerdarmabschnitten in Konzentrationen von 0,1 und 1 mg/mL den Tonus und die Amplitude der Pendelbewegungen reduzieren. Der Effekt ist reversibel und durch Pilocarpin oder BaCl2antagonisierbar. In Untersuchungen an Gefäßstreifen der Kälbercarotis, des Vas deferens des Meerschweinchens sowie an Froschgefäßpräparaten wurde nach Zusatz von 0,001 mg/mL des Extraktes die Wirkschwelle von Adrenalin erniedrigt. Da die Ergebnisse nicht vollständig referiert werden und statistische Überlegungen fehlen, sind die Angaben aus heutiger Sicht kaum beurteilbar [22]. Dasselbe gilt für die beschriebene spasmolytische Wirkung am Uterus, hier fehlen darüber hinaus Angaben zur Extraktkonzentration und zum Versuchsaufbau [23]. In einer neueren Untersuchung wird am isolierten Meerschweinchenileum in vitro im Konzentrationsbereich von 1 bis 100 μg/mL Badflüssigkeit (= ECmax) des Extraktes 3 eine Kontraktion des Darms festgestellt. Mit 14 μM (10-5 g/mL = ECmax) Uzarin und Xysmalorin wird eine vergleichbare Wirkung erzielt. Am elektrisch stimulierten Ileum wird ebenfalls eine Zunahme des Tonus beobachtet. Bei längerer Einwirkungszeit der Extraktlösung (30 min, 33 μg/mL) nehmen die Amplituden jedoch auf ca. 50 % der Kontrollen ab. Aus Antagonisierungsversuchen mit Atropin, Verapamil, Hexamethoniumchlorid und Tetrodotoxin wird hergeleitet, daß der Extrakt einen Angriffspunkt unmittelbar an der glatten Muskulatur des isolierten Darms aufweist. Die Wirkungen sind auf Uzarin und Xysmalorin zurückzuführen. 10-6 bis 3,3 × 10-5 g/mL des Extraktes haben am isolierten Meerschweinchenileum keinen Einfluß auf die durch 3,3 μM Histamin ausgelösten Kontraktionen. Gleiches gilt für Carbachol- und Serotoninspasmen (Extraktkonzentration 10-4 bis 10-6 g/mL). Gegenüber BaCl2-Spasmen wird eine geringe antagonistische Wirkung beobachtet. EC50: Extrakt 1,7 × 10-5 g/mL, Uzarin 2,0 × 10-6 g/mL, Xysmalorin 2,5 × 10-6 g/mL. Die Wirkung ist deutlich geringer als die von Papaverin. Bei Applikation in das abgeschnürte Darmlumen beträgt die EC50 in diesem Modell für den Extrakt 10-3 g/mL [18]. Wirkung auf den Cl--Transport. An Zellkulturen von Epithelzellinien menschlicher Colon-Krypten-Zellen (HT29/B6-Zellen) wird der durch Forskolin-Zugabe ausgelöste Cl--Einstrom durch 100 μg/mL des Extraktes nach 50 min Einwirkungszeit vollständig gehemmt [18]. Hemmung der Na+/Ka+-ATPase.Na+/K+-ATPase aus Meerschweinchenherzen wird durch Uzarin (IC50 ca. 10 μmol/L) und Xysmalorin (IC50 ca. 12 μmol/L) gehemmt. Die IC50 von Ouabain beträgt 0,37 μmol/L [18]. Wirkung auf den Herzmuskel. Die Ergebnisse älterer Untersuchungen lassen sich wegen vieler Unklarheiten bezüglich der Modelle, der Testsubstanzen und der Befunde kaum interpretieren [44]. Eine digitalisartige Wirkung des Extraktes und einzelner Glykoside wurde jedoch auch in neueren Arbeiten bestätigt: Am isolierten Papillarmuskel von Meerschweinchen wirkt Uzarin positiv inotrop. Die Wirkung beträgt mit einer EC50 von ca. 5 × 10-6 mol/L etwa 10 % der Wirkung von Ouabain (EC50 = 3,3 × 10-7 mol/L) [18]. Am isolierten Meerschweinchenvorhof wirken Uzarigenin und Uzarin positiv inotrop. Die relative Wirkstärke, bezogen auf Digitoxigenin = 1, beträgt für Uzarigenin 1,2 und für Digitoxin 8,8. Die Wirkstärke der korrespondierenden Glucoside ist bei Digitoxigeninglucosid erhöht (relative Wirkstärke = 2,8), beim Uzarigeninglucosid vermindert (relative Wirkstärke = 0,44). Ein weiteres Molekül Glucose (Uzarin) vermindert die relative Wirkstärke auf 0,12. Die In-vitro-Daten korrelieren nicht mit Literaturdaten zur Toxizität der Verbindungen an der Katze. Die relative Wirkstärke, bezogen auf Digitoxigenin = 1, beträgt in diesem Modell für Uzarigenin 0,032 und für Uzarin 0,018 [29]. Insgesamt erscheint die Herzwirkung angesichts der vergleichsweise geringen Wirkstärke und der geringen Verfügbarkeit bei p. o. Applikation klinisch nicht relevant. Klinische Untersuchungen. Bei röntgenologischer Beobachtung der Magen-Darm-Passage von 250 mL Bariumsulfatsuspension soll an gesunden Probanden nach vorheriger Einnahme von viermal 30 Tropfen Extraktlösung pro Tag (200 mg Extrakt 2 pro Tag) eine Tonusverminderung an Magen, Dünn- und Dickdarm erkennbar sein. Die Passagezeit blieb unbeeinflußt. Eine Objektivierung der Beobachtung fand nicht statt, es wird im wesentlichen der subjektive Eindruck des Untersuchers wiedergegeben [24]. In einer Vielzahl von älteren Kasuistiken wird über die Wirksamkeit des Extraktes bei Durchfallerkrankungen berichtet. Nach Einnahme von durchschnittlich 150 mg Extrakt 2 sollen Krämpfe, Schmerzen und Stuhlkonsistenz gebessert und die Krankheitsdauer verkürzt worden sein [25], [26], [38], [41], [42], [45], [52]. Die Kasuistiken sind nach heutigen Kriterien nicht bewertbar, da die Angaben zur Grunderkrankung häufig lückenhaft sind, Angaben zur Prä- und Begleitmedikation sowie bei chronischen Erkrankungen eine Beobachtung des weiteren Verlaufs fehlen. Da in der Regel auch eine Kontrolle fehlt, kann über den Anteil der Medikation am Effekt kein Urteil erfolgen. Gleiches gilt auch für die Kasuistiken zur Anwendung bei krampfartigen Menstruationsbeschwerden [25], [27], [45], [53], [54] Neue kontrollierte Studien fehlen.
