Kerstin Hoffmann-Bohm, Elisabeth Stahl-Biskup, Piotr Gorecki
C > Chelidonium > Chelidonium majus L. > Chelidonii herba (Schöllkraut)
D Chelidonii herba (Schöllkraut)
D Chelidonii radix (Schöllkrautwurzel)
D Chelidonium majus e floribus, äthanol. Digestio hom. HAB 1
D Chelidonium majus hom. HAB 1
D Chelidonium majus hom. HPUS 78
D Chelidonium majus Rh hom. HAB 1
Herba Chelidonii; Herba Chelidonii majoris
dt.:Schellkraut, Schwalbenkraut; Great(er)l Celandine, Herbs of Celandine Poppy, Prickled Poppy Herb, Tetterwort; Felougue, Herbe d'éclair, Herbe de l'hirondelle, Tiges de chelidonine; Chelidonia; Celidonia; pol.:Ziele glistnika.
Chelidonii herba (Schöllkraut) – PhEur 5, DAB 10; Chelidonium – BHP 83
Die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten oberirdischen Teile PhEur 5, DAB 10, BHP 83.
Stammpflanzen: Chelidonium majus L.
Herkunft: Die Droge wird vor allem aus osteuropäischen Ländern importiert [36].
Gewinnung: Sammlung aus Wildbeständen und aus dem Anbau der Zuchtsorte „Cynober“ in Polen [7]. Die oberirdischen Teile werden zur Blütezeit geerntet und in dünner Schicht getrocknet; dabei soll die Anwendung höherer Temperatur vorteilhaft sein (s. → Trocknungsbedingungen unter Inhaltsstoffe der Art C. majus) [36].
Handelssorten: Tetraploide Zuchtsorte „Cynober“ [7].
Ganzdroge: Aussehen. Stengel gelblich bis grünlichbraun gefärbt, etwa 3 bis 7 mm dick, hohl, rundlich bis mehrkantig, häufig breitgedrückt und zerstreut behaart. Laubblätter wechselständig, tief fiederspaltig bis unpaarig gefiedert. Blätter sehr dünn, meist gefaltet, oberseits matt blaugrün, unterseits hell graugrün gefärbt, mit dunkler Netznervatur, kahl oder unterseits zerstreut behaart. Blüten in lockeren, wenigblütigen Trugdolden stehend. Kelchblätter 2, beim Aufblühen abfallend; Kronblätter 4, gelb, etwa 8 bis 10 mm lang, breit eiförmig; Staubblätter zahlreich; Fruchtknoten oberständig, länglich. Selten sind lange, dunkle, zwischen den Samen leicht eingeschnürte Schoten anzutreffen [37].
Schnittdroge: Geschmack. Brennend scharf, bitter. Geruch. Eigentümlich, widerlich. Aussehen. Die Laubblattstücke sind auf der einen Seite grün und auf der anderen Seite graugrün. Die Stengelstücke sind grün, bräunlichgrün oder gelblichgrün, hohl, meist zusammengedrückt oder zerfallen und teilweise längsfurchig. Teile der meist zusammengefalteten gelbbraunen Blüten, der schotenförmigen Kapselfrüchte sowie die Samen können vorhanden sein [38].
Mikroskopisches Bild: Blätter bifazial mit einschichtigem Palisadenparenchym und 4- bis 6-schichtigem, interzellularenreichem Schwammparenchym. Leitbündel der stärkeren Nerven unterseits durch Kollenchym, nicht durch Fasern versteift, von zarten, etwa 15 μm weiten Milchröhren mit gelbbraun gefärbtem Inhalt begleitet. Epidermis der Blattoberseite aus isodiametrischen, gerundeten bis welligen Zellen bestehend, ohne Spaltöffnungen; Epidermis der Unterseite aus stark welligen Zellen mit zahlreichen rundlichen, von 3 bis 7 Epidermiszellen umgebenen Spaltöffnungen. Deckhaare vereinzelt auf der Blattunterseite, reichlicher auf dem Stengel, etwa 400 bis 2000 μm lang, einzellreihig aus 5 bis 30 dünnwandigen, oft kollabierten, etwa 50 bis 200 μm langen Zellen. Stengel unter der Epidermis 2 bis 3 Lagen dickwandiger, kollenchymatischer, tangential gestreckter Zellen führend; darunter folgen 5 bis 6 Lagen verholzter, weitlumiger, gelber, getüpfelter Fasern. Kollaterale Leitbündel ringsum von zahlreichen, etwa 10 bis 25 μm weiten, gegliederten Milchröhren mit gelblichbraun gefärbtem, körnigem Inhalt begleitet. Das großzellige Mark ist bis auf die äußersten Zellschichten geschwunden [37].
