Cydonia

Cydoniae fructus

Verfasser

A. Hübener

Übersicht

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Gliederung

G Cydonia

A Cydonia oblonga MILLER

D Cydonia vulgaris hom. HPUS 91

D Cydoniae fructus

D Cydoniae semen

Synonyme

Fructus Cydoniae.

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Quittenfrüchte; Quince apple; Coing.

Definition der Droge

Die frische oder in Scheiben geschnittene getrocknete Frucht.

Stammpflanzen: Cydonia oblonga MILLER

Herkunft: Transkaukasien, Südost-Arabien; in Kleinasien, Nordafrika und Südeuropa eingebürgert; in Ländern mit gemäßigten und warmen Klimazonen angebaut, selten verwildert [6].

Gewinnung: Die Früchte werden in dünne Scheiben zerschnitten, auf Sackleinen ausgebreitet und auf luftigem Boden unter öfterem Wenden 2 bis 3 Tage getrocknet. Dann bringt man die abgetrockneten Scheiben in mit Papier ausgelegten Drahthorden auf einen Ofen in mäßige Wärme, zuletzt in einen Trockenofen. Das Trocknen muß so lange fortgesetzt werden, bis die Scheiben sich fast brechen lassen [6].

Ganzdroge: Die bis 7 cm, ausnahmsweise über 9 cm dicken, bis 10 cm langen, apfel- (Cydoniaoblonga var.maliformis MILLER) oder birnenähnlichen (Cydoniaoblonga var. pyriformis MEDIKUS) Früchte von gelber bis grüngelber (quittengelber) Farbe und größtenteils glatter, höchstens stellenweise wollig behaarter Oberfläche tragen oben in einer Vertiefung die 5 vertrockneten, gesägten, bis 1 cm langen, länglich-eiförmigen Kelchblätter und enthalten in jedem der 5 Fächer 6 bis 15 (oder mehr) Samen [6].

Mikroskopisches Bild: Im Fruchtfleisch in großer Zahl senfkorngroße Nester von farblosen, stark verdickten, bis 30 μm großen Steinzellen [6].

Verfälschungen/Verwechslungen: Die Unterscheidung von geschnittenen Äpfeln ist durch die mikroskopische Untersuchung möglich. Apfelschnitten besitzen im Gegensatz zu Quittenschnitten keine Steinzellen im Fruchtfleisch [6].

Inhaltsstoffe: Kohlenhydrate. Bis 9,96 % Zucker (davon 61,6 % Fructose, 22,4 % Glucose, 16 % Saccharose), reichlich Pectine, Protopectin, Galactoaraban, Sorbit [7]. Organische Säuren. Vor allem Äpfel- und Weinsäure. Der Geschmack der Früchte hängt von dem Mengenverhältnis Zucker zu Säure ab [7]. Vitamine. 100 g eßbarer Anteil der Quittenfrucht enthalten 0,03 mg Vitamin B1, 0,03 mg Vitamin B2, 0,2 mg Niacin, 13,0 mg Vitamin C [2]. Phenolische Verbindungen. Wenig Gerbstoff, Leukoanthocyanidine und Proanthocyanidine [1]. Aromastoffe, ätherisches Öl. Ethylester von gesättigten Fettsäuren (C6 bis C10) und ungesättigten Fettsäuren (C10 bis C14); der Sesquiterpenalkohol trans-α-Farnesen, welcher für alle apfelähnlichen Früchte charakteristisch ist; die Terpenlactone (+)-trans-Marmelolacton und (–)-cis-Marmelolacton, trans-Marmelooxid, cis-Marmelooxid (Marmelo ist der japanische Ausdruck für Quitte); folgende C13-Norisoprenoide: Die isomeren Theaspirane (3 %) und Vitispirane (1 %); ferner Bicyclo(4.3.0)nonan (5,8 % bzw. das Hydroxid 3,1 %), 3,4-Didehydro-β-ionol, Megastigma-4,6,8-trien-3-one (2,9 %) und Theaspirone (1,6 %). Inzwischen wurde nachgewiesen, daß diese Substanzen alle aus natürlichen Vorläufern, meistens Glykosiden, bei der Bearbeitung entstanden sind. Man hat auch C15-Terpenoide aus Quittenfrüchten isoliert und die Hypothese aufgestellt, daß es sich um bio-oxidative Spaltprodukte von Carotinoiden handeln könnte [6][15].

