Eucalyptus eo

Eucalypti aetheroleum (Eucalyptusöl)

Verfasser

Norbert Brand

Übersicht

E > Eucalyptus > Eucalyptus globulus LABILL. > Eucalypti aetheroleum (Eucalyptusöl)

Gliederung

G Eucalyptus

A Eucalyptus globulus LABILL.

D Eucalypti aetheroleum (Eucalyptusöl)

D Eucalypti folium (Eucalyptusblätter)

D Eucalyptus globulus hom. HAB 1

D Eucalyptus globulus hom. HPUS 88

A Eucalyptus polybractea R.T. BAKER

D Eucalypti aetheroleum

A Eucalyptus smithii R.T. BAKER

D Eucalypti aetheroleum

Synonyme

Oleum Eucalypti

Sonstige Bezeichnungen

Eucalyptus oil; Essence d'Eucalyptus rectifiée, Huile essentielle d'Eucalyptus; Eucalypto essenza; Aceite de eucalipto; holl.:Eucalyptus olie; port.:Oleo de eucalipto; rum.:Klei de eucalipt.

Offizinell

Eucalypti aetheroleum – DAB 10 (Eur); Eucalyptus oil – USP XXI; (Mar 29); ÖAB 90; Helv VII; (AB-DDR)

Stammpflanzen: Cineolreiche Eucalyptusarten, wie E. globulus LABILL., E. fruticetorum F. V. MUELLER (syn. E. polybractea R. T. BAKER), E. smithii R. T. BAKER DAB 10 (Eur), ÖAB 90, Helv VII; E. globulus oder einige andere Eucalyptusarten USP XXI; verschiedene Eucalyptusarten, verwendet werden E. globulus, E. fruticetorum und E. smithii Mar 29. Hinweis: Seit dem DAB 7 sind die hier an späterer Stelle ebenfalls beschriebenen Arten E. polybractea und E. smithii als weitere Stammpflanzen zugelassen. Vorteile von deren ätherischen Ölen gegenüber demjenigen von E. globulus sind die höhere Gesamtausbeute bei gleichzeitig etwas höherem Cineolgehalt und v. a. der wesentlich geringere Gehalt an niedrig siedenden Aldehyden [4], [10].

Herkunft: Als Ausgangsmaterial für E.-globulus- und E.-smithii-Öl dienen vorwiegend Kulturbestände. Hauptlieferant von E.-globulus-Öl ist Andalusien/Spanien, daneben sind Portugal, Brasilien, Argentinien, Ecuador und einige schwarzafrikanische Länder zu erwähnen. E.-smithii-Öl stammt vornehmlich aus Brasilien, Guatemala, Schwarz- und Südafrika. Das E.-fruticetorum-Öl wird dagegen ausschließlich aus den wild wachsenden Beständen Australiens hergestellt. Hauptproduzenten sind Victoria und Neusüdwales.

Gewinnung: Zum bequemeren Abernten der Zweige werden die Eucalyptusbäume gefällt. Sie wachsen rasch wieder nach. Mit Hilfe von ganzjährig in Betrieb stehenden sog. Wanderdestillationsblasen wird das Rohöl abdestilliert. Das dabei reichlich anfallende Eucalyptusholz wird vereinzelt noch heute zum Befeuern der Destillen verwendet. Das Rohöl enthält noch verseifbare Bestandteile, hustenreizende Aldehyde und nur ca. 60 % Cineol. Durch Behandlung mit Lauge und fraktionierte Destillation werden diese störenden Begleitstoffe und der Großteil an Monoterpenkohlenwasserstoffen und Sesquiterpenen abgetrennt. Das rektifizierte Öl kann bis zu 90 % Cineol enthalten [4], [80].

Handelssorten: Trotz des unterschiedlichen Ausgangsmaterials werden keine bestimmten Sorten, sondern allenfalls auf unterschiedliche Cineolgehalte eingestellte Ölqualitäten vom Handel angeboten.

Ganzdroge: Sehr schlecht löslich in Wasser; 1 T löslich in 5 T EtOH 70 %; mischbar mit EtOH 90 %, wasserfreiem EtOH, Ölen, Fetten und Paraffinen [84]. Geschmack. Geschmack zunächst brennend und campherartig, dann kühlend [83]. Geruch. Geruch aromatisch und campherartig. Aussehen. Farblose oder schwach gelb gefärbte Flüssigkeit.

Verfälschungen/Verwechslungen: Aufgrund des relativ niedrigen Preises sind Verfälschungen mit cineolreichem Campheröl („Formosa“-Eucalyptusöl) oder mit Abfallprodukten der Terpineoldarstellung berichtet [80]. Dagegen wird Eucalyptusöl aufgrund seines Cineolreichtums zum Verschneiden teurerer Öle, z. B. Rosmarin- oder Thymianöl, verwendet [3].

Minderqualitäten: Aufgrund der Artenvielfalt der Eucalypten in Australien kann bei den aus Wildbeständen destillierten Ölen kein botanisch einheitliches Ausgangsmaterial vorausgesetzt werden. Mitunter werden cineolarme und cineolreiche Arten miteinander verschnitten. Die Bestimmung des Cineolgehaltes ist als Wertmaßstab somit unerläßlich.

Inhaltsstoffe: In einem kommerziellen Öl vom Globulus-Typ werden per Kapillar-GC/MS als Hauptbestandteile gefunden: 1,8-Cineol 86,8 %, p-Cymen 2,7 %, α-Pinen 2,6 %, Limonen 0,5 %, Geraniol und Camphen. Nicht identifizierte Nebenkomponenten befinden sich im Retentionsbereich der Monoterpenalkohole und der Sesquiterpene [3]. Hinsichtlich der Beschreibung des nicht rektifizierten Rohöles s. → Eucalypti folium.

