Sabine Schweins, Ulrich Sonnenborn
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G Panax
D Ginseng radix (Ginsengwurzel)
D Panax pseudoginseng hom. HAB 1
D Aralia quinquefolia hom. HPUS 88
D Panax quinquefolium hom. HAB 34
Radix ginseng
dt.:Chinesische (Amerikanische) Ginsengwurzel, Kraftwurzel, Lebensverlängerungswurzel, Panaxwurzel, Samwurzel, Schinsengwurzel, Weißer Ginseng; Chinese physic, five fingers root, rive leaved panax root, ginseng root, tartar root; Ginseng, mandragore coréenne, racine de ginseng chinois; chinesisch:Renshen; japanisch:Ninsin; koreanisch:San-Sam; pol.:Zen-Szen; russ.:Zen-Szen; tsch.:Vsehoj pravy.
Ginseng radix – PhEur 5; Radix ginseng – ÖAB 90; Ginseng radix – Helv VII; Ginseng radix – ChinP IX; Ginseng – Jap XI; Panax – BHP 83
Die ganzen oder geschnittenen, getrockneten Wurzeln PhEur 5. Die getrockneten Wurzeln.
Stammpflanzen: Panax ginseng C. A. MEY. Anm.: Das russische Arzneibuch (Ross 9) beinhaltet die Monographie „Radix ginseng“, allgemein bekannt als Sibirischer oder Russischer Ginseng. Bei der Stammpflanze dieser Droge handelt es sich jedoch um keine Species der Gattung Panax, sondern um Eleutherococcus senticosus, eine ebenfalls zur Familie der Araliaceae gehörende Pflanze [4], s. → Gattung Eleutherococcus (Folgeband).
Herkunft: Seltener Sammlung aus Wildbeständen in China. Vorwiegend stammt die Droge aus Kulturen in Nordchina, der Mandschurei, Südkorea und Japan. Die Hauptmärkte für die Ginsengwurzel befinden sich in Shanghai und Hongkong. Die Kultur erfordert einen großen Aufwand an Pflege und Zeit. Ein Jahr nach der Saat auf trockenem Lehm- oder Tonboden werden die kräftigsten Pflanzen in die Plantage umgepflanzt. Die Pflanzen müssen in Böden kultiviert werden, in denen mindestens 10 bis 15 Jahre keine Ginsengpflanzen aufgezogen wurden, um Wurzelfäulnis zu verhindern [5]. Darüber hinaus müssen sie laufend vor Sonne und Schädlingen geschützt sowie gut und differenziert gedüngt werden [116]. Die Wurzeln werden erst im 4. bis 7. Jahr geerntet [117].
Gewinnung: Die Wurzeln von 4 bis 7 Jahre alten Pflanzen werden im Herbst ausgegraben und gereinigt. Vor der Trocknung in der Sonne werden die dünnen Enden von Haupt- und Nebenwurzeln abgeschnitten. Die abgeschnittenen Teile werden als „slender tails“ bezeichnet und bilden ein eigenes Handelsprodukt [6]. Abhängig von der Art der Drogenverarbeitung unterscheidet man zwei Handelssorten, den Weißen und den Roten Ginseng. Der Rote Ginseng hat im europäischen Raum keine wesentliche Bedeutung, ist aber in China und Japan offizinell[117], [118]. Weißer Ginseng (Shenghaishen): Die frisch geernteten Wurzeln werden gewaschen und feine Seitenwurzeln entfernt. Anschließend werden die Wurzeln geschält, einem Bleichprozeß mit SO2 unterzogen und dann an der Sonne oder auch künstlich bei 100 bis 200 °C getrocknet [6]. Die „Ginsengschale“ besteht aus der Peridermschicht und bildet ebenfalls ein eigenes Handelsprodukt (Jin-pi oder San-pi in Japan) [7]. Durch Abbinden und Biegen werden die Wurzeln oft in eine menschenähnliche Gestalt gebracht [6]. Roter Ginseng (Hongshen): Die geernteten Wurzeln werden noch frisch mit Wasserdampf von 120 bis 130 °C 2 bis 3 h lang behandelt und danach getrocknet. Lit. [118] beschreibt eine kurze Verweildauer der Wurzel in kochendem Wasser. Nach dem Trocknen sind die Wurzeln hornartig, durchsichtig und rötlich [117]. Die Farbentwicklung ist auf die bei der Wasserdampfbehandlung ablaufende Maillard-Reaktion (Reaktion zwischen reduzierenden Zuckern und Aminosäuren) zurückzuführen [6].
Handelssorten: Neben den zwei Haupthandelssorten, dem Weißen und dem Roten Ginseng (s. → Gewinnung), werden 4 weitere Ginsengsorten, die nach ihren Herkunftsländern unterschieden werden, gehandelt: Chinesischer wilder und kultivierter Ginseng sowie koreanischer und japanischer Ginseng. Die am meisten geschätzte, oft sehr hoch bezahlte Wurzel des in China wildwachsenden P. ginseng ist sehr schwer zu bekommen. Die Sorten aus Korea und der Mandschurei werden ebenfalls sehr hoch bewertet. Weniger im Wert stehen die japanischen Sorten[116].
Schnittdroge: Geschmack. Schwach würzig, anfangs leicht bitter, dann süßlich, etwas schleimig. Geruch.Schwach, eigenartig. Aussehen. Das Aussehen der Handelsware variiert oft stark [8]. Spindelförmige Wurzeln, zumeist 3,5 bis 20 cm lang, oben 0,5 bis 2,5 cm dick, nach unten verschmälert und häufig gegen die Spitze hin gekrümmt; im oberen Teil querrunzelig und von der Mitte an oft zwei- oder mehrfach verzweigt; oben mit kopfartig abgesetztem, ringförmig genarbtem Sproßrest. Bis 3 mm starke Rinde, hellbräunlich-gelb bis gelblich-weiß mit kleinen verstreuten orangeroten Harzbehältern; Oberfläche der Wurzel von längs verlaufenden Runzeln bedeckt und im oberen Teil mehr oder weniger deutlich geringelt. Hart und spröde, nicht faserig brechende Wurzel, mehliger, weißlichgelber Querschnitt mit bräunlichgelbem Kambiumring [119], [120].
Panax ginseng C.A. MEY.: Radix.
Panax ginseng C. A. MEY.: Hauptwurzel mit Neben- und Haarwurzeln. Aus Lit. [1] Größenverhältnis im Original nicht angegeben.
Morphologisch-anatomische Merkmale der Droge geben keinen Aufschluß über die Herkunft. Zu beobachtende Unterschiede sind oft nicht artbedingt, sondern wahrscheinlich auf das unterschiedliche Alter der untersuchten Drogen zurückzuführen [8]. Während die Form des Roten Ginseng gegenüber der des ungebrühten Ginseng kaum verändert ist, ist die Längs- und Querringelung teilweise nicht mehr so stark wie bei der ungebrühten Ware vorhanden [116].
Mikroskopisches Bild: Wurzelquerschnitt: Mehrschichtiges, dünnwandiges Korkgewebe. Phelloderm aus wenigen Lagen schmaler, tangential gestreckter, dickwandiger Zellen. Lockeres Rindengewebe mit großen lufterfüllten Interzellularräumen und zahlreichen, vom umgebenden Gewebe sich abhebenden, zerstreut angeordneten Exkretgängen mit gelbbräunlichem Inhalt, deren Durchmesser von außen nach innen abnimmt, verlaufen in der Nähe des Kambiums fast ringförmig; dünnwandige Parenchymzellen der Rinde in der Nähe des Kambiums rundlich-polygonal, nach außen zunehmend schmaler und tangential gestreckt; im Kambium unterscheiden sich breite Markstrahlen deutlich vom Gefäßteil; im Zentrum primäres Holz. Im ganzen Wurzelquerschnitt keine Sklerenchymfasern und Steinzellen; Gefäße sind die einzigen verholzten Elemente. Schmale radiale Strahlen aus zerdrückten Siebröhrengruppen in der inneren Rinde; im Xylem strahlige Anordnung der 15 bis 45 μm weiten Gefäße, dazwischenliegende keilförmige, unterschiedlich weite Markstrahlen aus dünnwandigen, polygonalen, gleichförmigen Zellen. Rinde und Holz enthalten zahlreiche Calciumoxalatdrusen, gelegentlich auch kleine Einzelkristalle; in der äußeren Rinde besonders viele große Drusen. Gesamtes Parenchym dicht gefüllt mit Stärke, 4 bis 10 μm große, rundliche, seltener eckige Einzelkörner, vereinzelt zusammengesetzt [119], [120]. Bei Drogen japanischer Herkunft sind verholzte Sklereiden nachweisbar. Der Rote (gebrühte) Ginseng zeigt denselben histologischen Aufbau mit Ausnahme der verquollenen Stärke [116].
Pulverdroge: Aussehen. Mikroskopisches Bild. Gelbliches Pulver aus überwiegend dünnwandigem, farblosem Parenchym, zahlreichen einfachen und zusammengesetzten Stärkekörnern, 40 bis 50 μm großen Calciumoxalatdrusen; Fragmente der Sekretgänge mit gelbbraunen Sekretklumpen, Bruchstücke der 15 bis 45 μm weiten Netz-, Treppen- und Spiralgefäße, dünnwandige Korkfetzen, wenig dickwandiges, farbloses Phelloderm, keine Sklerenchymfasern [119], [120].
Verfälschungen/Verwechslungen: Absichtliche Verfälschungen des „echten koreanischen Ginsengs“ kommen mit Wurzeln verwandter Panax-Species [6], aber auch mit Arten anderer Gattungen vor: Panax japonicus C. A.MEY., P. notoginseng (BURK.) F. H. CHEN., P. quinquefolius L., P. sessiliflorum PLANCH. [6], Adenophora verticillata FISCH., Angelica polyclada FRANCH., Campanula glauca THUNB., Campanumoea pilosula FRANCH., Gynura pinnatifida DC., Phyteuma japonicum MIQ., Platycodon grandiflorum BENTH. et HOOK., Rehmannia chinensis FISCH. etMEY. und Sophora angustifolia SIEB. et ZUCC [9]. Die Ersatzmittel der chinesischen Mediziner unterscheiden sich auffällig von der Ginsengwurzel und kommen daher als Verfälschungen nicht in Betracht. Als Ersatzmittel sind vorgeschlagen: Apocynum juventas LOUR., Aralia edulis SIEB. et ZUCC., Barkhausia repens SPRENG., Batatas edulis CHOISY, Caragana flava POIR., Dioscorea sativa L., Kaempheria scaposa BENTH. et HOOK., Ophiopogon japonicus KER- GAWL., Pardanthus chinensis KER- GAWL., Robinia amara LOUR., Saussurea arenaria MAX., Sium ninsi L [9]. In der ehemaligen Sowjetunion ist als Ersatzdroge Eleutherococcus (syn. Acanthopanax) senticosus im Handel [10].
Minderqualitäten: Qualitätsunterschiede ergeben sich sowohl aufgrund der verschiedenen Herkunftsländer der Droge (s. → Handelssorten), als auch durch unterschiedliches Alter, verschiedene Größen und Gewichte sowie die Nebenwurzelanzahl der Drogen [9]. Obwohl laut Arzneibüchern (s. → Definition der Droge) die gesamte Wurzel als Droge zugelassen ist, befinden sich vielfach lediglich die Hauptwurzeln mit einigen größeren Nebenwurzeln im Handel. Die feinen Enden der Nebenwurzeln sowie die Haarwurzeln werden entfernt (s. → Gewinnung). Auch das Schälen der Wurzeln vor der Trocknung (s. → Gewinnung, Weißer Ginseng) ist in keinem der genannten Arzneibücher erwähnt. Anzumerken ist, daß beide Verarbeitungsverfahren eher zu einem Qualitätsverlust der Droge führen, da ginsenosidhaltige Wurzelteile entfernt werden (s. → Inhaltsstoffe).
Inhaltsstoffe: Nachweise für die kultivierte Droge (Wurzel von P. ginseng C. A. MEY.). Triterpensaponine. Die Konzentration der Ginsenoside (= Panaxoside) hängt vom Anbaugebiet, vom Alter der Pflanze und den untersuchten Wurzelteilen ab. Bei vergleichbarem Pflanzenwuchs steigt der Gesamtginsenosidgehalt der Wurzeln aus japanischen Anbaugebieten zwischen dem 4. und 5. Jahr von 275 mg auf 373 mg, bei Wurzeln koreanischer Herkunft von 148 mg auf 770 mg an (HPLC-Bestimmung). Vom 5. bis zum 6. Jahr steigt der Ginsenosidgehalt weniger ausgeprägt an [11]. Über HPLC bestimmter Ginsenosidgehalt für im Handel befindliche Ginsengwurzeln (ca. 6 Jahre alt): Gesamtwurzel: 0,8 bis 6,1 %, Hauptwurzel: 0,7 bis 1,8 %, Nebenwurzeln: 1,5 bis 2,9 %, Haar- (Faser-) Wurzeln: 6,8 bis 8,6 % [12], teilweise bis 12 % [10]. Der Ginsenosidgehalt differiert auch in den unterschiedlichen Wurzelgeweben. Über GC bestimmter Ginsenosidgehalt (Hauptwurzel, 6 Jahre alt, in Japan kultiviert): Periderm: 2,4 %, Cortex: 7 %, Xylem: 0 % [7]. Aglyka überwiegend tetracyclischer Dammarantyp: 20(S)-Protopanaxadiol: Ra (ca. 0,05 %), Rb1 (0,15 bis 1,2 %), Rb2 (0,06 bis 0,8 %), Rc (0,1 bis 1,2 %) und Rd (0,04 bis 0,7 %); 20(S)-Protopanaxatriol: Re (0,15 bis 1,5 %), Rf (ca. 0,05 %), Rg1 (0,22 bis 0,66 %), Rg2 (0,02 %) und Rh1 (ca. 0,004 %);[12], [13] teils pentacyclischer Oleanolsäuretyp: Ginsenosid Ro (0,05 bis 0,2 %) [116]. Die Verteilung der Einzelginsenoside in der Wurzel ist uneinheitlich: [12] Hauptwurzel: Dominantes Ginsenosid Rg1; Haarwurzeln: Dominantes Ginsenosid Rb1. Weitere Ginsenoside liegen im Gegensatz zu den genannten Hauptginsenosiden nur in Spuren vor [13]. Zwischen wild gewachsenem und kultiviertem Ginseng wurden keine Unterschiede in bezug auf Gehalt und Spektrum der Ginsenoside festgestellt [14].
