Myroxylon

Balsamum peruvianum (Perubalsam)

Verfasser

Diether Ennet, Axel Wiebrecht

Übersicht

M > Myroxylon > Myroxylon balsamum (L.) HARMS > Balsamum peruvianum (Perubalsam)

Gliederung

G Myroxylon

A Myroxylon balsamum (L.) HARMS

D Balsamum peruvianum (Perubalsam)

D Balsamum peruvianum hom. HAB 34

D Balsamum peruvianum hom. HPUS 88

D Balsamum tolutanum (Tolubalsam)

Synonyme

Balsamum indicum nigrum; Opobalsamum liquidum

Sonstige Bezeichnungen

dt.:Chinaöl, Indianischer Wundbalsam, Peruanischer Balsam, Salvadorbalsam; Balsam of Peru, black balsam, Indian balsam, Peruvian balsam; Baume de San Salvador, baume du Pérou; Balsamo del Peru; Balsamo do Peru.

Offizinell

Perubalsam – PhEur 5; Baume du Pérou – PF X; Balsamum peruvianum – ÖAB 90; Helv VII

Definition der Droge

Perubalsam ist der aus eingeritzten, geschwelten Stämmen von Myroxylon balsamum (L.) HARMS var. pereirae(ROYLE) HARMS erhaltene Balsam PhEur 5.

Stammpflanzen: Myroxylon balsamum (L.) HARMS

Herkunft: San Salvador, von wo aus die Droge ausschließlich exportiert wird; der früher über Peru vollzogene Transport ist seit langem aufgegeben. Auch auf Jamaika und Sri Lanka werden Kulturen angelegt [5].

Gewinnung: Etwa 10jährige Bäume mit einem Umfang von 60 cm werden 1 Fuß über dem Erdboden von der äußeren Rindenschicht befreit (etwa 15 × 25 cm), die Stellen 4 bis 5 min lang mit Fackeln geschwelt und auf die so behandelte Fläche Lappen aufgelegt, in die der Balsam einsickert. Durch Auskochen und Auspressen der getränkten Lappen erhält man den Balsamo de trapo oder Balsam de panal (Lappenbalsam). Nach weiterem Einschneiden der gebrannten Stelle und Abkratzen zu stark gebrannter Stellen wird von neuem mit der Fackel erwärmt, worauf ein neuer Erguß erfolgt. Dieser Balsam wird Balsamo de contrapique genannt. Nach Beendigung der zweiten Ausflußperiode wird das ganze bearbeitete Rindenstück heruntergekratzt, zerstampft, zu Pulver gemahlen und mit Wasser ausgekocht, wobei sich der Balsamo di cascaro (Rindenbalsam) abscheidet, der durch Abgießen des Wassers und Auspressen rein erhalten wird. Er ist weniger wertvoll. Im Durchschnitt dauert die Bearbeitung einer einzelnen Rindenpartie etwa 4 Wochen. Starke Bäume werden an verschiedenen Stellen angezapft. Die Bäume besitzen eine erstaunliche Lebenskraft, bei vernünftiger Behandlung (Ruhezeit von einigen Jahren) ist langdauernde Ertragsfähigkeit zu erzielen. Die Gewinnung geschieht nach Beendigung der Regenzeit (November und Dezember). Der Perubalsam wird erst nach der Verletzung der Rinde gebildet. Frische Rinde und frisches Holz riechen nicht nach Perubalsam. Die Balsambehälter entstehen schizogen und werden lysigen erweitert. Die Handelsware ist meist ein Gemisch des Lappen- und Rindenbalsams der geschwelten Stämme [18].

Ganzdroge: Geschmack. Schwach bitter, zunächst milde, dann kratzend. Geruch. Eigenartig balsamisch, an Vanille und Benzoe erinnernd [21]. Aussehen. Zähflüssige, dunkelbraune, in dünner Schicht gelbbraune, durchscheinende Flüssigkeit, die nicht klebrig oder fadenziehend ist und an der Luft nicht eintrocknet [20].