Identitaet: DC nach DAB 10 (Eur): Untersuchungslösung: Eucalyptusöl 1:10 in Toluol; Vergleichslösung: Cineol 1:10 in Toluol; Sorptionsmittel: Kieselgel G; Fließmittel: Ethylacetat-Toluol (1+9); Detektion: Besprühen mit Anisaldehyd-Reagenz und Erhitzen; Auswertung im Tageslicht und im UV-Licht bei 365 nm; Auswertung: Die Hauptzone im Chromatogramm der Untersuchungslösung muß hinsichtlich Rf-Wert, Farbe und Intensität der Cineol-Vergleichszone entsprechen. Weitere mögliche Zonen werden genannt. Die Abwesenheit von Citronellal wird gefordert. Citronellal würde z. B. auf Verschnitt mit dem Öl von E. citriodora schließen lassen.

Reinheit: Relative Dichte: 0,906 bis 0,925 DAB 10 (Eur),ÖAB 90, Helv VII, Mar 29; 0,905 bis 0,925 USP XXI. Brechungszahl: 1,458 bis 1,470 DAB 10 (Eur),USP XXI, ÖAB 90, Helv VII. Optische Drehung: 0 bis +10 ° DAB 10 (Eur),ÖAB 90, Helv VII. Löslichkeit in EtOH: Löslich in 5 T EtOH 70 % V/VDAB 10 (Eur), USP XXI, ÖAB 90,Helv VII,Mar 29. Grenzprüfung auf Aldehyde: Überführung der Aldehyde mit Hydroxylaminhydrochlorid in die Oxime, alkalimetrische Titration der dabei gebildeten HCl DAB 10 (Eur), USP XXI, ÖAB 90,Helv VII. Die hustenreizenden Aldehyde werden bei der Rektifikation des Rohöls eliminiert. Die Prüfung toleriert als Restmenge ca. 1 %. Grenzprüfung auf Phellandren DAB 10 (Eur), USP XXI,ÖAB 90, Helv VII : Natriumnitrit würde bei Anwesenheit von α- und β-Phellandren an deren Doppelbindungen angelagert und das entstehende kristalline Phellandrennitrosit als Niederschlag erkannt werden [11]. Phellandrene sind Hauptbestandteil des Öls vieler nichtoffizineller Eucalyptusarten. Wegen ihrer angeblichen Herzwirkung sind sie unerwünscht. Schwermetalle: Höchstens 40 ppmUSP XXI. Erstarrungstemperatur: Nicht unter –15,4 °C, was einem Mindestgehalt von 70 % Cineol entsprichtUSP XXI. Öle mit einem sehr hohen Cineolgehalt erstarren beim Einstellen in eine Kältemischung zu einer weißen kristallinischen Masse.

Gehalt: Mindestens 70,0 % 1,8-Cineol DAB 10 (Eur), USP XXI, ÖAB 90, Helv VII, Mar 29.

Gehaltsbestimmung: DAB 10 (Eur): Vorgeschriebene Mengen Eucalyptusöl und o-Cresol werden gemischt. Das im Öl enthaltene Cineol bildet mit o-Cresol feste, gut kristallisierende Molekülverbindungen. Die Erstarrungstemperatur des Cineol-o-Cresol-Komplexes ist für eine bestimmte Cineolmenge charakteristisch. Nach Messungen dieser Temperatur wird mit Hilfe einer Tabelle der entsprechende Cineolgehalt zugeordnet bzw. interpoliert. Die Methode hat gravierende Mängel. Sie ist umständlich, zu unempfindlich und nicht linear. Bereits geringe Wassermengen im Öl bedingen falsch-niedrige Werte [12]. Die Geruchsbelästigung beim Arbeiten mit o-Cresol, das zudem frisch destilliert werden muß, ist beträchtlich. AB-DDR: GC mit gepackter Säule polarer Belegung; Quantifizierung mit Hilfe von Fenchon als internem Standard. Die GC ist der offizinellen o-Cresol-Methode vorzuziehen, da sie zusätzliche Reinheitskriterien liefert [13]. Die Trennung Cineol/β-Phellandren gelingt allerdings selbst mit langen Kapillarsäulen kaum [3]. Durch Präfraktionierung an einem Kieselgelsäulchen ist die Abtrennung der Monoterpenkohlenwasserstoff-Fraktion mitsamt β-Phellandren von Cineol jedoch möglich [14]. Cineol bildet mit Eisen(III)rhodanid einen stabilen roten Komplex, der eine photometrische Quantifizierung bei 515 nm erlaubt. Die Gehaltswerte korrelieren sehr gut mit denjenigen der GC. Sie liegen bis zu 7 % über denjenigen der o-Cresol-Methode [12]. IR-spektrophotometrische Bestimmung in Schwefelkohlenstofflsg.; anhand ihrer spezifischen Banden sind Cineol (1.078 cm–1), Limonen (888 cm–1) und α-Pinen (786 cm–1) getrennt erfaßbar [15].

Stabilität: Höchstens 2 Jahre [85]. Bei der Lagerung von Globulusöl kann sich ein weißer Niederschlag bilden, der aus Polymeren des Pinocarvons bestehen soll [80].

