Ononis
Ononidis radix
Verfasser
T. Kartnig
Übersicht
O > Ononis > Ononis spinosa L. > Ononidis radix
Gliederung
G Ononis
D Ononis spinosa, äthanol. Decoctum hom. HAB 1
Synonyme
Radix Arestae, Radix Ononidis.
Sonstige Bezeichnungen
dt.:Harnkrautwurzel, Haudornwurzel, Hauhechelwurzel, Hechelkrautwurzel, Ochsenbrechwurzel, Stachelkrautwurzel; Restharrow root; Racine de bugrane; Radice di ononide; Raiz de gatuña, raiz de restaboi.
Offizinell
Ononidis radix PhEur 5, Radix Ononidis ÖAB 90, Helv V, Hauhechelwurzel DAC 86.
Definition der Droge
Die ganze oder geschnittene Wurzel PhEur 5; die getrocknete Wurzel ÖAB 90, die getrocketen Wurzeln und Wurzelstöcke DAC 86.
Charakteristik
Stammpflanzen: Ononis spinosa L.
Herkunft: Hauptlieferländer sind die südost- und osteuropäischen Länder, besonders Bulgarien, die Länder des ehemaligen Jugoslawiens und Ungarn.
Gewinnung: Sammlung aus Wildbeständen im Herbst; Lufttrocknung [49].
Lagerung, Stabilität, Verwendung, u. a.
Lagerung: Vor Licht und Insektenfraß geschützt, in gut schließenden Behältnissen ÖAB 90; vor Licht geschützt DAC 86.
Gesetzliche Bestimmungen: Standardzulassung Nr. 9899.99.99. Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BfArM „Ononidis radix (Hauhechelwurzel)“ [26].
Wirkungen: Erhöhung der Harnmenge. Die der Droge zugeschriebene diuretische Wirkung [26] ist bereits in älteren Arbeiten umstritten [36]–[40]. In den tierexp. Arbeiten wurden mit wäßrigen Drogenauszügen teils eine Erhöhung der Harnmenge, teils eine Verringerung, teils kein Effekt beobachtet. Eine Dosisabhängigkeit war nicht klar erkennbar. Lit. [36] kritisiert bereits methodische Fehler, speziell die geringe Zahl an Versuchstieren. Eine diuretische Wirkung wird dem ätherischen Öl zugeschrieben [17]. Nach Lit. [27] sind Flavonoide und Kaliumsalze für den diuretischen Effekt verantwortlich. Aus heutiger Sicht sind diese Arbeiten insgesamt nicht abschließend beurteilbar, da eine statistische Auswertung der Versuche fehlt, eine klare Bilanzierung der Elektrolytmenge nicht durchgeführt wurde und die Frage nephrotoxischer Effekte unzureichend geprüft ist. In einer orientierenden Untersuchung an Ratten erhöhte ein nicht näher spezifizierter Extrakt mit EtOH in einer Dosis entsprechend 2 g Droge/kg KG p. o. das Harnvolumen gegenüber Kochsalzlösung signifikant um 103 % (p < 0,05). Die Natrium- oder Kaliumausscheidung blieb unbeeinflußt. I. p. Gabe hatte bis zu einer Dosis entsprechend 500 mg/kg KG keinen Effekt auf die Harnausscheidung [41]. Analgetische Wirkung. Ein nicht näher spezifizierter Extrakt mit EtOH war im Heizplattentest an der Maus nach p. o. oder i. p. Gabe nicht analgetisch wirksam. Im „Phenylchinon-writhing-test“ an der Maus reduzierte der Extrakt bei i. p. Applikation in einer Dosis von 100 mg und 500 mg/kg KG die Schmerzreaktion um max. 80 %, während er bei p. o. Applikation keine Wirkung zeigte [41]. Antiödematösche Wirkung. Im Carrageeninödem der Rattenpfote reduzierte ein nicht näher spezifizierter Extrakt mit EtOH in einer Dosierung entsprechend 500 mg Droge/kg KG i. p. das Pfotenvolumen nach 3 h um max. 46 % (p < 0,05). Mit 100 mg/kg KG wurden keine signifikanten Effekte beobachtet. Angaben zur Bezugsgröße (Kontrolle) fehlen [41]. Estrogene Wirkung. Untersuchungen mit Drogenextrakten liegen nicht vor. Das in der Droge enthaltene Genistein wirkt schwach estrogen: B6D2F1-Mäuse erhielten insgesamt 8 mg/Tier Genistein p. o. Als positive Kontrolle wurden 0,12 μg/Tier Diethylstilbestrol (DES) verabreicht. Das Uterusgewicht wurde signifikant (p < 0,05) von im Mittel 14,88 mg auf 21,07 bzw. 26,60 mg (DES) erhöht. Die auf DES bezogene relative Wirkstärke beträgt ca. 1:100.000. Da in der estrogenen Wirkung von Isoflavonoiden deutliche Species-Unterschiede bestehen, und die mit Nahrungsmittel, z. B. Sojazubereitungen, aufgenommene Dosis beträchtlich sein kann, halten die Autoren eine Relevanz für den Menschen für möglich. Die Bedeutung von estrogen wirkenden Pflanzeninhaltsstoffen bedarf weiterer Untersuchungen. Die mit Ononis-Zubereitungen zugeführte Genisteindosis erscheint allerdings zu gering, um entsprechende Effekte als für den Menschen plausibel erscheinen zu lassen [42].
Anwendungsgebiete
Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß [26].
Dosierung & Art der Anwendung
Gebräuchliche Einzeldosis der Droge als Abkochung: 1,5 g auf eine Teetasse ÖAB 90. Soweit nicht anders verordnet: Mittlere Einzelgabe 2 g Droge, bis zu sechsmal täglich; Zubereitungen entsprechend [26]. Hinweis: Auf reichliche Flüssigkeitszufuhr ist zu achten.
Volkstümliche Anwendungen &
andere Anwendungsgebiete
Bei Rheumatismus und Gicht; [43]–[45] Leberschwellung und Icterus; [43] gegen Wasserstauungen, vor allem bei Wassersucht [44]. Die Wirksamkeit bei den genannten Anwendungsgebieten ist nicht belegt.
Als Infus: Etwa 2 Teelöffel voll (3 bis 4 g) gut zerkleinerte Hauhechelwurzel mit kochendem Wasser (ca. 150 mL) übergießen, warm halten und nach etwa 30 min durch ein Teesieb geben. Zwei- bis dreimal täglich eine Tasse zwischen den Mahlzeiten trinken; [46] oder die gut zerkleinerte Droge mit kaltem Wasser ansetzen, zum Sieden erhitzen und ziehen lassen [44].
Acute Toxizität:
Mensch. Älteren Angaben zufolge sollen nach Einnahme von in Wein gekochter Droge Harninkontinenz, Blähungen, Schmerzen im Hypogastrium sowie Durchfall beobachtet worden sein [20]. Nähere Angaben, speziell zur Dosis fehlen. Da sich aus der Angabe ein ursächlicher Zusammenhang mit der Droge nicht herleiten läßt und weitere Fallberichte trotz breiter Anwendung der Droge nicht auffindbar sind, erscheint eine Vergiftung wenig wahrscheinlich.
Tier. Die i. p. und p. o. Gabe eines nicht näher spezifizierten Extraktes mit EtOH soll bis zu einer Dosis entsprechend 2 g Droge/kg KG innerhalb einer Beobachtungszeit von 14 Tagen zu keinen erkennbaren toxischen Effekten führen. Nähere Angaben fehlen [41].
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24.01.2013