Strukturformeln der Ginsenoside. Nach Lit. [34]
β-Elemen
Panaxynol
Panaxytriol
Panaxydol
Heptadeca-1-en-4,6-diin-3,9-diol Strukturformeln etherlöslicher Inhaltsstoffe. Nach Lit. [34]
Phenolische Substanzen. Salicylate, Vanillinsäure [16]. Peptidoglykane. Syn. Panaxane, s. Lit. [18]-[21] Die Inhaltsstoffe des Weißen und Roten Ginseng unterscheiden sich nicht wesentlich. Geringe Differenzen sind im Ginsenosidverteilungsmuster zu beobachten [6], [13], [22].
Identitaet: Das DAB 10 beschreibt 2 Identitätsprüfungen: 1. DC-Untersuchung zum Nachweis der Ginsenoside Rg1, Re, Rc und Rb1 DAB 10: Untersuchungslsg.: 1 g pulv. Droge wird 15 min lang mit 70 % MeOH (V/ V) unter Rückflußkühlung gekocht und nach dem Abkühlen abfiltriert; Referenzlsg.: Je 5 mg Aescin, Amygdalin bzw. Arbutin in 1 mL MeOH gelöst; Sorptionsmittel: Kieselgel G; FM: Ethylacetat-H2O-Butanol (2,5+5+10); Detektion: Besprühen mit Anisaldehyd-Reagenz, Erhitzen für 10 min auf 105 bis 110 °C; Auswertung im Vis; Auswertung: Zwischen der braunen Zone des Arbutins und der braunen Zone des Amygdalins liegen die Zonen der grauviolett angefärbten Ginsenoside Rg1 und Re. Das ebenfalls grauviolett angefärbte Rb1 befindet sich etwa auf gleicher Höhe wie die graue Aescinzone der Referenzlösung. Zwischen den Zonen der Ginsenoside Rb1 und Re liegen weitere, schwächer hervortretende Zonen, die unterste entspricht dem Ginsenosid Rc. Im unteren Drittel des Chromatogramms sind weitere Zonen erkennbar. 2. Eine Farbreaktionsprüfung mit 96 %iger Schwefelsäure DAB 10: 5 mg pulv. Droge werden in einem Uhrenglas mit 0,1 mL Schwefelsäure gemischt. Nach 1 bis 2 min erscheint eine rotbraune Färbung, die sich in 15 bis 20 min nach Rotviolett ändert. Die Untersuchung soll den Ausschluß anderer Panax-Arten ermöglichen. Wurzeln von P. quinquefolius geben diese Farbreaktion nicht [23]. Das ÖAB 90berschreibt 3 Identitätsprüfungen: 1. Der Stärkeanteil der Wurzel wird durch die Blaufärbung des Wurzelquerschnitts nach Auftropfen von Iodlösung dargestellt. 2. Die Ginsenoside werden durch die Rotfärbung des Wurzelquerschnitts nach Auftropfen von konz. Schwefelsäure dargestellt. 3. DC des methanolischen Drogenextrakts zum Nachweis von Ginsenosiden: Untersuchungslsg.: 5 g pulv. Droge werden 35 min unter Rückflußkühlung mit 100 mL MeOH erhitzt. Nach dem Erkalten wird filtriert und der Rückstand mit 10 mL MeOH nachgewaschen; anschl. wird nach dem Abdampfen des LM der Rückstand in 50 mL Wasser aufgenommen; es folgen weitere Reinigungsschritte unter Einsatz organischer LM; der so erhaltene Rückstand wird in MeOH aufgenommen und stellt nach der Filtration die Untersuchungslsg. dar; Sorptionsmittel: Kieselgel 60 F254; FM: Butanol-H2O-Essigsäure konz. (5+4+1); Detektion: Besprühen mit verd. Schwefelsäure, Erhitzen für 10 min auf 100 °C; Auswertung im Vis und/oder im UV 366 nm; Auswertung: Im Chromatogramm sind im Vis etwa 9 intensiv violett bis grauviolett gefärbte Zonen erkennbar, die im Bereich der Rf-Werte von 0,15 bis 0,75 liegen. Im UV fluoreszieren die Zonen intensiv gelb bis orange. Helv VIIbeschreibt 2 Identitätsprüfungen: 1. Farbreaktion der pulv. in Methanol gelösten und anschl. bis zur Trockne eingedampften Droge nach Zusatz von Antimon(III)chloridlsg.; nach Eindampfen des Gemisches färbt sich der Rückstand purpurrot. 2. DC zum Nachweis von Ginsenosiden: Analog DAB 10. Im ChinP IX werden neben der morphologisch-mikroskopischen Betrachtung der Pulverdroge 4 chemische Identitätsprüfungen beschrieben: 1. Farbreaktion der zunächst in Ethanol gelösten, anschl. eingedampften gepulverten Droge nach Zusatz einer gesättigten Antimon(III)chloridlsg. in Chloroform. Nach Eindampfen zur Trockne erscheint der Rückstand violett gefärbt. 2. Farbreaktion nach Betropfen des Wurzelquerschnitts mit Iodlösung, Dunkelblaufärbung. 3. Farbreaktion der mit Essigsäureanhydrid versetzten, im Wasserbad erwärmten und anschl. filtrierten, pulv. Droge nach Unterschichtung mit Schwefelsäure. An der Grenzfläche der beiden Flüssigkeiten entwickelt sich eine rotbraune, später nach Dunkelbraun übergehende Färbung. 4. DC zum Nachweis von Ginsenosiden: Untersuchungslsg.: 0,2 g der pulv. Droge werden mit 1 bis 3 Tropfen H2O versetzt. Nach Zugabe von 2 mL wassergesättigtem Butanol wird die Probe homogen durchmischt und 48 h bei Raumtemp. stehengelassen. Nach Abzentrifugation wird der Überstand mit der dreifachen Menge butanolgesättigtem H2O versetzt, geschüttelt und zur Phasentrennung stehengelassen. Die obere Phase stellt die Untersuchungslsg. dar; Referenzlsg.: Je 2,5 mg Ginsenosid Rg1, Rc und Ro in 1 mL Ethanol gelöst; Sorptionsmittel: Kieselgel G; FM: Butanol-Ethylacetat-H2O (4+1+5); Detektion: Besprühen mit 10 %iger Schwefelsäurelsg., Erhitzen auf 105 °C für 15 min; Auswertung im Vis; Auswertung: Auf den Spuren von Untersuchungs- und Vergleichslsg. müssen auf gleicher Höhe je ein Fleck derselben Färbung erkennbar sein. Art und Mengenverhältnisse der Saponine erlauben Rückschlüsse auf eine Verarbeitung minderwertiger oder verfälschter Ginsengdrogen. Neben den beschriebenen Methoden der verschiedenen Arzneibücher kann mit Hilfe von HPLC-Untersuchungen [13] zum Ginsenosid-Verteilungsmuster eine Unterscheidung zwischen Rotem und Weißem Ginseng sowie eine Kennzeichnung eventuell verwendeter anderer Panax-Arten vorgenommen werden. Den Wurzeln von P. notoginseng und P. quinquefolius fehlen die Ginsenoside Ra und Rb2, der Gehalt an Rb1 ist dagegen sehr hoch. Bei P. notoginseng überwiegt im Ginsenosidgemisch das Ginsenosid Rg1, das Oleanolsäuresaponin Ro fehlt völlig. P. japonicus enthält ca. 20 % Saponine. Bei diesen handelt es sich aber nur zum Teil um Saponine vom Dammarantyp, der Hauptteil entfällt auf Oleanolsäureglykoside, z. B. auf das Ginsenosid Ro (5,4 %) [6].
Reinheit: Droge. Fremde Bestandteile: Der Anteil an Stengeln und sonstigen fremden Beimengungen darf einen Wert von 2,0 % nicht überschreiten DAB 10, ChinP IX, Jap XI. Trocknungsverlust: Höchstens 12 % DAB 10. Asche: Höchstens 8,0 % DAB 10; höchstens 4 % ÖAB 90; höchstens 5 % BHP 83; für den Weißen Ginseng höchstens 4,2 %, für den Roten Ginseng 4,5 % ChinP IX; höchstens 4,2 % Jap XI. Sulfatasche: Höchstens 12 %Helv VII. Salzsäureunlösliche Asche: Höchstens 1,0 % DAB 10; höchstens 2,0 % BHP 83. In verdünntem Alkohol lösliche Bestandteile (Extraktgehalt): Mindestens 14 % ÖAB 90, Jap XI; für den Weißen Ginseng mindestens 14 %, für den Roten Ginseng mindestens 18 % ChinP IX. Pestizidrückstände: Es gibt bis heute in den Arzneibüchern für Drogen weder eine Pestizid-Höchstmengenregelung, noch Richtwerte für toxische Schwermetalle oder Angaben über Maximalwerte für Keimzahlen [24]. Als Grundlage für die Beurteilung ermittelter Pestizidmengen in Drogen und Drogenzubereitungen kann die Verordnung über Höchstmengen an Pflanzenschutz- und sonstigen Mitteln sowie anderen Schädlingsbekämpfungsmitteln in oder auf Lebensmitteln und Tabakerzeugnissen vom 24. Juni 1982, inkl. Ergänzungen (Pflanzenschutzmittel-Höchstmengenverordnung – PHmV) herangezogen werden [25]. Die Verordnung enthält Höchstmengenangaben für eine Reihe gebräuchlicher Pestizide in Tees und teeähnlichen Erzeugnissen bzw. in Gewürzen. Es handelt sich hierbei also um Werte, die sich auf vergleichbare Arzneimittel durchaus übertragen lassen. Das Risiko bei der Verwendung von Arzneipflanzenzubereitungen gegenüber dem von Lebensmitteln ist allerdings im allgemeinen reduziert (z. B. durch Pestizidabreicherung bei Extraktionsschritten). Anfang der 70er Jahre wurden in Drogen aus asiatischen Ländern (Japan, China und Korea) zum Teil beträchtliche Konzentrationen an Organochlor-Verbindungen gefunden. Untersuchungen von Ginsengwurzeln (Weißer Ginseng) aus Korea ergaben damals z. B. 0,2 bis 1,2 mg/kg α-HCH, 0,1 bis 1,6 mg/kg β-HCH und 0,1 bis 1,4 mg/kg γ-HCH[26]. Mitte der 70er Jahre trat in Korea jedoch ein Gesetz in Kraft, das den Gebrauch von Pestiziden zur Ginsengkultivierung zum Teil verbot (z. B. Quintozen, Endosulfan und Captan) [27]. Neuere Untersuchungen zeigen, daß sich die frühere Rückstandssituation bei den Organochlor-Verbindungen wesentlich gebessert hat [25], [26]. Während bei 1982 im Handel befindlichen Ginsengwurzeln [24] 3 von 5 im Pestizidgehalt über den in der PHmV erlaubten Mengen (keine genaueren Angaben) lagen, ließen sich bei Ginsengwurzeln südkoreanischen Ursprungs, die 1985 untersucht wurden [26], lediglich weit unter den Grenzwerten liegende Pestizidspuren bestimmen (α-HCH: 0,009 bis 0,048 mg/kg; β-HCH: 0,031 bis 0,074 mg/kg; γ-HCH: 0 bis 0,014 mg/kg; Heptachlorepoxid: 0,007 bis 0,045 mg/kg; HCB: 0,007 bis 0,022 mg/kg). Die Autoren folgern daraus, daß aufgrund der geringen Konzentrationen die Rückstände nicht von einer Behandlung beim Anbau des untersuchten Materials, sondern von der Kontamination des Bodens aus früheren Behandlungen stammten. Allerdings enthielten die Ginseng-Muster 0,34 bis 1,18 mg/kg des Fungizids Quintozen. Bei Zugrundelegung der PHmV ist die nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 für Tee, teeähnliche Erzeugnisse und Gewürze geltende Höchstmenge von 0,3 mg/kg in 2 Fällen überschritten (Angaben des BGA: Streubreite von 35 % (= 0,1 mg/kg), auch für pflanzliche Lebensmittel akzeptiert). Diese Überschreitung wurde jedoch von den Autoren aufgrund der sehr niedrigen Grenzwerte der PHmV als nicht bedenklich eingestuft.
Gehalt: Mindestginsenosidgehalt: Berechnet als Ginsenosid Rg 1: 1,5 % DAB 10; 2,0 % Helv VII.
