U. Suschke, J. Reichling
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G Juglans
D Juglandis nigrae fructus cortex
Folia Juglandis
Walnut leaves Feuilles de noyer Foglia die noce Hojas de nogal deutsch Walnußblätter portugiesisch Folhas de nogueira
Juglandis folium – DAC 1999; Folium Juglandis – Ph. Helv. V; Walnut leaf – HPUS 92
Getrocknete, ganze oder geschnittene Laubblätter DAC 99. Die getrockneten, von der Spindel abgetrennten Fiederblätter DAB 6. Das im Frühsommer gesammelte, von der Spindel abgetrennte, getrocknete Fiederblättchen Ph Helv V.
Stammpflanzen: Juglans regia L.
Herkunft: Import der Droge aus GUS- Staaten, Balkanländern.
Ganzdroge: Aussehen. 6 bis15 cm lange (länglich) eiförmige und ganzrandige, brüchige Fiederblätter mit auf der Unterseite stark hervortretenden rotbraunen, Leitbündeln, welche primäre und sekundäre Verzweigungen im Winkel von 45 ° bilden, sodass die Blattspreite netzartig unterteilt wird. An den Verzweigungsstellen der Leitbündel befinden sich Büschel von Deckhaaren. Junge Blätter sind blaugrün und behaart, während ausgewachsene Blätter dunkel- bis braungrün erscheinen und eine nur schwache Behaarung aufweisen.[3]
Schnittdroge: Geschmack. adstringierend, bitter. Geruch. aromatisch. Aussehen. Brüchige, bräunlich grün gefärbte meist fast kahle Blattfragmente mit unterseits stark hervortretender netzartiger Nervatur.
Mikroskopisches Bild: Pulverdroge: Anomocytische Spaltöffnungen nur in der unteren Epidermis, deren Zellen kleiner sind als die der oberen Epidermis. In rechtwinkligen Verzweigungsstellen der Leitbündel Büschel einzelliger, bis 400 μm langer Deckhaare. Auf beiden Blattseiten kurze, dicke, bis 50 μm lange Drüsenhaare mit ein- bis zweizelligem Stiel und zwei- bis vierzelligem Köpfchen. Daneben leicht in die Blattoberfläche eingesenkte Drüsenschuppen, die dem Lamiaceentyp ähneln und ca. 100 μm lange schlanke Drüsenhaare. Mesophyll mit 2 bis 3- lagigem Palisadenparenchym und weitmaschigem Schwammparenchym. In farblosen Zellen des Mesophylls große Calciumoxalatdrusen mit einem Durchmesser von mehr als 50 μm, welche auch einzeln im Pulver vorkommen. Gefäßbruchstücke mit subepidermalem Kollenchym sowie Sklerenchymfasern.[1], [3]
Inhaltsstoffe: 10% Gerbstoffe vom Ellagitannintyp. Naphthochinonderivate. Juglon (5-Hydroxy-1,4-naphthochinon), welches aus Hydrojuglon-4-O-β-glucosid über Hydrojuglon (5-Hydroxynaphthohydrochinon) gebildet wird. Der physiologisch aktive Stoff Juglon wird durch Regen von den Blättern abgewaschen, ist instabil und polymerisiert leicht zu schwarzbraunen Pigmenten, sodass ältere Blätter frei von Juglon sind. Flavonoide. Hyperosid (0,2 %), Quercitrin, Quercetin-3-arabinosid, Kämpferol-3-arabinosid , (Leuco)cyanidin. Zimtsäurederivate. Kaffeesäure, p-Cumarsäure, aus Zweigen: p-Hydroxybenzoesäure, Vanillin-, Ferula-, Syringa- und p-Cumarsäure.[30] Ätherisches Öl. Bei der Wasserdampfdestillation in Ausbeuten von 0,01 bis 0,03 % erhalten, Farbe: gelbgrün bis braun. Zusammensetzung: 15 % Caryophyllen, 13 % Germacren D, 12 % (E)-β -Ocimen, 11 % β-Pinen und 10 % Limonen. Das Wasserdampfdestillat der Blätter enthält daneben einen schwerflüchtigen Anteil, der aus Fettsäuren und Alkanen zusammengesetzt ist und sich beim Abkühlen abscheidet. Es wurden 23 Kohlenwasserstoffverbindungen (C19 bis C31) sowie 21 Fettsäuren (C6 bis C20) nachgewiesen.[25] Sonstige Inhaltsstoffe: 0,85 bis 1 % Ascorbinsäure.[10] Bei Gehaltsbestimmung meist zu hohe Werte, da die ebenfalls reduzierend wirkenden Hydrochinone stören.
