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G Malus
D Malus pumila, flos hom. HPUS 88
D Malus-domestica-Fruchtschalen
Fructus mali; Fructus Piri mali
dt.:Apfel; Apple; Pomme.
Frische Scheinfrüchte.
Stammpflanzen: Malus domestica BORKH.
Herkunft: Aus Kulturen.
Handelssorten: Äpfel werden nach ihrer Reifezeit in Sommer-, Herbst- und Winteräpfel, nach ihrer Form in platte, rundliche, längliche, zugespitzte, gerippte, ungerippte, tief- oder flachgenabelte und nach Farbe und Beschaffenheit der Schale in gefleckte, marmorierte, glatte, rauhe, glänzende und fettige Äpfel eingeteilt [7]. Bekannte Sorten sind u. a. Reinetten (Renetten), Jonathan, Golden Delicious, Boskop, Cox Orange.
Schnittdroge: Geschmack. Säuerlich, süß. Geruch. Schwach aromatisch. Aussehen. Scheinfrüchte mehr oder weniger kugelig bis rundlich-eiförmig, an beiden Enden nabelartig vertieft, dabei unten am Fruchtstiel meist deutlich stärker als oben, grünlich, gelblich, rot gefleckt oder rot gestreift oder ganz rot. Endocarp ist zäh. Jedes der 5 Fruchtfächer enthält zwei braune, flach-eiförmige Samen [7].
Mikroskopisches Bild: Epidermis der Frucht besteht aus derbwandigen, polygonalen Zellen (15 bis 50 μm), welche mitunter durch dünnere Wände in Tochterzellen geteilt sind. Dickere Wände häufig knotig verdickt und geperlt. Am Kelchrest in geringer Menge lange einzellige, weitlumige, dünnwandige und gewundene Haare, die bandförmig erscheinen. Fruchtfleisch in den äußeren Lagen kleinzellig. Im vollreifen Zustand zerfällt es bei Zerdrücken in rundliche oder sackförmige Zellen (Länge bis 75 μm und mehr). Apfelfruchtfleischzellen enthalten bis kurz vor der Fruchtreife erhebliche Mengen kleinkörniger Stärke (5 bis 14 μm), die häufig traubenförmig angeordnet ist. Die Körner sind z. T. aus mehreren zusammengesetzt. Einzelne Apfelsorten enthalten nach der Reife noch Stärke. Ganz vereinzelt finden sich im Fruchtfleisch polyedrische, bis 75 μm große oder gestreckte, bis 180 μm lange, auch zu mehreren liegende Steinzellen, solche von 30 bis 45 μm Durchmesser häufiger in der Nähe des Stielansatzes. In der Kelchnähe können in geringer Menge isodiametrische Steinzellen (30 bis 45 μm) gehäuft vorkommen. Die Gefäße (8 bis 15 μm) sind schwach verholzt. Das Endocarp besteht aus mehreren Lagen dickwandiger, in verschiedenen Richtungen gekreuzter Fasern. An der Außenseite sind Kristallkammerzellen mit Einzelkristallen aufgelagert. Die Epidermiszellen der Samenschale sind in der Längsrichtung der Samen gestreckt. An Querschnitten ist die Verdickung als Folge der Verschleimung erkennbar. Darunter folgen 6 oder mehr Lagen stark verdickter, ebenfalls längsgerichteter Fasern. Nach innen folgen dünnwandige Zellen [7].