Gehaltsbestimmung: Ginsenosidbestimmung nach DAB 10, Helv VII: 1 g pulv. Droge wird mit 50 %igem MeOH (V/V) versetzt und 1 h lang im Wasserbad unter Rückfluß erhitzt. Nach dem Abkühlen wird mit 50 %igem MeOH auf die ursprüngliche Masse ergänzt. Durch Zentrifugieren wird der Rückstand abgetrennt und die abdekantierte Lsg. bei höchstens 60 °C zur Trockene eingeengt. Der Rückstand wird in 0,1 M Salzsäure gelöst, in einen Scheidetrichter überführt und 2mal mit 0,1 M Salzsäure nachgespült. Die vereinigten salzsauren Lsg. werden 3mal mit der oberen Phase einer Mischung von 1-Butanol, Chloroform und 0,1 N Salzsäure ausgeschüttelt, wobei die Absetzzeit mindestens 15 min betragen muß. Nach der dritten Ausschüttelung wird die salzsäurehaltige untere Phase verworfen. Die vereinigten org. Phasen werden anschließend 2mal mit der Unterphase der oben genannten Mischung ausgeschüttelt. Anschl. wird die Unterphase verworfen und die org. Phase im Vakuum bei max. 60 °C zur Trockene eingeengt. Der Rückstand wird in Essigsäure 98 % gelöst und über ein Papierfilter filtriert, wobei die ersten 20 mL des Filtrats verworfen werden. Zur photometrischen Bestimmung der Ginsenoside wird 1 mL der essigsauren Gesamtsaponinlösung mit 4 mL Essigsäure-Schwefelsäure-Reagenz versetzt. Als Kompensationslösung wird 1 mL Essigsäure 98 % mit 4 mL des genannten Reagenz vermischt. Die Ansätze werden gemischt und 25 min lang im Wasserbad bei 60 °C erwärmt. Nach Abkühlen unter fließendem Wasser auf Raumtemp. wird die Absorption der Untersuchungslsg. bei 520 nm gegen die Kompensationslösung gemessen. Die Berechnung des Gehalts an Gesamtginsenosiden, berechnet als Ginsenosid Rg1, erfolgt mit Hilfe folgender Formel: % Ginsenoside = A = gemessene Absorption m1 = Masse des Zentrifugats in g m2 = Gesamteinwaage pulverisierte Droge in g Quantitative Ginsenosidbestimmungen können auch mittels DC, GC sowie HPLC-Trennungen durchgeführt werden [6], [11], [28], [29]. Bei der DC werden die zu untersuchenden Extrakte auf Kieselgelplatten aufgegeben und mit verschiedenen Fließmitteln entwickelt. Nach Besprühen der Platten mit Schwefelsäurereagenz können sie mit Hilfe eines Densitometers ausgewertet werden (z. B.: Dualwavelength TLC zig-zag-scanner, Wellenlängen λS525 nm, λR760 nm) [29]. Zusammenfassende Darstellung der Trennergebnisse von 4, mit verschiedenen Fließmitteln durchgeführten DC eines Ginsenosidgemisches. FM: A BuOH-Ethylacetat-H2O (4+1+5), B CHCl 3-MeOH-H2O (65+35+10), C CHCl3-MeOH-Ethylacetat-H2O (2+2+4+1), D CHCl3-BuOH-MeOH-H2O (4+8+3+4). Aus Lit. [29]
Nachteilig im Vergleich zur → HPLC (s. u.) ist die geringere Trennschärfe der DC sowie methodisch bedingte Unregelmäßigkeiten, wie z. B. die unterschiedliche Dicke der Kieselgelplatten, die schwer standardisierbare Probenaufgabe, die uneinheitliche Spotschärfe und die damit verbundene, relativ unpräzise densitometrische Auswertung, die eine Reproduzierbarkeit der über die DC erzielten Ergebnisse erschweren. Die GC-Methode bestimmt die Ginsenoside nach der Hydrolyse als Panaxadiole und Panaxatriole. Da die Hydrolyse zu den Aglyka nicht quantitativ verläuft, erhält man unzuverlässige und zu niedrige Meßergebnisse [12]. Bei der in Lit. [28]beschriebenen HPLC-Trennung (stationäre Phase: μ-Bondapak C18-Reversed-Phase-Säule; mobile Phase: Acetonitril-Wasser-Gradient) und Bestimmung wird die Konzentration der Einzelstoffe in Eluaten UV-spektroskopisch bei 203 nm gemessen. Lit. [12] beschreibt eine ähnliche HPLC-Methode (stationäre Phase: Nucleosil C 18; mobile Phase: Acetonitril-Wasser-Gradient), die durch die Verwendung der Nucleosil-C18-Säule eine größere Trennschärfe ermöglicht. Eine noch bessere Peaktrennung kann durch die Verwendung einer Spherisorb-NH2-Trennsäule erzielt werden (s. → HPLC-Chromatogramm). Auch hierbei erfolgt wie schon bei Lit. [12], [28] die Trennung und Bestimmung der Ginsenoside mittels Acetonitril-Wasser-Gradientenprogrammen in einem einzigen Chromatographieschritt. Vor der eigentlichen Chromatographie werden die bei der Extraktion der Wurzeln mitextrahierten Stoffe (hauptsächlich Mono-, Di- und Oligosaccharide), die bei der HPLC-Bestimmung der Ginsenoside stören würden, mit Hilfe einer C18-Festphasenextraktion entfernt. Als Referenzsubstanzen werden die als Hauptginsenoside bezeichneten sieben Saponine Rb1, Rb2, Rc, Rd, Re, Rf, Rg1 verwendet, da weitere Reinsaponine bisher im Handel nicht erhältlich sind. Die HPLC-Methode ist zur Zeit die zur Ginsenosidbestimmung spezifischste und damit geeignetste Methode [12].
[30] HPLC-Chromatogramm eines Ginsenosidgemisches: 1 = Rg1, 2 = Rf, 3 = Re, 4 = Rd, 5 = Rc, 6 = Rb2, 7 = Rb1.
Lagerung: Vor Licht geschützt PhEur 5; vor Licht geschützt, in gut schließenden Behältnissen ÖAB 90; vor Licht und Feuchtigkeit geschützt Helv VII; kühl und trocken in dicht schließenden Gefäßen lagern, vor Insektenfraß schützen ChinP IX.
Zubereitungen: Zubereitung 1. Trockenextrakt (Verhältnis Droge : Extrakt = 4:1), hergestellt aus dem Primärextrakt von getrockneten Ginsengwurzeln durch Extraktion mit 30 % (m/m) Ethanol bei 25 bis 30 °C mit einem Mindestgesamtginsenosidgehalt von 6 %, berechnet als Ginsenosid Rg1 (z. B. enthalten in Ardey® aktiv Pastillen, Orgaplasma® Dragées). Zubereitung 2. Trockenextrakt (Verhältnis Droge : Extrakt = 4:1), hergestellt aus dem Primärextrakt von getrockneten Ginsengwurzeln durch Extraktion mit 30 % (m/ m) Ethanol bei 25 bis 30 °C mit einem Mindestgesamtginsenosidgehalt von 6 %, berechnet als Ginsenosid Rg1 (z. B. enthalten in Tai Ginseng®Pastillen forte, Solaguttae® Ginseng Kapseln N, Korea Ginseng Tonikum extra stark). Zubereitung 3. Trockenextrakt (Verhältnis Droge : Extrakt = 5:1), hergestellt aus dem Primärextrakt von getrockneten Ginsengwurzeln durch Extraktion mit 30 % (V/ V) Ethanol und eingestellt auf einen Gesamtginsenosidgehalt von 4 % (3,8 bis 4,2 %) (z. B. enthalten in Ginsana® Ginseng Tonic Liquidum, Ginsana®Ginseng Kapseln, Ginsana® Ginseng Tabs, Geriatric Pharmaton® Kapseln). Zubereitung 4. Ginsengwurzel-Tinktur, hergestellt mittels Ethanol 50 % (Verhältnis Droge : Extrakt = 1:2,5) (z. B. enthalten in Tai Ginseng® Tonikum). Zubereitung 5. Pulver aus getrockneten Ginsengwurzeln (z. B. enthalten in Tai Ginseng® Dragées, Kumsan Ginseng Kapseln).
Verwendung: Die Droge findet auch Verwendung in der Kosmetikindustrie als Zusatz zu Haarwässern, Shampoos, Gesichtscremes etc [105], [106]. Von der Lebensmittelindustrie werden Ginsengmarmeladen und ginsenghaltiges Konfekt [107] im Handel angeboten.
Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Ginseng radix (Ginsengwurzel)“ [76].
Wirkungen: Über Wirkungen der Ginsengdroge und ihrer Inhaltsstoffe existiert eine kaum überschaubare Fülle von mehreren hundert Originalia und Übersichtsartikeln. Um dennoch eine gewisse Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wird die im folgenden beschriebene Auswahl an Untersuchungen den zwei umfassendsten, gut belegten Bereichen „adaptogene Wirkungen“ und „Antiermüdungswirkung/Leistungssteigerung“ zugeordnet. Falls im Text nichts anderes erwähnt ist, handelt es sich bei den genannten Extrakten (z. B. Zubereitung 3, s. → Zubereitungen), Fraktionen oder gereinigten Substanzen um Präparationen des „Weißen Ginsengs“ aus P. ginseng C. A. MEY.
Befunde der experimentellen Pharmakologie: [+]
Befunde der experimentellen Pharmakologie: [+]
Befunde der experimentellen Pharmakologie: Chemischen Stressoren [+]
Befunde der experimentellen Pharmakologie: [+]
Befunde der experimentellen und klinischen Pharmakologie: [+]
Resorption: Die Resorption isolierter Ginsenoside wurde an verschiedenen Tiermodellen untersucht [15]. Nach p. o. Verabreichung von Tritium-markiertem Ginsenosid Rg1 an Mäuse wurden etwa 30 % der Radioaktivität relativ schnell resorbiert. Nach 1 h konnte eine Verteilung der Radioaktivität im Körper dargestellt werden, die der – mit Ausnahme des Gastrointestinaltrakts – nach i. v. Applikation (1/3 der p. o. verabreichten Dosis) nach 20 min entsprach [72]. Bei Ratten, denen 100 mg/kg KG Ginsenosid Rg1 p. o. verabreicht worden waren, wurden 150 min nach Applikation ca. 10 μg Rg1/g(mL) in Gewebe- und Serumproben nachgewiesen [73]. Für das Ginsenosid Rb2 wurde nach p. o. Applikation (500 mg) an Kaninchen keine Resorption festgestellt [74].
Distribution: Nach i. v. sowie nach p. o. Applikation des radioaktiv markierten Ginsenosids Rg1 an Mäuse konnte nach kurzer Zeit (i. v. Applikation nach 5 min; p. o. Applikation nach 1 h) Radioaktivität im ganzen Körper (Ganzkörperautoradiographie), mit Ausnahme des Gehirns (Blut-Hirn-Schranke) nachgewiesen werden. Für das Protopanaxadiol-Glykosid Rb1 wurde nach i. v. Injektion bei Minischweinen [75] und Kaninchen [74] ein kleineres VVol. als bei den Ginsenosiden der Triol-Reihe (z. B. Rg1) gezeigt. Außerdem zeichnen sich Ginsenoside der Diol-Reihe durch eine höhere Plasmaproteinbindungskapazität als die Ginsenoside der Triol-Reihe aus (Protopanaxadiol-Glykosid: 99 %; Protopanaxatriol-Glykosid: 33 %).
Elimination: Das Protopanaxadiol-Glykosid Rb1 zeigte nach i. v. Injektion bei Minischweinen [75] und Kaninchen[74] eine längere Eliminierungs-HWZ sowie eine niedrigere Ganzkörper-Clearance als die Protopanaxatriol-Glykoside (z. B. Rg1). Diese Ergebnisse korrelieren mit der o. a. höheren Plasmaproteinbindungskapazität der Ginsenoside der Diol-Reihe im Vergleich zu denen der Triol-Reihe. Die Ausscheidung beider Ginsenoside erfolgt über Urin und Faeces [72].
Als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeits- und Schwächegefühl, nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit sowie in der Rekonvaleszenz [76].
Zerkleinerte Droge für Teeaufgüsse, Drogenpulver sowie galenische Zubereitungen zum Einnehmen; Tagesdosis: 1 bis 2 g Droge [76].
Keine bekannt [76]. Veröffentlichungen zu Ginseng-Nebenwirkungen erscheinen seit einigen Jahren in der internationalen Literatur. Es handelt sich hierbei jedoch meist um Übersichtsartikel, Kurzkommentare oder Leserbriefe, in denen Bezug genommen wird auf einige Einzelfallberichte, auf eine in Australien durchgeführte Pilotstudie sowie auf zwei offene klinische Studien in den USA [34]. Festgestellt wurden folgende Nebenwirkungen: Mastodynie [77], [78], Steigerung der sexuellen Erregbarkeit [77], estrogene Effekte bei Frauen nach der Menopause [79], [80], Bluthochdruck allein oder in Verbindung mit Verwirrtheit und Konzentrationsunfähigkeit [81]. Im Rahmen der australischen Pilotstudie [82] traten bei zwei Probanden nach der Einnahme von Ginsengkapseln Durchfälle und bei einer weiteren Person Schlaflosigkeit auf. Die angeführten Nebenwirkungsmeldungen stammen fast alle aus Ländern wie den USA, Großbritannien und Australien, in denen Ginseng nicht als Arzneipflanze angesehen wird, sondern zu den Nahrungsergänzungsmitteln („health food“) zählt. Die in diesen Ländern vertriebenen Ginsengprodukte unterliegen folglich dort nicht der arzneimittelrechtlichen Kontrolle, auch Dosierungsanweisungen müssen nicht deklariert sein [83]. Für einige dieser „Ginseng“produkte wurden bereits Drogenverfälschungen und Zumischungen potentiell toxischen Pflanzenmaterials bzw. stark wirkender Arzneistoffe nachgewiesen [84]-[89]. Andere „Ginseng“präparate enthielten sogar überhaupt keine Ginsenoside [86], [87], [89],[90], [91]. Die o. a. Begleiterscheinungen der „Ginseng“medikation sind daher nicht sicher der Droge zuzuordnen und bedürfen der Überprüfung. Detaillierte Ausführungen in Lit. [10]
Nicht bekannt [76].
Nicht bekannt [76]. In einer amerikanischen und einer kanadischen Fallstudie wurde über Wechselwirkung zwischen ginsenghaltigen Health-food-Produkten (s. → Unerwünschte Wirkungen) und dem MAO-Hemmer Phenelzin berichtet [92], [93]. Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Zittrigkeit wurden beschrieben. Die Aussage der Berichte ist aufgrund der unklaren Zusammensetzung der verwendeten Produkte jedoch zweifelhaft.
Die Ginsengwurzel stammt aus der ostasiatischen Medizin, wo die Droge seit Jahrtausenden zur Stärkung bei Schwächezuständen aller Art indiziert ist: Bei allgemeiner Körperschwäche und drohendem Kollaps, kalten Gliedmaßen, vermindertem Appetit, Schwächung und Abmagerung nach langer Krankheit, Angstzuständen mit Herzklopfen und Schlaflosigkeit, Impotenz und Unfruchtbarkeit der Frau, Herzversagen und cardiogenem Schock[117]. Bei Neurasthenie, Neuralgie, Schlaflosigkeit, Hypotonie, depressiven Zuständen aufgrund sexueller Unzulänglichkeit [121]. Die Wirksamkeit bei den Indikationsgebieten, die über die unter „Anwendungsgebiete“ genannten Indikationen hinausgehen, ist nicht ausreichend belegt. Es liegen hierzu weder klinische Studien noch hinreichend dokumentiertes Erfahrungsmaterial vor. Getrocknete Wurzel oder Decoct, 3mal täglich [117]. Tagesdosis: 3 bis 9 g; [117] 1 bis 2 g [121].