Identitaet: Identitätsprüfung der Droge nach DAC 1999 durch Mikroskopie und DC-Nachweis der Flavonoide.
Reinheit: Fremde Bestandteile max. 2 %, Trocknungsverlust max. 10 %, Asche max. 12 %.
Gehalt: Gerbstoffbestimmung mit Hautpulvermethode, Mindestgehalt: 2,0 % mit Hautpulver fällbare Gerbstoffe berechnet als Pyrogallol bezogen auf die getrocknete Droge.[1]
Gesetzliche Bestimmungen: Juglandis folium, Nr. 2429.99.99 Aufbereitungsmonographie Juglandis folium (Walnußblätter) der Kommission E am BfArM - Positivmonographie
Wirkungen: Aufgrund des Gerbstoffgehaltes wirken Walnußblätter und ihre Zubereitungen adstringierend.Antimykotische und antibakterielle Wirkung. Ein wässriger Extrakt aus Walnußblättern wurde mit der Agardilutionsmethode gegen drei humanpathogene Pilze getestet. Minimale Hemmkonzentrationen: Microsporum canis 3 μg/mL, Trichophyton mentagrophytes 5 μg/mL, Trichophyton violaceum 0,6 μg/mL. Somit zeigte der Extrakt eine mit Griseofulvin vergleichbare Wirkung. (MHK 0,6 bis 2,5 μg/mL).[13] Ein wässriger und ein ethanolischer Extrakt aus Walnußblättern wurden im Agardiffusionstest gegen Candida albicans, Staphylococcus aureus sowie vier gramnegative Bakterienstämme untersucht. Die Testplättchen hatten einen Durchmesser von 6 mm und wurden jeweils mit 10 mg Extrakt beschickt. Eine schwache antimikrobielle Aktivität zeigte sich gegenüber Staphylococcus aureus und Proteus vulgaris mit Hemmhofdurchmessern von 10,2 mm und 12,6 mm (wässriger Extrakt) bzw. 8,7 mm und 9,0 mm (ethanolischer Extrakt). Bei den übrigen gramnegativen Bakterien war keine bzw. nur eine schwache Inhibitionszone erkennbar. Candida albicans wurde nur durch den ethanolischen Extrakt im Wachstum gehemmt, der Hemmhofdurchmesser betrug hier 13,2 mm.[33] Antioxidative Eigenschaften. Walnuß-Polyphenole (v.a. → Ellagsäure und → Ellagitannine) erwiesen sich in vitro als Hemmstoffe der Plasma- und LDL-Oxidation, da sie die Bildung von mit Thiobarbitursäure reagierenden Abbauprodukten des LDL im Plasma dosisabhängig reduzierten (thiobarbituric acid reacting substance, TBARS). Somit besitzen diese Stoffe ein antiatherogenes Potential.[12] Zentraldämpfende Wirkung. Ein Trockenextrakt (Auszugsmittel Chloroform) aus Walnußblättern sowie Juglon wurden Mäusen in Dosen von 6,5 mg/kg bzw. 0,125 mg/kg oral verabreicht und das Verhalten der Versuchstiere in zwei Testverfahren (Actimeter, Verlängerung der Schlafdauer) im Vergleich zu Diazepam (2 mg/kg p.o.) beurteilt. Die Mäuse zeigten eine deutliche Sedierung.[18] Es liegen nur wenig Daten zu den Wirkungen von Walnußblättern und deren Zubereitungen vor, die meisten Untersuchungen wurden mit Juglon durchgeführt. Wirkungen von Juglon Antifungale Wirkung. Juglon sowie 3 weitere Naphthochinonderivate wurden mit der Agardilutionsmethode gegen Aspergillus flavus getestet (Konzentrationen: 0 bis 170 ppm). Das Pilzwachstum wurde konzentrationsabhängig verzögert bis inhibiert. Juglon führte in einer Konzentration von 100 ppm zur kompletten Hemmung des Pilzwachstums, welches im Beobachtungszeitraum von 2 Wochen fortbestand. Im Zustand der kompletten Hemmung ließen sich mittels HPLC keine Aflatoxine nachweisen, in einer Konzentration von 90 ppm Juglon betrug der Aflatoxingehalt jedoch 88 % der Positivkontrolle.