Pulverdroge: Mikroskopisches Bild. Pulver dunkel graugrün bis bräunlichgrün gefärbt [37]. Zahlreiche zarte Blattfragmente mit welligen Epidermiszellen und Spaltöffnungen vom anomocytischen Typ; zahlreiche Blatt- und Stengelfragmente mit Netz- und Spiralgefäßen, die von Milchröhren mit bräunlich gefärbtem, körnigem Inhalt begleitet werden; größere Verbände weitlumiger, verholzter Fasern aus dem Stengel; vereinzelte Bruchstücke der langen, einzellreihigen Deckhaare aus dünnwandigen, oft kollabierten Haarzellen; wenige etwa 30 bis 45 μm große, glatte, runde Pollenkörner mit 3 Keimporen sowie Fragmente der Blumenkrone aus zartwandigen, stellenweise leicht papillösen Zellen mit zahlreichen blaßgelblichen Fett-Tröpfchen; einzelne Bruchstücke des Endotheciums aus regelmäßigen, kleinen, derbwandigen Zellen, die je nach ihrer Lage entweder regelmäßige Tüpfel oder leistenartige Verdickungen tragen [37].
Inhaltsstoffe: Alkaloide. Je nach Herkunft und Trocknungsbedingungen der Droge (s. → C. majus) zwischen 0,01 und 1 % Alkaloide [14], [21], [36]. Es kommen hauptsächlich Benzylisochinolinabkömmlinge vom Benzophenanthridin-, Protoberberin- und Protopintyp vor: Chelidonin, Sanguinarin, Chelerythrin, Stylopin, Coptisin, Berberin und Protopin [17], [36]. In sehr geringer Menge finden sich noch etwa 20 weitere Alkaloide [39]. Als einzige Verbindung, die kein Benzylisochinolinderivat darstellt, wurde das Chinolizidinalkaloid Spartein in der Droge nachgewiesen, allerdings nur in sehr geringer Menge (0,3 mg/kg) [40].
Chelidonin
Sanguinarin
Chelerythrin
Stylopin
Coptisin
Berberin
Protopin
Pflanzensäuren. Als Gegenionen zu den basischen Alkaloiden finden sich in der Droge organische Säuren, und zwar vor allem die Chelidonsäure neben Citronensäure, Äpfelsäure und Bernsteinsäure [12], [41], [42], [43]. In einer neueren Arbeit wurden in der Droge einige Zimtsäurederivate aufgefunden: 2-(–)-Caffeoyl-D-glycerinsäure, 4-(–)-Caffeoyltrihydroxybuttersäure, Caffeoyl-L-Äpfelsäure und ein Caffeoyltrihydroxybutyrolacton. Die Hydrolyse eines wäßrig-methanolischen Drogenextraktes ergab 0,4 % Kaffeesäure und je ca. 0,1 % p-Cumarsäure, Ferulasäure, Gentisinsäure und p-Hydroxybenzoesäuren [44].
Chelidonsäure
Sonstige Verb. Cholin und die biogenen Amine Histamin, Methylamin und Tyramin (keine Mengenangaben) [45].
Identitaet: Nach DAB 10 erfolgt die Identifzierung der Droge mittels DC. Verwendet wird ein Essigsäureextrakt der pulv. Droge, aus dem nach Alkalisieren mit Ammoniak die Alkaloide mit Chloroform ausgeschüttelt werden. Der Extrakt wird zur Trockene eingeengt und in Methanol aufgenommen: Referenzsubstanzen: Papaverinhydrochlorid, Methylrot; Sorptionsmittel: Kieselgel GF254; FM: 1-Propanol-Wasser-wasserfreie Ameisensäure (90+9+1); Detektion: Fluoreszenzminderung im UV 254 nm, Fluoreszenz im UV 365 nm, Besprühen mit Dragendorffs Reagenz, Auswertung im Vis; Auswertung: Chelidonin (Rf 0,44) liegt im Rf-Bereich zwischen Papaverinhydrochlorid (Rf 0,33) und Methylrot (Rf 0,55). Es erfolgt weiterhin eine Zuordnung von Sanguinarin (Rf 0,28) und Chelerythrin (Rf 0,19). Alle drei Alkaloide färben sich mit Dragendorffs Reagenz gelborange bzw. orange bis graubraun, beim Nachsprühen mit Natriumnitritlösung, das die Nachweisempfindlichkeit erhöht, erscheinen die Zonen braun bis graubraun [36]. Eine farbige Abbildung des Chromatogramms findet sich in Lit. [46] Weitere DC-Vorschriften mit demselben Fließmittel und mit farbiger Abbildung s. Lit. [47] , mit Gradientenelution s. Lit. [48] . Das AB-DDR läßt eine DC-Prüfung der Alkaloide nach Anreicherung aus der Pulverdroge durch saure und alkalische Verteilung und Etherausschüttelung durchführen; mit Papaverinhydrochlorid als Referenzsubstanz, Aluminiumoxid als Sorptionsmittel, Chloroform-Benzol-Ether (50+40+10) als FM und Dragendorffs Reagenz als Detektionsmittel; eine Zuordnung der Alkaloidzonen im Chromatogramm des Drogenauszuges erfolgt nicht. Möglichkeiten zum analytischen Nachweis der Chelidonsäure: Mikroreaktion nach Ramstad. Gibt man zu einer kleinen Menge chelidonsäurehaltigem Pflanzenmaterial auf einem Objektträger einige Tropfen 20 %iger Kalilauge, so färbt sich die Lösung allmählich gelb und man erkennt unter dem Mikroskop feine, oftmals stern- oder büschelartige Kristallnadeln (Bildung von xanthochelidonsaurem Kalium) [41]. Opaleszenzreaktion nach Schindler. Herstellung eines alkoholischen Auszuges mit 4 bis 5 mL Methanol oder Ethanol (60 bis 70 %) aus der pulv. Droge (0,5 bis 0,8 g) und Filtration; nach Zugabe von 1 mL konz. Kalilauge zum Filtrat tritt nach ca. 1 bis 2 min eine blaue