Acute Toxizität:
Tier. Die einmalige p. o. Verabreichung eines Ginsengextrakts (Zubereitung 3) 2000 mg/kg KG an Minischweine zeigte keinen toxischen Effekt [94]. Untersucht wurden die Sterblichkeit und der Gesundheitszustand (Körpergewicht, hämatologische und biochemische Blutparameter) der Tiere. Die subakute Fütterung von Ratten mit 4000 mg/kg KG/Tag des genannten Extrakts über 20 Tage erbrachte keine Veränderungen des Blutbilds sowie der histologischen Organstruktur [94].
Chronische Toxizität:
Mensch. In offenen klinischen Studien [84], [97], [98] wurden nach längerer Anwendung von hohen täglichen Dosen (bis zu 15 g) insbesondere Bluthochdruck, häufig in Zusammenhang mit Nervosität, Schlaflosigkeit, Hauterscheinungen und morgendlicher Diarrhoe registriert. Für diesen Symptomenkomplex wurde der Begriff „Ginseng Abuse Syndrome“ geprägt. Die Ergebnisse dieser Studien sind jedoch aufgrund des mangelhaften Studiendesigns (fehlende Informationen über Probanden; breites Spektrum an „Ginseng“produkten ohne Angaben zur Zusammensetzung: Wurzeln, Tees, Kapseln, Tabletten, Extrakte; keine Dosierungsbeschränkungen) und der fehlenden Kontrollen nicht geeignet, die Existenz eines „Ginseng Abuse Syndromes“ zu beweisen.
Tier. Bei Fütterung eines wäßrig-alkoholischen Ginsengwurzelextrakts (Zubereitung 3: 1,5 bis 15 mg/kg KG/Tag über 3 Monate) an Beagle-Hunde konnten keine pathologisch oder toxikologisch relevanten ophthalmologischen, hämatologischen und klinisch-chemischen Veränderungen gezeigt werden. Die Futteraufnahme, das Körpergewicht sowie die absoluten und relativen Organgewichte wurden nicht beeinflußt [95]. Ratten, denen mit dem Futter Pulver von rotem Ginseng (bis zu 0,25 % der Nahrung) über einen Zeitraum von 1 bis 6 Monaten gegeben wurde, zeigten ebenfalls keine Beeinflussungen des Wachstums oder verschiedener Organgewichte. Die untersuchten Blutparameter veränderten sich nicht signifikant. Histopathologische Veränderungen wurden nicht beobachtet [96].
Mutagen: Im Hepatocyten-DNA-repair-test wurde keine Genotoxizität des untersuchten Ginsengextrakts (Zubereitung 3), des entsprechenden ginsenosidfreien Extrakts, der Gesamtginsenoside und des Ginsenosids Rg1festgestellt [94]. Die beiden Extrakte sowie die Gesamtsaponinfraktion zeigten in der höchsten eingesetzten Konzentration von 10 mg/mL (untersuchte Konzentrationen: 0,1 bis 10 mg/mL) cytotoxische Aktivität. Extrakte (Extraktionsmittel: Wasser, Ethylacetat) aus rotem Ginsengpulver zeigten im Ames-Test (Salmonella typhimuriumTA 98 und TA 100, S-9-Mix) sowie im „V79-Chinese-hamster-cell-test“ in allen untersuchten Konzentrationen (wäßriger Extrakt: 0,004 bis 0,1 g Wurzeläquivalent, Ethylacetat-Extrakt: 0,01 bis 1 g Wurzeläquivalent) keine mutagene Wirkung [99].
Reproduktion: Bei chronischer Fütterung von Ginsengwurzelpulver an Ratten (bis zu 0,25 % in der Nahrung) über einen Zeitraum von 6 Monaten konnte kein teratogener Effekt auf die F1- und F2-Generation beobachtet werden [96]. Auch bei Fütterung von 15 mg/kg KG/Tag eines Ginsengextrakts (Zubereitung 3) über mehrere Wochen (Beginn 3 Wochen vor Befruchtung) an Ratten wurde kein Einfluß auf die Laktation der Muttertiere oder auf den Nachwuchs festgestellt [100]. Teratogenitätsuntersuchungen wurden auch an den Feten von Ratten und Kaninchen, deren Muttertieren Ginsengextrakt ( → Zubereitung 3) verabreicht worden war (Ratten: 40 mg/kg KG p. o. vom 1. bis zum 15. Tag nach Befruchtung; Kaninchen: 20 mg/kg KG p. o. vom 7. bis zum 15. Tag nach Befruchtung) durchgeführt. Die Feten (Schnittentbindung am 21. Tag bei den Ratten und am 27. Tag bei den Kaninchen) zeigten in beiden Fällen keine Anomalien in ihrer Entwicklung [95].
Toxikologische Daten:
LD-Werte. LD50-Werte einer neutralen Saponinrohfraktion (Hauptkomponenten: Rb1, Rb2, Rc): Maus 500 bis 910 mg/kg KG i. p.; [101], [102], [103] 367 mg/kg KG i. v.; [101] >5000 mg/kg KG p. o [101]. LD50-Werte einer neutralen Saponinfraktion (Hauptkomponenten: Rb und Rc): Maus ca. 500 mg/kg KG i. p [102]. LD-Werte einer nicht näher definierten lipophilen Fraktion: Maus 2000 bis 3000 mg/kg KG i. p [102]. LD50-Werte einer polaren Fraktion (mit Rg2 und Rg3 und als Hauptkomponente Rg1): Maus 500 bis 1000 mg/kg KG i. p [102]. LD50-Werte gereinigter Ginsenoside: Maus, i. p., Rg1: 1250 mg/kg KG, Rf: 1340 mg/kg KG, Re: 405 mg/kg KG, Rd: 324 mg/kg KG, Rc: 410 mg/kg KG, Rb1: 1110 mg/kg KG, Rb2: 305 mg/kg KG [104].
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Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Springer Medizin Verlags GmbH, Berlin, Heidelberg, New York
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24.01.2013
Wirkungen: Über Wirkungen der Ginsengdroge und ihrer Inhaltsstoffe existiert eine kaum überschaubare Fülle von mehreren hundert Originalia und Übersichtsartikeln. Um dennoch eine gewisse Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wird die im folgenden beschriebene Auswahl an Untersuchungen den zwei umfassendsten, gut belegten Bereichen „adaptogene Wirkungen“ und „Antiermüdungswirkung/Leistungssteigerung“ zugeordnet. Falls im Text nichts anderes erwähnt ist, handelt es sich bei den genannten Extrakten (z. B. Zubereitung 3, s. → Zubereitungen), Fraktionen oder gereinigten Substanzen um Präparationen des „Weißen Ginsengs“ aus P. ginseng C. A. MEY.
Befunde der experimentellen Pharmakologie: [-]
Adaptogene Effekte.
Unter den sogenannten „adaptogenen Effekten“ versteht man die unspezifische Erhöhung der körpereigenen Abwehr gegenüber exogenen Noxen und Stressoren physikalischer, chemischer und biologischer Natur. Ein Adaptogen soll unschädlich sein und unabhängig von der Art des pathologischen Zustands normalisierend auf die Körperfunktionen wirken [31], [32], [33]. Als Wirkmechanismen werden zum einen neuroendokrine Wirkungen der Ginsenoside (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System), zum anderen direkte Aktivierungen detoxifizierender Enzymsysteme oder immunmodulatorische Wirkungen diskutiert [34].
In-vitro-Untersuchungen.
Zellkulturen:
Einer Kultur von anoxischen und reoxygenierten Rattenherzzellen (Ischämiemodell) wurde 1 h vor Versuchsbeginn ein Gemisch der Ginsenoside Rb, Rg und Ro in den Konzentrationen 83 und 250 μg/mL zugesetzt. In Referenzansätzen wurde den Kulturen Propranolol (10–5 mol/L) und Verapamil (10–7 mol/L) zugesetzt. Die als Maß der durch die Anoxie bewirkten Schäden gemessene LDH-Freisetzung war im Versuchsansatz mit 83 μg Ginsenosidgemisch/mL im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle signifikant stärker gehemmt (p < 0,01). Die Hemmung entsprach sowohl bei den anoxischen (Freisetzungshemmung um 32 %) als auch bei den reoxygenierten Myocyten (Freisetzungshemmung um 27 %, p < 0,05) in etwa der durch die Referenzsubstanzen bewirkten Hemmung [35]. Der Zusatz von 250 μg Ginsenosiden/mL hingegen erhöhte die LDH-Freisetzung um 18 %. Bei Verabreichung eines Rb+Ro-Gemisches (83 μg/mL) wurde ebenfalls eine signifikante Hemmung (Freisetzungshemmung um 25 %, p < 0,05) der LDH-Freisetzung beobachtet. Das Ginsenosid Rg, in der gleichen Konzentration zugesetzt, zeigte keinen Einfluß.
Für die Polyacetylene Panaxynol, Panaxydol und Panaxytriol (Ginsenoside isoliert aus Rotem Ginseng, Panaxydol synthetisiert) wurde in vitro eine besonders gegen Krebszellen verschiedenster Herkunft (MK-1, B-16, L-929) gerichtete cytotoxische Aktivität nachgewiesen [36]. Die EC50-Werte der drei Polyacetylene gegenüber MK-1-Zellen (in Nacktmäuse transplantierbare menschliche Magen-Adeno-Carcinomzellen) und normalen MRC-5-Zellen (Fibroblasten menschlicher Embryonen) im Vergleich: Panaxynol: 0,027 bzw. 17,1 μg/mL; Panaxydol: 0,016 bzw. 11,5 μg/mL; Panaxytriol: 0,171 bzw.>70 μg/mL. Ein kontinuierlicher Kontakt zwischen den Polyacetylenen und den Zielzellen war für die Wachstumsinhibierung nicht notwendig. Bei höheren Konzentrationen basierte die Wachstumshemmung auf einem cytotoxischen, bei niedrigeren Konzentrationen auf einem cytostatischen Effekt.
Isolierte Organe:
Am isolierten Langendorff-Herz von Ratten wurde der Einfluß der Ginsenosidverabreichung auf Schädigungen durch Anoxiestreß und anschließende Reperfusion untersucht [35]. Dem Perfusat wurden entweder 41,5 μg/mL des bereits in den Zellkulturversuchen ( → s. o.) eingesetzten Ginsenosidgemisches (Rb, Rg, Ro) oder 8,3 μg/mL eines Rb+Ro-Gemisches zugesetzt. Gemessen wurde die CPK-Freisetzung als Maß der Herzmuskelschädigung. Beide Ginsenosidgemische konnten signifikant (p < 0,05) im Vergleich zur Kontrolle die CPK-Freisetzung hemmen (Rb+Rg+Ro: Hemmung um 50 %; Rb+Ro: Hemmung um 58 %). Der Zusatz von Ginsenosid Rg (8,3 μg/mL) hatte keinen signifikanten Einfluß auf die CPK-Freisetzung.
In-vivo-Untersuchungen.
Tierversuche:
Ein in physiologischer Kochsalzlösung gelöster Ginsengwurzeltrockenextrakt (Extraktionsmittel: EtOH 50 % (V/ V), keine weiteren Angaben) wurde über 52 Tage in zwei Dosierungen (30 und 150 mg/kg KG/Tag p. o.) an Mäuse verabreicht [37]. Die im Leberhomogenisat bestimmte Aktivität der Glutathion- S-Transferase wurde um 17 % bzw. 42 % (p < 0,05 bzw. p < 0,001) und die der NADPH-Chinonreduktase um 136 % bzw. 100 % (beide p < 0,05) signifikant erhöht. Die Ginsengverabreichung zeigte keinen Einfluß auf die Aktivität der mitochondrialen Monoaminoxidase.
Befunde der experimentellen Pharmakologie: [-]
Physikalische Stressoren.
In vivo wurde die Wirkung einer Ginsenosidverabreichung (Rb+Ro-Gemisch) auf die Superoxiddismutase(SOD)-Freisetzung und den Malondialdehyd(MDA)-Gehalt des ischämischen Rattenherzes untersucht [35]. Die Ischämie wurde durch eine Okklusion der Coronararterien hervorgerufen. 48 h nach Setzen des Verschlusses wurden die SOD-Aktivität und der MDA-Gehalt im Myocard der Ginsenosid-Tiergruppe (Rb+Ro-Gemisch, s. o.: 50 mg/kg KG) im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe gemessen. In der Versuchstiergruppe wurde ein Anstieg der SOD-Aktivität von 0,38 U/mg Protein (47 %, p < 0,01) und ein Absinken des MDA-Gehalts um 64,4 nmol/g (77 %, p < 0,01) im Vergleich zur Kontrollgruppe bestimmt. Da weitere exp. Daten wie Applikationsart und Zeitpunkt der Appl. fehlen, sind die Ergebnisse nicht bewertbar.
Bei gesunden Ratten in einer hypobaren und hypoxischen Umgebung (31,25 kPa, 235 nm Hg, 30 min, keine Angaben zum O2-Partialdruck) soll die Verabreichung einer nicht näher definierten Saponinfraktion (100 mg/kg KG i. p.) signifikant das Absinken der Körpertemperatur (Kontrollgruppe: 33,2 °C; Ginseng-Gruppe: 34,2 °C; p < 0,001) sowie das Absinken der Herzfrequenz (Kontrollgruppe: 286 Schläge/min; Ginseng-Gruppe: 374 Schläge/min; p < 0,001) hemmen [38]. Zudem soll sich die Überlebenszeit der behandelten Tiere signifikant (p < 0,01) um das Dreifache (30 min) im Vergleich zu den Kontrollen (11 min) verlängern. Für adrenalektomierte Tiere wurden diese Effekte nicht beobachtet. Über den Zeitpunkt der Saponinverabreichung sind keine weiteren Angaben gemacht.
Einmalig 3,75 mg/kg KG i. p. einer nicht näher definierten Saponinfraktion soll bei kälteexponierten Ratten (4 °C für 4 h) das Absinken der Körpertemperatur (Kontrollgruppe: –0,65 °C; Ginseng-Gruppe: –0,24 °C) hemmen. Bei adrenalektomierten Ratten war dieser Effekt nicht nachweisbar [39].