Verfälschungen/Verwechslungen: Nach DAB 10 werden durch die Prüfung auf Reinheit erfaßt: Kolophonium, künstliche Balsame, die z. B. aus Lösungen von Benzylbenzoat aus den Rückständen der Zimtalkohol- oder Heliotropin-Destillation bestehen; fette Öle, Terpentinöl. Ferner wurden beschrieben: Melassen, Abkochungen vonJusticia purpurea, Rohrzucker, verkohlte, in Wasser aufgeschwemmte Kakaoschalen, Cinnamein, synthetische Ester, Alkohol, Benzaldehyd, Kopaivabalsam, Gurjunbalsam, Kanadabalsam, Tacamahac, Styrax, Kerosin, Benzylbenzoat [18].

Inhaltsstoffe: 50 bis 70 % eines Estergemisches, das zu etwa 2/3 aus Benzylbenzoat und zu etwa 1/3 aus Benzylcinnamat besteht und früher als Cinnamein bezeichnet wurde; im Cinnamein wurden außerdem ca. 3,4 % Nerolidol und Spuren von Benzylalkohol nachgewiesen (GC-Analyse) [12]. Die Droge enthält ferner 20 bis 30 % eines Harzes, das aus den Benzoesäure- und Zimtsäureestern verschiedener Alkohole bestehen soll [13], sowie geringe Mengen Benzoesäure, Benzoesäuremethylester, Benzylferulat, Benzylisoferulat, Zimtsäure und Zimtsäuremethylester [12], [14].

Identitaet: Löslichkeit: Perubalsam ist leicht löslich in absolutem EtOH, Chloroform oder konzentrierter Essigsäure, teilweise in Ether oder Schwefelkohlenstoff, mischbar mit Rizinusöl, nicht aber mit anderen fetten ÖlenÖAB 90. Die Substanz wird mit Wasser zum Sieden erhitzt und heiß filtriert. Nach Zugabe von Kaliumpermanganat-Lösung tritt der Geruch von Benzaldehyd auf DAB 10, ÖAB 90. Dabei wird die im heißen Wasser gelöste Menge freie Zimtsäure durch Kaliumpermanganat zu Benzaldehyd oxidiert. Die Lösung der Substanz in Ethanol färbt sich durch nicht näher definierte phenolische Inhaltsstoffe nach Zugabe von Eisen(III)chlorid olivgrün DAB 10. DC nachDAB 10: Referenzsubstanzen: Benzylbenzoat, Benzylcinnamat, Thymol; Sorptionsmittel: Kieselgel GF 254; FM: Hexan-Ethylacetat-Essigsäure 98 % (90+10+0,5), zweimalige Entwicklung; Detektion: Direktauswertung im UV 254 nm, Besprühen mit ethanolischer Molybdatophosphorsäure-Lösung und Erhitzen auf 100 bis 105 °C; Auswertung: Im Chromatogramm der Referenzsubstanzen liegen in der oberen Hälfte die blauen, vor dem Besprühen im ultravioletten Licht bei 254 nm fluoreszenzmindernden Zonen der Ester. Die obere stark hervortretende Zone entspricht dem Benzylbenzoat, wenig darunter liegt die schwächer gefärbte Zone des Benzylcinnamats. Im Chromatogramm des Perubalsams befinden sich die in Lage, Größe und Farbintensität gleichen Zonen. Im Chromatogramm der Referenzsubstanzen liegt etwas unterhalb der Mitte das sich violettgrau anfärbende Thymol. Direkt unterhalb der Thymol-Zone liegt im Chromatogramm des Perubalsams die annähernd gleich große blaugefärbte Zone des Nerolidols. DC nach Helv VII: Referenzsubstanzen: Benzylbenzoat, Benzylcinnamat; Sorptionsmittel: Kieselgel G; FM: Toluol-Petrolether (95+5); Detektion: Vanillin-Schwefelsäure-Lösung und Erhitzen auf 120 °C; Auswertung: Im Chromatogramm des Perubalsams erscheinen 2 Zonen gleicher Rf-Werte und gleicher Färbung wie die Referenzsubstanzen. Weitere gefärbte Zonen sind sichtbar.