Lagerung: Vor Licht geschützt, in dicht verschlossenen, dem Verbrauch angemessenen Behältnissen DAB 10 (Eur), ÖAB 90, Helv VII; Öle aus verschiedenen Lieferungen dürfen nicht miteinander gemischt gelagert werdenDAB 10 (Eur); in dicht schließenden Behältnissen USP XXI.

Zubereitungen: Durch erneute fraktionierte Destillation des rektifizierten Eucalyptusöles wird dessen Hauptbestandteil 1,8-Cineol gewonnen. Cineol kann auch durch Kristallisation von Eucalyptusöl bei tiefen Temperaturen dargestellt werden. Diese Variante beruht auf der im Vergleich zu den übrigen Ölkomponenten mit 1,5 °C relativ hohen Erstarrungstemperatur des Cineols.

Gaschromatogramme von (a) nativem und (b) offizinellem Eucalyptusöl zur Veranschaulichung des Rektifikationseffektes. L = Lösungsmittel, 1 = α-Pinen, 2 = Limonen, 3 = 1,8-Cineol; a) Wasserdampfdestillat aus E.-globulus-Blättern, 40 mg/mL in Pentan: α-Pinen 9,8 %, Limonen 1,8 %, 1,8-Cineol 57 % (area). Das native Öl enthält zahlreiche weitere Bestandteile im hinteren Rententionsbereich. b) Eucalyptusöl DAB 10 (Eur), 40 mg/mL in Pentan: α-Pinen 3,1 %, Limonen 8 %, 1,8-Cineol 83 % (area). Die sonstigen Bestandteile sind weitestgehend abgetrennt. (Eigene unveröffentlichte Untersuchung; Kapillarsäule Carbowax-20M, 50 m/0,32 mm i. D./0,4 μm Filmdicke; Detektor FID.)

1,8-Cineol (Eucalyptol)

Verwendung: In den USA gelten als gewöhnlicher/maximaler Eucalyptusölanteil in kosmetischen Erzeugnissen folgende Richtwerte: Seifen 0,03/0,3 %, Detergentien 0,005/0,04 %, Cremes und Lotionen 0,02/0,1 %, Parfüm 0,10/1,0 % [50]. Zur Abtötung von Kleiderläusen; allein oder in Mischung mit anderen ätherischen Ölen als Insektenabwehrmittel. In großem Maßstab Verarbeitung als geschmacksgebender Bestandteil in Eucalyptusbonbons. Nur noch selten zur Herstellung von Eucalyptuslikör, z. B. in Italien.

Gesetzliche Bestimmungen: Eucalyptusöl, Nr. 6599.99.99 [37]. Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Eucalypti aetheroleum (Eucalyptusöl)“ [36].