Bei Mäusen, die mit Hitze (45 °C über 90 min) oder Elektroschock behandelt wurden, konnte die Verabreichung eines wäßrig-alkoholischen Ginsengextrakts (10 mL Ginsengextrakt entspr. 1500 mg getrockneter Ginsengwurzel) die Tiere vor den Folgen des Stresses schützen. Sowohl bei p. o. Gabe über einen Zeitraum von 16 bis 18 Tagen (180 bis 200 mg/kg KG im Trinkwasser) als auch bei einmaliger i. p. Applikation (250 mg/kg KG) 30 bis 60 min vor Versuchsbeginn wurde ein signifikanter Schutzeffekt beobachtet, der ausgeprägter war als der in der mit Piracetam behandelten Referenzgruppe (80 bis 100 mg/kg KG p. o., 100 mg/kg KG i. p.) [40]. Im Hitze-Streßmodell wurde die Mortalität auf ca. 27 %, p < 0,01 (Piracetam ca. 35 %, p < 0,05, unbehandelte Kontrolle ca. 69 %) und der Gewichtsverlust auf ca. 2,2 g, p < 0,001 (Piracetam ca. 2,8 g, p < 0,05 %, unbehandelte Kontrolle ca. 3,3 g) reduziert. Im Elektroschock-Streß-Test wurden um ca. 25 %, p < 0,001 (Piracetam ca. 22 %, p < 0,001) weniger reflexartige Kampfbewegungen (Reizbarkeit, Drängeln, Springen, Beißen) sowie eine um 60 %, p < 0,05 (Piracetam ca. 40 %, p < 0,05), verminderte Krampfhäufigkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachtet. Auch die Sterblichkeit in diesem Test wurde signifikant auf ca. 4,5 %, p < 0,05 (Piracetam ca. 10 %, unbehandelte Kontrollgruppe ca. 21 %) verringert.
Die radioprotektive Wirkung von Saponinfraktionen bzw. Ginsengextrakten wurde von mehreren Arbeitsgruppen untersucht [41]-[44]. Bei Ganzkörper-Röntgenbestrahlung (720 R) von Mäusen erhöhte die i. p. Injektion von 1,8, 3,4 und 6,8 mg eines über Ammoniumsulfatfällung gereinigten wäßrigen Ginsengextrakts (100 g Pulverdroge extrahiert mit 1 L 0,05 M Tris-HCl-Puffer, pH 7,6) direkt im Anschluß an die Bestrahlung signifikant (p < 0,001) die 30-Tage-Überlebensrate auf 45, 75 bzw. 82,5 %. Untersucht wurde auch der Einfluß des Zeitpunktes der Ginsengverabreichung. 5,0 mg des Extrakts 24 und 2,5 h vor der Bestrahlung sowie direkt im Anschluß, 2,5 h und 24 h danach i. p. injiziert, erhöhten die 30-Tage-Überlebensrate auf 59 % (p < 0,001), 40 % (p < 0,001), 27 % (p < 0,01), 30 % (p < 0,01) bzw. 17 % (p < 0,05) (Kochsalzkontrolle: 2,5 %). Bei Injektionen 5 oder 3 Tage vor Bestrahlungsbeginn wurde keine Beeinflussung der Überlebensrate beobachtet [41]. Ginsengextrakt i. p. (5 mg) direkt im Anschluß an die Bestrahlung (550 R) verringerte zum einen den in der Kochsalz-Kontrollgruppe zwischen Tag 1 und 10 beobachteten Milzgewichtsverlust (auf 1/3 des Ausgangsgewichts) um 33 % (1. Tag) bis 10 % (6. Tag), zum anderen stimulierte er die Gewebsregeneration (Zunahme des Milzgewichts) ab Tag 8, so daß am 10. Tag nach Bestrahlung das Ausgangsgewicht wieder erreicht wurde. In der Kontrollgruppe war erst ab dem 14. Tag eine Zunahme des Milzgewichts mit einer zwischen Tag 18 und 22 überschießenden Vergrößerung der Milz zu beobachten. Am 30. Tag wurde in dieser Gruppe das Milzausgangsgewicht erreicht. Die Thrombocytenzahlen, die 8 Tage nach Bestrahlung in beiden Gruppen auf ca. 8 % der Ausgangswerte abgesunken waren sowie die ebenfalls in beiden Gruppen erniedrigten Erythrocytenzahlen (niedrigste Werte: Kontrolle nach 14 Tagen: 39 % vom Ausgangswert, Ginsenggruppe nach 8 Tagen: 76 %), stiegen in den Versuchsgruppen 14 Tage (Thrombocyten) bzw. 10 Tage (Erythrocyten) nach Ginsengextraktinjektion (5,8 mg i. p., unmittelbar nach Bestrahlung) wieder an und erreichten in beiden Fällen am 22. Tag die Ausgangswerte. In den Kontrollen begann der Zellzahlenanstieg erst am 18. Tag. Der Ausgangswert der Thrombocytenzahl wurde nach 30 Tagen erreicht. Der Ausgangswert der Erythrocytenzahl wurde im aufgezeichneten Untersuchungszeitraum von 30 Tagen nicht erreicht.
Die i. p. Verabreichung einer thermostabilen Fraktion des oben genannten Ginsengextrakts (46 mg lyophilisierter Extrakt/mL Kochsalzlösung, 15 min erhitzt) 3 min nach Ganzkörperröntgenbestrahlung erhöhte bei Mäusen (720 R; 2 mg/30 g KG) und Ratten (825 R; 6 mg/100 g KG) die 30-Tage-Überlebensrate signifikant (jeweils p < 0,001) (Mäuse: Ginsenggruppe: 71 %, Kontrollgruppe: 20 %; Ratten: Ginsenggruppe: 80 %, Kontrollgruppe: 30 %) [42]. Die Thrombocytenzahlen bestrahlter Mäuse (550 R) erreichten nach i. p. Injektion (2 mg/30 g KG) den Ausgangswert nach 22 Tagen, wohingegen in der Kontrollgruppe nach 30 Tagen der Ausgangswert noch nicht wieder erreicht wurde. Die Erythrocytenzahlen der Ginsenggruppe sanken bis zum 14. Tag auf 70 % des Ausgangswertes (Kontrollgruppe: 62 %) und stiegen bis zum 22. Tag auf 92 % des Ausgangswertes (Kontrollgruppe: 72 %). Nach 30 Tagen lagen in beiden Gruppen die Erythrocytenzahlen bei 92 % des Ausgangswertes. Auf die Erholung der Leukocytenzahlen bestrahlter Mäuse hatte die Ginsengverabreichung keinen Einfluß. Bei ganzkörperbestrahlten Ratten (630 R) wurden nach Injektion der genannten Fraktion (6 mg/100 g KG i. p.) die niedrigsten Thrombocytenzahlen nach 8 Tagen (9 % des Ausgangswertes) bestimmt, in der Kontrollgruppe nach 10 bis 14 Tagen (4 % des Ausgangswertes). Die Zellzahlen in der Ginsenggruppe stiegen ab dem 8. Tag, in der Kontrollgruppe erst ab dem 14. Tag, wieder an. Die Ausgangswerte in der Ginsenggruppe wurden nach 18 Tagen (Kontrollgruppe nach 22 Tagen) erreicht. Die Erythrocytenzahlen der bestrahlten Ratten fielen in der Ginsenggruppe zunächst bis zum 10. Tag auf 34 % des Ausgangswertes, in der Kontrollgruppe bis zum 18. Tag auf 23 % des Ausgangswertes und stiegen anschließend in beiden Gruppen bis zum 30. Tag auf 75 %.
Die Leukocytenzahlen beider Gruppen fielen signifikant am 1. Tag nach Bestrahlung und erreichten Minimalwerte (Kontrolle: 6 % des Ausgangswertes, Ginsenggruppe: 9 % des Ausgangswertes) zwischen Tag 6 und 10. In der Ginsenggruppe stiegen die Leukocytenzahlen bis zum 14. Tag auf ca. 50 % und erreichten am 22. Tag nach einer überschießenden Zellvermehrung (200 %) am 18. Tag ihren Ausgangswert. In der Kontrollgruppe begann der Zellzahlanstieg ab dem 14. Tag und erreichte nach einer überschießenden Zellvermehrung am 22. Tag (170 %) den Ausgangswert am 30. Tag.
Bei Meerschweinchen, denen nach Ganzkörperröntgenbestrahlung (325 R) die genannte thermostabile Ginsengextraktfraktion i. p. injiziert worden war (80 mg/300 g KG), wurde eine signifikante Erhöhung der 30-Tage-Überlebensrate gezeigt (Männchen: p < 0,001; Weibchen: p < 0,01) [42]. Die Wirkung der Ginsengverabreichung auf die Erholung der Blutbestandteile (Thrombocyten-, Erythrocyten- und Leukocytenzahl) wurde ebenfalls untersucht. Die Ergebnisse sind mit den im Maus- und Rattenmodell ( → s. o.) gezeigten vergleichbar, s. Lit. [42]
Die Wirkung der i. p. Injektion (6,7 mg/100 g KG, unmittelbar nach Bestrahlung) einer thermostabilen Ginsengextraktfraktion [42] ( → s. o.) auf die Zahl blutzellenbildender Stammzellen und Megakaryocyten des Knochenmarks wurde bei Mäusen im Anschluß an eine Ganzkörperröntgenbestrahlung untersucht [43]. In der Ginsenggruppe sowie in der Kontrollgruppe fielen die Werte am 3. Tag nach Bestrahlung (525 R) auf 0,065 % des Ausgangswertes. Ab dem 3. Tag bis zum 10. Tag konnte in der Ginsenggruppe eine beschleunigte Regeneration der blutzellbildenden Stammzellen im Vergleich zur Kontrollgruppe gezeigt werden (Ginsenggruppe: 6. Tag: 0,11 %, 10. Tag: 0,27 %; Kontrollgruppe: 6. Tag: 0,08 %, 10. Tag: 0,12 %). Die Megakaryocytenzahlen sanken in beiden Gruppen ab dem 2. Tag bis zum 10. Tag nach Bestrahlung (550 R) auf ca. 3 % des Ausgangswertes. Ab dem 10. Tag stiegen die Megakaryocytenzahlen in der Ginsenggruppe signifikant stärker als in der Kontrollgruppe (Ginsenggruppe: 14. Tag: 36 %, 22. Tag 85 %, 30. Tag: 97 %; Kontrollgruppe: 14. Tag: 15 %, 22. Tag: 47 %, 30. Tag: 77 %). Hämorrhagische Effekte, die über das Auftreten von okkultem Blut in den täglich abgesetzten Faeces von bestrahlten Mäusen (650 R) beobachtet wurden (bestrahlte Kontrollgruppe: Tag 11 bis 15: 80 bis 117 μg/40 mg Faeces, unbestrahlte Kontrollgruppe: ca. 5 μg/40 mg Faeces) waren in der Ginsenggruppe auf das Maß der unbestrahlten Kontrollen reduziert [43].
Bei Ganzkörperbestrahlung von Mäusen mit γ-Strahlen (0,47 Gy/min) erhöhte die i. p. Gabe von 0,3 mg eines 2 %igen wäßrigen Ginsengextrakts 24 h vor Bestrahlungsbeginn die 30-Tage-Überlebensrate der Tiere (Kontrollgruppe: 42 %, Ginsenggruppe: 85 %) [44]. Die LD50 wurde in der mit Ginsengextrakt (0,3 mg, i. p.) behandelten Mäusegruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe um 1,49 Gy erhöht. Die i. p. Applikation (0,12 mg) der aus diesem Extrakt hergestellten Saponinfraktion zeigte hingegen keine Wirkung. Für die Kohlenhydratfraktion (0,012 mg, i. p.) und die Proteinfraktion (0,12 mg, i. p.) des Extrakts wurde eine Erhöhung der LD50 um max. 0,65 Gy bestimmt. Eine statistische Auswertung der Ergebnisse wurde nicht vorgenommen.
Bei Mäusen, die Immobilisationsstreß (30 bis 60 min pro Tag) ausgesetzt worden waren, reduzierte die p. o. Verabreichung eines wäßrigen Ginsengextrakts (500 mg/kg KG) sowie die p. o. Applikation des Ginsenosids Rg1(50 mg/kg KG) die streßbedingte Abnahme des Sexualtriebs (Häufigkeit des Leckens, des Besteigens und der Penetration) und die Verschlechterung des Lernverhaltens („Passive avoidance response“) [45]. Verabreicht wurde die jeweils zu untersuchende Substanz unmittelbar nach Beendigung des Hängestresses. Die Untersuchungen des Sexual- und Lernverhaltens fanden ca. 20 h später statt. Die p. o. Gabe des Ginsenosids Rb1 (50 mg/kg KG) verstärkte die Reduktion des Sexualtriebs, verhinderte aber eine Verschlechterung des Lernverhaltens deutlicher als der Ginsengextrakt oder Rg1.
Die Anti-Streß-Wirkung eines Ginsengwurzelextrakts (15 % Saponingehalt; Rg1:Rb1 = 1:2, keine weiteren Angaben) wurde an Mäusen im Hängestreßtest untersucht [46]. Bestimmt wurde die Zeit bis zum Einsetzen der ersten Unbeweglichkeitsphase sowie die Gesamtdauer der Immobilitätsphasen nach p. o. Verabreichung des Ginsengextrakts über 7 Wochen (33 und 100 mg/kg KG, entspr. 5 und 15 mg Saponine/kg KG/Tag). 100 mg Ginsengextrakt/kg KG führten zu einer signifikanten Verkürzung der Unbeweglichkeitsphase (39 %, p < 0,05) und einem Herausschieben der ersten Immobilitätsphase („Behavioural-despair“-Phase) von 2,9 ± 0,5 min in der unbehandelten Kontrollgruppe auf 4,1 ± 0,8 min. Ähnliche Zeiten wurden für die mit dem Antidepressivum Imipramin behandelte Kontrollgruppe (Positivkontrolle: 10 mL Kochsalzlösung/kg KG/Tag p. o.; 4 mg Imipramin/kg KG i. p., 30 min vor Versuchsbeginn) bestimmt. Das Verhalten der Tiere bei niedrigerer Dosierung entsprach in etwa dem der unbehandelten Kontrollgruppe.
Befunde der experimentellen Pharmakologie: Chemischen Stressoren [-]
Chemische Stressoren.