Reinheit: Kolophonium: Kurz unterhalb der Zone des Nerolidols im Chromatogramm (s. → Identität) darf keine mehr oder weniger starke blaue Zone erscheinen, die vor dem Besprühen Fluoreszenzminderung zeigt DAB 10. Relative Dichte: 1,14 bis 1,17 DAB 10, ÖAB 90, Helv VII. Zusätze von Kolophonium und Terpentin erniedrigen die Dichte, von Benzoe und Tolubalsam erhöhen sie. Verseifungszahl: 235 bis 255, bestimmt mit dem unter Gehaltsbestimmung erhaltenen Rückstand DAB 10. Künstliche Balsame: Beim Schütteln der Probe Perubalsam mit Petrolether müssen sich die unlöslichen Teile des Perubalsams als klebrige Masse an der Glaswand absetzen und dürfen nicht ganz oder teilweise pulvrig zu Boden sinken. Die Petroletherlösung muß klar und farblos seinDAB 10. DC des Perubalsams: Referenzsubstanz: Benzylbenzoat; Sorptionsmittel: Kieselgel G; FM: Benzol-Nonan (95+5); Detektion: Vanillin-Schwefelsäure-Lösung, Erhitzen auf 120 °C; Auswertung: Im Chromatogramm darf vor dem Besprühen mit der Vanillin-Schwefelsäure-Lösung bei der Betrachtung im ultravioletten Licht kein gelber Fleck etwa auf der Hälfte der Distanz zwischen Startpunkt und dem Fleck der Referenzsubstanz und keine Flecke oberhalb des Fleckes der Referenzsubstanz vorhanden sein (künstlicher Balsam) AB-DDR.. Bei der Betrachtung im Tageslicht nach dem Besprühen mit Vanillin-Schwefelsäurelösung dürfen oberhalb des Fleckes der Referenzsubstanz keine Flecke vorhanden sein (fremde Balsame) AB-DDR. Gurjunbalsam: Das Filtrat der Mischung von Perubalsam und n-Pentan wird erwärmt, bis das n-Pentan verdunstet ist. Nach Zusatz von Essigsäureanhydrid und Schwefelsäure darf die Mischung nicht sofort eine rotviolette oder blauviolette Färbung zeigen AB-DDR. Fette Öle: Perubalsam muß sich in Chloralhydratlösung klar lösen DAB 10. Mischbarkeit mit EtOH: Perubalsam muß mit EtOH eine homogene, trübungslose Mischung geben Helv VII. Terpentinöl: Der Abdampfrückstand der bei der Prüfung auf Künstliche Balsame erhaltenen Petroletherlösung darf nicht nach Terpentin riechen DAB 10.

Gehalt: 50,0 bis 70,0 % Estergemisch DAB 10; 45 bis 56,0 % Estergemisch PF X; 50 bis 60 % EstergemischÖAB 90, Helv VII.

Gehaltsbestimmung: Perubalsam wird mit Natriumhydroxid-Lösung und Ether geschüttelt. Die abgetrennte Etherphase wird nach dem Trocknen mit wasserfreiem Natriumsulfat eingedampft, der Rückstand bei 100 bis 105 °C getrocknet und gewogen DAB 10. Benzoesäure, Benzoesäuremethylester, Benzylbenzoat, Benzylcinnamat, Nerolidol und Zimtsäure lassen sich unter folgenden Bedingungen im Etherextrakt aus der Droge bestimmen: [9]Säule: Glas, gepackt; Füllung: 10 % UCCW932 auf Chromosorb WAW, Temperatur des Säulenofens 100 bis 250 °C, linear programmiert; Flammenionisationsdetektor: 300 °C; Innerer Standard: Eugenol.

Lagerung: Vor Licht geschützt DAB 10; gut verschlossen, vor Licht geschützt ÖAB 90, Helv VII.