[9] Antitumorale Wirkungen. Ehrlich-Ascites-Tumorzellen, welche Schweizer ICR/ Ha Mäusen übertragen wurden, ließen eine verringerte Zellteilungsrate sowie Abnormitäten während der Pro- und Metaphase erkennen, nachdem den Mäusen Juglon in Dosen von 0,25 mg intraperitoneal verabreicht worden war.[17] Die orale Aufnahme von 200 ppm Juglon mit der Nahrung schützte männliche F344 Ratten vor der Entstehung Azoxymethan (AOM) induzierter Tumoren des Dünndarms. Mit der Verabreichung von Juglon wurde 2 Wochen vor Injektion des Carcinogens begonnen. In der Gruppe, die Juglon zur Chemoprophylaxe erhalten hatte, betrug die Inzidenz 7 % im Vergleich zu 25 % in der Kontrollgruppe, der nur AOM verabreicht wurde.[16] Antimutagene Wirkung. Juglon und verschiedene andere Derivate des Naphthochinons erwiesen sich in Tests an Salmonella typhimurium TA98 als Antimutagene gegennüber den mutationsauslösenden Agenzien 2-Nitrofluoren, 3-Nitrofluoranthen und 1-Nitropyren.[19]
Äußerlich als Adstringens bei leichten entzündlichen Erkrankungen der Haut sowie übermäßiger Schweißabsonderung.[5]
Äußerlich als Dekokt 2 bis 3 g Droge pro100 mL Wasser für Umschläge und Teilbäder.[5]
Reizung der Magenschleimhaut durch hohen Gerbstoffgehalt möglich. Bei äußerlicher Anwendung kann es zur Entstehung allergischer Kontaktdermatitiden durch Juglon kommen.[22] Ansonsten keine Nebenwirkungen bekannt.
Da für Juglon eine mutagene Wirkung nachgewiesen ist, sollte die Droge während der Schwangerschaft nicht innerlich angewendet werden.[5], [15], [20]
Zubereitungen aus Walnußblättern sollten nicht großflächig und/oder auf stark geschädigter Haut angewendet werden. Okklusivbedingungen sind zu vermeiden.
Innerlich angewendet als Adjuvans bei o.g. Hauterkrankungen, des weiteren als Antidiarrhoikum und zur Anregung des Stoffwechsels („Blutreinigungsmittel“).[3]
Acute Toxizität:
Tier. Juglon: LD50 oral Maus: 2,5 mg/ kg , Ratte: 112 mg/kg. Intraperitoneal: Maus: 25 mg/kg.[4]
Mutagen: Substituierte Naphthochinone mit einer oder mehreren Hydroxyl-Gruppen und Methylsubstituenten (darunter Juglon und 7-Methyljuglon) zeigten im Ames Test eine mutationsauslösende Wirkung auf Salmonella typhimurium TA2637 nach metabolischer Aktivierung durch mikrosomale Enzyme (S-9).[15] Auch im w/w+ somatischen Mutations- und Rekombinationstest (SMART) von Drosophila melanogaster ließ sich für Juglon eine positive Wirkung zeigen.[20]
Carcinogen: Obwohl Untersuchungen zur Genotoxizität und tumorpromovierenden Aktivität. von Juglon vorliegen, wurden in der Literatur keine epidemiologischen Studien oder Fallberichte zur carcinogenen Wirkung von Juglon und Walnußzubereitungen beim Menschen aufgefunden.[4] Walnußblätter wurden von der Komission E positiv monographiert, da für deren äußerliche Anwendung keine Risiken dokumentiert sind und deren Juglongehalt im Vergleich zu den Fruchtschalen niedrig ist. Wirkung als Cocarcinogen (Tierversuch): Weibliche Schweizer ICR/ HaMäuse, die mit subcarcinogenen Dosen von 7,12- Dimethylbenz[a]anthracen (DMBA) vorbehandelt wurden, zeigten nach anschließender dermaler Applikation von Juglon (62 μg 3mal wöchentlich in 52 Wochen) eine erhöhte Inzidenz von Hauttumoren, welche ohne Vorbehandlung mit DMBA nicht auftrat.[21]
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24.01.2013