Bei Ratten, denen über einen Zeitraum von 6 Tagen anstatt Trinkwasser 12 %iger Ethanol mit 0,1 % (m/V) Sapongingemisch (Präparation aus 4 Jahre alten Ginsengwurzeln, keine weiteren Angaben) ad libitum verabreicht worden war, wurde die Aktivität der hepatischen alkoholmetabolisierenden Enzyme (ADH, AlDH, MEOS-mikrosomales ethanoloxidierendes System) sowie die Hepatocytenmorphologie untersucht. Gemessen wurde eine Stimulierung der ADH-Aktivität um 33 % im Vergleich zur Trinkwasser-Kontrollgruppe und um 7 % im Vergleich zur Ethanol-Kontrollgruppe sowie eine Verringerung des Aktivitätsabfalls der AlDH von 27 % in der Ethanol-Kontrollgruppe auf 15 % in der Versuchstiergruppe. Die MEOS-Aktivität wurde um 52 % gesteigert (Ethanol-Kontrollgruppe: 7 %). Die Ergebnisse wurden nicht statistisch ausgewertet. Elektronenmikroskopische Untersuchungen der Hepatocytenmorphologie von behandelten Ratten zeigten, daß die für die EtOH-Kontrollgruppe typischen morphologischen Veränderungen wie geschwollene, zerstörte Mitochondrien und geweitetes, vaskularisiertes ER stark reduziert waren [47].
Einmalig 200 mg/kg KG p. o. eines Ginsengextraktes (Wasserdampfextraktion eines Pulvers aus roten Ginsengwurzeln, keine weiteren Angaben) verringerte die Ethanolkonzentration im Plasma von Ratten, denen im Anschluß an die Ginsengverabreichung EtOH 50 % (V/V) (3,2 g/kg KG p. o.) verabreicht worden war, im Vergleich zur Kontrollgruppe (21 %ige Verringerung der Fläche unter der Plasma-Konzentration-Zeitkurve). Bei i. p. Ethanolverabreichung (1,5 g/kg KG, im Anschluß an Ginsengverabreichung) wurde kein Unterschied zwischen Kontrollen und Versuchstieren gezeigt [48].
Bei chronischer (60 Tage 5 %ige Ethanollösung anstelle von Trinkwasser) sowie bei akuter Ethanolbehandlung von Mäusen (i. p. Applikation von 0,2 mL einer 25 %igen EtOH-Lösung nach Saponinverabreichung) wird nach einmaliger i. p. Injektion von 4 mg/kg KG eines mit n-Butanol ausgezogenen Ginsengwurzelextrakts (Gesamtsaponinfraktion, keine weiteren Angaben) eine signifikante Verringerung der Ethanolkonzentration im Blut beschrieben (p < 0,01) [49]. Die Blutalkoholkonzentrationen bei chronischer Ethanolgabe wurden in der Ginsenggruppe gegenüber denen der EtOH-Kontrollgruppe um 30 %, bei der akuten Ethanolintoxikation um 53 % gesenkt. Die Aktivität der Leberalkoholdehydrogenase war bei akuter EtOH-Behandlung in der Ginsenggruppe im Vergleich zur EtOH-behandelten Kontrollgruppe um ca. 10 % erhöht (EtOH-Kontrollgruppe: Im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe um 43 % erhöhte Werte, Ginsenggruppe: Um 52 % erhöhte Werte). Die Aktivität des mikrosomalen EtOH-oxidierenden Systems wurde sowohl bei akuter (EtOH-Kontrollgruppe: 33 %, Ginsenggruppe: 46 %; jeweils p < 0,05) als auch bei chronischer EtOH-Intoxikation (EtOH-Kontrollgruppe: 50 %, Ginsenggruppe: 86 %, jeweils p < 0,01) signifikant erhöht.
1,6 g/kg KG p. o. wiederholt verabreichter methanolischer Ginsengextrakt (keine näheren Angaben) soll die durch akute Ethanolvergiftung (50 % EtOH p. o., 8 h nach letzter Ginsengverabreichung) hervorgerufene Lipidperoxidbildung (TBA-Test, s. Lit. [16]) um 55 % inhibieren, was im Leberhomogenat von 12 h nach Ethanolapplikation getöteten Mäusen gezeigt wurde [16]. Untersucht wurde auch die Hemmung der Lipidperoxidation durch gereinigte Fraktionen des Extraktes (1. etherlösliche, saure Fraktion; 2. etherlösliche, neutrale Fraktion; 3. butanollösliche, glykosidische Fraktion; 4. wasserlösliche, polare Fraktion) sowie durch gereinigte phenolische Inhaltsstoffe der etherlöslichen, sauren Fraktion (p-Cumarsäure, Salicylsäure, Vanillinsäure). Für die etherlösliche, saure Fraktion sowie für die n-Butanolfraktion (jeweils 0,1 mg/10 g KG/Tag p. o. für 3 Tage) wurde eine 62 %ige bzw. eine 58 %ige Hemmung der Lipidperoxidbildung bestimmt. Die etherlösliche, neutrale Fraktion sowie die wasserlösliche Fraktion zeigten keine Wirkung. Durch die Verabreichung von 0,33 mg/10 g KG/Tag Salicylsäure über 3 Tage wurde der Lipidperoxidgehalt der Mäuseleber um 53 % im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe reduziert. 0,33 mg/ 10 g KG/Tag Vanillinsäure verringerte den Lipidperoxidgehalt um 43 %. p-Cumarsäure erwies sich als wirkungslos. Signifikanzen wurden nicht berechnet. Für die durch Kristallisation gereinigten Ginsenoside wurden keine entsprechenden Ergebnisse gezeigt. Diskutiert wird, daß nicht die Ginsenoside für die antioxidativen Effekte der Droge verantwortlich sind, sondern die phenolischen Substanzen[16].
Befunde der experimentellen Pharmakologie: [-]
Biologische Stressoren.
An Ratten und neugeborenen Mäusen wurde die Antitumor-Wirkung eines nicht näher definierten Extraktes aus rotem Ginseng auf die durch verschiedene chemische Carcinogene induzierte Tumorbildung untersucht [50]. Den Tieren wurde mit dem Trinkwasser (ad libitum) Ginsengextrakt (1 mg/mL) zugeführt. Die Carcinogene DMBA (9,10-Dimethyl-1,2-benzanthracen, 30 μg) und Urethan (1 mg) wurden den Tieren einmalig s. c. appliziert, AAF (N-2-Fluorenylacetamid, 100 μg) und Aflatoxin B1 (8 μg) hingegen täglich über einen Zeitraum von 5 Tagen. Bei DMBA-Verabreichung traten nach 26 Wochen in der Ginsenggruppe 17 % weniger Lungenadenome im Vergleich zur Kontrollgruppe auf. Bei einer Versuchsdauer über 26 Wochen beeinflußte die Ginsengverabreichung die Adenominzidenz nicht, inhibierte aber die Proliferation der DMBA-induzierten Adenome (durchschnittliche Durchmesserverkleinerung um 23 %, Verringerung der diffusen pulmonären Infiltrationshäufigkeit um 63 %). Eine Ginsengverabreichung über 50 Wochen führte im Fall des Carcinogens Urethan sowohl zu einer Verringerung der Lungenadenominzidenz um 15 % als auch zu einer Hemmung der diffusen pulmonären Infiltration. Für Aflatoxin B1konnte nach 56wöchiger Behandlungszeit eine 29 %ige Abnahme der Lungenadenominzidenz und eine 75 %ige Reduktion der Hepatominzidenz gezeigt werden. Die Ginsengapplikation beeinflußte nicht die durch AAF bzw. durch das Sarkome-induzierende MNNG (N-Methyl-N'-Nitroso-N-Nitroguanidin, 3 mg) hervorgerufene Cancerogenese. Eine statistische Auswertung der Ergebnisse wurde nicht vorgenommen.
Die Wirkung einer ethanolunlöslichen Fraktion eines wäßrigen Ginsengwurzelextrakts (Perkolation des Wurzelmaterials mit Aqua dest. 1:3, Gefriertrocknung, Fällung mit 95 %igem (V/V) EtOH 1:3, Drogengehalt: 6,1 %) auf die Entwicklung Benzpyren-(BP-)induzierter Tumore wurde an Mäusen untersucht. 24 h alten Mäusen wurden s. c. in die Scapula-Region 0,02 mL einer 0,5 mg BP enthaltenden Suspension injiziert. Ab der 3. Woche nach BP-Behandlung erhielten die Tiere mit dem Trinkwasser ad libitum 2 mg/mL, 1 mg/mL oder 0,5 mg/mL der genannten Fraktion für den Zeitraum von 6 Wochen. Anschließend wurden die Tiere getötet und das Lungengewebe untersucht. Die Lungentumorinzidenz in den Gruppen, die 2 bzw. 1 mg/mL der Fraktion über 6 Wochen im Trinkwasser erhalten hatten, war signifikant (p < 0,05) um 60 % reduziert. In der 3. Gruppe (0,5 mg/mL Trinkwasser) wurde eine 40 %ige, jedoch nicht mehr signifikante Reduktion der Tumorinzidenz festgestellt [51].
An Mäusen wurde die Wirkung einer nicht näher definierten Polysaccharidfraktion (PSG) auf das Wachstum implantierter Tumoren (Ehrlich-Ascites-Carcinom-Zellen, Sarkom-180-Tumorzellen), auf die Überlebenszeit und den Immunstatus untersucht [52]. Die intragluteale Applikation von 200, 400 und 800 mg PSG/kg KG/Tag für 10 bis 20 Tage einen Tag nach Tumorimplantation führte zu einer dosisabhängigen signifikanten Verlängerung der Überlebenszeit (13,8 %, p < 0,05; 14,6 %, p < 0,01; 20 %, p < 0,01), zu einer signifikanten Reduktion der Krebszellzahlen (Kontrollgruppe: 10,5 × 107 Ehrlich-Ascites-Carcinom-Zellen/mL Ascites, Ginsenggruppe (400 mg/kg KG): 7,2 × 107 Zellen/mL, p < 0,01) sowie zu einer signifikanten Stimulierung der Plaques-bildenden Zellen (Kontrollgruppe: 103 Zellen/106 Milzzellen; Ginsenggruppe (400 mg/kg KG): 352 Zellen/106Milzzellen) und der Rosetten-bildenden Zellen (Kontrollgruppe: 2747 Zellen/106 Milzzellen; Ginsenggruppe (400 mg/kg KG): 7493 Zellen/106Milzzellen). Bei gesunden Mäusen wurde keine immunotrope Wirkung nachgewiesen.
An Mäusen, denen Ehrlich-Ascites-Carcinom-Zellen entweder i. p. (Ascites-Tumor) oder s. c. (solider Tumor) injiziert worden waren, wurde die Antitumor-Aktivität eines Extraktes aus rotem Ginseng (Extraktionsmittel: Methanol 70 % (V/V), keine weiteren Angaben) untersucht [53]. Die 2 Tage nach der Tumorinokulation begonnene p. o. Verabreichung von 50, 200 oder 500 mg Ginsengextrakt/kg KG/Tag für 10 bis 12 Tage führte im Fall des soliden Tumors zu einem signifikant verringerten Wachstum um 26 bis 42 % (p < 0,05 bis p < 0,01), im Fall des Ascites-Tumors zeigte sie keine Wirkung auf die Proliferation. Eine Steigerung der Cytotoxizität von Mitomycin C (0,1 mg/kg KG/Tag i. p. jeden zweiten Tag für 6 Tage, Beginn 2 Tage nach Tumorinokulation) nach zusätzlicher Ginsengextraktverabreichung (500 mg/kg KG/Tag p. o. für 10 Tage) konnte bei der Ascitesform nach 60 Tagen beobachtet werden (signifikante Steigerung der 30-Tage-Überlebensrate um 75 %). Die Mindestüberlebenszeit verlängerte sich um ca. 10 Tage (53 %). Für die solide Tumorform wurde bei kombinierter Therapie (Mitomycin C: 0,5 mg/kg KG/Tag i. p. für 6 Tage; Ginsengextrakt: 500 mg/kg KG/Tag p. o. für 12 Tage) eine Tumorinhibitionsrate von 72,9 % bestimmt (p < 0,01). Darüber hinaus waren die lysosomalen Enzymaktivitäten (saure Desoxyribonuclease, β-Glucuronidase, saure Phosphatase) der Ehrlich-Ascites-Carcinom-Zellen in der mit Ginsengextrakt behandelten Gruppe (500 mg/kg KG/Tag) signifikant erhöht (p < 0,05).
Eine antiinfektiöse Wirkung der p. o. Administration eines wäßrig-alkoholischen Ginsengextrakts (s. → Zubereitung 3) wurde bei Mäusen nach Infektion mit dem Semliki-Forest-Virus (SFV: 100fache LD50-Dosis s. c.) dargestellt [54]. Den Mäusen wurden über einen Zeitraum von 5,5 Tagen vor (prophylaktisch) und 3,5 Tage nach der Infektion (therapeutisch) zweimal täglich 5 mg des Extrakts gegeben. Beobachtet wurden die Tiere jeweils über einen Zeitraum von 20 Tagen. Durch die Ginsengbehandlung konnten 34 bis 40 % (p < 0,02 bis p < 0,001) der infizierten Mäuse geschützt werden, d. h. die Infektion hatte in diesen Fällen keinen letalen Ausgang (Kontrollen: 96 bis 100 % letal). Die überlebenden Tiere entwickelten keinerlei neurologische Defizite. Sie zeigten darüber hinaus Immunität bei erneuter SFV-Belastung.
Klinische Studien:
In einer Placebo-kontrollierten Einfachblindstudie wurden 120 gynäkologische Patientinnen (20 bis 65 Jahre) während der Rekonvaleszenz nach Laparotomie beobachtet [55]. Peroral verabreicht wurden 230 mg/Tag Ginsenosidtriol (nicht genauer definiert, entsprechend 7,5 g Ginsengwurzel) über einen Zeitraum von 3 Wochen. Nach Abschluß der Behandlung wurden in der Verumgruppe im Vergleich zur Placebogruppe signifikante Unterschiede der Veränderung der Leukocytenzahl (Placebogruppe: –1910 Zellen/mm [3] , Verumgruppe: +96 Zellen/mm [3] ; p < 0,05), des Gesamtserumproteins (Placebogruppe: +0,55 mg/dL, Verumgruppe: +4,0 mg/dL, p < 0,01) und des Körpergewichts (Placebogruppe: +0,18 kg, Verumgruppe: +1,17 kg, p < 0,01) festgestellt. Zudem wurde die Abnahme des Blutglucosespiegels signifikant vermindert (Placebogruppe: –32,5 mg/dL, Verumgruppe: –21,6 mg/dL, p < 0,01) und auch die in der Placebogruppe zu beobachtende Cholesterolspiegelerhöhung signifikant verringert (Placebogruppe: +21,6 mg/dL, Verumgruppe: +11,5 mg/dL, 0,05 < p < 0,1). Die Ginsengmedikation hatte keinen Einfluß auf den Hämoglobin-, den Hämatokrit- und den Serumalbumingehalt sowie den Blutdruck und das Allgemeinbefinden (z. B.: Appetit, Verdauung) der Rekonvaleszentinnen. Nähere Angaben zu den Grunderkrankungen fehlen, ebenso zu den Ausgangs- und Endwerten; daher sind die Ergebnisse kaum interpretierbar.