(+)-trans-Marmelolacton

(–)-cis-Marmelolacton

trans-Marmelooxid

cis-Marmelooxid

Theaspirane

Vitispirane

Bicyclo[4.3.0]-nonane

3,4-Didehydro-β-ionol

Megastigma-4,6,8-trien-3-one

Theaspirone

Der größte Anteil des ätherischen Öls der Quittenfrüchte befindet sich in den Schalen. Getrennte Untersuchungen dieses Anteils ergaben außerdem eine andere Zus.: Es wurden eine Headspace-Analyse und eine Untersuchung des durch Destillation und Extraktion gewonnenen ätherischen Öles (SDE) vorgenommen. Bei der Headspace-Analyse wurde ein großer Anteil (77 %) niedrig siedender Ester gefunden, die der Quitte ihren Blumenduft verleihen; unter diesen nehmen Ethylacetat und Ethylpropionat einen Anteil von über 50 % ein. Außerdem wurden 12,02 % EtOH und 8,43 % 2-Methylpropanol gefunden. Gegenüber dem ätherischen Öl aus der ganzen Frucht ist der Gesamtalkoholgehalt im Verhältnis zum Gesamtestergehalt viel niedriger. Bei der SDE-Analyse ergab sich ein ätherisches Öl mit süßerem Duft, den man auf den niedrigeren Gehalt an Estern (56 %) zurückführen kann. Der Furfurolgehalt dieses Öls ist viel niedriger als der des Öls der ganzen Frucht, ebenso der Terpengehalt [16]. Aus einem Chloroform-MeOH (9:1)-Quittenextrakt (keine näheren Angaben, aus welchen Teilen der Pflanze, doch vermutlich aus dem Fruchtfleisch) wurden durch Säulenchromatographie (Si Gel und Sephadex LH-20) und RP-HPLC 4 neue Sesterterpene isoliert [17].

Verwendung: Wegen des Gehalts an ätherischen Ölen wird aus Quittenschalen sog. natürliches Quittenaroma durch Extraktion mit EtOH 96 % gewonnen. Aus diesem Extr. kann man anschl. durch Destillation und Rektifikation über Natriumchlorid oder -sulfat ein sog. Quittendestillat herstellen. Diese Produkte lassen sich zur Aromatisierung von Arzneimitteln verwenden [20]. Die sehr aromatische Frucht kann wegen ihrer harten, zähen und faserigen Struktur und der Steinzellnester nicht roh gegessen werden, doch kann man aus ihr wohlschmeckendes Gelee herstellen [14]. Quitten werden verhältnismäßig selten angebaut. Auf Quittenpflanzen kann man Birnenedelreiser aufpfropfen [5]. In Japan nutzt man sie auch als Pfropfunterlage für Eriobotrya japonica (LINDLEY) THUNB., die Japanische Mispel [5].

Wirkungen: Angeregt durch die Verw. der Quitte bei Hautkrankheiten in der Volksmedizin wurden in einem Chloroform-MeOH (9:1)-Quittenextrakt gefundene Sesterterpene in einem In-vitro-Versuch auf Anti-HIV-1-Aktivität untersucht, jedoch mit einem negativen Ergebnis [17]. Peruanische Forscher befaßten sich aus Anlaß gehäufter Cholera-Fälle in Peru mit in der Bevölkerung mit gutem Erfolg gegen Durchfall eingesetzten Pflanzen, u. a. mit einem Quittendecoct. Sie stellten einen bakteriziden Effekt fest, den sie auf den Säuregehalt der Abkochung zurückführten. Nähere Angaben liegen nicht vor [18].

Die frischen Quittenfrüchte in Form des Kompottes für Hals-, Magen- und Lungenkranke. Die Abkochung der frischen oder getrockneten Früchte gegen Durchfall und Blutspeien, außerdem gegen Fluor albus und mangelnde Menstruation [6]. In Indien werden die Früchte bei Herzschwäche und Atemwegserkrankungen verwendet. Nähere Untersuchungen zu den angegebenen Anwendungsgebieten liegen nicht vor [19].

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2. Scholz H (Hrsg.) (1995) Gustav Hegi, Illustrierte Flora von Mitteleuropa, Blackwell Wissenschafts-Verlag, Berlin Wien, Bd. IV, Teil 2B, S. 273–278

3. Hgn, Bd. 6, S. 88, 99, 373

4. Schultze-Motel J (Hrsg.) (1986) Rudolf Mansfeld, Verzeichnis landwirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturpflanzen, 2. Aufl., Springer-Verlag, Berlin, Bd. 1, S. 347–348

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11. Winterhalter P, Schreier P (1988) J Agric Food Chem 36:560–562

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20. Hag, Bd. 7, Teil B, S. 30

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22. Vian B, Reis D, Darzens D, Roland JC (1994) Protoplasma 180:70–81

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24. Kartnig T, Brantner A (1992) Sci Pharm 60:137–146

25. Karsten G, Weber U (1956) Lehrbuch der Pharmakognosie, 8. Aufl., Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, S. 284

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Datenstand

15.08.2010