Ptychopetalum

Muira puama lignum (Potenzholz)

Verfasser

Sabine Schweins, Ulrich Sonnenborn

Übersicht

P > Ptychopetalum > Ptychopetalum olacoides BENTH. > Muira puama lignum (Potenzholz)

Gliederung

G Ptychopetalum

A Ptychopetalum olacoides BENTH.

D Muira puama lignum (Potenzholz)

D Ptychopetalum hom. HAB 1

A Ptychopetalum uncinatum ANSELMINO

D Muira puama lignum

D Ptychopetalum hom. HAB 1

Synonyme

Ptychopetali lignum; Radix muirapuamae

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Muira puama, Potenzholz; Muira-puama, Muira-puama root, Muira-puama wood, Potency wood; Bois de muira-puama; port.:Marapuama, Muirapuama.

Offizinell

Muirapuama – Brasil 2; Lignum Muira-puama – EB 6; Liriosma – BHP 83

Definition der Droge

Die getrockeneten Wurzeln Brasil 2; das Holz der Stämme und Wurzeln EB 6; die getrocknete Wurzel BHP 83; getrocknete berindete Stämme [4] .

Stammpflanzen: Liriosma ovata MIERS; Ptychopetalum olacoides BENTH.; Ptychopetalum uncinatum ANSELMINOEB 6 und BHP 83 nennen als Stammpflanze Liriosma ovata MIERS, Brasil 2 Ptychopetalum olacoides BENTH., die Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA [4] P. olacoides BENTH. und P. uncinatum ANSELMINO. Früher galt ausschließlich Liriosma ovata (gelegentlich auch Acanthea virilis WEHMER) als Stammpflanze der Droge Muira puama lignum [6], [7], [25]. Mittlerweile jedoch scheint – basierend auf grundlegenden älteren Untersuchungen [8] – Konsens darüber zu bestehen, daß die Stammpflanzen von Muira puama lignum der Gattung Ptychopetalum zuzuordnen sind [1], [9]-[17], [27].

Herkunft: Hauptlieferland ist Brasilien.

Gewinnung: Die Pflanzen werden auf sandigem Boden kultiviert, nach 3 Jahren geerntet und die Stämme und Wurzeln getrocknet [3].

Ganzdroge: Aussehen. Die Droge liegt in morphologisch stark unterschiedlichen Stücken vor, was sich auf das Vorhandensein zweier Stammpflanzen sowie auf die Verwendung verschiedener Pflanzenteile zurückführen läßt. Die von P. olacoides stammende Droge weist lange, rötliche Wurzelstücke auf, die von P. uncinatum stammende Droge dicke, gelbliche Stammstücke [18], [19]. Stammstücke 50 cm lang, 2 bis 6 cm dick, zylindrisch; Wurzelstücke meist knorrige, gerade verlaufende, bis 33 cm lange, möhrenartig zugespitzte Pfahlwurzeln, graubraun-grünlich, verjüngen sich von max. 5 cm im Durchmesser an der Basis auf 2 mm an der Spitze, fast immer in Längsrichtung gespalten; Rinde des Stammes und der Wurzel dünn (bis 2 mm), fein längsgefurcht, gelblich-weiß bis hellbraun; Nebenwurzelnarben; Holzkörper hellorangegelb bis rötlichgelb, sehr fest, zäh, im Bruch stark uneben und grobfaserig, unter der Lupe strahlig radialer Bau, Jahresringe fehlen, zahlreiche Oxalatkristalle [20], [26], [27].

Schnittdroge: Geschmack. Keiner; [26] aromatisch, leicht adstringierend; [28] leicht bitter [27]. Geruch. Keiner;[26], [27] schwach aromatisch [28]. Aussehen. In der Größe variable (Länge bis 2 cm, Durchmesser bis 0,5 cm) Stücke und Streifen der getrockneten Wurzeln, hauptsächlich Holzteil, Rindenanteil gering, Rindenstücke dunkler mit grau-braunem Korkgewebe, längs gefurcht [28]. Gelblich- bis schokoladenbraune Holzstückchen mit deutlich strahligem radialem Bau und stark unebenem, grobfaserigem Bruch [26].