Wirkungen: Einige der nachfolgend genannten Eigenschaften sind nicht für Eucalyptusöl, sondern für Cineol belegt. Da handelsübliche Eucalyptusöle ca. 80 bis 90 % Cineol enthalten, sind dessen Eigenschaften auch für Eucalyptusöl plausibel. Antimikrobielle Wirkung. Eucalyptusöldämpfe entfalten in vitro antibakterielle Wirkung gegen Escherichia coli, Streptococcus faecalis und besonders Mycobacterium avium. Testsystem: Hemmhöfe auf bebrütetem, ca. 1 cm über einer mit dem Öl imprägnierten Filterscheibe plaziertem Agar [16]. Eucalyptusöl zeigtin vitro antibakterielle Aktivität gegen Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus. – Es bewirkt vollständige Wachstumshemmung bei den Pilzen Aspergillus aegypticus, Penicillium cyclopium undTrichoderma viride (Agardiffusionstest) [17]. Eucalyptusöl wirkt in vitro fungicid gegen: Candida tropicalis, Rhizopus nigricans, Penicillium digitatum, Candida albicans, Aspergillus niger, Cryptococcus rhodobenhani, Saccharomyces cerevesiae, Cryptococcus neoformans, Mucor mucedo, Helminthosporium sativum, Alternaria solani, Nigrospora panici, Aspergillus fumigatus und Streptomyces venezuelae. Die Empfindlichkeit der Erreger nimmt in der angegebenen Reihenfolge zu (Agardiffusionstest) [18]. Für Eucalyptusöl wird der Phenolkoeffizient 3,55 angegeben[19]. Hemmung der Prostaglandinbiosynthese. 37 μmol/L Eucalyptusöl, berechnet als Cineol, hemmen im In-vitro-Cyclooxygenasetest die Prostaglandinbiosynthese um 20,4 %. Im gleichen Testsystem zeigen z. B. 1,2 μmol/L Indometacin eine Hemmung von 50 %. Die Autoren halten das Testsystem für lokale Effekte relevant [20], [21]. Lokal reizende Wirkung. Die lokal schwach hyperämisierende Wirkung [22] von Eucalyptusöl und Cineol ist allgemein anerkannt [36]. Es fehlen jedoch systematische Untersuchungen. Fünfminütiges Einatmen von eucalyptusölhaltigen Dämpfen bewirkt bei menschlichen Probanden offensichtlich eine Reizung der Kälterezeptoren der Nasenschleimhaut. Trotz fehlender rhinometrisch objektivierbarer Schleimhautabschwellung wird durch das Kältegefühl subjektiv eine erhöhte nasale Luftströmung und damit bessere Nasengängigkeit suggeriert. Die resultierende subjektive Linderung der Schnupfenbeschwerden wird befreiender empfunden als die adrenerge, durch körperliche Anstrengung induzierte nasale Schleimhautabschwellung [23]. Expektorierende, sekretomotorische Wirkung. Das Einatmen von eucalyptusölhaltigen Dämpfen bleibt im In-vivo-Tierversuch (Kaninchen) in humantherapeutischen Dosen von 1 bis 5 mg/kg KG noch ohne Einwirkung auf Menge und Zusammensetzung der Atemwegsflüssigkeit. Bei für die Tiere bereits toxischen Dosen von 9 bis 243 mg/kg KG resultiert eine signifikante Sekretionssteigerung in den Atemwegen. Dabei bleibt die Zusammensetzung des Sekrets unverändert. Die o. a. Eucalyptusöldosen wurden in 1 mL EtOH gelöst, in einem Wasserbad verdampft, das resultierende Gemisch auf 39 °C abgekühlt und den Tieren insuffliert [24], [25]. Antitussive Wirkung. Der hustenstillende Effekt von Eucalyptusöl bei mechanisch provoziertem Reizhusten wird am Kaninchen während 60 min nach inhalativer bzw. i. p. Anwendung untersucht. Testpräparate zur Inhalation: 2,5-, 5- und 10 %ige Emulsion in physiologischer Kochsalzlösung; Angaben zu Dosierung und Inhalationsdauer liegen nicht vor. Testpräparate zur i. p. Anwendung: 25, 50 und 100 mg/kg KG als Emulsion in physiologischer Kochsalzlösung. Die Hustenhäufigkeit wird gemessen. Der Effekt wird mit demjenigen von Codeinphosphat i. p. 15 mg/kg KG verglichen. Bei der Inhalation bewirken das 5- und das 10 %ige Präparat eine signifikante Hustenstillung. Dabei ist das 5 %ige Testpräparat etwas stärker wirksam und entfaltet ca. 68 % der o. a. Codeinwirkung. Nach i. p. Anwendung resultiert ein konzentrationsabhängiger Effekt von 38 bis 71 % der o. a. Codeinwirkung [26]. Um abzuklären, ob lokalanästhetische Effekte die Hustendämpfung verursachen, wird in einem anderen In-vivo-Modell an der Meerschweinchenhornhaut die Unterdrückung der Reizantwort nach Vorbehandlung mit 2,5 %iger Eucalyptusöllösung gemessen und mit derjenigen von 1 %iger Cocainlösung verglichen. Cocain zeigt 77,1 % Hemmung, während das ätherische Öl mit nur 2,8 % Hemmung keine nennenswerte Lokalanalgesie entfaltet [26]. Oberflächenaktive surfactantartige Wirkung. Vorbemerkung: Sog. Lungensurfactant ist ein in monomolekularer Spreitung auf den Alveolen lokalisierter Film. Er besteht v. a. aus Dipalmitoyllecithin (DPL) und setzt an der Grenzfläche feuchtes Lungengewebe/Atemluft die von den Krümmungsradien der Lungenbläschen herrührende Oberflächenspannung herab und stabilisiert dadurch die Alveolen gegen Kollaps. Surfactantdefekte bedingen in der Regel massive Atemstörungen. Testsystem: Auf der Oberfläche einer 0,15 mmol Kochsalzlösung wird sukzessive eine Monolayer aus synthetischem DPL oder präpariertem Surfactant aufgebaut. Während die Oberflächenspannung an der Grenzfläche Flüssigkeit/Luft kontinuierlich abnimmt, steigt innerhalb des aufgebrachten Films der Oberflächenfilmdruck an. Wird die Zugabe über den kritischen Filmdruck hinaus fortgesetzt, kollabiert der künstliche Film, und die Oberflächenspannung nimmt wieder zu. Wird bei verschiedenen Ausgangsdrucken unterhalb des kritischen Filmdruckes Eucalyptusöl oder Cineol anstatt DPL zugegeben, resultiert zunächst ebenfalls ein konzentrationsabhängiger deutlicher Anstieg des Filmdruckes, gleichbedeutend mit einer Erniedrigung der Oberflächenspannung. Die gemessene Druckzunahme erreicht ein Plateau bei Sättigung des Films mit Eucalyptusöl bzw. Cineol. Es wird eine Sättigungskonzentration von 4 mmol Cineol ermittelt. Der dann herrschende Filmdruck entspricht in etwa dem kritischen Filmdruck des künstlichen Surfactants. Cineol kann im Testsystem offensichtlich Surfactant ersetzen. Daraus werden möglicherweise auch therapeutisch verwertbare surfactantartige Eigenschaften hergeleitet [27]. Besserung der Lungencompliance. Kaninchen werden 80 min lang mit dem durch Einfüllen von 2 mL Cineol in einen kommerziellen Zerstäuber erhaltenen Cineol/Luft-Gemisch beatmet. Gemessen werden freigesetztes Cineol, Cineolmenge in Blut und Ausatmungsluft, sowie das Einatemvolumen bei gleichbleibendem Druck. Untersucht wird der Zusammenhang zwischen Cineolmenge und der sog. Lungencompliance. Letztere, ausgedrückt in Volumen/Druck, stellt ein Maß für Dehnbarkeit bzw. Plastizität der Lungen dar. Während der Freisetzung von insgesamt 500 μmol Cineol steigt die Cineolmenge im Blut kontinuierlich auf bis zu 55 μmol an. Dabei bessert sich die Lungencompliance zunächst bis zu ihrem Maximum bei 300 μmol freigesetztem Cineol bzw. 15 μmol Cineol im Blut beständig. Danach fällt sie trotz weiter steigendem Cineolangebot wieder auf den Ausgangswert ab [27]. Enzyminduzierende Wirkung. Bei der Maus steigert die einmalige i. p. Gabe von 0,3 mg Cineol/kg KG durch Enzyminduktion die In-vitro-Aktivität der UDP-Glucuronyltransferase gegen Bilirubin als Substrat um 110 %. Die Autoren halten eine Senkung des Serumbilirubinspiegels durch Cineol für möglich und fordern dessen Prüfung auf klinische Relevanz beim Neugeborenen-Ikterus [28]. Weitere Angaben zu Enzyminduktion s. → Wechselwirkungen.