Verwendung: Als Geschmackskorrigens in Gurgellösungen, Mundwässern, Erkältungsbalsam und Hustensäften[84], [85]. Bestandteil in Parfüms, Seifen, Deosprays, Haarlotionen und -pomaden, Shampoos, Puder, Lippenstiften, Rasierwässern [84], [85]. Die International Fragrance Research Association (IFRA) empfiehlt, Perubalsam nicht als Bestandteil von Duftstoffen zu verwenden außer in der risikolosen destillierten Form. Als Ersatz für Vanille zur Geruchsüberdeckung, in verschiedenen Gewürzen, in Limonaden, Cola und ähnlichen Getränken, in Marmelade, Schokolade, Puddingpulver und süßen Desserts, Konditorwaren, Weihnachtsgebäck, parfümierten Tees, Bonbons, Hustenbonbons, Speiseeis, Kaugummi, Likören, Wermut, Tabak, Zigaretten, parfümierten Reinigungsmitteln (Spülmitteln) [16], [84]. Als Geruchskorrigens in Schmierfetten, Mineral- und Schneideölen [84], [85].

Gesetzliche Bestimmungen: Aufbereitungsmonographie der Kommission E am BGA „Balsamum peruvianum (Perubalsam)“ [11].

Wirkungen: Antibakteriell-antiseptisch, granulationsfördernd, antiparasitär (besonders gegen Krätzmilbe) [11]. Bei radiogenen Hautulcera an Ratten zeigt die Droge deutliche baktericide Wirkungen, beschleunigt den Reparationsprozeß und begünstigt die Differenzierung des Narbengewebes [23]. 5 bis 15 % in Paraffinöl gelöst vermehrt Perubalsam an Ratten im Granulationstest nach Rudas deutlich und konzentrationsabhängig das Gewicht des Granulationsgewebes [24]. Die Effekte scheinen nicht auf einer systemischen Wirkung zu beruhen [25]. Das unverdünnte ätherische Öl zeigt im Diffusionstest mit Filterpapierscheiben eine antibakterielle Wirkung bei 9 von 10 getesteten Gram-positiven und Gram-negativen Keimen [26] und einen fungiciden bzw. fungistatischen Effekt bei allen 15 getesteten pathogenen (u. a. Candida albicans) und nicht pathogenen Stämmen [27]. Die Wirkung gegenüber Krätzmilben ist dem Inhaltsstoff Benzylbenzoat zuzuschreiben, dessen scabicider Effekt tierexperimentell belegt wurde [28].

Resorption: Bei Applikation auf gesunde Haut beim Menschen konnte der Arzneistoff (25 % in Vaseline) mittels Infrarotspektroskopie nach 1 h auf der Haut nachgewiesen werden, nach 8 h nicht mehr [29]. Untersuchungen zu der Droge bei p. o. Gabe liegen nicht vor. Der gut untersuchte Inhaltsstoff Benzoesäure wird bei p. o. Gabe schnell resorbiert [30].

Elimination: Untersuchungen zu der Droge liegen nicht vor. Die Inhaltsstoffe Benzylbenzoat und Benzylcinnamat werden im Organismus schnell zu Benzylalkohol hydrolysiert, der zu Benzoesäure oxidiert wird [31], [32]. Benzoesäure wird in der Leber mit Glycin zu Hippursäure konjugiert und rasch über die Niere ausgeschieden. Nach p. o. Gabe beim Menschen werden 75 bis 80 % der Substanz innerhalb von 6 h eliminiert [30].

Zur lokalen Anwendung bei infizierten und schlechtheilenden Wunden, bei Verbrennungen, Decubitus, Frostbeulen, Prothesendruckstellen, Hämorrhoiden [11]. Zusätzlich wird das Ulcus cruris genannt. Wegen des hohen Sensibilisierungspotentials bei dieser Indikation sollte Perubalsam hier jedoch nicht eingesetzt werden [33]. Klinische Studien zu den genannten Anwendungsgebieten existieren nicht. Jedoch waren die wundheilenden Eigenschaften bereits bei der Entdeckung Amerikas unter den Indios und in Europa spätestens seit 1568 bekannt[34]. Sie wurden in den einschlägigen Handbüchern und Standardwerken immer wieder aufgeführt und sind unbestritten.

Dosierung & Art der Anwendung

Soweit nicht anders verordnet: Galenische Zubereitungen zur äußeren Anwendung mit 5 bis 20 % des Arzneistoffs; bei großflächiger Anwendung mit höchstens 10 % [11]. Dauer der Anwendung nicht länger als 1 Woche [11]. Galenische Zubereitungen zur äußeren Anwendung [11].