Opaleszenz auf. Nach mehrstündigem Stehen setzt sich ein voluminöser Nd. von blauer Farbe ab, während die überstehende Flüssigkeit gelblich klar durchscheinend ist (dichroitische Opaleszenz durch Bildung von Xanthochelidonsäure infolge Sprengung des Pyronringes durch überschüssige Lauge in Gegenwart von Alkohol) [41], [49]. Andere Pflanzensäuren, wie z. B. die bei einigen Papaveraceen vorkommende Mekonsäure, geben weder die Kristallbildung nach Ramstad noch eine blaue Opaleszenz nach der Reaktion von Schindler [41], [49]. Flagellocystenreaktion (Nachweis der Alkaloidchelidonate). Man gibt zu wenig fein pulv. Droge (oder getrocknetem, pulv. Drogenauszug) auf einem Objektträger einen Tropfen 5 %iger Gerbsäurelsg. (Sol. Acid. tannic.), bedeckt die Mischung schnell mit einem Deckgläschen und betrachtet das Ganze unter dem Mikroskop bei etwa 100facher Vergrößerung. Es bilden sich bald große gelbliche Blasen und lange, peitschenartig geschwungene, feine haarförmige Gebilde; nach einiger Zeit verschwinden die Gebilde, indem sie zu gelben, ölartigen Tropfen zusammenfließen. Durch die geißelartigen Härchen unterscheidet sich die Flagellocystenreaktion von der ähnlichen Mikroreaktion nach Werdermann auf Opiumalkaloidmekonate [41], [49].
Reinheit: Droge. Fremde Bestandteile: Höchst. 10 % DAB 10 Trocknungsverlust: Höchst. 10,0 % DAB 10. Asche: Höchst 13,0 % DAB 10; nicht mehr als 15 % BHP 83; säureunlösliche Asche: Nicht mehr als 2 % BHP 83. Wasserunlöslicher Extraktionsrückstand: Mind. 2 % BHP 83.
Gehalt: Mind. 0,6 % Gesamtalkaloide, berechnet als Chelidonin (C20H19NO5; Mr 353,4) und bezogen auf die getrocknete Droge PhEur 5, DAB 10.
Gehaltsbestimmung: Da es sich bei den Alkaloiden im Schöllkraut immer um ein Alkaloidgemisch, unter Umständen mit über 20 Alkaloiden, handelt, ist die Angabe des Gesamtalkaloidgehaltes unbefriedigend. Er gibt keine Auskunft über den Gehalt an einzelnen Alkaloiden und läßt demnach auch keine Rückschlüsse auf mögliche biologische Wirkungen zu. Andererseits gibt der Gesamtalkaloidgehalt immerhin einen Hinweis auf die Qualität der Droge, weswegen seine Bestimmung neben den Bestimmungen einzelner Alkaloide weiterhin seine Berechtigung hat. In älteren Arbeiten wird zur Bestimmung des Gesamtalkaloidgehaltes ein unspezifisches acidimetrisches Titrationsverfahren angewendet, meist in Form einer Rücktitration [50], [51]. Auch das AB-DDR ermittelt den Gesamtalkaloidgehalt mittels Rücktitration nach einer Reihe vorangegangener Extraktions- und Reinigungschritte, die aber etliche Fehlermöglichkeiten bieten. Spezifischer ist die Methode des DAB 10, die auf einer Komplexbildung des durch Schwefelsäure abgespaltenen Formaldehyds aus den Methylendioxygruppen der Alkaloide mit Chromotropsäure basiert. Die Alkaloide werden mit Essigsäure extrahiert, mit Ammoniak freigesetzt und mit Chloroform ausgeschüttelt. Nach Zugabe von Chromotropsäure und Schwefelsäure wird erhitzt und die Absorption des blauen Komplexes bei 570 nm gegen einen Blindwert gemessen. Die Berechnung erfolgt über die spezifische Absorption A1 % = 933 als Chelidonin. Ein systematischer Fehler ergibt sich bei dieser Bestimmung durch die Tatsache, daß die einzelnen Alkaloide eine unterschiedliche Anzahl von Methylendioxygruppen enthalten, so daß auch dieser Wert nicht ganz dem tatsächlichen Alkaloidgehalt entspricht. Die Bestimmung der Einzelalkaloide kann nach Auftrennung mittels DC erfolgen [18], [48], [52]. Besonders bewährt hat sich eine Direktauswertung mit dem DC-Spektralphotometer, wobei die Trennung mit Toluol-Methanol (93+7) auf HPTLC-Platten erreicht wird, und die Alkaloide bei unterschiedlichen Wellenlängen vermessen werden: Chelidonin (Rf 0,51) bei 285 nm, Chelerythrin (Rf 0,57) bei 315 nm und Sanguinarin (Rf 0,67) bei 325 nm [52]. Verschiedene Autoren verwenden die HPLC zur Auftrennung der Alkaloide [27], [28], [53], die eine Aussage über die qualitative Zusammensetzung der Alkaloidfraktion zuläßt und, sofern die Trennung ausreicht, gleichzeitig eine quantitative Bestimmung erlaubt (s. unter → Inhaltsstoffe der Art C. majus). Zur Trennung der Alkaloide sind u. a. RP-18-Phasen geeignet. Die quantitative Bestimmung von Chelidonin, Sanguinarin und Chelerythrin gelingt mit einem Fließmittelgemisch aus Methanol-0,1 M NaH2PO4-Lösung (pH 2,1)-Triethanolamin (70+55+1,2 G/G) isokratisch; Detektion bei 280 nm [53]. Die HPLC-Trennung eines größeren Alkaloidspektrums wird bei Lit. [27], [54] beschrieben, jedoch reichen die Trennleistungen nicht ganz für eine reproduzierbare quantitative Bestimmung aller damit getrennten Alkaloide aus.