Resorption: Peroral.Eucalyptusöl wird aufgrund seiner Lipophilie im Magen-Darm-Trakt vermutlich rasch resorbiert. Untersuchungen liegen nicht vor. Perkutan.Direkt auf 2,2 cm [2] rasierte Bauchhaut von Mäusen aufgebrachtes Eucalyptusöl wird im Vergleich zu 32 anderen getesteten ätherischen Ölen und Terpenen relativ schnell resorbiert. Testprinzip: Ein gut resorbierbarer Stoff übernimmt für einen darin gelösten schlecht resorbierbaren Stoff die Funktion eines Schleppers. Eine charakteristische systemische Wirkung des mitgeschleppten Stoffes ist Indikator für die dermale Resorption des Schleppers. Testlösung: Eucalyptusöl als Schlepper mit 0,25 % schlecht resorbierbarem Physostigmin als Indikator; Meßparameter: Zeitspanne bis zum Auftreten der Physostigminwirkung an der quergestreiften Kaumuskulatur = 31 min. Nur bei vier anderen Vehikeln tritt eine Wirkung schneller ein [29].Bei konventioneller Applikation einer 66,5 mg Cineol enthaltenden Menge Salbe an Ratten werden im Skelettmuskel unter der Applikationsstelle nach drei Stunden 15 % des Cineols wiedergefunden. Anwendung derselben Salbe unter Okklusivbedingungen führt in der gleichen Zeit zu einer Resorptionsquote von ca. 60 % [30]. Da die Salbe ein Kombinationspräparat darstellt, sind Einflüsse der anderen Bestandteile auf die Cineolresorption nicht auszuschließen. Pulmonal. Menschliche Probanden resorbieren bei einer Wasserbadtemperatur von 80 °C ca. 20 % der zur Inhalation vorgelegten Cineolmenge [31]. Kaninchen resorbieren 5 bis 10 % des als Aerosol verabreichten Cineols [27].

Distribution: Bei Mäusen wird fünf Minuten nach peroraler Gabe von 7 bzw. 14 mg Cineol ein maximaler Blutspiegel von 6,6 bzw. 16,2 ng/mL gemessen [32]. Das Cineol wurde in Form von emulgiertem Rosmarinöl appliziert. Die Ergebnisse sind daher nur bedingt auf reines Cineol oder Eucalyptusöl übertragbar. Die 80minütige Beatmung von Kaninchen mit einem Cineol-Luft-Gemisch, entsprechend insgesamt ca. 77 mg Cineol, führt zu einem stetig steigenden Blutspiegel von letztendlich 42 μg/mL [27]. Im Muskelgewebe von Ratten werden drei Stunden nach konventioneller Applikation einer 66,5 mg Cineol entsprechenden Menge Salbe (Kombinationspräparat) ca. 55,1 ppm entsprechend ca. 10,5 mg Cineol pro Tier bestimmt [30]. Bei einmaliger Aufbringung von 11 mg Cineol mit derselben Salbe unter Okklusivbedingungen reichert sich der Stoff im Muskelgewebe offensichtlich zunächst an: Nach drei Stunden werden 35,6 ppm (ca. 6,8 mg), nach sechs Stunden 66 ppm (ca. 12,5 mg) Cineol als Durchschnittswerte pro Tier angegeben. Nach neun Stunden ist mit 12,2 ppm (ca. 2,3 mg) pro Tier die Cineolgewebekonzentration wieder deutlich gefallen [30]. Bei i. v. Gabe einer alkoholischen Cineollösung werden bei Ratten nach einer Stunde im Lungengewebe 1 % und im Lebergewebe 4 % der applizierten Cineoldosis vorgefunden[33]. Nach tgl. s. c. Gabe von 500 mg/kg KG über vier Tage passiert Cineol bei der Ratte die Placentarschranke, nicht jedoch die Blut-Milch-Schranke [34].

Elimination: Nach der Inhalation von Cineol gliedert sich dessen Elimination in eine schnelle erste Phase mit t1/2 = 6 min und in eine langsamere zweite Phase mit t 1/2 = 45 min [32]. Beim Menschen wird für Cineol nach 10minütiger Inhalation eine Plasmahalbwertzeit von ca. 36 min ermittelt [31]. Nach intravenöser Gabe scheiden Ratten innerhalb von 5 h 4 % der Cineoldosis über die Lunge aus [33]. Cineol, seine Metaboliten und die jeweiligen Glucuronsäurekonjugate werden überwiegend renal ausgeschieden. Die fäkale Elimination ist unbedeutend. Von den Hauptkomponenten des Eucalyptusöls sind folgende Metaboliten bekannt: -Cresol und Cuminsäure von -Cymen, Myrtensäure und -Verbenol von -Pinen sowie Cineol-9-carbonsäure, -Cresol und 9-Hydroxycineol von Cineol [35].

Anwendungsgebiete

Innere und äußere Anwendung: Bei Erkältungskrankheiten der Luftwege [36], [37]. Äußere Anwendung: Bei rheumatischen Beschwerden [36].

