Nigella

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Nigella sativa L.

(Nigella indica ROXB., Nigella truncata VIV.). Ranunculaceae – Helleboroideae – Helleboreae. Schwarzkümmel. Schwarzer Kreuzkümmel. Nigella. Nielle.

Heimisch in Südeuropa oder Westasien, zuweilen der Samen wegen angebaut.

30 bis 60 cm hohes, einjähriges Kraut. Stengel einfach oder verzweigt, mehr oder weniger behaart. Laubblätter mehrfach fiederspaltig, mit lanzettlichen bis linealen Abschnitten, die obersten von der Blüte entfernt. Blütenhüllblätter milchweiß, an der Spitze grünlich oder bläulich, in einen nur kurzen Nagel zusammengezogen. Unterlippe der Honigblätter zweilappig, jeder Lappen in einen stumpfen Höcker endigend; Oberlippe pfriemlich. Staubblätter ohne Konnektivfortsatz. Fruchtknoten bis zur Spitze verwachsen, mit gleichlangen, aufrechten Griffeln, warzig. Samen kantig, querrunzelig.

Semen Nigellae.

Semen Melanthii. Semen Cumini nigri. Nigellensamen. Römischer Kümmel. Schwarzer (römischer) Koriander. Nigella seed. Small (garden) fennel. Black caraway seed. Black cumin. Semence de nigelle. Sementes de alcaravia prêta. Semillas de alcaravea negra.

Semen Nigellae Erg.B. 6(reife Samen). Nigellae Semen Ind. P. C. 53 (getrocknete Samen).

Reife Samen 2 bis 3,5 mm lang, bis 2 mm dick, im Umriß ei- oder keilförmig, auf dem Rücken schwach gewölbt, durch gegenseitigen Druck drei- bis vierkantig, abgeflacht, matt, schwarz, schwach netzaderig und feingekörnt. Die dünne Samenschale umschließt ein weißes oder bläuliches Endosperm, in dessen Grund der kleine Embryo liegt.

Geruch beim Zerreiben muskatnußähnlich, campherartig. Geschmack anfangs bitter, später scharf gewürzhaft.

Mikroskopisches Bild.

Querschnitt. Epidermis der Samenschale aus etwas radialgestreckten, dickwandigen Zellen mit schwarzbraunen Wänden und schwarzbraunem Inhalt. Die Außenwand jeder Epidermiszelle in eine stumpf kegelförmige Papille verlängert. Auf die Epidermis folgen mehrere Reihen sehr dünnwandiger, stark zusammengedrückter, heller gefärbter Parenchymzellen. Innere Schicht der Samenschale aus einer Reihe kleiner Zellen mit derben Wandungen und braunem Inhalt, dann eine Reihe größerer, dünnwandiger, farbloser Zellen. Im Endosperm Fett und Aleuron.

Pulver.

Grauschwarz, gekennzeichnet durch die Epidermisfetzen mit den bis 100 μm großen, schwarzbraunen Zellen mit dunklem Inhalt, deren Außenwand zu einer stumpfkegelförmigen Papille vorgezogen ist, durch Gewebebruchstücke mit kleinen Zellen mit derben, netzig gestreiften Wandungen und braunem Inhalt und durch großzelliges, derbwandiges Endospermgewebe mit etwa 3 μm großen Aleuronkörnern im Ölplasma.

Verfälschungen.

Nach Erg.B. 6 dürfen graue, kleinere und dunkelbraune, nierenförmige oder größere Samen mit grobnetziger Oberfläche nicht vorhanden sein [Nigella aristata SIBTH. (N. arvensis L.), N. damascena L., Agrostemma githago L., Caryophyllaceae, und Datura stramonium L., Solanaceae]. Die Samen von Nigella aristata sind kleiner, halbeiförmig, höchstens 2,2 mm lang und an der Oberfläche fein granuliert. Am besten sind sie an den 2 bis 3 scharfen, fast flügelartigen Kanten (nie 4 Kanten) zu erkennen. Geruch ähnlich dem der Schwarzkümmelsamen. Die Samen enthalten äth. Öl mit Damascenin. Die Samen von Agrostemma githago, der Kornrade, sind giftig.

Inhaltsstoffe.

Etwa 0,4 bis 1,4 % äth. Öl mit Thymochinon C10H12O2, Fp. 45,5 bis 48°, und Nigellin C18H22O4. Etwa 33 % fettes Öl, Oleum Nigellae sativae, mit Myristin-, Palmitin-Stearin-, Öl-, Linol- und Linolensäure, β-Sitosterin, Cholesterin Stigmasterin, Campesterin und α-Spinasterin. Außerdem Hederagenin (Hederidin, Kalosapogenin, Melanthigenin) C30H48O4, Fp. 332 bis 334° (Zers.), sowie das Saponin selbst, Melanthin, das bis zu 1,5 % in der Pflanze vorkommt. Ferner Zucker und Gerbstoffe.

Prüfung.