Lagerung: Vor Licht geschützt, vorsichtig zu lagern DAB 10.
Zubereitungen: Aufguß (keine Spezifizierung) BHP 83, Fluidextrakt 1:1 in 25 % Ethanol BHP 83, Tinktur 1:10 in 45 % Ethanol BHP 83.
Gesetzliche Bestimmungen: Droge und Zubereitungen daraus sind apothekenpflichtig. Zu Dosierungsbeschränkungen s. Dosierung und Art der Anwendung. Aufbereitunsgmonographie der Kommission E am BGA „Chelidonii herba“ [62].
Wirkungen: Für die Beurteilung der mit Schöllkrautauszügen etwa bis zum Jahre 1970 durchgeführten pharmakologischen Untersuchungen ist die Tatsache bedeutsam, daß noch im EB 6 ausschließlich die Frischdroge zugelassen war: „Herba Chelidonii recens – das frische, zu Beginn der Blütezeit mit der Wurzel gesammelte Kraut“[84]. Man war der Meinung, daß die Droge bei der Trocknung bzw. Lagerung ihre Wirkstoffe verliere [24], [26], was unter best. Trocknungsbedingungen tatsächlich der Fall sein kann (s. → Inhaltsstoffe der Art C. majus). Die meisten pharmakologischen Untersuchungen wurden daher mit Extrakten aus der frischen, seltener der getrockneten Ganzpflanze, mit Auszügen aus einem frischen Pflanzenteil (Frischkraut oder Frischwurzel) oder mit den aus der Ganzpflanze isolierten Gesamtalkaloiden durchgeführt. Aber auch die Frischdroge scheint hinsichtlich ihrer Stabilität nicht unproblematisch zu sein, denn man schrieb den daraus gewonnenen Präparaten in der Erfahrungsheilkunde oft eine „unsichere Wirkung“ zu [24], [25], [26], [55]. Da die mit der Frischdroge erzielten pharmakologischen Ergebnisse nur bedingt auf die Trockendroge übertragbar sind, und, angesichts der vor allem in älteren Arbeiten oft unzureichenden experimentellen Angaben zu Dosierung, erzielter Wirkung, Versuchsmodell, etc., sind die meisten vorliegenden Arbeiten zum Schöllkraut für die pharmakologische Bewertung von „Chelidonii herba“ wenig brauchbar, erklären aber, worauf die für die Droge postulierten Wirkungen basieren. Auf der Grundlage dieser Arbeiten werden der Schöllkrautpflanze zwei große Wirkungsbereiche zugeschrieben, nämlich eine Beeinflussung des Herz-Kreislaufsystems und eine Wirkung auf das Zentralnervensystem. Extrakte aus frischem Kraut und aus der frischen Ganzpflanze sollen am isolierten Frosch- und Katzenherzen die Herztätigkeit anregen, den Blutdruck erhöhen und die Herzkranzgefäße erweitern (keine Dosisangabe); aufgrund von Durchströmungsversuchen am Trendelenburgschen Froschgefäßapparat sollen die Extrakte zu einer Verengung der peripheren Gefäße führen (Trockenextrakt aus der Ganzpflanze in einer Dosis entspr. 5,5 mg Gesamtalkaloide, ber. als Chelidonin) [26], [56]. Nähere Angaben fehlen. Extrakte aus der frischen Ganzpflanze sollen am Ganztier die Schmerzempfindung herabsetzen (minimal wirksame Trockenextraktdosis: Frosch: Extrakt entspr. 4,5 mg Gesamtalkaloide (GA)/kg KG s. c.; Maus: Extrakt entspr. 2,5 mg GA/kg KG s. c.; Ratten: Extrakt entspr. 0,5 mg GA/kg KG s. c.). In höheren Gaben sollen die Extrakte bei den Tieren eine leichte Betäubung bewirken, jedoch keine ausgesprochen narkotische oder hypnotische Wirkung [26], [56]. Keine näheren Angaben. Versuche an glattmuskeligen Organen: Am isolierten Rattenuterus wurde nach Gabe von getrockneten Frischpflanzenextrakten eine Tonussteigerung (ab einer Extraktmenge entspr. 0,001 mg Gesamtalkaloide) und in höheren Dosen (entspr. 0,05 mg Gesamtalkaloide) eine Dauerkontraktion beobachtet, während das reine Chelidonin eine Tonusabnahme (ab 0,1 mg) und in höheren Dosen (ab 5 mg) eine Dauererschlaffung bewirkte. Am isolierten Rattendünndarm wurde nach Gabe von getrockneten Frischpflanzenextrakten (Extraktmenge entspr. 