Innere Anwendung: Mittlere Tagesdosis 0,3 bis 0,6 g Eucalyptusöl [36]. Mehrmals tgl. 3 bis 6 Tropfen Eucalyptusöl in ein Glas warmes Wasser geben und langsam trinken; zur Inhalation 2 bis 3 Tropfen in siedend heißes Wasser geben und die Dämpfe einatmen [37]. Einzeldosis 0,2 g bzw. 10 Tropfen [39]. Je höher bei der Wasserdampfinhalation die Badtemperatur, desto höher sind Freisetzung und Resorption der Ölkomponenten. Eine ständige Badtemperatur von 80 °C ist für Cineol optimal [31]. Bei der sog. Trockeninhalation werden wasserfreie Lösungen des Öls in Glycol bzw. Propylenglycol in speziellen Inhalatoren vernebelt. Die Behandlung kann ohne Unterbrechung bis zum Abklingen der Beschwerden fortgesetzt werden [37]. Äußere Anwendung: 5 bis 20 % in öligen und halbfesten Zubereitungen, 5 bis 10 % in wäßrig-ethanolischen Zubereitungen [36]. Einreibungen mit einem Eucalyptusölanteil von 20 % [39]. Häufig verwendet werden sog. Erkältungs- oder Brustbalsame in streichfähiger Grundlage; nach dem Einreiben können durch eine Abdeckung die Penetration gefördert und Wirkungsverluste durch Abdampfen der flüchtigen Bestandteile vermindert werden. Diese Zubereitungen können prinzipiell auch zur inhalativen Applikation herangezogen werden.

Unerwünschte Wirkungen

In seltenen Fällen können nach Einnahme Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten [36], [37].

Innere Anwendung: Entzündliche Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich und im Bereich der Gallenwege; schwere Lebererkrankungen [36], [37]. Äußere Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern: Nicht im Bereich des Gesichts, speziell der Nase, auftragen; [36], [37] nicht zur Inhalation verwenden [37]. Aufgrund des intensiven Geruchs kann es reflektorisch zu einem Glottiskrampf oder über einen Bronchospasmus zu asthmaähnlichen Zuständen bis hin zu Atemstillstand kommen.

Wechselwirkungen

Eucalyptusöl und Cineol bewirken in der Leber Enzyminduktion. Die Wirkung anderer Medikamente kann abgeschwächt und/oder verkürzt werden [36]. Diesbezüglich ist für Aminopyrin, Amphetamin, Pentobarbital und Zoxazol ein durch Cineolgabe beschleunigter Abbau in Mensch und Ratte bekannt [44].

Innerlich und äußerlich bei Erkältung und Erkrankungen der Atemwege, z. B. Fieber, Grippe, Heiserkeit, Husten; hierunter ist lediglich die Anwendung bei Katarrhen der Luftwege belegt [36]. Die Anwendung als unterstützende Maßnahme bei Grippe zur symptomatischen Behandlung katarrhalischer Erscheinungen kann sinnvoll sein. Die Wirksamkeit bei den übrigen Anwendungsgebieten ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht belegt. Innere Anwendung bei Asthma, beginnendem Scharlach und Masern, bei Magenbeschwerden, bei Stirnhöhlenerkrankungen, bei Wurmbefall sowie bei Typhus als Darmantisepticum [40], [41], [78]. Diese Anwendungsgebiete sind weder belegt noch zu verantworten, da hier, v. a. bei Wurmbefall, u. U. bereits toxische Dosen eingenommen werden. Bei Erkältungskrankheiten: Etwas Eucalyptusöl in ein Gefäß mit heißem Wasser eintropfen, die aufsteigenden Dämpfe einatmen [41]. 3 bis 5 Tr. ätherisches Öl auf einem Stück Zucker 3mal tgl. einnehmen [42]. Bei Asthma: 20 Tr. in Wasser oder Kaffee einnehmen. Gleichzeitig den Dampf heißen Wassers, in das 20 Tr. Eucalyptusöl gegeben wurden, einatmen [40]. Bei hartnäckigem Fieber: 10 Tr. ätherisches Öl auf ein Glas Wasser, tgl. 1 bis 2 Gläser einnehmen [41]. Bei Stirnhöhlenentzündung: Die Nasenschleimhäute mit Eucalyptusöl bestreichen [40]. Eucalyptusbonbons und -karamellen zum häufigen Lutschen bei Husten und Heiserkeit: Dies ist sinnvoll, da Lutschen den Speichelfluß erhöht und dadurch Schluckvorgänge auslöst, welche sich wiederum hustendämpfend auswirken können [43]. Es ist jedoch nicht belegt, daß das ätherische Öl währenddessen auch antimikrobielle oder schleimlösende Effekte entfaltet.

Aufgrund seiner antiseptischen Eigenschaften und seines frischen Geschmacks ist Eucalyptusöl ein sinnvoller Bestandteil in medizinischen Zahncremes und Mundspüllösungen. In der Zahnheilkunde wird eine Mischung aus Eucalyptusöl und Guttapercha als „Eucapercha“ bei Erkrankungen der Zahnwurzel mit schwerer Entzündung des Zahnnervs als Wurzelkanalfüllungsmaterial empfohlen. Die Anwendung soll eine Operation erübrigen [38], [81], [82]. Trotz klinisch und röntgenologisch bereits dokumentierter Behandlungserfolge [38] bedürfen Anwendbarkeit, Verträglichkeit und materialtechnische Eigenschaften des Präparates weiterer Überprüfung.