Resorption: Aus der sehr viel geringeren Toxizität oraler Zubereitungen im Vergleich zu parenteral applizierten Extrakten wird auf eine unzureichende Resorption der Cardenolidglykoside geschlossen [30]. Die Angaben sind angesichts unzureichender Daten nicht abschließend beurteilbar.
Unspezifische, akute Durchfallerkrankungen [28].
Erwachsene: Initiale Einzeldosis entsprechend 1 g Droge bzw. 75 mg Gesamtglykoside; Tagesdosis entsprechend 45 bis 90 mg Gesamtglykoside, berechnet als Uzarin [28]. Zur Anwendung bei Kindern finden sich die folgenden Angaben, die jedoch nicht durch klinische Daten abgesichert sind: Schulkinder: Initial 15 bis 30 mg Gesamtglykoside, Erhaltungsdosis 45 bis 90 mg pro Tag. Kleinkinder: Ein- bis zweimal täglich 15 mg Gesamtglykoside. Zur Anwendung kommen Drogenauszüge mit Ethanol-Wasser-Gemischen oder Trockenextrakte, hergestellt mit Methanol-Wasser-Gemischen, zum Einnehmen [28], [31].
Bei Patienten, die mit herzwirksamen Glykosiden therapiert werden, ist die Anwendung von Uzarawurzel kontraindiziert. Sollten die Durchfälle länger als 3 bis 4 Tage andauern, ist ein Arzt aufzusuchen [28].
In Südafrika von Einheimischen und Siedlern zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden, Koliken und Dysenterie, von Kopfschmerzen sowie von Fieber einschließlich Malaria. Nur noch selten bei Wassersucht, dagegen häufiger bei Dysenterie sowie als „Uterus-Sedativum“ [11]. Die Zulus nehmen die geschnittenen Stengel als Emetikum [32]. Die Xhosa verwenden Uzarawurzel zur Behandlung frischer und alter Wunden sowie entzündeter Augen und als Tonikum [33], [34]. Bei Hunden zur Behandlung der Staupe [34]. Während die Anwendung bei Verdauungsbeschwerden und Diarrhoe aufgrund der Inhaltsstoffe und der Bitterwirkung plausibel scheint, ist eine Wirksamkeit bei den anderen Krankheiten nicht belegt.
Acute Toxizität:
Mensch. Zwei Menschen verstarben nach i. v. Applikation einer erhöhten Dosis des Extraktes, genaue Angaben zur Dosierung fehlen [37].
Tier. Symptome einer Vergiftung mit Trockenextrakt beim Hund waren Unruhe, Erbrechen, Kotabsatz, später Lähmungserscheinungen, Kaukrämpfe, starker schaumiger Speichelfluß und Starrkrampf der Hinterextremitäten. Tod durch systolischen Herzstillstand [30], [36].
Toxikologische Daten:
LD-Werte. Letale Dosis des Trockenextraktes (Extrakt 2) bei verschiedenen Tierspezies: LD50 (Maus, i. p.) 570 mg/kg KG; [12] (Maus, p. o.) 1300 mg/kg KG; [12] (Meerschweinchen, i. p.) 35,71 bis 40,50 mg/kg KG [30]bzw. 250 mg/kg KG; [35] (Hund, i. v.) 4 bis 9 mg/kg KG; [30], [36] (Hund, s. c.) 12 bis 20 mg/kg KG; [30], [36](Hund, p. o.) 125 bis 180 mg/kg KG; [30], [35], [36] (Katze, s. c.) 19,5 mg/kg KG; [11] (Katze, p. o.) 2000 mg/kg KG [11]. Letale Dosis von Xysmalobin (Glykosidgemisch nach Extraktion mit Ethanol-Wasser-Mischungen): [48](Katze, i. v.) 3,492 ± 0,6673 mg/kg KG; [40] (Maus, p. o.) 4,470 mg/kg KG; [49]
Therapie: Kohle-Pulvis, Erbrechen auslösen, Natriumsulfat.
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15.08.2010