0,03 mg Gesamtalkaloide) bzw. reinem Chelidonin (0,3 mg) eine Tonussteigerung, am isolierten Rattendickdarm mit derselben Dosis eine Tonusabnahme bzw. Lähmung der Darmtätigkeit beobachtet (keine näheren Angaben) [56]. Die aus der getrockneten Ganzpflanze isolierten Gesamtalkaloide führten am freigelegten Darm urethanisierter Kaninchen (20 mg/kg KG i. v.) zu einer vorübergehenden Tonussteigerung, gefolgt von einer längeranhaltenden Tonusherabsetzung und Hemmung der großen peristaltischen Bewegungen, durch die eine Verstopfung verursacht wird. Die stopfende Wirkung soll durch zentrale Sympathicuserregung zustande kommen [57]. Am isolierten Kaninchendünndarm soll Chelidonin eine primäre starke Erregung, gefolgt von einer längeren Hemmung der Darmmuskulatur bewirken (keine näheren Angaben) [26]. Nach älteren Arbeiten soll das Alkaloid Chelidonin auf die gesamte glatte Muskulatur entspannend wirken: Beobachtet wurde eine Hemmung der Spontan-Kontraktionen veschiedener isolierter Organe (Ösophagus, Magenfundus und -pylorus des Frosches, Meerschweinchen-Uterus, Katzen- und Kaninchen-Darm), eine Aufhebung Spasmogen-(Histamin-, Pilocarpin-, Pituitrin-, Bariumchlorid-) induzierter Krämpfe nicht näher definierter Organe und eine Aufhebung Histamin-induzierter Bronchospasmen bei Meerschweinchen bzw. eine Unterdrückung der Spasmen bei gleichzeitiger Gabe von Chelidonin und Spasmogen[58], [59]. 1 g Chelidonin soll dieselbe spasmolytische Aktivität wie 0,53 g Papaverin am Kaninchendünndarm aufweisen (keine näheren Angaben) [60]. Extrakte aus dem Frischkraut und die aus der Ganzpflanze isolierten Gesamtalkaloide sollen spasmolytisch wirken und den Pilocarpin-erzeugten Bronchospasmus lösen (nähere Angaben fehlen) [26]. In einer neueren Arbeit werden methanolische Trockenextrakte aus der Ganzpflanze und die nach saurer/alkalischer Verteilung und Chloroformausschüttelung daraus gewonnenen Gesamtalkaloide auf spasmolytische Aktivität am Meerschweinchen-Illeum getestet. Die Testsubstanzen werden im Organbad vor der Zugabe des Spasmogens (Histamin, 250 μg/mL Endkonzentration im Organbad) gelöst. Der Trockenextrakt vermag den Histamin-induzierten Spasmus nur in sehr hoher Konzentration (500 μg/mL Organbad) zu hemmen (48 % Hemmung); 250 μg Extrakt/mL Organbad zeigen keine Wirkung. Die Gesamtalkaloide hemmen den Histamin-induzierten Spasmus dagegen schon bei 100 μg/mL Organbad um 92 % [29]. Es existieren eine Reihe von klinischen Untersuchungen, vor allem aus den 30er Jahren (Übersicht s. Lit. [17]), in denen Patienten mit Magen-, Darm- oder Leberaffektionen (auch chronischen Gallestauungen und Entzündungen der Galle) mit Frischpflanzenpräparaten (Preßsäften aus der frischen Ganzpflanze, Frischpflanzenverreibungen mit Milchzucker, etc.) per os behandelt wurden; dabei konnte eine schmerzlindernde und krampflösende Wirkung der Präparate beobachtet werden (Besserung der subjektiven Beschwerden). Auf der Grundlage dieser tierexperimentellen und klinischen Beobachtungen, die überwiegend mit der Frischpflanze oder den isolierten Gesamtalkaloiden gemacht wurden und z. T. wegen fehlender Angaben nicht nachvollziehbar sind, wird der Schöllkrautpflanze einespasmolytische Wirkung an der glatten Muskulatur des Magen-Darmkanals und der Gallenwege zugeschrieben;[12], [17], [26] die Wirkung wird vor allem auf das Chelidonin zurückgeführt [36], [61]. Auch in der Aufbereitungsmonographie zur Droge „Chelidonii herba“ wird angegeben: „Ausreichend gesichert ist die papaverinartige, leicht spasmolytische Wirkung am oberen Verdauungstrakt“; [62] wie oben ausgeführt, finden sich in der Literatur hierzu aber keine ausreichenden experimentellen Belege. Zur Frage, ob die Schöllkrautpflanze