Tox. Inhaltsstoffe und Prinzip: Bei äußerer und inhalativer Anwendung sind keine ernsthaften Vergiftungsfälle bekannt. Evtl. auftretender Husten bei übermäßigem Inhalieren läßt bei Abbrechen des Dampfbades rasch nach. Ebenso werden Hautrötungen, -brennen und -reizung als beschriebene Symptome bei unsachgemäßer äußerer Anwendung durch gründliches Abspülen mit Wasser komplikationslos innerhalb einer Stunde zum Abklingen gebracht [45]. Bei innerer Anwendung ist Eucalyptusöl relativ toxisch. Einige Todesfälle sind bekannt. Voraussetzung für eine ernsthafte Intoxikation ist Verschlucken. Schmecken und Lecken sind diesbezüglich ungefährlich [45]. Die Festlegung einer toxischen Dosis scheitert an der Beobachtung grundverschiedener Effekte trotz Einnahme vergleichbarer Mengen. So rufen einerseits bereits einige Tropfen bis 1 mL bei Kindern alarmierende Vergiftungssymptome hervor, andererseits wird aber von einem Jungen berichtet, der nach Einnahme von 15 mL lediglich über leichte Schläfrigkeit klagte [46]. Als tödliche Dosis für den Erwachsenen gelten ca. 30 mL. Es sind jedoch auch Todesfälle nach Einnahme von nur 4 bis 5 mL bekannt, während eine Vergiftung mit 100 bis 200 mL Eucalyptusöl überlebt wurde [46], [47]. Da der intensive Geruch und Geschmack die mißbräuchliche Anwendung limitieren, sind von Vergiftungen zumeist Kleinkinder betroffen und Erwachsene, die mutwillig oder bei getrübtem Bewußtsein handeln.

Toxkinetik: Die rasche Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt begünstigt das relativ schnelle Auftreten der Vergiftungssymptome. Dies kann sowohl sofort nach Ingestion als auch nach einer Inkubationszeit von ca. 45 min der Fall sein [45]. Genaue Untersuchungen liegen nicht vor. Bei der Intensivtherapie einer schweren Vergiftung durch ca. 200 mL Eucalyptusöl blieb der Cineol-Serumspiegel trotz mehrmaliger Magenspülung, Hämo- und Peritonealdialyse sowie forcierter Diurese nahezu konstant bei ca. 7 mg/100 mL. Daraus wird gefolgert, daß aufgrund der guten Lipidlöslichkeit des Eucalyptusöls sowohl eine Speicherung im Fettgewebe als auch ein enterohepatischer Kreislauf möglicherweise die Ursachen dieses gleichbleibenden Blutspiegels sein könnten [46]. Selbst bei schweren Vergiftungen ist die renale Ausscheidung nicht erhöht. Dagegen wird durch den lang anhaltenden intensiven Eucalyptusgeruch im Atem der Vergifteten die Bedeutung der pulmonalen Ausscheidung unterstrichen [45], [46], [47].

Toxikodynamik: Beim Menschen. [45], [46], [47] Die ersten Vergiftungssymptome sind Brennen in Mund und Schlund, Bauchschmerzen und Übelkeit. In dieser Phase setzt in der Hälfte der Fälle nach wenigen Minuten, manchmal aber auch erst nach vier Stunden, plötzlich heftiges Erbrechen ein. Selten kommt Durchfall hinzu. Die Atmung ist flach, unregelmäßig und häufig durch bronchospastische Zustände gestört. Unabhängig von der eingenommenen Menge ist fast immer auch das ZNS betroffen. Zunächst treten nur Schläfrigkeit, Benommenheit mit Kopfschmerzen und Sprachstörungen auf. In schweren Fällen steigern sich diese aber zu Ataxie und Bewußtlosigkeit mit fehlender Reflexerregbarkeit. Koma kann sofort nach Ingestion oder erst nach ca. vier Stunden einsetzen. Die Komadauer beträgt zwischen 30 min und acht Stunden. Neben überwiegender ZNS-Dämpfung sind auch Fälle von Exzitation mit Unruhezuständen, unkontrollierten Muskelzuckungen und Delir bekannt. Die Pupillenreaktion ist uneinheitlich. Am häufigsten ist extreme Miosis, seltener sind Mydriasis oder unveränderte Pupillen. Zeichen einer schweren Vergiftung sind stets Atemnot, Herz-Kreislaufkollaps und Koma. Nephrotoxizität wird äußerst selten beobachtet. Beträgt die eingenommene Menge nicht mehr als ca. 30 mL, erholt sich der Vergiftete in der Regel innerhalb von 24 Stunden vollständig. Der Atem kann noch mehrere Tage nach Eucalyptus riechen. Bleibende Schäden sind nicht bekannt. Selbst nach zwei Wochen können jedoch noch vorübergehend Benommenheit, Ataxie und Erschöpfungszustände auftreten. Bei den bekannten Todesfällen trat der Tod innerhalb von 15 min bis 15 h nach Ingestion ein.