Mikroskopisches Bild: Wurzelholz. Rindengewebe mehr oder weniger stark zusammengefallen, bei älteren Wurzeln kleine Gruppen von Steinzellen und Bastfasern in der Rindenschicht, in der Innenrinde einreihige, seltener zweireihige strahlig angeordnete parenchymatische Zellen mit obliterierten Siebröhren und mit verschieden starken, einzeln oder in kleinen Gruppen gelagerten, von Kristallkammerfasern mit Calciumoxalateinzelkristallen begleiteten Sklerenchymfasern. Im Holz Markstrahlen ein- bis zweireihig und bis 50, meist bis 25 Zellreihen hoch, einige Zellen mit großen Calciumoxalateinzelkristallen. Gefäße behöft getüpfelt, einzeln oder in kleinen Gruppen radial gereiht, Thyllenbildung. Hauptmasse der Holzstrahlen aus breiten tangentialen Bündeln von Sklerenchymfasern, von einreihigen Holzparenchymstreifen unterbrochen. Stärke nur wenig vorhanden [20], [26], [27].

Pulverdroge: Aussehen. Hellbraunes Pulver, zahlreiche Bruchstücke starker Holzfaserbündel, Bruchstücke einzelner oder zu Gruppen vereinigter Fasern mit Einzelkristallzellreihen aus der Rinde (Calciumoxalatkristalle: Länge 10 bis 20 μm, Breite 10 bis 15 μm), Gruppen von Steinzellen, Fetzen mit einreihigen Markstrahlen in der Rinde, Fetzen mit ein- bis zweireihigen Markstrahlen des Holzes, einzelne Zellen mit großen Calciumoxalateinzelkristallen und Stücke behöft-getüpfelter Gefäße mit Thyllenbildung. Stärkeanteil nur gering. Bei zahlreichen untersuchten Stücken wurde das Myzel eines Pilzes gefunden, das auch gelegentlich schon auf der Rinde der Droge in Form kleiner, schwarzer Punkte zu erkennen war [20], [26], [28].

Inhaltsstoffe: Estergemisch. 0,4 bis 0,5 % Estergemisch; hiervon zu 2/3 Behensäureester des Lupeols und in geringerer Konzentration Ester des β-Sitosterins, zu 1/3 Ester beider Alkohole mit homologen Fettsäuren: Arachin- (7 %), Behen- (61 %), Lignocerin- (12 %), Pentacosan-, Tricosan- und Uncosansäure (ca. 20 %) [9], [10], [11]. Phytosterole. Campesterol, Lupeol und β-Sitosterin in freier Form [9].

Lupeol

β-Sitosterin

Lupeolreiche Drogen stammen von P. olacoides und lupeolarme Drogen von P. uncinatum. Lupeol ist nur in der Rinde, nicht im Holzteil nachweisbar [11]. Ätherisches Öl. Hauptkomponenten: Camphen (6,6 %), Campher (6,2 %), β-Caryophyllen (7,7 %), α-Humulen (9,2 %), α-Pinen (25,9 %) und β-Pinen (7,8 %) [21]. Sonstige. Lipide, Tannin und tertiäre Alkaloide [21]. Ältere Angaben: 0,05 % „Muyrapuamin“; 0,5 % Alkaloide; 0,4 % Fett, Phlobaphene; 0,6 % α-Harzsäure; 0,7 % β-Harzsäure [16], [20].

Reinheit: Droge. Aschegehalt: Höchstens 10 % Brasil 2; höchstens 7 % EB 6.

Zubereitungen: Extractum Muira-puama fluidum (Muira-puama-Fluidextrakt) EB 6: Mittelfein gepulvertes Muira-puama-Holz mit Weingeist und Glycerin im Verhältnis 10:2:1 durchmischen; aus dem mit dem Glycerin-Weingeist-Gemisch angefeuchteten Muira-puama-Holz werden durch Perkolation mit verdünntem Weingeist (nach DAB 6, Extracta fluida) 10 Teile Fluidextrakt hergestellt; Eigenschaften: Brauner Extrakt mit schwach würzigem Geruch und etwas bitterem Geschmack EB 6.

Gesetzliche Bestimmungen: Negativmonographie der Kommission E am BGA „Ptychopetali lignum (Potenzholz)“[4].