einecholagoge Wirkung besitzt, und ob es sich dabei um einen choleretischen oder cholekinetischen Effekt handelt, bestehen keine übereinstimmenden Auffassungen. Nach klinischen Untersuchungen, vor allem aus den 30er Jahren (Übersicht s. Lit. [17]), sollen Präparate aus der frischen Ganzpflanze per os eingenommen bei Patienten mit Gallestauungen eine cholagoge Wirkung zeigen. An Hunden mit Gallenblasenfistel soll der Frischkrautextrakt die Gallensekretion um das Doppelte steigern (keine konkreten Angaben) [26]. Dagegen konnten in Versuchen an Kaninchen mit Choledochusfistel mit Frischkrautpräparaten weder bei intravenöser noch bei intraduodenaler Zufuhr eine Zunahme des Gallenflusses festgestellt werden (nähere Angaben fehlen) [63]. In einer neueren Arbeit wurde die Wirkung eines alkoholischen Trockenextraktes aus dem getrockneten Kraut auf die Galle- und Pankreassekretion von Patienten mit gemischten Hepathopathien (teilweise mit deutlich ausgeprägtem Cholestasesyndrom) untersucht. Bei acht leberkranken Patienten wird eine Duodenalsonde zur Gewinnung des Duodenalsaftes und eine Magensonde zur Absaugung des Magennüchternsekretes und Verabreichung des Pflanzenextraktes gelegt. 30 min nach der Sondeneinführung wird das Ruhesekret von Galle- und Pankreassaft in das Duodenum (10-min-Periode) aufgefangen und Volumen sowie Konzentration des Bilirubins, Cholesterols, der Lipase und der α-Amylase bestimmt (angegeben werden aber nur die jeweiligen Absolutmengen in mg bzw. Aktivitätseinheiten E im 10-min-Ruhesekret). Auffallend ist, daß die durchschnittlichen Basalwerte der 10-min-Ruhesekretion der leberkranken Patienten von den durchschnittlichen Basalwerten von 22 lebergesunden Patienten z. T. erheblich abweichen: Bilirubin 0,086 mg (leberkrank) gegenüber 0,543 mg (lebergesund), Cholesterol 4,58 mg gegenüber 10,65 mg, Lipase 0,267 E gegenüber 2,52 E und α-Amylase 4166 E (leberkrank) gegenüber 1633 (lebergesund) (jeweils Absolutmengen im 10-min-Ruhesekret). Nach Verabreichung des Drogenextraktes (100 mg Trockenextrakt stand. auf Gesamtalkaloide ber. als 1,5 mg Chelidonin, suspendiert in 10 mL Wasser) wird der Duodenalsaft in 10-min-Perioden aufgefangen, über eine Gesamtdauer von 100 min. Erst in den letzten 30 min wird nach Angabe des Autors eine echte Drogenwirkung beobachtet (vorher nur ein indifferenter Flüssigkeitsreiz). Die Maximalwerte werden in den letzten 10 min erreicht: Bilirubin 1,008 mg, Cholesterol 26,94 mg, Lipase 4982 E und α-Amylase 14.569 E (Werte gegenüber den Basalwerten des Ruhesekrets signifikant erhöht). Die langsame, aber kontinuierliche Steigerung des Gallenflusses wird vom Autor als choleretischer Effekt gewertet [64]. Ob eine cholagoge Wirkung der Droge für die Therapie von Gallenwegserkrankungen überhaupt praktische Relevanz hat, bleibt fraglich [65].Während es zur antimikrobiellen Wirkung einzelner Chelidoniumalkaloide eine Reihe von Arbeiten gibt, sind nur wenige Untersuchungen zur diesbezüglichen Wirkung des Drogenextraktes vorhanden. Getrocknete, mit Ethanol 70 % hergestellte Extrakte aus dem getrockneten Kraut zeigen gegenüber Staphylococcus aureus 209, St. aureus617, Escherichia coli 12.835 (lac + sach), E. „crim“ 2584 und Shigella sonnei 3c im Agarplattentest (400 μg/Platte) schwache antibakterielle Wirkung (Hemmzonen: Weniger als 10 mm im Durchmesser) [66]. Ethanolische Fluidextrakte (1:1) aus getrocknetem Pflanzenmaterial (keine Angabe ob Kraut oder Ganzpflanze) zeigen gegenüber verschiedenen Candida-, Trichophyton-, Microsporum- und Epidermophyten-Arten im Agardiffusionstest schwache bis starke antimykotische Wirkung (Hemmdurchmesser von 12 bis 30 mm, keine Dosisangabe). Die