Inhaltsstoffe: Stickstoffhaltige Verbindungen. Amine wie Methylamin, Ethylamin, Propylamin, Dimethylamin, Spermin; freie Aminosäuren, u. a. 1-Aminocyclopropan-1-carbonsäure, 4-Methylenprolin; Amide wie Phloretamid (= p-Hydroxyphenylpropionsäureamid) [13]. Kohlenhydrate. Glucose, Fructose, Saccharose, Sorbitol, Polysaccharide wie Cellulose, Hemicellulosen, Fucogalactosyloglucan [14], Pentosane und Pektine. Die Pektine sind aus Glucose, Galactose, Arabinose, Xylose, Rhamnose, Galacturonsäure aufgebaut [15], [16]. Ein Teil der Galacturonsäure-Einheiten ist mit Methanol verestert [17], [18]. Das Pektin unterliegt während des Reifeprozesses Veränderungen: Der Anteil an leicht extrahierbarem Pektin steigt [16]. Stärke ist meist nur in unreifen Äpfeln vorhanden. Säuren. Unter den Säuren bildet Äpfelsäure den Hauptanteil [12]. Vitamine. Provitamin A (Carotin) 0,012 bis 0,03 mg/100 g [19], Thiamin 0,04 mg/100 g [20], Riboflavin 0,01 mg/100 g [21], Pyridoxin 0,03 mg/100 g[21], Biotin 1 mg/100 g [20], Ascorbinsäure 3 bis 30 mg/100 g [21]. Phenolische Verbindungen. Insbesondere Hydroxyzimtsäuren und Hydroxybenzoesäuren, z. B. p-Cumarsäure, Kaffeesäure, Ferulasäure, sowie Catechin, Epicatechin, Gallocatechin [3]. Die phenolischen Verbindungen haben Einfluß auf den Geschmack. Die Kondensation von Catechinen zu Gerbstoffen bewirkt den adstringierenden, herben Geschmack in reifen Äpfeln. Tafeläpfel sind arm an phenolischen Komponenten. o-Chinone die durch Oxydation von Diphenolen durch Phenoloxidasen [12] entstehen, verursachen die braune Verfärbung geschnittener Äpfel. Aromastoffe, ätherisches Öl. Als Aromastoff der Früchte kommen vor: [22] Ester: u. a. Essigsäureisobutylester, Essigsäurebutylester, Essigsäureisopentylester, Essigsäureoctylester; Buttersäurehexylester, 2-Methylbuttersäurehexylester; Aldehyde: u. a. 2-trans- und 3-cis-Hexenal, Hexanal, Benzaldehyd; Acetale: Propionaldehyddiethylacetal, Butyraldehyddiethylacetal, Isovaleraldehyddiethylacetal; Alkohole: Isobutanol, 1-Pentanol, 2-Hexanol, 1-Octanol, α-Terpinol; Verschiedene: 2-Methyl-2-hepten-6-on, α-Farnesen, 2,5-Dimethoxytetrahydrofuran. Als Precursoren des Aromas wurden Glykoside von aliphathischen Alkoholen wie 1-Butanol, 2-Methyl-1-butanol, 1-Hexanol, Benzylalkohol, 1-Octanol, 2-Phenylethanol, 1,3-Oct-5(Z)-endiol, 1,3-Octandiol, 4-Vinylguajacol, 3-Hydroxydamascon, 4-Hydroxy-3-methoxyphenylessigsäure, 3-Oxo-α-Ionol nachgewiesen [23]. Als Glykoside wurden isoliert: 2-Methylbutyl-β-D-glucopyranosid, Hexyl-β-D-glucopyranosid und 3-Hydroxyoctyl-β-D-glucopyranosid sowie 2-Methylbutyl-6-O-α-L-arabinofuranosyl-β-D-glucopyranosid und Hexyl-6-O-α-L-arabinofuranosyl-β-D-glucopyranosid [23], [24].
Zubereitungen: Pharmazeutisch genutzte Zubereitungen aus Äpfeln sind Flüssig- und Trockenpektine. Herstellung: Ausgangsmaterial ist Apfeltrester, der 10 bis 20 % Pektin in der Trockenmasse enthält. Die Extraktion der Trester erfolgt bei pH 1,5 bis 3 und Temperaturen von 60 bis 100 °C. Das erhaltene Flüssigpektin wird in dieser Form verwendet oder getrocknet. Besonders reines Pektin wird durch Fällung mit Al-Salzen und anschließendes Auswaschen der Ionen mit angesäuertem Ethanol oder durch Fällen mit Ethanol bzw. Isopropanol erhalten [12].
Verwendung: Als Obst, zur Herstellung von Most, Apfelwein und Marmeladen. Zur Herstellung von Pektin.
Fein zerkleinert roh oder in Form von Fertigpräparaten, die Flüssigpektine oder Trockenpektine enthalten, bei Diarrhöen, Dyspepsien, Ernährungsstörungen, besonders bei Kindern. Die Wirksamkeit bei diesen Indikationen ist nicht belegt.
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15.08.2010