In einer Placebo-kontrollierten Einfachblindstudie mit 50 Cervixcarcinompatientinnen (21 bis 60 Jahre) unter Bestrahlungstherapie (Kobalt 60, 4500 bis 5075 rad/Tag) wurde die Wirkung der Ginsengmedikation auf die Regeneration des Knochenmarks untersucht [56]. Die Verabreichung von 5 g Pulver aus rotem Ginseng pro Tag für 5 Wochen erhöhte die Blutplättchenzahl ab der 3. Woche von 2,08 × 105/mm3 auf 2,39 × 105/mm3 im Vergleich zur Placebogruppe (3. Woche: 2,35 × 105/mm3, 5. Woche: 2,21 × 105/mm3) signifikant (p < 0,05). Auf die übrigen Blutparameter sowie die während einer Strahlentherapie auftretenden Komplikationen (Anorexie, Müdigkeit, Nausea, Erbrechen) hatte die Ginsengmedikation keine Auswirkung.
Befunde der experimentellen und klinischen Pharmakologie: [-]
Antiermüdungswirkung/Leistungssteigerung.
In-vitro-Untersuchungen. An Hirnschnitten von Kaninchen wurde die Wirkung eines wäßrig-alkoholischen Ginsengwurzelextrakts (s. → Zubereitung 3) auf den Energiemetabolismus untersucht [57]. Dem Versuchsmedium wurden 23 oder 46 μg/mL des Extrakts zugesetzt. Nach 1 h Inkubationszeit wurden eine signifikant gesteigerte Glucoseaufnahme (Kontrollen: 5,18 ± 0,09 mg/g Frischgewebe; Zubereitung 3: 23 μg/mL: 6,43 ± 0,13 mg/g; 46 μg/mL: 6,98 ± 0,13 mg/g; jeweils p < 0,0005) sowie signifikant verringerte Lactatspiegel (Kontrollen: 3,26 ± 0,02 mg/g, Zubereitung 3: 23 μg/mL: 1,14 ± 0,016 mg/g; 46 μg/mL: 0,804 ± 0,014 mg/g; jeweils p < 0,0005) und Pyruvatspiegel (Kontrollen: 0,488 ± 0,01 mg/g, Zubereitung 3: 23 μg/mL: 0,281 ± 0,009 mg/g; 46 μg/mL: 0,208 ± 0,01 mg/g; jeweils p < 0,0005) bestimmt. Dabei erwiesen sich auch die Ergebnisse der mit zwei verschiedenen Extraktkonzentrationen durchgeführten Untersuchungen als signifikant unterschiedlich (p < 0,005).
In-vivo-Untersuchungen. Tierversuche:
Bei Ratten wurde im Schwimmversuch nach i. p. Verabreichung von 20 mg/kg KG eines Ginsengwurzelextrakts (15 g pulv. Ginsengwurzel wiederholt extrahiert mit MeOH, evaporiert auf 750 mg, eingesetzte Lösung: 5 mg Extrakt/1 mL Kochsalzlösung) 1 h vor Beginn des Schwimmtests der Muskelglykogengehalt und das adrenale Cholesterol untersucht [58]. Nach 3stündigem Schwimmen war der adrenale Cholesterolverlust in der Ginsenggruppe um 21 % geringer als der in der Kontrollgruppe (statistisch nicht signifikant). Der Muskelglykogenverbrauch verminderte sich nach Ginsengverabreichung signifikant (p < 0,01). Nach 1,5stündigem Schwimmen wurde in der Ginsenggruppe ein um 39 % höherer, nach 3stündigem Schwimmen ein um 115 % höherer Muskelglykogengehalt gemessen als in der Kontrollgruppe.
Nach 2 × 20 mg/kg KG i. p. eines Ginsengwurzelextrakts (10 g pulv. Ginsengwurzel 5mal extrahiert mit 30 mL MeOH, evaporiert auf ca. 600 mg, eingestellter Extrakt: 10 mg/mL Kochsalzlösung) wiesen Ratten im Schwimmversuch (nach 30 min bzw. 60 min) einen signifikant erhöhten Serumglucosespiegel (30 min: Kontrollgruppe: 3,8 ± 0,05 mmol/L, Ginsenggruppe: 6,6 ± 0,3 mmol/L; p < 0,01) bei signifikant geringeren Konzentrationen an zirkulierendem Lactat (30 und 60 min: Ginsenggruppe: Milchsäuregehalt im Plasma entsprach dem zuvor in Ruhe gemessenen Spiegel von ca. 2 ± 0,5 mmol/L; Kontrollgruppe: 30 min: 4 ± 0,6 mmol/L, 60 min: 6,1 ± 1,3 mmol/L; p < 0,05), an Pyruvat (60 min: Kontrollgruppe: 0,27 ± 0,05 mmol/L, Ginsenggruppe: 0,14± 0,03 mmol/L; p < 0,05) und an freien Fettsäuren (30 min: Kontrollgruppe: 0,41 ± 0,04 mmol/L, Ginsenggruppe: 0,28 ±0,05 mmol/L; p < 0,05) auf als die Tiere in der Kontrollgruppe [59].
Mäuse, denen 180 bis 200 mg/kg KG/Tag eines wäßrig-alkoholischen Ginsengextrakts (10 mL entspr. 1500 mg getrockneter Wurzel, keine weiteren Angaben) über einen Zeitraum von 8 bis 10 Tagen im Trinkwasser sowie zusätzlich einmalig (250 mg/kg KG i. p.) 30 bis 60 min vor Versuchsbeginn gegeben wurde, erwiesen sich im Schwimmversuch im Vergleich zu den Kontrolltieren als signifikant ausdauernder [40]. Dieser Antiermüdungseffekt war besonders deutlich bei den männlichen Tieren (Männchen: p < 0,001, Weibchen: p < 0,05), die bereits in der Kontrollgruppe durch ein von den weiblichen Tieren unterschiedliches Schwimmverhalten auffielen. Während die männlichen Tiere der Kontrollgruppe zunächst kraftvoller schwammen, waren die weiblichen Ratten in der Lage, über einen längeren Zeitraum zu schwimmen (Kontrollmännchen: 269 min, 7,6 % Überlebende; Kontrollweibchen: 338 min, 24,2 % Überlebende). In der Ginsenggruppe war ein ausgeglichenes, gesteigertes Leistungsvermögen beider Geschlechter zu beobachten (Männchen: 377 min, 53 % Überlebende; Weibchen: 394 min, 52 % Überlebende).
Ebenfalls in Schwimmversuchen wurde der Einfluß der einmaligen Verabreichung eines wäßrig-alkoholischen, auf ca. 10 % Gesamtginsenoside eingestellten Ginsengextrakts (keine weiteren Angaben) auf die körperliche Leistungsfähigkeit bei Mäusen untersucht [39]. Die Schwimmzeiten bis zur Erschöpfung in der Versuchsgruppe verlängerten sich signifikant (p < 0,05) bei Verabreichung von 7,5 mg Ginsengextrakt/kg KG i. p. (Kontrollgruppe: 522 s, Ginsenggruppe: 1028 s). Zudem verringerte sich die α-Hydroxybutyratdehydrogenase-Aktivität (Kontrollgruppe: 789,8 mU/mg, Ginsenggruppe: 618,1 mU/mg, p < 0,05) sowie der Lactatspiegel im Quadrizepsmuskel (keine Werte angegeben). Bei einer subakuten p. o. Verabreichung von 37,5 mg Extrakt/kg KG über 15 Tage konnte ebenfalls eine signifikante Verlängerung der Erschöpfungszeit von 558 auf 790 s gezeigt werden (p < 0,05).
Isolierte Panaxoside verbesserten im Klettertest am sich bewegenden Seil die Leistungsfähigkeit bei Mäusen [31]. Die Panaxoside wurden den Tieren über Magensonden 30 min vor Untersuchungsbeginn zugeführt. Eine Auswertung der Ergebnisse erfolgte über die Darstellung von „stimulant units – SUA33“. 1 SUA33 entspricht der Dosis, bei der die Versuchstiere eine um 33 % verlängerte Aktivitätsphase bis zur Ermüdung im Vergleich zu Kontrolltieren zeigen. Panaxosid A (entspr. Ginsenosid Rg1): 3183 SUA33/g; Panaxosid C (entspr. Rd): 6600 SUA33/g; Panaxosid D (entspr. Rc): 4300 SUA33/g; Panaxosid E (entspr. Rb1, Rb2): 940 SUA33/g; Panaxosid F (entspr. Ra): 645 SUA33/g.
Im Schwimmversuch wurde bei Mäusen die Wirkung der p. o. Applikation verschiedener Fraktionen eines methanolischen, nicht näher definierten Ginsengextrakts (etherlösliche, saure Fraktion, n-BuOH-lösliche, glykosidische Fraktion: jeweils 200 mg/kg KG/Tag für 3 Tage) sowie daraus gereinigter Substanzen (Maltol, Salicylsäure, Vanillinsäure: jeweils 10 mg/kg KG/Tag für 3 Tage) untersucht [16]. In allen Fällen wurde eine signifikant verlängerte Schwimmzeit im Vergleich zur Kontrollgruppe gemessen (Ether-Fraktion: 65 %; n-BuOH-Fraktion: 33 %; Maltol: 51 %; Salicylsäure: 56 %; Vanillinsäure: 48 %; jeweils p < 0,001). Die Gabe hochgereinigter Ginsenoside hatte keinen Einfluß auf die körperliche Leistungsfähigkeit.
Perorale Gabe von 20 mg/kg KG/Tag für 3 Tage eines mit EtOH-Wasser ausgezogenen Trockenextrakts (5:1) verbesserte bei konditionierten männlichen Ratten die Merkfähigkeit [60]. Der Anteil richtiger Reaktionen auf einen akustischen Reiz (Vermeidung eines elektrischen Schlages) wurde signifikant auf etwa 90 % (Kontrolle ca. 50 %, p < 0,001) erhöht. Auch das Lernvermögen soll signifikant verbessert worden sein. Diese Wirkung ist anhand der vorgelegten Angaben jedoch nicht nachvollziehbar. Bei einer Dosierung von 100 mg Extrakt/kg KG/Tag über den gleichen Zeitraum war dagegen eine deutlich verschlechterte Merkfähigkeit zu beobachten. Die Wirkung peritonealer Injektionen von 30, 50 und 200 mg Extrakt/kg KG/Tag über den Zeitraum von 5 Tagen auf das Niveau der biogenen Amine, auf die Adenylatcyclase- und die Phosphodiesterase-Aktivität sowie das cAMP-Niveau im Rattengehirn wurde ebenfalls untersucht. Eine signifikante Zunahme von Dopamin und Noradrenalin (p < 0,05), eine signifikante Verminderung von Serotonin im Hirnstamm (p < 0,05) sowie eine signifikante Zunahme von Serotonin im Cortex (p < 0,05) wurden mitgeteilt. Bei Ratten, denen 30 mg Extrakt/kg KG/Tag für 5 Tage p. o. verabreicht worden waren, wurde der Übergang von 1 h nach der letzten Ginsenggabe i. v. in die Schwanzvene injizierten 14C-D, L-Phenylalanins in das Gehirn nach 15, 30 bzw. 60 min scintimetrisch gemessen. In allen Gruppen war die Radioaktivität im Gehirn gegenüber der in den unbehandelten Kontrollen signifikant erhöht (p < 0,05) [60].
Der Einfluß der Langzeit-Administration eines mit 50 %igem EtOH ausgezogenen Ginsengwurzelextrakts (eingeengt und gelöst in Kochsalzlösung, keine weiteren Angaben) auf den GABA-Metabolismus und den Catecholaminspiegel des Mäusegehirns wurde untersucht [61]. Den Tieren wurden über einen Zeitraum von 52 Tagen p. o. 30 oder 150 mg Extrakt/kg KG/Tag verabreicht. Bei einer Dosierung von 150 mg/kg KG wurden signifikant erhöhte Aktivitäten der Glutamat-Decarboxylase und der GABA-Transaminase gemessen (jeweils p < 0,001). Der Catecholaminspiegel im Hypothalamus wurde durch die Ginsengapplikation jedoch nicht signifikant beeinflußt.