Hemmwirkungen der Extrakte unterscheiden sich auch je nach Sammelzeit der Droge (Hemmdurchmesser der Extrakte bei Candida albicans: Sammelzeit Juli 12 bis 13 mm, Sammelzeit September 24 bis 30 mm) [67]. Zur postulierten oncostatischen Wirkung von Schöllkrautpräparaten liegt eine tierexperimentelle Arbeit mit wäßrigen und alkoholischen Extrakten aus dem getrockneten Kraut vor. Test- und Kontrollmäuse werden Tumore implantiert, und zwar entweder Maus-Sarkom 180 oder Ehrlich-Maus-Karzinom. Daraufhin erhalten Test-Mäuse von jedem Extrakt eine tägliche Dosis von 50 mg Extrakt/kg KG Maus i. p. (Gesamtdosis 350 mg Extrakt/kg KG Maus in sieben Tagen). Am achten Tag werden den Test- und Kontrollmäusen die Tumore entfernt und gewogen. Der wäßrige Trockenextrakt aus der Droge weist gegenüber keinen der beiden Tumorarten eine signifikante Hemmung auf. Der getrocknete, mit 40 % Methanol hergstellte Drogenextrakt zeigt zwar eine Hemmung von 28 bzw. 30 % auf das Wachstum von Sarkom 180 bzw. Ehrlich-Krazinom, aber auch eine erhöhte Toxizität (s. unter → Akute Toxizität). Der wasserlösliche, gereinigte alkoholische Extrakt (Extraktion der Droge mit 40 % MeOH, Fällung mit Ba(OH)2, mehrmalige Reextraktion des Nd. mit 30 % MeOH, 85 % EtOH und reines EtOH) besitzt keine ausgeprägte Toxizität (Mortalitätsrate null, Gewichtsverlust der Mäuse 5 %) nach Gabe von insgesamt 350 bzw. 750 mg Extrakt/kg KG Maus in sieben Tagen. Die Tumorhemmung liegt bei der niedrigeren Dosis bei 45 bzw. 48 % gegenüber Sarkom 180 bzw. Ehrlich-Karzinom, bei der höheren Dosis bei 55 bzw. 56 % [68]. Auf die Pharmakologie der einzelnen Chelidonium-Alkaloide soll in diesem Zusammenhang nicht näher eingegangen werden, da das Alkaloidgemisch aufgrund synergistischer und antagonistischer Effekte seiner Komponenten eine andere Wirkung als das einzelne Reinalkaloid aufweist und, da Alkaloidgehalt und -zusammensetzung der Droge je nach Herkunft, Lagerung, etc. erheblich schwanken können (s. → C. majus).
Krampfartige Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darmtraktes (s. → Kommentar unter Wirkungen) [62], [96].
Ehemals mittlere Tagesdosis 2 bis 5 g der Droge bzw. 12 bis 30 mg Gesamtalkaloide, berechnet als Chelidonin [62]oder 1,2 bis 3,6 g Droge in Teezubereitungen oder wässrig-alkoholische Extrakte mit 9 bis 24 mg Gesamtalkaloide, berechnet als Chelidonin [96]. Geschnittene Droge, Drogenpulver oder Trockenextrakte für flüssige und feste Darreichungsformen zur inneren Anwendung [62], [96]. Bei einer längerfristigen Einnahme hoch dosierter Schöllkraut-Extrakte wurde sporadisch über hepatische Nebenwirkungen berichtet (z.N. Hepatitis, Cholestase, Ikterus, erhöhte Leberenzymwerte) [97], [98], [99], [100]. Entsprechende verlässliche Berichte zu nieder dosierten Präparaten lagen nicht vor. In Abstimmung mit dem BfArM verpflichteten sich daher 1998 Hersteller von Schökraut-Präparaten, bei einem Gesamtalkaloidgehalt von >2,5 mg als TD entsprechende Warnhinweise in Packungsbeilagen und Fachinformationen vorzunehmen und auf die Notwendigkeit der Üperprüfung von Leber-Laborwerten hinzuweisen [100], was sich vor dem Hintergrund weiter sinkender Nebenwirkungsmeldungen als effektive Maßnahme erwiesen hat. Mitte 2005 wurde vom BfArM dennoch ein Stufenplanverfahren für Schöllkraut-haltige Präparate zur innerlichen Anwendung eröffnet mit der Absicht, den Grenzwert für den Alkaloid-Gehalt auf eine Tagesdosis von 0,0025 mg bzw. D4 bei Homöopathika herabzusetzen [101], obwohl für TD bis zu 5 mg keine gesicherten Hinweise auf hepatische Nebenwirkungen exisitieren. Damit werden nur noch Präparate mit einem außerordentliche niedrigen Alkaloidgehalt (TD <2,5 μg bzw.