Wirkungen: Die Droge und Zubereitungen aus der Droge sollen aphrodisierend wirken. Experimentell-pharmakologische Untersuchungen liegen, im Unterschied zu anderen Drogen [23], nicht vor. Anxiogene Wirkung: Im Lochbrett-Test reduzieren an erwachsenen, männlichen Mäusen i.p. 30, 100 und 300 mg/kg KG eines mit EtOH hergestellten Trockenextraktes (6% Ausbeute) in DMSO das Explorationsverhalten (Eintauchen des Kopfes in das Lochbrett) gegenüber DMSO von ca. 60/h dosisabhängig auf max. ca. 30/h. Statistische Angaben mit Bezug zu DMSO fehlen; im Vergleich zu Kochsalzlösung war der Unterschied signifikant. (p<0,01). Die Latenzzeit bis zum ersten Eintauchen des Kopfes war in der mittleren und höchsten Dosis verlängert, allerdings war in der höchsten Dosis auch die Bewegung der Tiere insgesamt reduziert. Vergleichbare Effekte sollen am Drehstab-Test beobachtet worden sein. Daten fehlen. Inwieweit tatsächlich eine zentrale Wirkung vorliegt, oder doch Lokalreaktionen für den Effekt verantwortlich sind, bleibt offen [29].

Innerlich: Potenzstörungen, Appetitlosigkeit, Durchfallerkrankungen [24], [28]. Äußerlich: Potenzstörungen [24]. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt. Die Droge wird oral als Pulver, als alkoholischer Extrakt oder als Decoct verabreicht [16]. Mittlere Einzelgabe 0,5 g Droge (= 20 Tropfen Fluidextrakt)EB 6; 3mal täglich 0,5 bis 2 g Decoct der getrockneten Wurzel oder 0,5 bis 2 mL des Flüssigextrakts (1:1 Verdünnung in 60 %igem Alkohol) BHP 83. Alternativ kann die Droge auch äußerlich in Form einer konzentrierten Abkochung zu Genitalbädern verwendet werden [16], [20].

1. Sleumer HO (1984) Flora Neotropica, Monograph Number 38, Olacaceae, The New York Botanical Garden, New York, S. 1–19, 133–136

2. Engler A, Prantl K (Hrsg.) (1898) Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Arten insbesondere den Nutzpflanzen, Bd. III/1, Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig, S. 232, 238

3. Steinmetz EF (1971) Quarterly J Crude Drug Research 11:1.787–1.789

4. BAz Nr. 193 vom 15.10.1987

5. BAz Nr. 104a vom 07.06.1990

6. Wehmer C (1931) Die Pflanzenstoffe, Bd. II, Phanerogamen, Gustav Fischer Verlag, Jena, S. 1.295

7. Madaus G (1979) Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Bd. III, Georg Olms Verlag, Hildesheim New York, S. 1.932–1.933

8. Anselmino E (1933) Notizblatt des Botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem, Bd. XI, Nr. 107, Berlin

9. Auterhoff H, Pankow E (1968) Arch Pharm 301:481–489

10. Pankow E, Auterhoff H (1969) Arch Pharm 302:209–212

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12. Steinegger E, Hänsel R (1988) Lehrbuch der Pharmakognosie und Phytopharmazie, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo, S. 631

13. Tyler VE (1987) The new honest herbal, George F. Stickley Company, Philadelphia, S. 158–159

14. Tyler VE, Brady LR, Robbers JE (1988) Pharmacognosy, Lea & Febiger, Philadelphia, S. 482

15. Hunnius C (1975) Pharmazeutisches Wörterbuch, Walter de Gruyter, Berlin New York, S.552

16. CRC, S. 398

17. Hgn, Bd. V, S. 229–230

18. Berger F (1952) Handbuch der Drogenkunde, Bd. 3, Verlag für medizinische Wissenschaften Wilhelm Maudrich, Wien Düsseldorf, S. 480–483

19. Gaebler H (1970) Dtsch Apoth 22:94–96

20. Hag, Bd. 6a, S. 969–970

21. Bucek EU, Fournier G, Dadoun H (1987) Planta Med 53:231 [PubMed]

22. Neumüller OA (1987) Römpps Chemie-Lexikon, Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart, S. 3.871

23. Money J, Leal J, Gonzalez-Heydrich J (1988) Aphrodisiology: history, folklore, efficacy. In: Sitsen JMA (Hrsg.) The Pharmacology and Endocrinology of Sexual function, Bd. VI der Reihe Handbook of Sexology, Elsevier, Amsterdam, S. 499–515

24. Della Beffa BA (1951) Manuale di fitoterapia, Inverni & Della Beffa, Milano, S. 329

25. HAB 34

26. EB 6

27. Brasil 2

28. BHP 83

29. Da Silva AL, Bardini S, Nunes DS, Elisabetsky E (2002) Phytotherapy Research 16:223-226

Copyright

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Datenstand

15.08.2010