Allergische Hautreaktionen [11]. Perubalsam gehört zu den häufigsten Auslösern von Kontaktallergien [35]. Seltene klinische Manifestationen mit allergischer oder möglicherweise allergischer Ätiologie sind Kontakturtikaria und andere Hauterscheinungen, rezidivierende aphthöse Mundulcera, Quincke-Ödem, bronchoobstruktive und anaphylaktische Reaktionen und Vaskulitis in Form einer diffusen Purpura [36]-[39]. Die genannten klinischen Erscheinungen können auch durch p. o. Aufnahme von Lebensmitteln, die Perubalsam enthalten, ausgelöst werden[39], [40], [41]. Patienten mit Dermatitis, die auf eine konventionelle Therapie mit Hautkontaktvermeidung von Perubalsam nicht ansprechen und entweder im Epikutantest oder im oralen Provokationstest positiv auf Perubalsam reagieren, können in erheblichem Ausmaß von einer Perubalsam-restriktiven Diät profitieren [41]. Lichtdermatosen und phototoxische Reaktionen sind möglich [42], [43]. s. a. → Sensibilisierungspotential.

Gegenanzeigen/

Anwendungsbeschränkungen

Ausgeprägte allergische Disposition [11].

Wechselwirkungen

Nicht bekannt [11].

Über die o. a. Anwendungsgebiete hinaus sind folgende Indikationen beschrieben: Als lokale Anwendung bei Ekzemen, Juckreiz, Kehlkopftuberkulose, Ozäna [44], [45]. Die Anwendung als Mittel gegen Scabies ist heute durch Benzylbenzoat in Reinform ersetzt. In Zentralamerika werden Zubereitungen von Perubalsam auch als Einreibung gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und rheumatische Beschwerden, das Harz gegen uterine und Nabelvenenblutungen verwendet [46]. Die innerliche Anwendung als Expektorans ist obsolet. Innerlich wurde Perubalsam auch bei chronischen Katarrhen der Respirations-, Verdauungs- und Urogenitalorgane, bei Asthma, Rheuma und Phthisis angewendet [45], [46]. Die Wirksamkeit bei diesen Indikationen ist nicht belegt.

Sonstige medizinische Anwendungen

In der Veterinärmedizin als Repellent [15].

Acute Toxizität:

Mensch. Als 8 %ige Zubereitung in Vaseline zeigt Perubalsam im geschlossenen Patch-Test auf der Haut nach 24 bzw. 48 h keine Reizwirkung [47], [48].

Tier. Unverdünnter Perubalsam zeigt nach 24stündiger okklusiver Einwirkung auf intakte oder rasierte Kaninchenhaut eine mäßige Reizung [49].

Chronische Toxizität:

Mensch. Zur subchronischen und chronischen Toxizität, Mutagenität, Carcinogenität und Teratogenität liegen keine Daten vor [50].