Ein Fall von hämolytischer Anämie nach Einnahme eines Aufgusses aus der Droge (keine Dosisangabe) ist bekannt; intravasculäre Hämolyse, Nierenversagen und Thrombocytopenie traten auf [79]. Zu hepatischen Nebenwirkungen s. Dosierung und Art der Anwendung.
Die Schöllkrautpflanze war schon in der Antike bekannt und wurde von jener Zeit an über das Mittelalter bis in die Neuzeit als Heilmittel eingesetzt, vor allem zur innerlichen Behandlung von Galle- und Leberleiden. In der Medizin des Mittelalters wurde die Pflanze außerdem bei Hauterkrankungen wie Bläschenausschlag, Krätze und Warzen äußerlich angewandt, meist in Form des frischen Milchsaftes oder eines Preßsaftes aus der Frischpflanze [17],[26], [69], [85]. Auch heute noch findet man die Empfehlung, einige Tropfen frisch aus der Pflanze gepreßten Milchsaft auf Warzen, Hornhaut und Hühneraugen aufzutragen [69]. Nach klinischen Untersuchungen, vor allem aus den 30er Jahren, sollen mit Frischpflanzenextrakten ausgesprochen gute Heilungserfolge bei Cholecystitis, Cholelithiasis und Ikterus catarrhalis [70], sowie Enteritis, Gastroenteritis, Ikterus infektiosus und „diffusen latenten Hepotopathien“ erzielt werden [71]. Aus Rußland werden Heilungserfolge berichtet bei der Therapie von Darmpolypen mit einem Infus aus dem getrockneten Kraut (als Klistier angewandt) [72] und bei der lokalen Behandlung von Warzen, Papilloma, Kondyloma und Brustknötchen stillender Mütter mit einem 75 %igen alkoholischen Extrakt aus dem getrockneten Kraut [73]. In der Volksmedizin werden verschiedene Präparate aus dem getrockneten Kraut (Tee, Infus, wäßrig-alkoholischer Extrakt, Fluidextrakt, Tinktur) empfohlen bei Krämpfen, insbesondere der Gallenwege und des Verdauungstraktes, bei Angina pectoris, Asthma und Arteriosklerose [69], ferner bei Bluthochdruck, Lebererkrankungen, Gallensteinen, Eingeweidewürmern und Magenkrebs [74]. DasBHP 83 nennt als Indikationen Cholecystitis und speziell Gallensteine. In Rußland ist ein Decoct (1:30) aus dem getrockneten Kraut bei Verdauungsbeschwerden und Hautkrankheiten in Gebrauch [75]. In Spanien wird ein Infus aus der getrockneten Ganzpflanze (5 g auf 1 L Wasser) bei Arthritis, Gicht und Wassersucht eingenommen [76]. In China verwendet man das getrocknete Kraut als Mittel gegen Magen- und Darmgeschwüre, Ödeme und Hepatitis[77]. Die Wirksamkeit der Droge bei den genannten Indikationen ist nicht hinreichend belegt. 2 bis 4 g Droge oder als Infus dreimal täglich [78]. Tee: 11/2 Eßlöffel getrocknetes Kraut läßt man 10 min lang in 1 L kochendem Wasser ziehen; 3 Tassen am Tag zwischen den Mahlzeiten trinken [69]. Fluidextrakt BHP 83: 1 bis 2 mL dreimal täglich. Tinktur BHP 83: 2 bis 4 mL dreimal täglich. Infus: 15 g getrocknetes Kraut auf 1 L Wasser; 10 min ziehen lassen; 3 Tassen täglich zwischen den Mahlzeiten trinken [74].
Acute Toxizität:
Mensch. In einem Tierexperiment zur Untersuchung der oncostatischen Wirkung der Droge (s. unter → Wirkungen) wurde nach Gabe von insgesamt 350 mg eines 40 %igen methanolischen Drogenextraktes pro kg KG Maus in sieben Tagen eine Mortalitätsrate und ein Gewichtsverlust von durchschnittlich je 20 % bei den 40 untersuchten Mäusen festgestellt [68]. Ansonsten liegen zur akuten Toxizität der Droge keine Berichte vor. Es wird postuliert, daß die Schöllkrautpflanze für Mensch und Tier nur in frischem Zustand giftig ist, wobei dem orangegelben Milchsaft die Wirkung zugeschrieben wird [80], [81], [82]. Die Giftwirkung soll beim Trocknen verlorengehen; dies ist aber möglicherweise auf die angewandten Trocknungsbedingungen zurückzuführen (s. unter → Inhaltsstoffe der Art C. majus). Aber auch zur Toxizität der Frischpflanze liegen keine ausreichenden experimentellen Belege vor [81]. Die häufig zitierten Hautirritationen nach äußerlicher Anwendung konnten in Tier- und Selbstversuch eines Autors weder für den frischen Milchsaft noch für Extrakte oder Tinkturen aus der frischen Ganzpflanze gefunden werden (Einzelheiten s. Lit. [70]) und die in der Literatur häufig genannte Vergiftung eines 4jährigen Jungen [83] kann nicht zweifelsfrei auf die Einnahme von Schöllkraut zurückgeführt werden.
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24.01.2013