Max. Aschegeh. 10 % Erg.B. 6. – Fremde Beimengungen max. 2 % Ind. P. C. 53.

Wirkung.

Thymochinon, nach EL-DAKHAKHNY [Arzneimittel-Forsch. 15, 1227 (1965)] der aktive Inhaltsstoff, besitzt choleretische Wrkg., erhöht die Harnsäureausscheidung und hat eine Schutzwrkg. gegen histamin-induzierte Bronchialspasmen von Meerschweinchen. Die Substanz ist sehr toxisch (Ratte). TOPPCZADA et al. [Chem. Abstr.66, 92390 (1967)] schreiben dem äth. Öl antibakterielle Eigenschaften zu.

Anwendung.

Früher gegen Darmkatarrh, Gelbsucht, Dysenterie, Lungenleiden, als Carminativum, Diureticum, Galaktagogum. In der Fruchtätherfabrikation. Als Gewürz, in Frankreich als Poivrette wie Pfeffer, zuweilen in der Tierheilkunde in Pulvermischungen. Das fette Öl in Ostindien als Speiseöl.

Dosierung.

Mittlere Einzelgabe als Einnahme 1,0 g, Erg.B. 6. Täglich 0,6 bis 1,2 g, Ind. P. C. 53.

Nigella sativa HAB 34.

Schwarzkümmel.

Reife Samen.

Arzneiform.

Tinktur nach § 4 mit 90 %igem Weingeist. Spez. Gew. 0,837 bis 0,839; Trockenrückstand 3,58 bis 4,74 %.

Arzneigehalt.

1/10.

Nigella damascena L.

(Nigella caerulea LAM., Nigella multifida GATERAU, Melanthium damascenum MEDIK.). Damaszener (türkischer) Schwarzkümmel. Braut in Haaren. Jungfer im Grünen. Love-in-a-mist. Devil in a bush. Barbiche. Cheveux de Vénus. Anigella.

Heimisch in den Mittelmeerländern und Kleinasien.

Pflanze einjährig, 20 bis 45 cm hoch. Stengel aufrecht, ästig, kahl. Laubblätter mehrfach fiederteilig, mit pfriemlichen, sehr schmalen, spitzen Zipfeln. Blüte von einem Kranz überragender, den Stengelblättern gleichgestalteter Hochblätter umgeben. Blütenhüllblätter hellblau bis weiß, mit kurzem Nagel (dieser kürzer als die Platte). Unterlippe des Honigblattes mehr oder weniger ganzrandig, gewimpert, ohne Fortsätze; Oberlippe flach, blattartig, Staubblätter ohne Konnektiv-Fortsatz. Fruchtknoten völlig verwachsen, mit fast waargrecht abstehenden Narben. Frucht kahl, blasig aufgetrieben. Samen schwarz, querrunzelig.

Semen Nigellae damascenae.

Ananas- oder Erdbeerkümmel. Damask fennel. Semence de nigelle de Damas (de Candie).

Samen wie die von Nigella sativa, etwas kleiner, mehr graubraun, weniger gesättigt schwarz, scharf querfurchig oder netzig grubig.

Geruch beim Zerreiben nach Erdbeeren (Unterschied von N. sativa).

Mikroskopisches Bild.

Die wesentlichen anatomischen Merkmale des Samens stimmen mit denen von Nigella sativa völlig überein, nur sind die Oberhautzellen der Testa vorwiegend kürzer und spitzer, im Durchschnitt fast gleich-dreiseitig.

Inhaltsstoffe.

0,4 bis 0,5 % blau fluoreszierendes äth. Öl mit etwa 9 % des Alkaloides Damascenin (Methyldamascenin, Nigellin, 3-Methoxy-N-methyl-anthranil-säuremethylester) C10H13NO3, Fp. 27 bis 29°. Nach DOEPKE et al. [Pharmazie 25, 69 (1970)] Damascinin, Fp. 75 bis 79°. Ferner fettes Öl und in den Keimlingen etwas Saponin.

Das Alkaloid Damascenin kann nachgewiesen werden, indem man das durch Wasserdampfdest. gewonnene äth. Öl mit einem Tr. Platinchloridlsg. verreibt. Es scheiden sich Kristalle von Damasceninchloroplatinat aus.

Wirkung.

Damascenin wirkt spasmolytisch und ruft eine kurzdauernde Blutdrucksenkung hervor.

Anwendung.

Wie Nigella sativa.

Nigella damascena HAB 34.

Reife Samen.

Arzneiform.

Tinktur nach § 4 mit 90 %igem Weingeist.

Arzneigehalt.

1/10.

Bemerkung.

Nigella orientalis L., N. hispanica L., Nigella nigellastrum (L.) WILLK. (N. garidella SPENN., Garidella nigellastrum L.), Nigella integrifolia REG. u.a. Arten werden ebenfalls zur Gewinnung der Samen herangezogen, sind aber als Verwechslung oder Verfälschung zu bezeichnen.

HN

Hager-Archiv 4.0599

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Datenstand

15.08.2010