Sensibilisierung: Immuntoxizität. Im Maximierungs-Test nach Kligman erwies sich 8 %iger Perubalsam in Vaseline bei 8 von 25 Freiwilligen als sensibilisierend [47]. Bei Epicutan-Testungen an größeren Patientenkollektiven mit vermuteter Kontaktallergie (n = 1174 bis 5921) wurden Sensibilisierungsraten zwischen 3,4 und 6,6 % nachgewiesen [51]-[55]. Unter Frauen lagen die Sensibilisierungsraten von 5 europäischen Hautkliniken mit 7,6 % deutlich höher als unter Männern mit 4,6 % (n = 4000) [56]. Bei routinemäßiger Epicutan-Testung sämtlicher Patienten einer Hautklinik in Kopenhagen (n = 7500) zeigte sich in 3 % der Fälle eine positive Reaktion auf Perubalsam [40]. Bei positivem Epicutan-Test ist Perubalsam in ca. 20 % der Fälle tatsächlich die Ursache eines bestehenden Ekzems [40]. Die Sensibilisierung kann schon im frühen Kindesalter erfolgen, z. B. infolge der Behandlung einer Windeldermatitis [57]. Bei Kindern unter 15 Jahren fanden sich Sensibilisierungsraten bis zu 24 %[58]. Perubalsam, dessen Inhaltsstoffe oder verwandte Substanzen häufige Bestandteile von Kosmetika und Duftstoffen sind, zeigt in ca. 50 % der Fälle einer Parfümallergie eine positive Reaktion im Epicutantest, so daß der Perubalsam-Test als Marker für eine Parfümallergie bezeichnet wird [59]. Umgekehrt zeigt sich in ca. 25 bis 50 % der Fälle einer Perubalsamallergie eine positive Reaktion auf bestimmte Parfüme oder Parfümmischungen, überwiegend bei weiblichen Patienten [40], [52], [54]. Andere häufigere Kreuzsensibilisierungen kommen mit Propolis, Vanille, Orangenschalen, Zimtpulver und anderen Gewürzen, Tolubalsam, Holzteer, Steinkohlenteer u. a. Substanzen vor [40], [60], [61], [62], die meist als sekundäre Allergene anzusehen sind [40]. Patienten mit Unterschenkelekzemen mit oder ohne Ulcus cruris sind gegenüber Patienten mit anderen Ekzemen besonders häufig gegenüber Perubalsam sensibilisiert, und zwar in etwa 14 bis 22 % der Fälle [33], [63], [64], [65], was einerseits auf die leichte Sensibilisierbarkeit der Haut des Unterschenkels bei chronisch-venöser Insuffizienz, andererseits auf die langwierige Anwendung von Topika mit Perubalsam enthaltenden Inhaltsstoffen zurückgeführt wird. Die Sensibilisierung blieb auch noch nach 11 bis 15 Jahren nachweisbar [65]. Einzelne Inhaltsstoffe des Perubalsams, die für die Sensibilisierung verantwortlich sind, sind noch unzureichend bekannt. Den Estern des Coniferylalkohols wird eine wesentliche Bedeutung zugeschrieben, denn ca. 80 % der Patienten mit positivem Epicutantest auf Perubalsam reagierten auf diese Substanzen positiv [40]. Insbesondere in Coniferylbenzoat und in dem strukturell ähnlichen Benzylisoferulat vermutet man wichtige allergene Bestandteile [60]. Unabhängig von der Auslösung einer Allergie vom Kontakt-Typ kann Perubalsam eine Photosensibilisierung hervorrufen. Bei 1129 bzw. 1993 Patienten mit vermuteter Photosensibilisierung zeigten 0,7 bzw. 3 % positive Reaktionen auf Perubalsam im Photopatch-Test [42], [43]. Bei einer Auftrennung in photoallergische und phototoxische Reaktionen steht Perubalsam an 10. Stelle der Verursacher einer phototoxischen Reaktion (in 1,42 % dieses Reaktionstyps) und an 6. Stelle der Verursacher einer nicht-klassifizierbaren Reaktion (2,76 % dieses Reaktionstyps). In keinem Fall konnte eine eindeutig allergische Reaktion identifiziert werden [43].

Toxikologische Daten:

LD-Werte. An Ratten wurde ein LD50-Wert von >5g/kg KG p. o. ermittelt [68], bei dermaler Applikation an Kaninchen ein Wert von >10 g/kg KG [49]. Für Perubalsamöl liegen die entsprechenden Werte bei 2,36 bis 3,5 mL/kg KG [69], [70] p. o. bzw. bei >2 bis >5 g/kg KG [69], [71] für die dermale Applikation. ADI-Werte. Für die Inhaltsstoffe Benzoesäure bzw. Benzylbenzoat liegen die ADI-Werte bei 0 bis 5 mg/kg KG [30], [66], für Vanillin bei 0 bis 10 mg/kg KG [67]. Die Droge wird der Aromastoff-Kategorie N2 zugeordnet. Hierzu zählen Pflanzen und Pflanzenteile, deren Gebrauch als Zusatz zu Lebensmitteln in geringen Mengen akzeptabel ist [72].

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Copyright

Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung des Springer Medizin Verlags GmbH, Berlin, Heidelberg, New York

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Datenstand

15.08.2010