Acute Toxizität:

Mensch. Fallbeschreibungen: Ein zweieinhalbjähriges Kind wird kurz nach Einnahme von ca. 5 mL Eucalyptusöl aufgefunden. Es zeigt zunächst keine Symptome, bis nach 45 Minuten Apathie und Körperstarre einsetzen. Nach Einlieferung in die Klinik und Gabe von Aktivkohle und eines Abführmittels mittels Sonde tritt Erbrechen auf. Nach drei Stunden wird ein Puls von 117 gemessen. Nach sieben Stunden mit mehrmaligem Atemstillstand hatte sich der Bewußtseinszustand schrittweise wieder aufgehellt [45]. Ein 29 Jahre alter Mann trinkt ca. 20 mL Eucalyptusöl. Sofort setzt heftiges Erbrechen ein. In der Klinik werden eine Magenspülung durchgeführt sowie Aktivkohle und ein Abführmittel gegeben. Innerhalb von 40 min wird der Mann schläfrig, bleibt aber weckbar. Während des Klinikaufenthaltes bewegen sich sein Puls zwischen 68 und 80, die Blutdruckwerte zwischen 90/60 und 110/70. Nach ca. 3,5 Stunden setzen Herzrhythmusstörungen ein, die für 8 bis 10 Stunden anhalten. Währenddessen hat sich der Blutdruck bereits wieder auf 90/60 normalisiert. Der Mann wird nach 24 Stunden entlassen [45]. Ein dreijähriger Junge trinkt ca. 10 mL Eucalyptusöl. Innerhalb 30 min wird er mit tiefem Koma ins Hospital eingeliefert. Sein Atem riecht streng nach Eucalyptus. Die Pupillen sind verengt, der Muskeltonus deutlich vermindert, Reflexe fehlen. Der Atem ist flach, unregelmäßig mit einer Frequenz von ca. 10/min. Der Puls beträgt 70, der Blutdruck 75/40, der klinisch-chemische Blutbefund ist normal. Nach Intubation erhält er eine Magenspülung und ein salinisches Abführmittel. Zwei Stunden nach Behandlungsbeginn haben sich Puls, Blutdruck und Atmung normalisiert. Nach fünf Stunden erlangt der Junge allmählich das Bewußtsein. Nach 24 Stunden ist er vollkommen wiederhergestellt. Nur sein Atem riecht noch nach Eucalyptus. Nach 48 Stunden wird er entlassen [47]. Ein geistesgestörter 18jähriger trinkt nach übermäßigem Alkoholgenuß ca. 120 bis 220 mL Eucalyptusöl. Er wird noch bei vollem Bewußtsein aufgefunden und legt sich selbständig zu Bett. Rasch treten Bewußtlosigkeit und Erbrechen ein. Bei Einlieferung ins Hospital werden bereits tiefes Koma, Reflexlosigkeit, Flush ohne Schwitzen und extreme Miosis diagnostiziert. Der Atem ist flach, unregelmäßig, rasselnd und riecht streng nach Eucalyptus. Der systolische Blutdruck beträgt 60 mm Hg, der Puls 110/min. Der Patient bleibt trotz intensivster Behandlung zunächst vier Tage bewußtlos, nach Erwachen setzt eine langanhaltende Exzitationsphase mit Krampfanfällen ein. Noch nach sechs Tagen ist der Eucalyptusgeruch wahrnehmbar. Nach insgesamt zwei Wochen wird der junge Mann symptomfrei entlassen [46].

Chronische Toxizität:

Tier. Mäuse werden am Rücken mit einer als subcarcinogen geltenden Initialdosis von 225 μg 9,10-Dimethyl-1,2-benzanthracen in 0,2 mL Aceton vorbehandelt. Nach dreiwöchiger Latenzzeit werden die Tiere an derselben Stelle einmal wöchentlich mit unverdünntem Eucalyptusöl gepinselt. Genaue Angaben zur Menge fehlen. 33 Wochen nach Beginn der Folgebehandlung haben vier von 14 überlebenden Tieren einen Hauttumor. Einer davon ist bösartig. Die ebenfalls vorbehandelten Kontrollen sind tumorfrei. Das untersuchte Öl wird als schwacher Promoter bzw. Cocarcinogen von Hauttumoren eingestuft [48]. Da die eingesetzte Ölqualität nicht näher spezifiziert wird und die Autoren von Phellandren als „Hauptkomponente in Eucalyptusöl“ sprechen, bleibt unklar, ob der toxikologische Befund überhaupt auf das offizinelle phellandrenfreie Öl übertragen werden kann.

Mutagen:

Reproduktion: Nach Gabe von 135 mg Eucalyptusöl/kg KG s. c. in den Tagen 6 bis 15 der Schwangerschaft zeigt sich bei Mäusen kein morphologisch-anatomischer Hinweis auf Embryo- oder Fötotoxizität [49].

Sensibilisierung: Immuntoxizität. Die Prüfung von 10 % Eucalyptusöl in Paraffin im Maximization-Test nach Kligman verläuft negativ, ebenso die Testung auf Phototoxizität [50]. Nähere Angaben fehlen. Hautverträglichkeit: Unverdünntes Eucalyptusöl am rasierten Mäuserücken ruft keine Unverträglichkeit hervor. Es erzeugt leichte Hautreizung an intakter oder geschädigter Kaninchenhaut bei 24stündiger Anwendung unter Okklusivbedingungen[50]. 10 % Eucalyptusöl in Paraffin rufen im 48-Stunden-closed-patch-Test an 25 Probanden keine Hautirritationen hervor. Die 24stündige Einwirkung von unverdünntem Eucalyptusöl im Patch-Test an 20 Probanden führt zu keinerlei Entzündungsreaktionen [50].

Toxikologische Daten:

LD-Werte. Cineol: 2.480 mg/kg KG Ratte [50] Cineol: >5 g/kg KG Kaninchen dermal [50] Cineol: 100 mg/kg KG Maus i. m [49].

Therapie: Wegen der Aspirationsgefahr darf kein Erbrechen ausgelöst werden. Üblich ist Gabe von Aktivkohle [46].

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24.01.2013