Unter Anwendung der Methode der aktiven Zweiwegfluchtreaktion wurde der Einfluß des gereinigten Ginsenosids Rg2 und Cyproheptadin (CYP) auf das Erlernen und das Gedächtnis von Ratten untersucht. Die Bewertung erfolgte mittels der Fluchtrate und/oder der Fluchtlatenzzeit [62]. Eine akute Dosis CYP (1 mg/kg KG i. p.) 30 min vor dem Training verabreicht, beeinträchtigte signifikant (p < 0,01) das 3tägige Erlernen und das 48-h-Gedächtnis, indem es die Fluchtrate von 87,9 ± 2,1 % bzw. 75,8 ± 4,9 % (Kontrollgruppe: Kochsalzverabreichung) auf 55,8 ± 9,6 bzw. 53,4 ± 8,4 reduzierte. Wurde CYP unmittelbar nach Beendigung des Trainings und 30 min vor dem Experiment verabreicht, beeinträchtigte es das 24-h-Gedächtnis und das Abrufen des 48-h-Gedächtnisses, in dem es die Rate von 86,7 ± 1,7 % bzw. 93,3 ± 2,7 % auf 55,0 ± 5,5 % bzw. 60,0 ± 6,8 % reduzierte (jeweils p < 0,01). Die Fluchtlatenzzeit wurde nach 24 h von 3,0 ± 0,3 s auf 3,6±0,4 s und nach 48 h von 1,6±0,2 s auf 2,4 ± 0,2 s verlängert. Wiederholte Verabreichung des Ginsenosids Rg2 (20 mg/kg KG i. p., 2mal täglich, ab dem 2. Tag vor Trainingsbeginn sowie 30 min vor jedem Training, im Fall der Gedächtnistests zusätzlich unmittelbar nach dem Training) verbesserte die CYP-induzierten Defizite, indem es zum einen die Fluchtrate beim 3tägigen Erlernen von 55,8 ± 9,6 % auf 80,8 ± 4,2 % (p < 0,05), beim 48-h-Gedächtnis von 53,4 ± 8,4 % auf 60,0 ± 8,2 % (p < 0,05) sowie beim 24-h-Gedächtnis von 55,0 ± 5,5 % auf 88,3±2,5 % (p < 0,01) erhöhte und zum anderen die Fluchtlatenzzeit signifikant erniedrigte (48-h-Gedächtnis: CYP-Gruppe: 2,4 ± 0,2 s, CYP+Rg 2-Gruppe: 1,6±0,2 s, p < 0,05; 24-h-Gedächtnis: CYP-Gruppe: 3,6 ± 0,4 s, CYP+Rg 2-Gruppe: 1,8 ± 0,1 s, p < 0,01).
Klinische Studien:
In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 60 Versuchspersonen (30 männlich, 30 weiblich, 22 bis 80 Jahre) wurde die Wirkung einer Ginsengverabreichung (Zubereitung 3, 200 mg/Tag) über den Zeitraum von 12 Wochen auf die psychophysische Leistungsfähigkeit der Probanden und auf subjektive Parameter (Allgemeinbefinden, Stimmung, Konzentration, Gedächtnis, Schlafverhalten, u. a. Selbsteinschätzungsparameter) untersucht [63]. Die visuelle und die auditive Reaktionszeit wurden bei 81,6 % der Probanden in der Verumgruppe (16,7 % in der Placebogruppe), die beidhändige Koordination bei 74,4 % (16,6 % in der Placebogruppe) und die im Treppen-Test ermittelte körperliche Leistungsfähigkeit (Registrierung des O2-Verbrauchs über 15 min bei Belastung) bei 97 % der Verumprobanden (30 % in der Placebogruppe) nach 12wöchiger Behandlungszeit signifikant verbessert. Die ebenfalls über den Sauerstoffverbrauch ermittelte Erholungszeit nach Belastung verkürzte sich in der Verumgruppe bei 97 % der Probanden, in der Placebogruppe bei 33,3 %. Der Effekt auf das Allgemeinbefinden und die übrigen Selbsteinschätzungsparameter wurde ebenfalls als positiv bewertet. Keine Wirkung zeigte die Ginsengverabreichung auf die Stimmung der Probanden und die optische Fusionsschwelle.
In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 120 Probanden (60 männlich, 60 weiblich) im Alter von 30 bis 60 Jahren führte die 12wöchige Einnahme eines Ginsengextrakts (Zubereitung 3, 200 mg/Tag) in der Gruppe der 40- bis 50jährigen zu einer signifikanten Verbesserung der visuellen und auditiven Reaktionszeit (RZ) (Männer: Verkürzung der akustischen RZ um 17 %, p = 0,001, Verkürzung der optischen RZ um 18 %, p = 0,01; Frauen: Verkürzung der akustischen RZ um 11 %, p = 0,01, Verkürzung der optischen RZ um 10 %, p = 0,001) [64]. Die Lungenfunktionsparameter wie Vitalkapazität, Sekundenkapazität, maximaler Exspirationsfluß und Atemgrenzwert (bei 40 bis 60 Jahre alten Frauen: p = 0,05; übrige Gruppen: p = 0,01 bis p = 0,001) sowie alle Kriterien des Selbsteinschätzungstests (bei 30- bis 39jährigen Männern nicht signifikant; übrige Gruppen: p = 0,01 bis p = 0,001) wurden in den Verumgruppen signifikant verbessert. Auf die Geschlechtshormonspiegel (LH, FSH, Testosteron, Estradiol) hatte die Ginsengverabreichung keinen Einfluß.
30 männlichen, in zwei Gruppen eingeteilten Spitzensportlern (18 bis 31 Jahre; Sportarten: Karate, Ringen, Boxen) wurden im Rahmen einer Doppelblindstudie (ohne Placebokontrolle) über 9 Wochen jeweils 200 mg/Tag zweier Ginsengextrakte mit unterschiedlichen Ginsenosidgehalten (1. Zubereitung 3 mit 4 % Ginsenosiden; 2. Zubereitung 3 mit 7 % Ginsenosiden) verabreicht [65]. Untersucht wurden unter ergometrischer Belastung etwaige Effekte der Ginsengmedikation auf die aerobe Arbeitskapazität, auf die Serumlactatkonzentration und auf die Herzfrequenz. Für beide Ginsengextrakte konnte im Vergleich zu den Werten vor Behandlungsbeginn eine signifikante Vergrößerung der aeroben Arbeitskapazität (VO2: 1. +17 %, 2. +20 %), eine signifikante Verminderung des Serumlactatspiegels (2 min nach Belastung: 1. -45 %, 2. -36 %, 20 min nach Belastung: 1. -62 %, 2. -42 %) sowie eine allgemeine Leistungssteigerung mit verkürzter Erholungszeit nach Belastung (signifikante Senkung der Herzfrequenz nach 8minütiger Belastung: 1. -13 %, 2. -10 %; 2 min nach Belastung: 1. und 2. -13 %; 3 min nach Belastung: 1. -17 %, 2. -14 %; 4 min nach Belastung: 1. -18 %, 2. -19 %; 5 min nach Belastung: 1. -13 %, 2. -17 %) nachgewiesen werden. Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Extrakten konnte nicht gezeigt werden. Da eine Placebokontrollgruppe fehlt, kann der Anteil eines möglichen Trainingseffektes nicht beurteilt werden.
In einer anderen Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde 30 durchtrainierten männlichen Sportlern (19 bis 31 Jahre, Sportarten: Karte, Ringen, Boxen) Ginsengextrakt (Zubereitung 3, 200 mg/Tag, mit 7 % Ginsenosiden) über einen Zeitraum von 9 Wochen verabreicht [66]. Entsprechend den Ergebnissen in der zuletzt beschriebenen Studie wurde auch in dieser Studie eine signifikante Verbesserung der aeroben Arbeitskapazität (V: Ginsenggruppe: +21 %, Placebogruppe: unverändert; p < 0,01) sowie eine signifikante Verringerung des Serumlactatspiegels (2 min nach Belastung: Ginsenggruppe: –34 %, Placebogruppe: – 4 %; p < 0,001) und der Herzfrequenz (nach 8minütiger Belastung: Ginsenggruppe: –10 %, Placebogruppe: unverändert; p < 0,001) dargestellt. Ein Effekt auf den Testosteron- und den LH-Spiegel wurde nicht nachgewiesen.
Eine weitere Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie beschäftigte sich neben der Wirkung der Ginsengmedikation auf die körperliche Leistungsfähigkeit während der Einnahme auch mit der Dauer des Effekts nach Absetzen der Behandlung. 28 männliche Sportler (20 bis 30 Jahre) nahmen über einen Zeitraum von 9 Wochen 200 mg Ginsengextrakt/Tag (Zubereitung 3, eingestellt auf 4 %igen Ginsenosidgehalt) zu sich [67]. In der 9. Behandlungswoche wurde eine signifikante Vergrößerung der Sauerstoffaufnahmekapazität nach ergometrischer Belastung (Ginsenggruppe: +17 %, Placebogruppe: unverändert; p < 0,01), die bis 3 Wochen nach Absetzen der Medikation zu beobachten war, sowie eine signifikante Erniedrigung der Herzfrequenz bei Ergometerbelastung (Ginsenggruppe: –10 %, Placebogruppe: unverändert; p < 0,001) bestimmt. Während der Behandlungsphase wurde auch die Lungenfunktion, gemessen anhand der Parameter forciertes expiratorisches 1-Sekundenvolumen (FEV1) und forcierte Vitalkapazität (FVC), positiv beeinflußt (FEV1: Verumgruppe: 4785±479 mL, Placebogruppe: 4379±452 mL, p < 0,01; FVC: Verumgruppe: 5827 ±477 mL, Placebogruppe: 5379 ±722 mL, p < 0,05). Die Lungenfunktionsverbesserung war 3 Wochen nach der Behandlungsphase noch in vollem Umfang, im Fall der FVC mit sogar noch größerer Signifikanz meßbar (p < 0,001). Auch die Reaktionszeit auf optische Reize wurde nach 9 Wochen in der Ginsenggruppe im Vergleich zur Placebogruppe signifikant (p < 0,01) von 26,31 ±3,24 s auf 24,91±2,83 s verkürzt (Placebogruppe: Erhöhung von 26,2 auf 27,7 s). In der 3. Woche nach Absetzen der Medikation war in der Verumgruppe mit 24,51±3,49 s versus Placebogruppe mit 29,03 ±2,84 s die Differenz noch signifikant. In der 7. Woche nach Therapieende hatten sich die Werte wieder den Ausgangswerten angenähert.
Eine p. o. Verabreichung von 3 × 70 mg eines nicht näher definierten Ginsengextraktes (2 × 70 mg am Vortag der Untersuchung, 1 × 70 mg am Morgen des Untersuchungstages) führte bei einer Untersuchung der körperlichen Leistungsfähigkeit in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie bei 10 männlichen Sportlern (17 bis 31 Jahre) unter ergometrischer Belastung zur signifikanten Verbesserung der maximalen anaeroben körperlichen Leistung (unbehandelte Kontrollgruppe: 0 %; Placebogruppe: 7 %, p < 0,05; Verumgruppe: 14 %, p < 0,01) und zu einer signifikanten Verringerung der Serumlactatkonzentration (unbehandelte Kontrollgruppe: 96,8 ± 35,5 mg/100 mL; Placebogruppe: 92,3 ± 30,7 mg/100 mL; Verumgruppe: 83,2 ± 20,6 mg/100 mL) [68]. Die Ginsengverabreichung hatte in dieser Studie keinen Einfluß auf die Lungenleistung oder den Sauerstoffverbrauch.
Effekte auf die psychophysische und die kognitive Leistung sowie auf das Allgemeinbefinden und die Stimmung wurden in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit Cross-over-Design an 50 Probanden im Alter von durchschnittlich 60 Jahren (etwa zur Hälfte Männer und Frauen) untersucht [69]. Für 10 Tage wurden den Versuchspersonen der Verumgruppe 1,5 g roter Ginsengwurzel/Tag (keine exakteren Angaben) verabreicht, den Probanden der Kontrollgruppe Placebo (Phase A). Nach einer 3wöchigen „washout“-Phase wurde für 10 Tage die jeweils andere Medikation verabreicht (Phase B). Gezeigt wurde eine signifikante Verbesserung in den psychophysischen Leistungstests („Tapping“ Test: +12,28 taps; visuelle Reaktionszeit: –8,15 s; auditive Reaktionszeit: – 4,33 s) nach Ginsengverabreichung. Kognitive Funktionen, die Stimmung, das Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit wurden nicht signifikant beeinflußt.
Bei Verabreichung eines Ginsengwurzelextrakts (Zubereitung 3, 2 × 100 mg/Tag) an 32 männliche Studenten (inhomogene Gruppe, 20 bis 24 Jahre) für 12 Wochen im Rahmen einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde eine signifikante (p < 0,05) Verbesserung der Leistung im mentalen Arithmetiktest gefunden [70]. In diesem Test sollte abgeschätzt werden, ob die Summe von vier zweistelligen, aus einer randomisierten Ziffernreihe stammenden Zahlen einen geraden oder einen ungeraden Wert ergibt. Bestimmt wurden durchschnittlich in jeweils 10 Durchgängen vor der Behandlung in der Placebogruppe und in der Ginsenggruppe 0,45 ±0,12 bzw. 0,49 ±0,17 richtige Antworten/s, nach der Behandlung in der Placebogruppe 0,45±0,17 und in der Verumgruppe 0,61 ±0,24 richtige Antworten/s. Darüber hinaus wurden die Aufmerksamkeit, die Denkfähigkeit sowie die auditorische Reaktionszeit der Probanden der Verumgruppe verbessert. Die Werte erreichten jedoch kein Signifikanzniveau. Andere Parameter der psychischen sowie der psychomotrischen Funktionen wurden nicht beeinflußt.
In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 60 Bewohnern eines Altersheims (10 männlich, 50 weiblich) im Durchschnittsalter von 71,5 Jahren wurde die Wirkung einer Ginsengmedikation auf die psychische und die psychophysische Leistung sowie das psychosoziale Verhalten untersucht [71]. Den Probanden wurde Ginsengwurzelpulver in Kapseln (Zubereitung 5: 2 × 350 mg/Tag) über einen Zeitraum von 100 Tagen gegeben. Festgestellt wurde nach Abschluß der Behandlung eine signifikante Steigerung der Leistung (p < 0,005) und der Arbeitsgenauigkeit (p < 0,01), des Merkgedächtnisses sowie des Koordinations- und Vorstellungsvermögens (p < 0,025) in der Verumgruppe. Darüber hinaus war die Schaffensfreude (p < 0,025) signifikant erhöht sowie die Fähigkeit zu klarer, deutlicher Ausdrucksweise (p < 0,025) signifikant gesteigert. Neurotische Tendenzen (z. B. Schlaflosigkeit, Schwindel, Herzklopfen, Nervosität) wurden in der Verumgruppe signifikant reduziert (p < 0,025). Eine signifikante, positive Beeinflussung der Einstellung zu sich selbst und zu anderen Menschen (soziale Resonanz, „Durchlässigkeit“, soziale Potenz) wurde ebenfalls in der Verumgruppe beobachtet (p < 0,025). Das Abstraktionsvermögen und die verbale Begriffsbildung wurden nicht beeinflußt. Die positive Wirkung der Langzeitgabe hielt bis zum 50. Tag nach Absetzen der Medikation an. Da die psychologischen Untersuchungsparameter unzureichend validiert sind, bedürfen die Ergebnisse einer Überprüfung.