Götz Harnischfeger
K > Kadsura > Kadsura japonica (L.) DUNAL > Kadsurae fructus
G Kadsura
A Kadsura coccinea (LEM.) A.C. SMITH
A Kadsura heteroclita (ROXB.) CRAIG
A Kadsura longipedunculata FINET et GAGNEPAIN
D Kadsura-longipedunculata-Stengel
D Kadsura-longipedunculata-Wurzel
Fructus kadsurae; Schisandrae fructus
dt.:Kadsura-japonica-Früchte, Unechte Schisandrafrüchte; japanisch:Nangomishi.
Die getrockneten Sammelfrüchte.
Stammpflanzen: Kadsura japonica (L.) DUNAL
Herkunft: Sammlung aus Wildvorkommen, insbesondere in Japan.
Handelssorten: Die Droge ist eine nichtoffizinelle Handelssorte von Schisandrae fructus ChinP IX, Jap XI. Letztere ist die Frucht von Schisandra chinensis BAILL. (s. → Schisandra). Die Früchte von K. japonica, die morphologisch fast identisch mit der eigentlichen Schisandrafrucht sind und gleichsinnig verwendet werden, sind nicht in ChinP IXund Jap XI monographiert.
Ganzdroge: Aussehen. 4 bis 6 mm große, aromatisch süßlich-herb schmeckende Früchte von brauner bis dunkelbrauner Farbe mit zuweilen glatten, hellbraunen Flecken auf der Oberfläche. Das Fruchtfleisch läßt sich leicht ablösen, wonach die ein bis zwei grau-bräunlichen Samen sichtbar werden. Die Innenseite der äußeren Samenschale ist hell bis dunkelbraun. Die konvexe Seite der inneren Samenschale trägt eine schwärzlichgraue schmale Mittellinie. Den Hauptteil des Samens bildet das Endosperm, der Embryo ist klein und wenig differenziert[9].
Mikroskopisches Bild: Die Epidermis des Fruchtfleisches ist mit einer nur teilweise streifigen, dicken Cuticula überzogen und besteht aus polyedrischen, teils in Sekretzellen umgewandelten Epidermiszellen. Im Querschnitt erscheinen die Epidermiszellen viereckig, ihre tangentialen Zellwände sind relativ dick. Vereinzelt sind Cuticularknötchen der Epidermiszapfen auszumachen. Die Epidermiszellen enthalten eine purpurbraune, unregelmäßig kantige Masse, die sich durch Säure rötet, durch Ammoniak oder 1 % KOH bläut und durch Eisenchlorid schwärzt [9]. Der äußere Teil des Fruchtfleisches besteht aus dickwandigem, große Interzellularräume aufweisendem Gewebe. Das Fruchtfleisch enthält häufig Gefäßbündel, insbesondere Spiralgefäße, daneben Sekretzellen, die etwas dickwandig und verkorkt sind. Sie enthalten hellgelbes ätherisches Öl, Schleim und Harze. In den Fruchtfleischzellen finden sich besonders in der Nähe der Gefäßbündel zahlreiche Oxalatkristalle unterschiedlichen Typs, vom Kristallsand bis zu Drusen. Daneben sind gelbe bis braune Sphärite auffällig. Die aus einem äußeren und inneren Teil bestehende Samenschale besitzt außen quadratische, farblose bis gelbliche, mit einer Cuticula überzogene Epidermiszellen. Sie enthalten ätherisches Öl, Kristalle und in gelben Körnchen, Schollen oder körnigen Massen vorkommenden Gerbstoff. Die innere Samenschale besteht aus meistens einer Schicht großer, dünnwandiger schwach verkorkter Zellen, die gelbes ätherisches Öl und kleine Sphärite enthalten. Die Endospermzellen sind dickwandig. Sie enthalten fettes Öl und zahlreiche in der Regel 7 bis 10 μm große Aleuronkörner [9].
Verfälschungen/Verwechslungen: Schisandrae fructus von Schisandra chinensis BAILLON, Schisandraceae, sieht der Furcht von Kadsura japonica außerordentlich ähnlich. Sie wird analog zu dieser eingesetzt, so daß von einer Verfälschung sensu stricto nicht gesprochen werden kann.
Inhaltsstoffe: Das ätherische Öl oder Früchte und Samen enthält das labile Germacren C [7], [8]. Weiterhin wurden aus den Früchten Ester des Binankadsurins-A isoliert [10].
Binankadsurin-A-Ester
Zubereitungen: Analog zu Schisandrae fructus. ChinP IX läßt die Früchte vor dem Trocknen in Essig dünsten. Anschließend wird getrocknet und zerkleinert.
Im klassischen chinesisch-tibetischen Medizinalsystem wird die Droge als Adjuvans für Lunge und Niere beschrieben [11]. Das Qi wird aufgefüllt, Sperma und Pneuma konsolidiert. Demzufolge wird eine Tagesdosis von 1,5 bis 6 g angegeben mit folgenden Indikationen: Chronischer Husten und Asthma, Spermatorrhöe, Enurese, länger dauernde Diarrhöe, Nachtschweiße, Ungleichgewicht der Körperflüssigkeiten mit Folge von Durst, Kurzatmigkeit und schwachem Puls sowie Schlaflosigkeit [20]. Diese Anwendungsvorschläge sind in der klassischen westeuropäischen Medizin für die analoge Schisandrae chinensis fructus zumindest teilweise bestätigt worden [12], [13]. Nachweis der Wirksamkeit für die gleichsinnig eingesetzten Kadsurafrüchte ist bisher noch nicht erfolgt.
1. Li HL (1976) Schisandraceae. In: Flora of Taiwan, Bd. II, Epoch Publ. Co., Taipeh, Taiwan, S. 399–401
2. Smith AC (1947) Sargentia 7:1–224
3. Ridley HN (1922) The Flora of the Malay Peninsula, Bd. I, L. Reeve & Co., London
4. Li LN, Xue H, Tan R (1985) Planta Med 51:297 [PubMed]
5. Li LN, Xue H (1990) Phytochemistry 29:2.730–2.732
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7. Morikawa K, Horese Y (1969) Tetrahedron Lett:1.799
8. Morikawa K, Horese Y (1971) Tetrahedron Lett:1.131
9. Fujita N (1929) Arch Pharm 267:532–542
10. Ookawa N (1981) Chem Pharm Bull 29:123–126
11. Hübottner F (1957) Chinesisch-tibetische Pharmakologie und Rezeptur, KF Haug Verlag, Ulm
12. Severzow II (1946) Pharmakologiya Toxikologiya 4:10–12
13. Murtazin IM (1946) Pharmakologiya Toxikologiya 4:12–13
14. Hirschhorn HH (1983) J Ethnopharmacol 8:65–96 [PubMed]
15. Yiping C, Zhougwen L, Hongyie Z, Handong S (1990) Phytochemistry 29:3.358–3.359
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19. Merill ED (1923) An Enumeration of Philippine Flowering Plants, Bureau of Science Print, Manila
20. ChinP IX
21. Hgn, Bd. V, S. 19; Bd. VI, S. 337–342, 745; Bd. IX, S. 521–526, 774
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15.08.2010